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Ausgabe:

1961 Nr. 11

Spalte:

829-832

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Schreiner, Joseph

Titel/Untertitel:

Septuaginta-Massora des Buches der Richter 1961

Rezensent:

Walters, Peter

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 11

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sonst im AT erwähnten Tempelweihfeste, in deren Bereich man
später auch das Hüttenfest gruppierte (Esr. 3, 4).

Im Unterschied zum deutlich faßbaren Chanukkafest ist das
auf dem Esterbuch basierende Purimfest weder in der Geschichte
noch in der Religion begründet. Es ist ein aus profaner Sphäre
stammender Gedenktag, dessen historischer Ursprung dunkel
bleibt, obwohl sich mancherlei persische und babylonische Anklänge
feststellen lassen. Im Judentum hat dieses Fest offenbar
relativ spät Eingang in den Festkalender gefunden, denn es wird
erst in 2. Makk. 15, 36 als „Tag des Mardochai" erwähnt.

Mit diesen wenigen Bemerkungen läßt 6ich der Reichtum
des vorliegenden 2. Bandes natürlich längst nicht erschöpfen,
wenn auch vielleicht andeuten. Wir sind dankbar dafür, daß der
Verfasser in diesem Band die Probleme weit ausführlicher als im
ersten erörtert. Die kritische Art der Betrachtungsweise, die Sorgfalt
, die der Verfasser auf die Abweisung der den Quellen nicht
gerecht werdenden Hypothesen verwendet, die philologische
Kleinarbeit in der Herausarbeitung einzelner Begriffe sind methodisch
durchaus vorbildlich. Wir besitzen nun in diesem gründlich
gearbeiteten Werk, dessen Brauchbarkeit durch ausführliche
Sach- und Steuerregister (auch zum 1. Bande) sowie durch — soweit
wir sehen — vollständige Literaturnachweise erhöht wird,
eine Arbeitshilfe, deren Wert nicht hoch genug veranschlagt
werden kann.

Basel Ernst Ludwig Eh rlich

Schieiner, Joseph, Dr.: Septuaginta - Massora des Buches der Richter
. Eine textkritischc Studie. Rom: Pontificio Istituto Biblico 1957.
XI, 137 S. gr. 8° = Analecta Biblica. Investigationes Scientificae in
Res Biblicas 7. Lire 3.300. — ($ 5.50)

Diese Würzburger Preis- und Doktorarbeit aus der Schule
Joseph Zieglers setzt sich das Ziel, die Varianten des griechischen
.Richterbuches auf ihr Verhältnis zum hebräischen Urtext zu bestimmen
. In keinem andern Buch ist die Septuaginta-Überlieferung
so problematisch wie hier, wo der, sonst meist durch Vat. B
vertretene, gute alte Text untergegangen ist. Was wir haben,
sind Bearbeitungen oder Mischtexte, hinter denen eine lange
Geschichte liegt. Diese durch Analyse und darauf gegründete
kombinatorische Synthese klarzulegen, soweit das überhaupt
möglich ist, ist eine Aufgabe, ohne deren Lösung das Ziel, die
Herstellung eines kritischen Textes, nicht zu erreichen ist.

Sehr, beschränkt sich auf die Analyse, die natürlidi das Erste sein
muß. Er verteilt das weitschichtige Material auf elf Kapitel und ordnet
es jeweils nach seiner Bezeugung. Zieglers bahnbrechende Neuerung,
immer von größeren Einheiten, Wortgruppen, Sätzen, Zusammenhängen
, auszugehen und nicht von Einzelvokabeln, und auf den Einfluß
von Sinnparallelen zu achten, hat er sich zum Vorteil seiner Arbeit
zu eigen gemacht. Von ihm und von I. Soisalon-Soininens Arbeit von
1951 hat er gelernt, die verschiedene Wiedergabe häufiger Worte und
Wendungen als ertragreiche Erweiterung der Arbeit an den Varianten
zu benützen. Nach diesem 1. Kapitel führt er an Beispielen vor:
II. Bessere, z.T. ursprüngliche Lesungen der LXX (32); III. Einfluß des
Kontextes (44); IV. Durch Inhalt und Exegese verursachte Änderungen
(64); V. Änderungen aus stilistischen Gründen (79); VI. Freie
Übersetzungen (83); VII. Abirren, Versehen (87); VIII. Dubletten
(90); IX. Deutung einzelner Worte (105); X. Verlesungen (112);
XI. Innergriechische Verderbnisse (127). Stellenverzeichnis (133—137).

