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Ausgabe: | 1961 Nr. 11 |
Kategorie: | Neues Testament |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 11
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Andrea« ebenfalls dessen allegorisch-moralische Deutung. Die bekannten
Züge des Kp.s meinten demnach die Kirdie, die in der Taufe
Wiedergeborenen, die sieben Todsünden, den zehnfältigen Widerstand
gegen die Gebote und die Bewahrung in den Versuchungen.
Erlangen A. S t r o b e 1
Conzelmann, Hans: The Theology of Saint Luke. Translated by
Geoffrey B u s w e 11. London: Faber and Faber; New York: Harper
& Brothers 1960. 255 S. 8°. 30 S.
Hans Conzelmanns „Die Mitte der Zeit" liegt nun nicht nur
in dritter Auflage (s. ThLZ 85, 1960, Sp. 929—931), sondern auch
in einer englischen Übersetzung vor. Die Übersetzung basiert
anscheinend auf der neuesten deutschen Auflage (die Zweitauflage
, aus dem Jahre 1957, ist dem Rezensenten nicht zugänglich
). Gelegentlich sind Anmerkungen in den Fußnoten gekürzt
wiedergegeben worden; gelegentlich ist eine Anmerkung — besonders
wenn darin Hinweise auf Studien enthalten waren, die in
nicht-englischen Zeitschriften veröffentlicht wurden — entfallen.
Andererseits sind — in nur wenigen Fällen — die Anmerkungen
um ein paar erläuternde Worte erweitert worden, um die Knappheit
des deutschen Lesern verständlichen Ausdrucks den mit deT
deutschen Forschung weniger vertrauten angelsächsischen Lesern
leichter faßlich zu machen.
Geoffrey Buswells Übertragung ist keine sklavische Übersetzung
. Oft hat der Übersetzer das Satzgefüge des Textes umgebaut
, 6ich jedoch dabei gewissenhaft an Wortwahl und Sinn des
Originals gehalten. Es ist ihm, soweit ich dies durch zahlreiche
und ausgedehnte Stichproben festzustellen in der Lage war, gelungen
, eine sinngetreue, genaue Übersetzung in einem gewählten
und präzisen Englisch zu bieten.
Es ist sehr begrüßenswert, daß Conzelmanns anregendes
Buch durch Buswells Übertragung einem weiteren englischen
Leserkreis zugänglich gemacht wird. Bisher hat das scharfsinnige
und gedankenreiche Werk bei Lesern, denen nur der deutsche
Text bekannt war, in England gelegentlich Mißverständnisse
ausgelöst. So erschien z.B. im Jahr 1958 hier ein Kommentar
zum Lukasevangelium, dessen Autor Conzelmanns Buch zwar
gelesen, aber gründlich mißverstanden- hatte. Er hob — durch
Conzelmann beeindruckt — hervor, daß man das Lukasevangelium
und die Apostelgeschichte als zuverlässiges Geschichtswerk kenne
und schätze, nun aber gelernt habe, die lukanischen Schriften
„auch" als theologische Leistung zu würdigen. Dem betreffenden
Kommentator war es entgangen, daß, wenn die Geschichtsbetrachtung
und die sich aus ihr ergebende historisierende Darstellung
des Lukasevangelisten ihre Bedingtheit in den besonderen
kirchlichen und theologischen Verhältnissen der Lukas-Zeit
haben, also keinem rein historischen Interesse entspringen, von
einem „sowohl — wie auch" nicht die Rede sein kann1.
Durch seine mühevolle Arbeit an der Übersetzung hat Herr
Buswell dafür gesorgt, das Gespräch über das Lukasevangelium
weiterzuführen. Dafür gebührt ihm Dank*.
London Paul Winter
') Damit soll nicht gesagt sein, daß das Lukasevangelium sich für
die Leben-Jesu-Forschung als unbrauchbar erweise I Neben krassen histo-
rischen Ungenauigkeiten — z.B. 2:2; 3:2 — enthält dieses Evangelium
Angaben, die historisch verwertbar und wertvoll sind.
2) Der Übersetzer kreditiert midi zuvorkommenderweise (S. 242)
mit der Veröffentlichung einer Arbeit im „Scottish Journal of Theology
". Niemals habe ich in diesem Journal etwas veröffentlidit. Der
betreffende Aufsatz erschien in „Studia Theologica" in Lund, Schweden.
Der Übersetzer hat das in der deutschen Ausgabe richtig gegebene Sig-
lum „StTh" für „ScJTh" gehalten — wobei ihm freilich hätte auffallen
können, daß die ihm unzweifelhaft zugängliche schottisdie Zeitschrift
im Jahre 1954 nicht die Bandnummer ,,8" führte.
Kuss, Otto: Exegese als theologische Aufgabe.
Biblische Zeitschrift 5, 1961 S. 161-185.
G e w i e ß, Josef: Die Marienfrage, Lk 1,34.
Biblische Zeitschrift 5, 1961 S. 221—254.
M u ß n e r, Franz: „In den letzten Tagen" (Apg 2, 17a)
Biblische Zeitschrift 5, 1961 S. 263—265.
Schürmarin, Heinz: Protolukanische Spracheigentümlichkeiten.
Biblische Zeitschrift 5, 1961 S. 266—286.
