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Ausgabe: | 1961 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
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manchmal einen falschen Eindruck erwecken. Könnte man z. B.
bei I 61,22 und I 32,74 nicht ebenso Seneca ep. 49,29 anführen
, wie die chaldäischen Orakel? Nicht als ob die Quelle gerade
Seneca wäre und nicht die chaldäischen Orakel — sondern weil
es sich um eine damals geläufige Idee handelt, die an 6ich noch
keinen engeren Zusammenhang mit den chaldäischen Orakeln
beweist, wie es andere Stellen gewiß tun; aber die6e Zitierweise
legt den Eindruck nahe, als ob das auch hier der Fall wäre.
Jedenfalls ist diese Konfrontierung de6 am meisten schulmäßigen
philosophischen Werkes innerhalb der Theologie des IV. Jahrhunderts
mit seinen denkerischen Quellen, soweit wir sie eben
rekonstruieren können (H. gibt sich keinen Illusionen über die
manche Erforscher der Geschichte des Neuplatonismus tun), ein
großen Schwierigkeiten dieses Unternehmens hin (75), wie dies
großer Fortschritt in unseren Kenntnissen von der Gedankenwelt
dieses für die Geiste6geschichte so wichtigen Jahrhunderts;
nimmt man noch hinzu, daß in der Einleitung die einzelnen
Werke des Victorinus in sorgfältiger Interpretation der zeitgeschichtlichen
Bezüge und der dogmengeschichtlichen Situation,
in der sie entstanden, in das Geschehen der damaligen Zeit und
in die damaligen Synodaldiskussionen eingebaut werden, so sieht
man, wie sehr es dazu beiträgt, auch die Kirdiengeschichte der
Zeit zu verlebendigen und mit der Geistesgeschichte in Verbindung
zu setzen.
Oraz Fndre von Ivänka
Groningen, B. A. van, Prof.: Juliani imperatoris epistulae selectae
ed. Leiden: Brill 1960. 40 S. 8° = Textus minores, XXVII. hfl. 4.-.
Hier legt der Leidener Gräzist eine Auswahl aus den Briefen
des Kaisers Iulian vor — eine Auswahl, welche die ungemeine
Aktivität dieses Kaisers und die Richtung seiner Absichten gut
charakterisiert. Die kleine Auswahl umfaßt 20 Briefe; ihr Text
basiert durchweg auf der Gesamt-Ausgabe von J. Bidez (Paris,
Beiles Lettres 1924); auf S. 7/8 teilt van G. die reiflich überlegten
Änderungen mit (etwas über 40), die er Bidez' Text gegenüber
für erforderlich hält.
Die Briefe entstammen außer den ersten beiden der Zeit,
da Iulian Kaiser war (361—363); sie geben einen buntfarbigen
Einblick in die mannigfachen persönlichen und politischen Beziehungen
, in denen der Kaiser stand. Lehrreich ist die Gegenüberstellung
des Briefes 7 (60 Bidez) gegen 13 (8 3 B.): Brief 7
schilt die Bürger von Alexandreia, weil dort der Bischof Georgios
erschlagen wurde — das hätte man nicht tun dürfen, auch wenn
es der Bischof verdiente (Brief 17 trägt dann nach, daß der Kaiser
die Bücher des Georgios gern geerbt hätte); — Brief 13 enthält
die Anweisung an den Präfekten der Euphrat-Provinz, zwar nichts
gegen Leib und Leben der Christen zu unternehmen, in allen
Vertrauensdingen aber NichtChristen den Vorzug zu geben.
Brief 8 (61c B.) enthält die Begründung für das einschneidende
Edikt, das Christen u. a. die Erklärung klassischer Texte verbot.
Der vormalige Bischof Pegasios (Brief 11; 79 B.) genießt hohes
Vertrauen des Kaisers, weil er zum Kult der alten Götter zurückgekehrt
ist. Warum der Kaiser den .Galiläern' (nie nennt er sie
anders) und ihrem Wesen mißtraut, leuchtet immer wieder durch:
Dieser Christenfeind sieht in den Christen Revolutionäre, die
eine zuvor bestehende Ordnung in Kult- und Glaubensdingen aus
den Angeln gehoben haben; nicht Irreligiosität also bestimmt
6eine Haltung, sondern der aufrichtige Wunsch, auf diesem Gebiete
das Gute und Alte herzustellen (freilich: 60 wie er es
sieht).
Die schmale Auswahl, die hier anzuzeigen war, ist sehr gut
dazu geeignet, in die damalige Problematik einzuführen: Der
Zusammenstoß einer christenfeindlichen Staatsspitze mit Christen
verschiedener Prägung (Orthodoxe in Brief 19; Arianer und
Valentinianer in Brief 20) wird hier in den mahnenden, scheltenden
, bittenden und ratenden Briefen de6 Kaisers greifbar
und begreifbar. Diese Auswahl ist als Text-Grundlage für Seminare
und Übungen äußerst brauchbar.
Saarbrücken Heinrich D ö r ri e
S c h w a r tz, Eduard: Gesammelte Schriften. 4. Band: Zur Geschichte
der alten Kirche und ihres Rechts, hrsg. v. W. Eltester und H.-D.
