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Ausgabe:

1961 Nr. 2

Spalte:

115-118

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

The Holy Land 1961

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 2

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ker über, so daß alle Menschen es verstehen konnten" (Sab. 88b;
Midr. Ps. 68, 6 zu 68, 12 und Parallelen).

Der Verfasser legt dem Leser ein reiches Material vor, das
nutzbringend für weitere Forschungen zu verwenden ist. Ohne
Zweifel sind viele von van Goudoevers Hypothesen wert, in Ruhe
nachgeprüft zu werden. Das Buch vermittelt jedenfalls viele
Anregungen.

Basel Ernst Ludwig E h r 1 i c h

The Holy Land. New Light on the Preliistory and Early History
of Israel. Jerusalem: Hebrew University, Department of Antiquities,
Israel Exploration Society, und Den Haag: Luctor Sc Emergo 1957.
VIII S. u. S. 79—317 m. Abb. u. Ktn. 22 :22 cm = Antiquity and
Survival, Vol. II, 2—3.

Dem glänzend ausgestatteten, mit festem Einband versehenen
Werk mit zweispaltigen Textseiten ist das Faksimile eines
Briefes des israelitischen Staatspräsidenten vom 2. Oktober 1957
an den Herausgeber von „Antiquitiy and Survival", W. A.
Ruysch, vorangestellt. Der Staatspräsident I. Ben-Zvi begrüßt
darin aufrichtig die Initiative der Herausgeber, in diesem Band
einen umfassenden Überblick über die neuesten archäologischen
Forschungen in Israel ermöglicht zu haben. Dann folgt eine
chronologische und archäologische Tabelle, der jeweils auf der
rechten Seite eine Bildtafel beigegeben ist, die die kulturgeschichtlichen
und archäologischen Angaben der Tabelle illustriert
. Die Vorgeschichte vom Altpaläolithikum bis zum Ende
des Chalkolithikums füllt anderthalb Seiten mit sechs Kolumnen
für die verschiedenen Angaben über die Perioden, die Fundorte
vorgeschichtlicher Entdeckungen, das Klima, die Tierwelt und die
menschliche Kultur. Die geschichtliche Zeit beginnt mit 3000
v. Chr. und reicht bis zur arabischen Eroberung 636—640 n. Chr.
Die verschiedenen Kolumnen beziehen sich hier auf die Daten,
die archäologischen Perioden, die geschichtlichen Ereignisse, die
Kulturgeschichte und die Angabe der Ausgrabungsstätten, an
denen die einzelnen Feststellungen gemacht wurden. Daß darunter
auch die oft so stiefmütterlich bedachte Perserzeit für Palästina
gebührend berücksichtigt wird, ist besonders dankenswert.
Dann folgen fünfzehn Aufsätze in englischer bzw. französischer
Sprache. — Jean Perrot, Le Mesolithique de Palestine et les recen-
tes decouvertes ä Eynan (AFn Mallaha) (S. 91—110). Dieser Aufsatz
ragt besonders hervor durch die detaillierten Angaben über
die Funde von Ain Mallaha westlich vom Hule-See, wo Siedlungen
der Natufienkultur unter freiem Himmel aufgedeckt wurden
zusammen mit Grabstätten dieser Kulturperiode in drei
verschiedenen Schichten mit insgesamt 38 nahezu vollständigen
menschlichen Skeletten. Die dabei beobachteten Begräbnissitten
werden vom Verfasser mit anderen vorgeschichtlichen Funden in
Palästina in Verbindung gesetzt. Tafeln und eingehende archäologische
Lageskizzen erläutern den wichtigen Fund in aller
wünschenswerten Deutlichkeit. — Im zweiten Beitrag handelt
S. Yeivin über „The Land of Israel and the Birth of Civilisation
in the Near East" (S. 111—120). Im Mesolithikum trieben die
Natufier ,,unintentional agriculture", zu Beginn des Neolithikum
erfolgte der Übergang zum „intentional agriculture" dank günstiger
Bodenbeschaffenheit und der Möglichkeit, kleinere Bewässerungsanlagen
zu schaffen. Die Übung des Feldbaus verbreitet
sich von Palästina aus über Nordostafrika und Vorderasien.
Der Beginn der Stadtorganisation ist durch die Ausgrabungen von
Jericho nachgewiesen. Sie mag möglicherweise durch eine Einwanderungswelle
von Jägern des Cromagnonoiden Typs bedingt
gewesen sein. Im Chalkolithikum geht die weitere kulturelle
Entwicklung auf Mesopotamien infolge der Einwanderung der
Sumerer über, die die Anfänge palästinischer Kulturleistung
übertreffen. — M. Dothan behandelt in seinem Aufsatz ,,Some
Aspects of Religious Life in Palestine during the Hyksos Rule"
(S. 121—130) die Ausgrabungen von Nahariyah, das zwischen
Tyrus und Akko am Rand des Mittelländischen Meeres liegt.
Die dort gemachten Funde, ein Tempel und eine b ä mä h, führen
in die Hyksoszeit. Die dort verehrte Hauptgöttin war vermutlich
Aschera, die aus den jüngeren ugaritischen Texten bekannt
ist. Beifunde von Votivgeräten lassen Vergleiche mit den
Funden von Byblos zu. Verf. wertet Nahariyah als bestes Beispiel
der religiösen Koine der Hyksoszeit. — Y. Aharoni bespricht
in einem längeren Aufsatz (S. 131—150) „Problems of the

