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Ausgabe:

1961

Spalte:

63-66

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Hommes, Jakob

Titel/Untertitel:

Krise der Freiheit 1961

Rezensent:

Eisenhuth, Heinz Erich

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Theologische Literatlirzeitung 1961 Nr. 1

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möchte der Verf. den römisch-katholischen Laien damit in den
Aufbau und vor allem in die Bedeutung der einzelnen Stufen
und Stücke der Messe einführen.

Das Buch gliedert sich in einen .Allgemeinen Teil' (S. 9—25)
mit einem geschichtlichen Überblick vom letzten Abendmahl Jesu
bis zu den .drei Hauptformen der heutigen Meßfeicr (missa
solemnis, missa cantata, missa lecta)'. — In einem zweiten
Hauptteil: .Der Ritus der heiligen Messe geschichtlich, theologisch
und rubrizistisch gesehen' (S. 26—95) werden behandelt:
§ I: Die Vormesse (S. 27 ff.) (Der Gebets- u. Wortgottesdienst),
§ 2: Die Opfermesse (S. 54 ff.): A. Das Offertorium = Opfervorbereitung
; B. Präfation und Kanon = Opferhandlung; C.
Kommunion = Opfermahl. Die Ausführungen enden mit dem
Abschluß der Meßfeier.

Das Buch ist knapp und präzis gearbeitet und vermag sicher
den durch die liturgische Erneuerung hervorgerufenen Unsicherheiten
und Schwierigkeiten durch entsprechende Aufklärung zu
begegnen. Fraglich ist allerdings, ob die im Geleitwort von
P. Josef Low CSSR. hervorgehobene p a s t o r a 1 - liturgische
Note in der Veröffentlichung wirklich zum Tragen gekommen
ist. Nach der Fülle des Dargebotenen schließt das ganze Büchlein
(S. 95) mit jener nüchternen Angabe: ,,An Weihnachten und
Allerseelen sind die leoninischen Gebete so oft zu beten, als der
Priester den Altar verläßt", — ohne daß der Leser noch einmal
zusammenfassend auf den Sinn des Ganzen gewiesen wird. Wie
völlig anders dagegen ist der Schluß des umfangreichen wissenschaftlichen
Standardwerkes von J. A. Jungmann, Missarum sol-
lemnia, Bd. II (am Ende).

Kiel Joachim H e u b a c h

Goltzen, Herbert: Zur Ordnung der kirchlichen Trauung.

Zeitwende XXXI, 1960 S. 398—403.
Jones, Bayard Haie t: What is a Rubric?

Anglican Theological Review 42, 1960 S. 207—227.
Lehmann, Theo: Der Jazz als Religion.

Deutsches Pfarrerblatt 60, 1960 S. 437—439 u. 477—479.
Walter, D. von: Die Varianten des Evangelischen Gesangbuches.

Deutsches Pfarrerblatt 60, 1960 S. 439—441.

PHILOSOPHIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE

H o m m e s, Jakob, Prof.: Krise der Freiheit. Hegel-Marx-Heidegger.
Regensburg: Pustet 1958. 33 1 S. 8°. Lw. DM 18.—.

Jakob Hommes, Professor der Philosophie an der Philosophisch
-Theologischen Hochschule in Regensburg, vertritt die
These, daß die Krise der Freiheit durch die heutige technizistische
Weltfrömmigkeit verursacht ist. Im Gegensatz zu jener philosophischen
Bedrohung, die von Hegel ausging und über Marx zu
Heidegger führte, sucht er zu begründen, daß die Rettung der
Freiheit nur von der aristotelisch-thomistischen Metaphysik herkommen
kann. Diese begründet das Dasein des Menschen vom
Naturrecht her. Der Mensch kann nur dann frei sein, wenn er sich
an die übermenschlichen Bedingungen hält, die ihm in seiner Natur
mitgesetzt sind.

Es geht bei Hommes um den großen Gegensatz zwischen
Dialektik und Metaphysik. In der dialektischen Methode sieht
er die philosophische Formulierung der technokratischen Diktatur
(8).

In der Einführung wird die heutige Situation näher charakterisiert
. Die Gegenwart ist bestimmt von dem Streben des Menschen
, „in seinem technischen Schaffen aus der Natur oder gegenständlichen
Welt sich hervorzubringen" (10).

Die moderne Welt der Technik ist aber keineswegs nur eine
Welt des Verstandes. Das Herz des Menschen ist erwacht mit der
Frage: Wozu dies alles? Es ist daher eine neue Religiosierung
dieser Welt zu beobachten, die besonders durch die Existenzial-
philosophie Heideggers bewirkt wird. Der moderne Mensch lebt
von einer Ganzheitsmystik. Dabei ist er von einem religiösen
Affekt bestimmt und „erglüht" für einen neuen Gott, für das
geschichtliche Selbst des Menschen (17). Die Existenzialphiloso-
phie ist heute zu einer „Philosophie des Herzens" geworden, die
zur Unbedingtheit fortschreitet und die dem Menschen das Ziel

setzt, zu sich selbst zu finden und sich selbst durchzusetzen
(19, 31).