Altendorf. Berlin: W. de Gruyter & Co. 1960. XI, J44 S. »°.
Lw. DM 44.—.
Der vorliegende vierte Band, mit dem die sorgfältig edierte
Sammlung der ausgewählten Aufsätze von Eduard Schwartz vorläufig
beendet ist, enthält die wesentlichsten Äußerungen des
großen Gelehrten zur Kirchengeschichte des vierten bis sechsten
Jahrhunderts: über die kirchlichen Ereignisse nach Konstantins
Tod (S. 1—110), über die Reichskonzilien von Theodosius bis
Justinian (S. 111—158), die Kanones6ammlungen der alten Reichskirche
(S. 159—275). Eine bewundernswerte Leistung ist die Darstellung
der Kirchenpolitik Justinian6 (S. 276—328), die aus einer
eingehenden Beschäftigung mit der urkundlichen Überlieferung
erwachsen ist. Die farbigen Einzelzüge werden mit ihren Motiven
derart in die Gesamtschilderung verwoben, daß ein lebendiges
Gemälde entsteht, dessen Eindruck haften bleibt.
Bethel b. Bielefeld Alfred Adam
Senger, Basilius: Benedikt — der väterliche Mensch.
Erbe und Auftrag 37, 1961 S. 275-278.
Tetz, Martin: Zum Streit zwischen Orthodoxie und Häresie an der
Wende des 4. zum 5. Jahrhundert.
Evangelische Theologie 21. 1961 S. 3 54—368.
Kl R GLIEN GESCHICHTE: REFORM A 77 ONSZEIT
Löfgren, David: Die Theologie der Schöpfung bei Luther. Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht [i960]. 335 S. gr. 8° = Forschungen
zur Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 10. Kart. DM 27.— ; Lw.
DM 30.-.
Bekanntlich fehlt es bis heute an einer ganzen Reihe von
Untersuchungen zu bestimmten zentralen Problemen in Luthers
Theologie. Besonders schmerzlich war bislang die Lücke, die hinsichtlich
Luthers Lehre von der Schöpfung bestand. Schlägt man
die großen Darstellungen der Theologie Luthers von Th. Harnack,
J. Köstlin, R. Seeberg und E. Seeberg auf, so findet man über die
Schöpfung entweder gar nichts oder nur ganz unzureichende Bemerkungen
. Dabei wäre eine Darstellung der Theologie der
Schöpfung bei Luther nicht nur für bestimmte Fragen der Anthropologie
, sondern auch der Trinitätslehre, die bedauerlicherweise
bis heute nicht eingehend gewürdigt ist, und nicht zuletzt der
Lehre von den zwei Reichen oder den beiden Regimenten hilfreich
gewesen. Es ist darum sehr zu begrüßen, daß D. Löfgren eine
umfangreiche Untersuchung über die Theologie der Schöpfung bei
Luther vorlegt.
Getreu der Tradition der schwedischen Lutherforschung hat
Löfgren sein Thema nicht historisch-genetisch, sondern systematisch
in Angriff genommen. Löfgren ist ein Schüler von R. Bring
und G. Wingren, hat jedoch an zahlreichen Punkten durchaus
eine eigene Konzeption von der Theologie Luthers. Ihm geht es
darum, „den Schöpfungsgedanken und dessen biblische Begründung
in seiner Bedeutsamkeit für die theologische Gesamtanschauung
des Reformators zu untersuchen". Dabei soll vor allem „die
Struktur von Luthers Schöpfungsgedanken" nachgezeichnet werden
(S. 7). Mit Recht stellt Löfgren heraus, daß Luther den
Schöpfungsbericht im Lichte de6 zweiten und dritten Artikels auslegt
, „ohne daß er dabei die besonderen Konturen des jeweiligen
Glaubensartikels verwischt haben will" (S. 10). Aus diesem
Grunde kann es nicht genügen, Luthers Theologie der Schöpfung
lediglich im Blick auf die einst geschaffene Welt zu entfalten.
Vielmehr muß das gesamte Schaffen Gottes zur Darstellung gelangen
. Nach Löfgren sieht Luther dieses Schaffen Gottes im Rahmen
des heilsgeschichtlichen Geschehens, und darum geht es
Löfgren um die drei Themenkreise Schöpfung und Leben, Fall und
Tod 60wie Wiederherstellung und Vollendung (S. 10).
Dementsprechend hat Löfgren seine Arbeit gegliedert. In Teil A
„Schöpfung und Leben" (S. 19—94) wird zunächst „Die Schöpfung Gottes
" (Kap. I) behandelt, alsdann „Der Mensch Gottes" (Kap. II). Hier
liegt der Akzent auf der Darstellung über die Erschaffung der Welt,
Gottes fortgesetztes schöpferisches Handeln, das Gutsein der Kreatur
sowie den Auftrag Gottes an den Menschen. Teil B „Fall und Tod"
(S. 95—159) umfaßt ebenfalls zwei Kapitel: „Der Fall des Menschen"
(Kap. III) sowie „Die Macht des Bösen" (Kap. IV). Hier wird der