Israelite Conquest in the light of Archaeological Discoveries".
Verf. bespricht zuerst die biblischen Berichte, danach die archäologischen
Funde von Jericho, Ai, Bethel, Debir, Lachisch und
nimmt schließlich die These von Mazar an, die israelitische Einwanderung
habe sich in zwei Wellen vollzogen, von der die ältere
die des Hauses Joseph war am Ende des 14. Jahrhunderts v. Chr.
Die zweite Welle war die von Juda und 6einen Anhängern in der
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Diese zeitlichen Ansetzun-
gen harmonieren mit den Ergebnissen der Oberflächenforschung
Nelson Gluecks im Ostjordanland sowie mit den biblischen Angaben
. Selbstverständlich behebt nach Ansicht des Rez. auch diese
These nicht alle Schwierigkeiten. Der zeitliche Abstand beider
Wellen müßte größer sein, um Raum für die Entstehung fester
politischer Organisationsformen im Ostjordanland zu bieten.
Der dritte Teil des Aufsatzes widmet sich galiläischen Problemen,
die der Verf. durch eigene archäologische Untersuchungen gefördert
hat mit dem Ergebnis, daß die israelitische Siedlung sich auf
Untergaliläa und das südliche Obergaliläa erstreckte. Im Lied der
Deborah wird Jabin, der König von Hazor, — vermutlich ist die
Deborah-Baraq- Schlacht zeitlich früher als die Auseinandersetzung
an den Wassern von Merom gewesen, — noch nicht erwähnt
. Verf.meint, daß die weiteren Ausgrabungen von Hazor in
den kanaanäischen Schichten neue Aufschlüsse geben werden. —
Dem Philisterproblem ist der Aufsatz von Trude Dothan
„Archaeological Reflections on the Philistine Problem" gewidmet
(S. 151—164). Die philistäische Keramik wird in bemerkenswert
guten Zeichnungen und Tafeln in allen Einzelheiten wiedergegeben
und auf ihre Stilelemente untersucht, wobei mykenische,
kyprische und ägyptische Einflüsse festgestellt werden, ein typi-
ches Zeichen des Kulturwandels von der späten Bronzezeit zur
frühen Eisenzeit. Die tönernen anthropoiden Sarkophage gehören
, soweit sie Palästina betreffen, zur philistäischen Bestattungssitte
, auch besonders wegen der aufgefundenen Beigaben. — Die
mit großer Spannung verfolgten Ausgrabungen von Hazor behandelt
Yigael Yadin in einer Abhandlung „Some Aspects of the
Material Culture of Northern Israel during the Canaanite and
Israelite Periods, in the Light of Excavations at Hazor" (S. 165
—186). Dieser Aufsatz wiederholt zum Teil das, was durch anderwärts
(z.B. BA XIX 2-11, XX 34-47, XXI 30-47, XXII 2-19)
erschienene Angaben über die Ausgrabungen bereits bekannt
war, hat aber seinen Reiz vor allem darin, daß nach einer kurzen
chronologischen Tafel über Hazor erst die kanaanäische
Periode geschildert wird mit Zitadelle und Unterstadt, Befestigungswerken
und Architektureigenarten, mit Tempeln und Kultgeräten
. Dann folgt die israelitische Periode, die in der Schicht III
(Jerobeam II.-Zeit) die Spuren eines starken Erdbebens aufwies
(Arnos 1, lb). Dem Aufsatz sind 16 Tafeln beigegeben, die vorzüglich
die Darstellung illustrieren. — Einen sehr dankenswerten
Überblick über „The Story of Pottery in Palestine" (S. 187—207)
bietet Ruth B. K. Amiran vermittelst einer Keramiktabelle, die
vom Chalkolithikum bis zur byzantinischen Periode reicht. Die
Ausführungen sind nur als eine Erläuterung zu dieser Tabelle
gedacht, führen aber sehr tief in die Geschichte der Keramik
Palästinas ein. Bemerkenswert ist, daß Verfasserin die verhältnismäßige
Kurzlebigkeit der einzelnen Keramik-Perioden feststellt.
Längere statische Perioden haben sich in der keramischen Produktion
Palästinas nicht herausgebildet. — Ebenfalls glänzend
illustriert ist der sehr aufschlußreiche Aufsatz von P. P. Kahane
über „Some Aspects of Ancient Glass" (S. 208—224). Hier hat
ein Sachkenner ersten Ranges das Wort genommen. Die einzelnen
Perioden werden sorgfältig besprochen, wobei auch die persische
Zeit gebührend berücksichtigt wird. Der Verf. schlägt ein
ganzes Forschungsprogramm vor, für dessen Erfüllung die Spezialforscher
aus aller Welt sich zusammenfinden sollen, wobei dem
Rez. Punkt 4, nämlich die Erforschung der Entwicklung von Glas
in den verschiedenen Bereichen der antiken Zivilisation, besonders
wichtig erscheint. — Der nachfolgende Beitrag von Arie
Kindler über „Coins as Documents for Israel's Ancient History"
(S. 225—236) gibt einen kurzen Überblick über die für die Geschichte
Israels in Betracht kommenden Münzen, wobei, wie jetzt
so oft, in Abrede gestellt wird, daß schon Simon der Makkabäer
habe Münzen schlagen lassen. — Dr. N. Avigad hat einen kurzen
Beitrag über „An Apokryphal Genesis Scroll in Aramaic"
(S. 237—243) beigesteuert, der allerdings nicht über den Rahmen