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Ausgabe:

1962

Spalte:

221-222

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

La primauté de Pierre dans l'église orthodoxe 1962

Rezensent:

Spuler, Bertold

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Seite 1

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221

222

Pf ist er, Rudolf: Bullinger -Forschung.

Archiv für Reformationsgeschichte 51, 1960 S. 90—97.
Pietz, Reinhold: Erzkctzer oder Heiliger? Zum 400. Todestag Caspar

Schwenckfelds.

Die Zeichen der Zeit 15, 1961 S. 454—457.
P i n e 11 e, G. L.: Freedom in Hugenot Doctrine.

Archiv'für Reformationsgeschichte 50, 1959 S. 200—234.
Popkin, Richard H.: Skepticism and the Counter-Reformation in

France.

Archiv für Reformationsgeschichte 51, 1960 S. 58—87.
Stockum, Th. C. van: Johannes Calvijn en Ignatius van Loyola,

polaire tegenstelling of omgekeerde Symmetrie?

Nederlands Theologisch Tijdschrift 14, 1960 S. 430—439.
Stupperich, Robert: Evangelisches Konzil. Forderungen und Pläne

luth. Theologen und Politiker im 16. und 17. Jahrhundert.

Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 3, 1961 S. 296—314.
— Melanchthons Anteil an der Reformation in Pommern.

Archiv für Reformationsgeschichte 51, 1960 S. 208—222.
V o 1 z, Hans: Miszelle: Zwei Druckseiten mit Georg Rörers Korrekturen
zur zweiten Auflage von Luthers Galaterbriefkommentar von

1 538.

Archiv für Reformationsgeschichte 51, 1960 S. 87—89.
Weiß, Ruth: Die Herkunft der osthe6sischen Täufer (2).
Archiv für Reformationsgeschichte 50, 1959 S. 182—199.

K1HCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE

A f a n a s s i c f f, R. P. N.. Prof., K o u 1 o m z i n e, N., Prof., Meyen-
, dorff, R. P. ]., Prof., et R. P. A. Schmemann, Prof.: La
!/• primaute de Pierre dans l'Eglisc orthodoxe. Neuchätel: Editions
Delachaux et Niestie 11960]. 151 S. gr. 8° «= Bibliotheque orthodoxe.
c,j— Der Primat des Petrus in der orthodoxen Kirche. Übers, aus dem
Französ. von M. Thurneysen. Zürich: EVZ-Verlag [1961].
151 S. gr. 8° = Bibliothek f. orthodoxe Theologie u. Kirche, hrsg.
v. B. Bobrinskoy, O. Clement, B. Fize, J. Meyendorff, Bd. 1. Lw.
DM 16.50.

Wie die römisch-katholische, so geht auch die orthodoxe
Kirche von der Integrität des neutestamentlichen Textes und von
der Autorität der Kirchenväter aus. Sie kann also die von evangelischer
Seite verschiedentlich geäußerte Auffassung von der
bekannten Stelle Matth. 16, 18 f. als einem Einschub nicht in die
Debatte werfen, sie muß auf den Aussagen der Kirchenväter aufbauen
wie jene. So hängt alles von einer unterschiedlichen Auslegung
des Bibelwortcs und der Hervorhebung hier des einen,
dort des anderen Kirchenvaters ab. Linter diesen Umständen
unterstreicht das vorliegende Buch — freilich in einer Sprache und
Terminologie, die westlichen Lesern nicht immer leicht zugänglich
sind und also zugleich ein Beispiel für den Unterschied westlicher
und östlicher Denk- und Aussageformen überhaupt bilden
— die Auffassungen Cyprians und läßt manche Äußerungen
des hl. Ignaz von Antiochien oder des Irenäus zurücktreten. Es
hebt den „Vorrang in der Liebe" bei Ignaz hervor, der nicht
Vorrang in der Herrschaft sei; es sieht in Petrus den Eckstein
der Kirche, der nicht zugleich Baumeister sein könne (S. 37). All
das wird von Afanassieff überdies im Rahmen der von. ihm entwickelten
„eucharistiGchen Ekklesiologie" gesehen, die „in der
Tiefe des orthodoxen Gewissens immer lebendig geblieben" sei,
und die der „universalen Ekklesiologie" und der „kirchlichen
Organisation" des Westens gegenüberstehe. Das Wort „katholisch
" gehöre nach der „eucharistischen Ekklesiologie" der
bischöflichen (in gleichberechtigten Bistümern organisierten) Kirche
2u und sei im Westen auf die ,,autokephale Kirche" übertragen
Worden, „die in Wirklichkeit eine politisch-kirchliche Einheit
ist" (S. 62 f.).

Gewiß habe die Kirche von Anfang an einen (irdischen)
Mittelpunkt besessen, heißt es in weiteren Kapiteln. Das sei bis
7° n. Chr. die Kirche von Jerusalem gewesen, deren Nachfolge
2" übernehmen die Kirche Roms in den ersten Jahren nach der
«eronischen Verfolgung zu schwach gewesen sei. Wenn Rom spä-
*W ein Mittelpunkt war, so 6ei es bestrebt gewesen, „den Vorrang
der Liebe in einen solchen des Rechts zu verwandeln'
Hl). Dabei sei übersehen worden, daß Petrus selbst nie
■Hefa, sondern nur im Gremium der Zwölf als führende Persön-
"dikeit aufgetreten sei und diese seine Stellung verloren habe,
a,s er Jerusalem verließ und andernorts, schließlich in Rom, „als

Missionar, nicht als Bischof" gewirkt habe (vgl. besonders S. 89).
Was die byzantinischen Theologen zu diesen und verwandten
Fragen beitragen, wird in einem dritten Abschnitt (s. 91—115)
von Jean (Baron) Meyendorff in Auszügen dargelegt.

