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Ausgabe:

1962

Spalte:

210

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

The svmma contra haereticos 1962

Rezensent:

Pannenberg, Wolfhart

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209

Theologische Litcraturzeitung 1962 Nr. 3

210

in enthusiastische Entstellung und Überwucherung solchen Glaubens
6ehr eng beieinander. Der neue Zugang, der 6ich zur Frage
des geschichtlichen Jesus aus dem Verstehen der Existenz eröffnet
hat, vermag u. E. diese entscheidende Aussage Rudolf Ottos
in 6ich aufzunehmen und damit einen wesentlichen Schritt in
Richtung auf die Lösung der Grundfrage evangelischer Theologie
nach dem Verhältnis des geschichtlichen Jesus zum Glauben an
Christus zu tun. Bestandsaufnahmen wie die von Zahrnt geben
nicht nur dem Nichtfachmann einen dankenswerten Einblick in
die Arbeit der Forschung, sondern können auch dem Fachmann
zur Besinnung auf die erreichte Position dienen.

Eisenach Walter Grund mann

vJ^Schulz, Siegfried: Komposition und Herkunft der Johanneischen

Reden. Stuttgart: Kohlhammer [i960]. XI, 213 S. gr. 8° = Beiträge
zur Wissenschaft vom Alten u. Neuen Testament, 5. Folge, hrsg. v.
K. H. Rengstorf u. L. Rost, H. 1. Kart. DM 18.-.

Der außerordentlich belesene Verf. — das Literaturverzeichnis
S. 191—213 umfaßt 613 Nummern — wendet in dieser umgearbeiteten
Habilitationsschrift die in seiner Dissertation entwickelte
Methode auf das Joh. Evg. an. Genauer: er untersucht den Prolog
(7—69), die Bildworte und -reden (70—139) und die „spätjüdisch-
apokalyptischen Sprucheinheiten" — Menschensohn-, Sohn-, Para-
klet-, Wiederkunftsthemen (132—139). Die Ergebnisse bietet
der 2. Teil (140—187): Die johanneischen Reden bilden keine
religionsgeschichtliche Einheit (140): ihr Wurzelboden ist spät-
jüdisch, aber ihre Auslegung weist in die gnostisch-hellenistische
Sphäre (141). Historischer Träger solcher Überlieferung ist das
Spätjudentum, und zwar ein sektiererisches (Qumran), hellenistisches
(Sophia), apokalyptisches (Menschensohn), synkretistisches
(Täuferkreise) und gnostisches (Urmandäer): 141. Die traditions-
;;eschichtliche Erforschung ergibt 6 thematische Einzelüberlieferun-
gen: Logos, Ego eimi, Menschensohn, Sohn, Paraklet, Der Wiederkommende
. Dieses Spruchgut fand der Evangelist schon gesammelt
vor. Es enthielt Sprüche des Erhöht-Gegenwärtigen und Antwort
und Lobpreis der Gemeinde. Die Sammlung war in einem
antipharisäischen Judentum erfolgt: „Wir stoßen auf eine johan-
neische Gemeinde, Bruderschaft oder besser habura als letzten
Traditionsträger, der die verschiedenen, johanneischen Einzelüberlieferungen
nicht nur geschaffen, sondern auch weiter gegeben
bat" (183).

Man kann sie fast als Sammelbecken der verschiedenen
sektiererischen Gruppen des Spätjudentums ansprechen (184).
• Diese johanneische habura hat Jesus in einem anderen Lichte
gesehen als jene Gemeinde, die hinter der synoptischen Tradition
steht" (ebd.). „Sie zog aus der Verkündigung Jesu die berechtigte
Konsequenz, daß Gott sich von seinem Volk abgewendet
hat" und damit „der Weg für die Völker in grundsätzlich neuer
Weise eröffnet wurde" (185).

In summa: aus sektiererischen (qumranischen, täuferischen,
apokalyptischen und frühmandäischen) Gruppen bildete sich die
johanneische habura, die von Anfang an selbständig neben
jener Gemeinde existierte, die hinter der synoptischen Tradition
stand (186) und pharisäisch bestimmt war (187).

