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Ausgabe:

1962

Spalte:

1-8

Autor/Hrsg.:

Bultmann, Rudolf

Titel/Untertitel:

Zur Interpretation des Johannesevangeliums 1962

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Cijeologtfdje Httetatittjettitng

ifEonatsfdjrift für Das gefamte (Bebtet Der Cljeologte und IWigionsfinffenfcnaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
HERAUSGEBER: PROFESSOR D.ERNST SOMMERLATH, LEIPZIG

NUMMER 1 87..IAHRUANO JANUAR 1962

Spalte

Zur Interpretation des Johannesevangeliums
. Von R. Bultmann......... 1

Die Krise des Ethischen und die Theologie.

Von W. Pan nen be r g........... 7

Der innere Wandel der Religionen als Frage
an unsere Verkündigung.

Von O. F. Vicedom............ 15

Acta reformationis catholicae ecclesiam Oer-
maniae concernentia saeculi XVI, hrsg. v. O.
_PfeiUchifter. II. (R. Stupperich)....... 52

Biser, E.: Der Sinn des Friedens (]. Leipoldt) 23
Burgert, H., s. Kirche und Verkündigung . 69

Casel, O.: Das christliche Kultmysterium.
4. Aufl., hrsg. v. B. Neunheuser (O. Söhngen) 71

Dietz, O.: Unser Oottesdienst(W. Blankenburg) 71
Doekes, L.: Der Heilige (W.Philipp) .... 59
Dupont, D. ].: Les sources du Livre des Actes

(E. Haenchen)............... 42

[Eckhart:! Meister Eckhart der Prediger. Festschrift
z Eckhart-Oedenkiahr, hrsg. v. U. M.
Nix u. R. Öchslin (K. Weiß)........ 25

Essinger, H.: Wege nach Rom (O. Holtz) . 63

Fascher, E.: Kritik am Wunder (Q. Voigt) . 24
Forck, O.: Die Königsherrschaft Jesu Christi

bei Luther (O. Sundby i........... 53

Frisque, ].: Oscar Cullmann (O. Delling) . . 40

Spalte

Orobel, K.: The Oospel of Truth
(H.-M. Schenke).............. 30

Hermelink, J.: Verstehen und Bezeugen
(W. Schultz)................ 28

Holwerda, D.: The Holy Spirit and Escha-
tology in the Oospel of John (R. Bultmann) 5

Hromädka, J. L.: Von der Reformation zum
Morgen, übers, v. K.Sygusch (H. Oollwitzer) 61

— Theologie und Kirche zwischen gestern und
morgen, übers, v. H. U. Kirchhof

(H. Oollwitzer)............... 61

— Sprung über die Mauer, übers, v. R. Weckerling
(H. Oollwitzer)............ 61

Jaspers, K : Rechenschaft und Ausblick
(O.OloegeL A............... 65

Johnson, A.: Eivind Berggrav. Übers, v. O.
Klose (K. Kupisch)............. 50

Kirche und Verkündigung, hrsg. v H Burgert
u. H. Ristow (H. Beintker).......K M

Kirchhoff, H. U., s. Hromädka, J. L..... 61

Klose, Q., s.Johnson, A........ jq

L?hm„an,I!; E" Erf(?rsch"ne des Mittelalters.
I—III. (H. Sproemberg).......... 45

Luther-Jahrbuch 1961 (H.-U. Delius) ... 52

Mj.Ch,e'' D,i Tempora und Satzstellung in den
j uPsalmen (S. Mowinckel).......... 32

Neunheuser, B., s. Casel, O. ... 71

Spalte

Nix, U. M., s. Meister Eckhart........ 25

Öchslin, R., s. Meister Eckhart....... 25

Pa u I s en, A.: Oeschlechtund Person(D. Rößler) 70

Pfeilschifter, O., s. Acta reformationis. . . 52

Reich, H., s. Solberg, R.W......... 64

Ristow, H., s. Kirche und Verkündigung . . 69
Schneemelcher, W. [Hrsg.]: Das Erbe des

19. Jahrhunderts (H.-O. Fritzsche)...... 55

Seifert, P.: Die Theologie des jungen Schleiermacher
(W. Schultz)............ 67

Sojberg, R. W.: Also sind wir viele ein Leib.
Obers, v. R. Zimmermann u. H. Reich
(E. Wüstemann).............. 64

Sygusch, K., s. Hromädka, J. L....... 61

Thüsing, W.: Die Erhöhung und Verherrlichung
Jesu im johannesevangelium

(R. Bultmann)............... 1

Weckerling, R., s. Hromädka, J. L..... 61

Zimmermann, R., s. Solberg, R.W..... 64

Von Personen:

Oerhard Oloege zum 60. Oeburtstag
(H. Beintker)............... 73

Berichte und Mitteilungen:

Eine neue Eckhart-Handschrift (K. Weiß). . 73

Neue Bücher................ 77

Zur Interpretation des Johannesevangeliums

Von Rudolf B u 11 m a n n, Marburg

Die erste der beiden hier zu besprechenden Untersuchungen
zum Johannesevangelium1 behandelt die Aussagen dieses Evangeliums
über die Erhöhung und Verherrlichung Jesu und hat da6
Ziel, die joh. „Konzeption" des Heilsgeschehens (nicht der Heils-
gabef) herauszuarbeiten. Das geschieht in der Exegese der in
Frage kommenden Stellen, und diese Exegese zeichnet sich durch
außerordentliche Sorgfalt und intensive Versenkung in den Text
aus, freilich auch durch oft allzugroße Umständlichkeit und
Breite. Sehr gewissenhaft ist auch die Berücksichtigung der
wissenschaftlichen Literatur und die Auseinandersetzung mit ihr,
wenngleich auch hierin des Guten gelegentlich zu viel getan ist.

Zur allgemeinen Charakteristik des gewichtigen Buches ist
zu sagen, daß der Verf. die literarkritischen Probleme ignoriert
oder höchstens gelegentlich andeutet. Auch die Frage nach der
religionsgeschichtlichen Stellung des Joh.-Evg. wird nur gelegentlich
in kurzen Bemerkungen berührt. Das bedeutet aber auch, daß
er es unterläßt, die Sprache des Joh.-Evg. als ganze zu charakterisieren
und ihre Begrifflichkeit wie ihre eigentümliche Dialektik
aus dem (antithetischen) Zusammenhang mit der religiösen Umwelt
zu erläutern. Nur selten weist er auf die paradoxe Redeweise
hin, und soweit er nach dem Ursprung der joh. Begriffe fragt,
rekurriert er auf das AT (z. B. 36 f.. 245-248).

Das wirkliche Verdienst des Buches liegt — abgesehen von
den gewissenhaften Interpretationen — darin, daß der Verf. ein
entscheidendes, ja, man darf wohl sagen, das entscheidende Problem
zwar nicht zum ersten Mal gesehen, aber in seiner Bedeu-

*) Thüsing, Wilhelm: Die Erhöhung und Verherrlichung Jesu
">> Johannesevangelium. Münster/W.: Aschendorff [i960]. XIII, 303 S.
gr. 8° - Neutestamcntliche Abhandlungen, hrsg. v. M. Meinertz,
XX' Bd., 1/2. H.

1

U.-B.T03.

tung klar erkannt, energisch durchdacht und in selbständiger
Weise einer Lösung zugeführt hat, eindrucksvoll auch für den, der
sie nicht schlechtweg akzeptieren kann. Das Problem besteht in
der Frage, wie 6ich in der Darstellung des Joh. das Bild des irdischen
Jesus und das Bild des erhöhten zueinander verhalten.
Für den Verf. stellt sich das Problem dar als die Frage nach dem
Verhältnis der beiden „Stadien" des Werkes
bzw. des Wirkens Jesu zueinander.

Das Problem kommt gleich im ersten kürzeren Teil „Die
Erhöhung Jesu" (3-37) zur Geltung. Der Verf. sieht richtig, daß
das vipovv bzw. uyjm&rjvai, das Joh. 3,14; 8,28; 12,32 (nur
an diesen Stellen) begegnet, primär die Kreuzigung Jesu bedeutet
, aber er lehnt es ab, in dem lyxo&fjvcu den Doppelsinn der
Erhöhung ans Kreuz und in die himmlische Herrlichkeit zu finden
. Die Erhöhung Jesu ans Kreuz ist insofern die „Inthronisation
" Jesu, als ihre „Auswirkung" darin besteht, daß Jesus nunmehr
seine Königsherrschaft ausübt, was ohne die vorangegangene
Kreuzigung nicht möglich geworden wäre (31, vgl. 289: die
Erhöhung ist die Ermöglichung des 2. Stadiums des verherrlichenden
Werkes). Um die Wirksamkeit des beim Vater herrschenden
Jesus auszusagen, verwendet Joh. das „Bild" des
Gekreuzigten, „dieses wird transparent für die Heilsbedeutung
des Verherrlichten. Es ist also nicht nur die Erhöhung zur
Heilandsmacht in die Kreuzigung verlegt, sondern auch umgekehrt
das Kreuz gewissermaßen in die Herrlichkeit hineinproji-
ziert — weil die Bedeutung des Kreuzes als eines bleibenden
Strukturprinzips auch für die Wirksamkeit des Verherrlichten erkannt
ist" (33). Es wird sich im Folgenden bestätigen, daß die
Lösung jenes Problems darin liegt, daß das Leben des irdischen
Jesus „transparent" wird für das Auge des Glaubenden,
der im Irdischen den Verherrlichten sieht.

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