KIRCHEN GESCHICHTE: MITTELALTER
Albertus Magnus, O.P.: De Sacramentis. Primum ed. A. Oh 1 -
meyer. De Incarnatione. Primum ed. I. Backes. De Resurrec-
tione. Primum ed. W. Kübel. Münster/W.: Aschendorff 1958.
XXVI, 42 5 S. 4° = Alberti Magni Opera Omnia Tom. XXVI, huius
ed. num. currens 4. DM 85.50; Hldr. DM 98.—.
Die drei in diesem Bande vereinten und erstmals gedruckten
Abhandlungen Alberts des Großen sind Teile aus der Summa
de creaturis, seinem dogmatischen Jugendwefk. Von den sechs
Teilen dieses Werkes waren vor Erscheinen der Kölner Ausgabe
nur zwei im Druck zugänglich, nämlich De IV coaevis und De nomine
(Bd. 34 und 35 der Ausg. Borgnet). Die übrigen Teile hat
M. Grabmann 1919 entdeckt und später identifiziert. Dadurch
stellte sich die Summa de creaturis als ein ungeahnt großangelegtes
Werk heraus. Sie behandelt die ganze Dogmatik mit Ausnahme
der Gotteslehre, nämlich Schöpfung, Mensch, Christo-
logie, Ethik, Sakramente, Eschatologie. Es dürfte sich dabei um
frei disponierte Quaestionensammlungen zum Stoff des zweiten,
dritten und vierten Sentenzenbuches des Lombarden handeln: So
führt Albert selbst II. Sent. d. 26 a 9 den Traktat de sacramentis
als ,alia summa de quarto libro' an. Im Unterschied zu dem bald
darauf entstandenen Sentenzenkommentar bringt die .Summa de
creaturis' schon in der Gliederung des Stoffes die eigene systematische
Konzeption Alberts stärker zum Ausdruck, behandelt auch
manche Einzelfrage ausführlicher als es später geschieht.
In den Prolegomena legt W. Kübel u. a. die chronologische
Reihenfolge der einzelnen Teile der ,Summa de creaturis' fest,
anhand der Verweise auf frühere Stücke, die sich in den Texten
finden. Danach ist zuerst der Traktat über die Sakramente entstanden
, dann de incarnatione, darauf die unabgeschlossene Abhandlung
de resurrectione. Noch während der Arbeit am Auf-
erstehungsrraktat scheint Albert den ersten Teil von de IV coaevis
verfaßt zu haben. Darauf folgen De homine und schließlich
De bono (Erstdruck in Bd. XXVIII dieser Ausgabe, vgl. ThLZ
1956, 109 f.). Da auch De bono noch vor dem ersten Buch des
Sentenzenkommentars entstanden ist (vgl. Bd. XXVIII, XII sq.),
so muß die ganze Summa de creaturis in der ersten Hälfte der
vierziger Jahre des 13. Jhdts. abgefaßt worden sein; denn 1246
hat Albert nach eigener Aussage bereits über das zweite Sentenzenbuch
gelesen (IL Sent. d. 6, a. 9 qla.). Damit stimmt zusammen
, wie Kübel hervorhebt, daß die Zitate aus der Nikomachi-
6chen Ethik sich mit einer Ausnahme noch auf die drei ersten
Bücher beschränken, die Übersetzung des ganzen Werkes durch
Grosseteste Albert also noch nicht vorgelegen zu haben scheint.
Diese Datierung setzt das Werk um ein Jahrfünft früher an, als
es sonst üblich war, und das bedeutet, daß es etwa gleichzeitig
mit der großen Theologischen Summe, die unter der Leitung
Alexander von Haies entstand, abgefaßt worden ist, in den
ersten Jahren von Alberts Pariser Aufenthalt.
Der Traktat De Sacramentis behandelt den Begriff des Sakramentes
, dann die Beschneidung und anschließend die sieben
christlichen Sakramente, am ausführlichsten Eucharistie und Buße.
Das Form-Materie-Schema wird bereits durchweg angewendet,
aber die Sakramente werden noch ganz als Heilmittel gegen die
Sünde, nicht als übernatürliche Erhebung verstanden.
Der Traktat De Incarnatione beginnt mit Empfängnis und
Geburt Christi und kommt dann zu den Problemen der gott-
menschlichen unio. Hier vertritt Albert die Subsistenzthcorie
(202 f., n. 32) und lehnt die homo-assumptus-Theorie ab (n. 26,
197). Als Folgen der unio für Christus selbst stehen Allwissenheit
und doppelter Wille Christi im Mittelpunkt, während die
Fragen der communicatio idiomatum (unio actuum, circumincessio
naturarum) nur gestreift werden. In den anschließenden Ausführungen
über die Folgen der unio für die übrigen Menschen
ragt die große Quaestio über die Einheit des Hauptes Christus
mit der Kirche als seinem Leibe hervor. Sie gehört zu den in diesem
Werke stärker als später ausgeführten Partien. Als Zweck
der unio wird in erster Linie die Passion behandelt. Dabei wird
das Mittlertum nicht wie sonst in der Scholastik auf Christus als
Mensch eingeschränkt, sondern dem menschgewordenen Sohn
zugesprochen (231 f.).