In einem klaren Gegensatz zu dieser ganzen Entwicklung
steht allein die thomisti6che Metaphysik; denn Hommes grenzt
sich auch scharf ab gegen die Bemühungen, die unter dem Einfluß
von Kierkegaard (20, 278) die Theologie auf die heutige
Seelenlage einzustellen versuchen. Es geht ihm vom Naturrecht
her „um die Freiheit und Eigenständigkeit des einzelnen und um
die politische Hoheit des vorstaatlichen Bereichs" (21). Diese
Grundgedanken werden in drei großen Abschnitten ausführlich
entfaltet.

I. Das technokratische Werden der
modernen Dialektik.

Der philosophische Ausdruck für die Selbstgesetzlichkeit
der Technik ist die dialektische Methode. Hommes versteht diese
Methode wesentlich vom „Gespräch" her, das die Einheit zwischen
den Dingen, der Natur und dem Menschen stiftet. Die Einheit
wird im Menschen erreicht, aber die Dinge verlieren ihm
gegenüber ihre Selbständigkeit. Diese Methode leitet den Menschen
an, immer mehr sich selbst hervorzubringen (37). Sie besteht
darin, „daß der Mensch mit der von ihm gehandhabten
Wirklichkeit seiner selbst und der Dinge sich inbrünstig einsmacht
". Es handelt sich bei ihr im Grunde um einen Aufstand
gegen die Natur, während die Metaphysik die Gültigkeit der
vorgegebenen Naturwirklichkeit des Menschen voraussetzt und
anerkennt (39).

Die dialektische Methode hebt aber nicht nur das Einzelwesen
auf, weil es den Menschen mit der Naturwirklichkeit in
eins setzt (43). sondern sie wendet sidi auch „gegen das natürliche
Wesensgefüge des Daseins selbst" (49) und gegen die Geschichte
, die lediglich zur Selbstdarstellung des Menschen wird
(50). Es wird eine menschliche Urkameradschaft entdeckt zwischen
allen Menschen, die die eigentliche Persönlichkeit aufhebt
(58).

Indem die Dialektik versucht, den Menschen in dieser Welt
des menschlichen Schaffens heimatlich zu machen, wird ihm alle
individuelle Freiheit genommen. Diese Methode ist in ihrer
Entwicklung immer mehr überspitzt worden. Bei Hegel mußte
das Naturding zugunsten des technischen Produktes weichen.
Bei Marx mußten die naturwüchsige Arbeitsgemeinschaft und
die Familie weichen zugunsten der geschichtlich - künstlichen
Gemeinschaft; bei ihm bleibt aber für den Menschen Grund und
Ziel seines Schaffens der technisch industrielle Produktionsprozeß
. Dieser aber muß bei Heidegger weichen, weil bei
ihm alles Gegebene verschwinden muß. Auch die Gesellschaft wird
in Frage gestellt und nihilistisch außer Kurs gesetzt.

II. Die Entwicklung zum Nihilismus.

Diese fortschreitende Entwicklung von Hegel über Marx zu
Heidegger endet im Nihilismus. Diese Linie wird im einzelnen
nachgezeichnet und unter drei Themen gestellt:
Hegel — Geschichte als mystische Verwirklichung Gottes im
Menschen;

Marx — die Heimkunft des Menschen in der „vergesellschafteten
Menschheit";

Heidegger — der Mensch als Träger des mystischen Ganzen
spielt je sein Leben.
Bei dieser oft mit kühnen Begriffen und Bildern geschriebenen
Überschau steht am Schluß nicht nur eine Pseudotheologie
(214 ff.), sondern auch „das Spielen des je eigenen Spiels". Alles,
worauf der Mensch in der Natur und in der Geschichte trifft, soll
er für einen Ausdrude seines je eigenen Selbst halten (254). Der
Mensch wird in einer Weltfrömmigkeit verklärt, aber nicht dadurch
aus seiner Einsamkeit erlöst. Die Begriffe des Heiligen
kommen zwar vor; und doch führt diese Entwicklung zu einer
Philosophie des Diktators, weil sich der Mensch von allem natürlichen
Recht gelöst hat (261).

III. Die Metaphysik der Freiheit.

Im letzten Kapitel seiner Arbeit geht es um die Rettung und
Sicherung der menschlichen Freiheit. Diese ist durch die Ganz-