Die Methode von S. läßt den Evangelisten selbst fast ganz
hinter der Tradition seiner hypothetischen habura zurücktreten.
Daß die von Johannes benutzte Tradition gegenüber der synoptischen
6chon Zeichen weiterer Entwicklung aufweist, wird nicht
beachtet, obwohl es fraglich macht, daß die „joh. habura" von
Anfang an selbständig neben der in den Synoptikern zu
Wort kommenden Gemeinde stand. Wir meinen, daß S. nicht sosehr
„Komposition und Herkunft der johanneischen Reden" behandelt
, als vielmehr die religionsgeschichtlichc Herkunft des in
ihr benutzten Materials. In dieser Untersuchung scheint uns der
eigentliche Wert der Arbeit zu liegen.

MUnstcr/W. Ernst Haenchen

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KIRCHENGESCHICHTE: MITTELALTER

G a r v i n, Joseph N., C. S. C, and James A. Corbett: The Summa
' 'contra Haereticos. Ascribed to Praepositinus of Cremona. Notre
Dame, Ind. / U. S. A.: University of Notre Dame Press 1958. LVIII,
302 S. gr. 8° = Publications in Mediaeval Studies, ed. by P. S. Moore
and J. N. Garvin, XV. Lw. $ 7.50.

Das vorliegende Werk ist ein Dokument der antihäretischen
Auseinandersetzungen in der Scholastik um die Wende zum
13. Jhdt. Der erste Teil setzt sich mit den Katharern auseinander,
der zweite, sehr viel umfangreichere (S. 75—224), vorwiegend mit
den Passagines. Es folgen dann noch einige Quaestionen über
nicht näher bezeichnete Häresien. Die Form der Quaestio kommt
durchweg zur Anwendung. Es werden jeweils zunächst die häretischen
Argumente, vor allem Schriftzitate, angeführt, darauf die
katholische Widerlegung gegeben.

Die beiden hauptsächlich bekämpften Häresien stehen
einigermaßen gegensätzlich zueinander. Die Katharer nehmen
manichäische Vorstellungen auf, sehen im Gott des AT den Teufel
, verwerfen das AT selbst, leugnen die Fleischwerdung Christi,
lehnen Ehe und Fleischgenuß ab, sowie auch jeden Gradunterschied
im Stande der Seligkeit einerseits, der Verdammnis andererseits
. Die Passagines sind hingegen judaistisch orientiert, leugnen
die Gottheit Jesu, halten das at. Gesetz, Beschneidung, Passah
und Sabbat für verbindlich, ebenso die Liste verbotener Fleich-
arten. Sie lehnen die kirchlichen Institutionen als Hinzufügungen
zu Gottes Worten ab, verwerfen die Kindertaufe (weil Kinder
keine Sünden haben), aber auch die Eucharistie, da die Gemeinschaft
mit Christus nur geistlich zu vollziehen ist. Sie weisen, um
der Zukünftigkeit des bei der Wiederkunft Christi ergehenden
Gerichtes willen, die Vorstellungen vom Fegefeuer und vom
Gericht unmittelbar nach dem Tode, aber auch das Gebet für die
Toten ab. Sie verwerfen die Heiligenverehrung, weil Gott allein
anzubeten ist.

In nur einer der zehn Hss, die für die Edition herangezogen
sind, ist das Werk als eine Arbeit Präpositins bezeichnet. Man
hat es ihm vielfach zugeschrieben, weil er nach Wilhelm von
Auxerre einige Zeit unter Häretikern als Missionar verbracht hat.
Da im Text keine Bekanntschaft mit den andern antihäretischen
Werken zu Beginn des 13. Jhdts. sichtbar ist, muß die vorliegende
Summe wohl verhältnismäßig früh, nämlich gegen Ende des
12. Jhdts. angesetzt werden (XIV). Außer einer Beschreibung
geben die Herausgeber eine ausführliche Inhaltsübersicht. Im Anhang
werden abweichende Textversionen einer Hs mitgeteilt.

Mainz Wolf hart P a n n e n berg