Im ganzen aber zeigt das Buch die Tatsache, daß Fragen dieser
Art innerhalb der Orthodoxie noch nicht zu Ende diskutiert
worden sind, daß ,,le rejet de l'ecclesiologie romaine ne fut pas
suivi . .. par l'expression et la formulation d'une doctrine positive
" (S. 128); denn nur in deren Rahmen könne das Problem
wirklich erfaßt werden (S. 150). Es ist deshalb schade, daß die
vorliegende Arbeit zur Bekräftigung dieser ihrer These nicht auf
das sehr aufschlußreiche Buch von Bernhard Schultze SJ Bezug
nimmt: Russische Denker. Ihre Stellung zu Christus,
Kirche und Papsttum, Wien (1950). Ergibt sich doch hier bei
der hinsichtlich aller Denker angesprochenen Frage nach ihrer
Stellung zum Papsttum, daß nur ganz wenige von ihnen wirklich
eine solche hatten. Für die meisen von ihnen war, wenn man 60
sagen darf, „das Papsttum kein Problem". Das vorliegende Buch
ist ein Zeugnis dafür, daß dies erst im 20. Jhdt. anders zu werden
beginnt, nachdem in der Emigration nach 1917 (und durch
die Ökumenische Bewegung) namhafte orthodoxe Theologen in
nachhaltige Berührung mit dem Denken des Westens und seinen
besonderen Fragestellungen gekommen sind. So kann Alexander
Schmemann in seinem (von Afanassieffs Ekklesiologie geprägten)
4. Abschnitte „La notion de primaute" (S. 117—150) zu der treffenden
Formulierung kommen: „La theologie orthodoxe attend
encore une evaluation vraiment orthodoxe, qui ne soit contami-
nee ni par la polemique ni par l'apologetique, de la place de
Rome dans l'histoire du premier millenaire" (S. 142).

Eben vor dem Erscheinen dieser Anzeige liegt eine wörtliche
deutsche Übersetzung vor (vgl. im Titel), die vielen sehr
erwünscht sein wird, soweit ihnen die Lektüre französischer
Bücher Schwierigkeiten macht. Vermutlich wird man das Interesse
an der Orthodoxie im deutschen Sprachraume auch als größer
ansehen dürfen denn im französischen.

Hamburg Bertold S p u 1 e r

Jungmann, Josef Andreas, Prof.: Symbolik der katholischen Kirche.

i<- Mit Anhang: Symbolik des katholischen Kirchengebäudes von Ekkart
Sauser. Stuttgart: Hiersemann 1960. 100 S. gr. 8° = Symbolik
der Religionen, hrsg. v. F. Herrmann, VI. Kart. DM 19.—.
Goldammer, Kurt, Prof.: Kultsymbolik des Protestantismus. Mit
Anhang: Symbolik des protestantischen Kirchengebäudes von Klaus
Wessel. Ebda 1960. 112 S. gr. 8° = Symbolik der Religionen, VII.
Kart. DM 22.-.

Aus der im Erscheinen begriffenen instruktiven Schriftenreihe
„Symbolik der Religionen" liegen jetzt die beiden Hefte
vor, die uns insbesondere angehen. Beiden ist gemeinsam, daß
sie ein umfangreiches Material in gedrängter Kürze darbieten,
aber doch so, daß im Historischen und Systematischen die wichtigsten
Linien klar hervortreten.

Band VI: Die ausgezeichnet flüssig und gut lesbar geschriebene
Darstellung Jungmanns gliedert den reichen
Symbolbestand der katholischen Kirche in der Weise auf, daß sie
den historischen Schichten folgt, in denen sich die verschiedenen
Symbole gebildet haben. Die frühchristliche Grundlage dieses
Symbolbestandes findet er in der Zeichenhaftigkeit der (sieben)
Sakramente. An sie gliedert sich im Laufe der geschichtlichen
Perioden eine Fülle sinnbildlicher Handlungen, Formen, Farben
und Figuren an, die in äußerster Knappheit, aber mit spürbarer
Beherrschung des ungewöhnlich breit gelagerten Stoffes, in dem
Nacheinander ihres Auftretens dargestellt werden.

Von besonderem Interesse ist Abschnitt V: „Symbolik der
Gegenwart". Hier wird das, was aus der Entwicklung der Jahrhunderte
heute noch als bildkräftig empfunden wird, herausgeschält
. Der Verfasser stellt auch für seine Kirche fest, was im
Protestantismus noch 6chärfer spürbar ist, daß das allgemeine
Verständnis für die Sprache der Symbole in der neueren Zeit abgenommen
hat. Auf der anderen Seite macht sich gegenwärtig
eine Regeneration des Symboldenkens geltend. Sie ist dadurch
gekennzeichnet, daß die Einfachheit und Bildkraft der altkirchlichen
Symbol-Tradition wieder stärker zu ihrem Rechte kommt.
Das übermäßige Beiwerk wird abgestreift. Die Symbolik des litur-