Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1961 Nr. 12

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

935

Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 12

936

gre6fiiv gegen die Theologie vorgegangen, aber sie hat den
Gottesbegriff vollständig aufgegeben. Diese Entwicklung in der
Metaphysik zum Adiristlichen kann die Theologie nicht ignorieren
. Sie ist jetzt gezwungen, endgültig einzusehen, daß ein
Bündnis mit der Metaphysik nicht möglich 6ein kann. Dies wird
ausdrücklich gegen Gogarten und Bultmann betont. Die Theologie
muß bei ihrer Sache bleiben. Der methodische Zirkel von
Offenbarungsgeschehen bzw. Verkündigung und Glaubenserkenntnis
gehört notwendig zu ihren Aussagen, so daß diese
einer apriorischen Wissenschaft gegenüber immer aposteriorischen
Charakter behalten. Dem „Gott der Philosophen" kann
nicht ein „Gott der Theologen" gegenübergestellt werden. Der
Theologe braucht dem Wahrheitsstreben des Philosophen keine
prinzipielle Grenze zu setzen. Aber er kann aposteriorisch von
der Offenbarung her von ihrer faktischen Grenze sprechen. Ein
Gespräch zwischen den Theologen und Philosophen kann trotz
der Konfrontation dennoch einen Sinn haben.

Verf. versucht, dies an einem Beispiel zu zeigen. Der Theologe
muß sehen, was der Philosoph vom Existieren in den Blick
bekommt. Er muß auch hören, was dieser vom Nichts zu sagen hat.
Für Heidegger ist dieses ein nichtendes Nichts und kann zum Sein
umschlagen. Theologisch gesehen ist das Nichts der Ursprung des
Bösen, das die gute Schöpfung Gottes aktiv bedroht, das aber
als solches erst durch das Eingreifen Gottes in Jesus Christus erkennbar
werden kann.

Die klare Untercheidung von Theologie und Philosophie
im Ansatz und Ziel ist vom Verf. mit Recht betont worden. Das
,,Magd-Denken" soll ausgeschaltet werden. Zwei Fragen bleiben
aber:

1) Die Theologie ist zu allen Zeiten auf die Sprache der
Philosophie angewiesen, auch wenn sie sich selbst über den
aposteriorischen Charakter ihrer Erkenntnis klar ist. Sie verbleibt
im Bann einer solchen auch bei ihrer eigenen Antithetik. Ihre
Denkkategorien kann sie für die Glaubensaussagen nur vom
Denken her nehmen. Wodurch kann es der Theologie gelingen,
daß die Methodik der Logik nicht zur Deduktion einer theologia
naturalis, sondern nur zur Induktion der offenbarungsgebundenen
christlichen Erkenntnis benutzt wird?

2) Es bleibt die Frage dringlich, wie die Theologie von der
Offenbarung und der Tiefe des Geistes Gottes zu reden hat, daß
dieses ihr Wort in die Problemlage des Philosophen hineinreicht:
kritisch, zur Radikalität hin drängend, und zugleich vor aller
falschen Verabsolutierung warnend. Im Blick auf die Grundlagen
der Existenz, besonders im Blick auf die Gemeinschaft,
kann das Evangelium als neue Begegnungsermöglichung auf die
Kontaktnöte gerade des modernen Menschen hinweisen und
Wege zu ihrer Überwindung von einem ganz anderen anthropologischen
Ansatz her aufzeigen.

Die Verkündigung selbst hat eine eminent philosophische
Bedeutung. So hat z. B. Karl Heim das Gebet als eine philosophische
Aussage gewertet (1925). In der Botschaft von der Vergebung
liegt eine kritische und zugleich eine helfende Aussage
beschlossen zu der Frage nach der Gewinnung der Eigentlichkeit
des Daseins. Durch vorlaufende Entschlossenheit zum Tod und
durch das Wiederholen der Gebürtigkeit kommt zwar die
„Jemeinigkeit" in den Blick, für die aber faktisch dann der Übergang
zur eigentlichen Gemeinschaft hin zu einem entscheidenden
Problem werden muß.

Bedenklich ist das Beispiel, an dem Verf. zeigt, wie er den
Fhilosophen zum Hören bringen möchte. Heidegger redet von
einem fundamental-ontologischen Nichts, Diem dagegen von
einer aktiv gottwid^rstrebenden Macht, sichtbar gemacht durch
die Offenbarung Gottes in Christo. Hier reden beide aneinander
vorbei. Da Heidegger fundamental -ontologisch vortheologisch
fragt, ohne die Berechtigung einer Theologie bestreiten zu wollen
, ist weder eine theistische noch eine dämonologisdhe Interpretation
berechtigt, zumal Heidegger später selber ausdrücklich
die Region des Heiligen anerkannt hat. Dies dürfte religions-
phänomenologisch positiv zu bewerten sein, auch vom Theologen
her. Die theologische Aussage über den Teufel — Luther nennt
ihn in seiner Galater-Vorlesung den Affen Gottes — ist nur vertretbar
in der Sicht seiner Überwundenheit. Es kann also nie 60
von ihm gesprochen werden, daß dadurch einem dualistischen
Weltbild oder Gottesver6tändnis das Wort geredet wird, was
biblisch unvertretbar wäre.

