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Ausgabe: | 1961 |
Spalte: | 923 |
Kategorie: | Neues Testament |
Autor/Hrsg.: | Birdsall, James N. |
Titel/Untertitel: | The Bodmer papyrus of the gospel of John 1961 |
Rezensent: | Haenchen, Ernst |
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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 12 924
923
keit begründet; jüdische und griechische Stoffe werden in reicher
Menge herangezogen. Man muß freilich ein Doppeltes in Kauf
nehmen: die Wasserkrüge kommen so nicht zur Geltung, und bei
den Synoptikern ist zwar das Bild vom himmlischen Mahle öfters
angedeutet; aber in der Anschaulichkeit der Ausmalung bleibt
Jesus weit hinter den Rabbinen zurück.
Ist übrigens nur eine einzige Deutung möglich? Der vierte
Evangelist ist dadurch bekannt, daß manche 6einer Begriffe und
Geschichten (z.B. 13, 4 ff.) in mehrfachem Sinne gebraucht werden
; gelegentlich wird darauf vom Erzähler selbst hingewiesen,
wie 2,21. In dem Buche „Heilige Schriften", das ich 1953 mit
S. Morenz herausbrachte, wird das aus der Absicht des Evangelisten
erklärt: sein Buch will, wie die Offenbarung des Johannes,
von Anfang an heilige Schrift sein (S. 150 ff.). In der Geschichte
von der Hochzeit finden sich anerkannte UnWahrscheinlichkeiten:
sind es (um mit Horigenes zu reden) skandala, die den Leser auffordern
, nach dem tieferen Sinne zu suchen?
Ein Vergleich zwischen Jesus und Dionysos lag nahe, mag
auch auf dem Missionsgebiete gelegentlich besprochen worden
sein (Justin Apol. 54, 6). Dionysos war damals der meistverehrte
griechische Gott; davon überzeugt ein Blick auf die Denkmälerwelt
(z. B. bei Wolfgang Heibig, Wandgemälde der vom Vesuv
verschütteten Städte Campaniens 1868). In diesen Zusammenhang
gehört m. E. auch Joh. 15, 1: „Ich bin der wahre Weinstock"
(das Wort „wahre" wendet sich wohl gegen den heidnischen
Gott: Dionysos als Kind wird dargestellt, wie er aus Weinranken
und Akanthus herauswächst). Manche christlichen Künstler
zeigen ein Christkind, das nicht in einer Krippe liegt, sondern
in einem Getreidesieb (liknon), wie das Dionysoskind
(H. G. Pringsheim, Archäologische Beiträge zur Geschichte des
eleusinischen Kults, Diss. Bonn 1905, S. 32). In Gerasa, wo sich
nach Epiphanios das Wunder von Kana im Martyrion (der
Hauptkirche) wiederholt, fand der amerikanische Ausgräber unter
dem Martyrion die Reste eines Dionysos - Tempels. Franz
Rendtorff sprach mit Recht von einer Erbfolge der Religionen:
sie scheint in unserem Falle mit Joh. 2 zu beginnen.
Ahrenshoop Johannes L eipol d t
Birdsall, J. N., The Rev., M. A., Ph. D.: The Bodmer Papyrus of
the Gospel of John. London: The Tyndale Press [i960]. 18 S. 8° =
The Tyndale New Testament Lecture, 1958. 1 s. 6 d.
Nachdem B. die Textausgabe V. Martins und die Untersuchungen
Alands, Klijns und Boismards besprochen hat (5—9),
vergleicht er den Papyrus mit P. 45 und mit dem textus receptus
und sucht aus Grammatik und Stil des Joh (nach Abbott, Ed.
Schweizer, Menoud) den Wert der Lesarten zu beurteilen (11—17).
Ergebnis: Sie sind teils gut, teils schlecht. Die Zusammenfassung
(17 f.) hebt hervor: der durch P. 66 bezeugte Text des 2. Jhdts.
zeigt keine ursprüngliche Reinheit. Die an den großen Unzialen
entwickelten Begriffe lassen sich zwar nicht auf ihn anwenden.
Aber innere Kriterien zeigen neben ursprünglichen auch sekundäre
Lesarten. Daraus ergibt sich 1. die Aufgabe, die hinter diesen
Phänomenen liegende Textgeschichte herauszuarbeiten, und
2., die Tradition „nach den Grundsätzen eines vernünftigen
Eklektizismus" zu prüfen.
Münster/Westf. Ernst Haenchen
C a d b u r y, Henry J.: The New English Bible.
Theology Today 18, 1961 S. 188—200.
Haenchen, Emst: Literatur zum Thomasevangelium.
Theologische Rundschau N. F. 27, 1961 S. 147—178.
R o s i n, Hellmut: To gnoston tou Theou.
Theologische Zeitschrift 17, 1961 S. 161—165.
Unnik, Willem C. van: Die Gotteslehre bei Aristides und in gnosti-
sdien Schriften.
Theologische Zeitschrift 17, 1961 S. 166—174.
KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES
Seppelt, Franz Xaver: Geschichte der Päpste von den Anfängen bis
zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Bd. I: Der Aufstieg des Papsttums
von den Anfängen bis zum Ausgang des 6. Jahrhunderts. 2., neu
bearb. Aufl. 318 S. Lw. DM 25.-. Bd. Dl Die Entfaltung der päpstlichen
Machtstellung im frühen Mittelalter von Gregor dem Großen
bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts. 2., neu bearb. Aufl. 455 S. Lw.
DM 31.—. Bd. III: Die Vormachtstellung des Papsttums im Hochmittelalter
von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zu Coelestin V.
649 S. Lw. DM 36.—. Bd. IV: Das Papsttum im Spätmittelalter und
in der Renaissance von Bonifaz VIII. bis zu Klemens VII. Neu bearb.
v. G. Schwaiger. 527 S. Lw. DM 33.—. Bd. V: Das Papsttum
im Kampf mit Staat6absolutismus und Aufklärung von Paul III. bis
zur französischen Revolution. Neu bearb. v. G. Schwaiger.
2. Aufl. 573 S. Lw. DM36.—. München: Kösel-Verlag J1954-59]. 8°.
„Eine Geschichte des Papsttums soll und will mehr sein als
die Geschichte der einzelnen Päpste, nämlich Geschichte einer
Idee. Noch weniger als bei der Herrscherreihe irgendeines Reiches
läßt sich in diesem Fall der historische Gehalt in einer Summe
von Einzelbiographien fassen. Der oberflächlichste Blick zeigt die
Besonderheit des historischen Organismus „Papsttum" unter
allen übrigen, uns aus der Geschichte der Menschheit bekannten.
Ur.ier denen die heute lebendig sind, ist er der älteste, und dazu
einer der langlebigsten überhaupt, soweit unsere historische
Kunde reicht ..." So ließ Erich Ca6par den ersten Band seiner
„Geschichte des Papsttums von den Anfängen bis zur Höhe der
Weltherrschaft" (1930) beginnen. Fünf Jahre später erschien der
erste Band von Johannes Hallers Werk über das Papsttum mit
dem bezeichnenden Untertitel „Idee und Wirklichkeit". Für die
beiden protestantischen Historiker stand im Mittelpunkt der
Papstgeschichte die Idee des Papsttums, nicht so für den katholischen
Historiker Seppelt, der 1931 den ersten Band seiner
„Geschichte des Papsttums" veröffentlichte, die nun in der neuen
Auflage den Titel „Geschichte der Päpste" erhalten hat. Die
Titeländerung ist gewiß das Ergebnis sorgfältiger Überlegungen,
jedenfalls charakterisiert sie den Unterschied dieses Werkes
gegenüber den Darstellungen der Geschichte des Papsttums von
Caspar und Haller sehr genau. Und doch ist dieses Werk, das
jetzt in fünf Bänden die gesamte Papstgeschichte von den Anfängen
bis zur französischen Revolution behandelt, mehr als nur
eine „Summe von Einzelbiographien", und derjenige, dem es auf
das Papsttum, auf die Idee des Papsttums ankommt, findet in
dieser Geschichte der Päpste oft genug Anlaß, darüber nachzudenken
. Wenn früher Karl Brandi die drei Werke von Caspar,
Haller und Seppelt miteinander verglichen hat (HZ. 159, 1939,
3 32—340), so mußte bei diesem Vergleich mit den beiden so viel
ausführlicheren Darstellungen die knappe Darstellung des letztgenannten
etwas zurücktreten. Heute, da sie nun fast vollständig
vorliegt, während die beiden anderen Torsi, wenn auch großartige
Torsi geblieben sind, ist ein solcher Vergleich nicht mehr
am Platze (und ebensowenig wäre ein Vergleich mit den von
vornherein im Thema zeitlich begrenzten Papstgeschichten von
G. Mollat, L. v. Ranke und L. Pastor berechtigt). Doch soll mit
Nachdruck wiederholt werden, was Brandi damals feststellte, daß
nämlich dieses Buch wenig zu Fragen und Ausstellungen herausfordert
.
Seppelt hat bewußt auf die Behandlung strittiger Einzelfragen
verzichtet und nur die gesicherten Ergebnisse der Forschung
vorgetragen. Dieser Verzicht auf die Erörterung der noch
ungelösten Probleme der Forschung wird gewiß nicht von allen
Spezialisten gebilligt werden. Aber wer wie der Verf. eine Gesamtdarstellung
über einen weiten Zeitraum (fast 2000 Jahre!)
wagt, muß sich, wenn er nicht ins Uferlose geraten will, beschränken
. Unmöglich wäre es gewesen, alle noch offenen Fragen
offen zu lassen oder gar in begründender Beweisführung zu ihnen
Stellung zu nehmen; zumal da die Schwerpunkte der modernen
Forschung, welche ja notwendig die Lücken der älteren Forschung
auszufüllen versucht, nicht immer den Schwerpunkten des
Ablaufs der geschichtlichen Ereignisse entsprechen. Es ist doch
wohl so, daß eine so umfassende Gesamtdarstellung heute nicht
mehr mit der minutiösen Berücksichtigung sämtlicher Einzeluntersuchungen
vereinbar ist, weil den Kräften des Einzelnen