E6 bleibt somit das grundsätzliche Problem, ob eine philosophische
Existenzaussage mit einer biblischen überhaupt vergleichbar
ist. Es i6t dies nicht möglich innerhalb einer spekulativen
Deduktion. Wenn dagegen vom Philosophen die Berechtigung
einer anthropologischen Induktion auf Grund der geschichtlichen
Offenbarung in Jesus Christus grundsätzlich anerkannt und ernst
genommen wird, ist ein solcher Dialog möglich und auch notwendig
, und zwar zum Segen für beide Partner.

Eisenaih Heinz Erich E i s e ph u I h

Allen, E. Leonard: Justification and Self-Justification in Sartre.

Theology Today 18, 1961 S. 150—158.
A r n t z, J.: De verhouding tot de ander in het oeuvre van J.-P. Sartre.

Tijdschrift voor Philosophie 23, 1961 S. 238—274.
Fox, Marvin: Tillich's Ontology and God.

Anglican Theological Review 43, S. 260—267.

Heuts, M. J.: hedendaagse evolutie-theorieen en de definitie van de
mens.

Tijdschrift voor Philosophie 23, 1961 S. 218—236.
S c h e 11 e n s, G. : Enkele aspekten van het wijsgcrig denken

Tijdschrift voor Philosophie 23, 1961 S. 195—217.
T o n e 11 i, G.: Critiques of the Notion of Substance prior to Kant.

Tijdschrift voor Philosophie 23, 1961 S. 285—301.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Noordmans, Oepke: Das Evangelium des Geistes. Mit einer Einführung
von K. H. Miskotte. Aus dem Holländischen übers, v. H. W.
de Knijff u. H. Stoevesandt. Zürich: EVZ-Verlag [i960].
196 S. gr. 8°. Lw. DM 9.80.

Oepke Noordmans (1871—1956) war Pfarrer in Friesland.
Mehrfach zog er durch seine Veröffentlichungen die Aufmerksamkeit
der akademischen Welt auf sich und stand zweimal zur
Wahl für eine Utrechter Professur. Nunmehr möchte un6 ein
Freundeskreis, Prof. Niftrik - Amsterdam und Prof. Miskotte -
Leiden, mit dem Werk Noordmans bekannt machen. K. H. Miskotte
hat zum vorliegenden Buch eine sehr gut orientierende
Einführung in das theol. Denken und Wirken Noordmans
gegeben (S. 9—29). Und die Übersetzer H. W. de Knijff und
H. Stoevesandt fügen ein unterrichtendes Nachwort über Auswahl
und Anlage des vorliegenden Bandes hinzu (189—192). So
sind wir dankenswerterweise für die Lektüre bestens vorbereitet.

Das Buch bringt im ersten Teil 35 biblische Meditationen
zu Texten des Neuen Testamentes unter zwei Titeln: Das Urteil
des Geistes (S. 33—64) und: Der Apostel des Geistes (S. 67—127).
Der zweite Teil behandelt in zwei Abschnitten die Themen:
Paulus kommt und Petrus geht, reformierte Betrachrungen
(S. 131—161), und: Wort und Mysterium, Auseinandersetzung
mit der Sakramentstheologie von G. v. d. Leeuw (S. 165—18 3).
Das tragende Element ist, wie der Buchtitel besagt, die Pneu-
matologie. Da es sich im ersten Teil um Meditationen zu Bibeltexten
handelt, wäre es solcher Darstellungsweise unangemessen
, den Entwurf einer Pneumatologie zu erwarten. Noordmans
selber hat den Weg, den er hier gegangen ist, so bezeichnet:
„Die Stücke erhalten, zu ihrem direkt-homiletischen Charakter
hinzu, beiläufig und potentiell auch noch den von Lehre. Man
könnte sie eine Dogmatik in Bildern nennen. Das Ganze nimmt
dabei die Form des kirchlichen Credo an" (S. 189). Wir haben
also eine Art „pastoraler Dogmatik" (12) vor uns — „eine Art
Hausbuch für Pfarrer und Gemeinden, ein Vademecum für den
ständigen Gebrauch" (189). In einzelnen homiletischen Textbetrachtungen
wird jeweils Rolle und Bedeutung des Heiligen
Geistes vorgetragen und zur entscheidenden Fragestellung für die
theol. Beurteilung gemacht. So werden die biblischen Texte
auf die Geamtbedeutung hin angesprochen, die der Pneumatologie
für das heutige theol. Denken zuzuweisen ist. Und