Zu seiner Arbeit bringt Sehr, tüchtige Schulung, insbesondere gute
Kenntnis der Sprachen einschließlich des die Übersetzer stark beeinflussenden
Aramäischen mit. Es wird auch schon au6 der ganz kurzen
Einleitung deutlich, daß er mit der allmählich herausgearbeiteten
Gruppierung der Textfamilien vertraut ist, aus der sich auch deren
Bewertung ergibt. Sein Arbeitswerkzeug ist die große Cambridger
Ausgabe von Brooke-McLe'an (BM) mit ihren sorgfältigen Kollationen.
Es ist nur zu bedauern, daß Sehr, seiner Quelle auch in ihren, anderswo
längst überwundenen, Schwächen folgt. Obwohl er weiß und sagt, daß
der B Text, den BM über den Kollationen abdrucken, ein Elaborat des
frühen 4. Jahrhunderts n. Chr. ist, entnimmt er, wo B = DTt, seine Lemmata
diesem Text, obwohl die damit verglichenen .Varianten', soweit
sie Wert haben, älter und von B unbeeinflußt sind. Auch beläßt er die
zahlreichen itazistischen und sonstigen VerSchreibungen in BM, wo sie,
als in einem diplomatischen Abdruck ihrer HS, zu verstehen, wenn auch
zu bedauern 6ind.

Auch die Anordnung der verschiedenen Rezensionen wird
der eigentümlichen Lage in Jdc nicht ganz gerecht.

Zwar ist die A - Gruppe mit Recht an die Spitze gestellt,
aber Schr.s Reihenfolge, Origenes (O), Lukian (L richtig mit
A. Vaccari in zwei Untergruppen zerlegt), R = jüngere Rezension
, B, befriedigt nicht. L muß unmittelbar nach A folgen, weil
beide, anders als in andern Büchern, erst nachträglich anorigeni-
6iert sind und dies nur stellenweise; dann erst darf O folgen.
Weiter muß R hinter B gestellt werden; denn es ist ein durch A und
B stark beeinflußter Mischtext (so Sehr. u.a. S. 114), womit sich erstaunlicherweise
die Neigung zu Kürze des Ausdrucks verbindet, trotz
gelegentlicher, Dubletten ergebender, Konflation.

Bei alledem kommt nicht deutlich genug zum Ausdruck, daß die notierten
„Auslassungen" und „Zusätze" das Verhältnis zum hebr. Text
und nicht zu den vor dem Lemmahaken stehenden Zeugen betreffen. Bei
B ist das offensichtlich; es gilt im Rahmen der Arbeit aber auch von den
sonstigen im Lemma 6tehenden Lesungen; denn die Frage eines möglichen
Abhängigkeitsverhältnisses zwischen den griech. Rezensionen liegt ja
erklärtermaßen außerhalb des textkritischen Teilthemas, das Sehr, behandelt
. Man muß aber weiter fragen: mit welchem Recht werden quantitative
Unterschiede des Griechen vom Urtext als .Auslassungen' oder .Zusätze
' bezeichnet? Auch Sehr, weiß wohl, daß, nach Wellhausens Ausdruck
, Urtext und Übersetzungen eine Einheit bilden, die lange „im
Flusse" war. Die Qumränfunde haben nun Wellhausen in denkwürdiger
Wei6e recht gegeben. Nur in einer Minderzahl der Fälle können wir
jedoch mit Bestimmtheit feststellen, daß der Übersetzer von seiner zu
vermutenden Vorlage abgewichen ist. In weit mehr Fällen als vordem
gestatten uns die Funde und die aus ihnen gezogenen Lehren, die
.Abweichung' auf diese Vorlage zurückzuführen. Die Bezeichnung als
.Auslassung' oder .Zusatz' setzt also das zu Beweisende voraus. Lang
vor Entdeckung der Höhlentexte hat Zieglers Isaiasbuch den Fehler
vermieden, indem er, wie sichs gebührt, unverbindlicher stattdessen von
minus oder plus sprach. Sehr, folgt ihm vielfach mit Recht, so in
Kap. II, das quantitative und qualitative Korruptelen des Hebräers aus
dem hier vorzuziehenden LXX-Text verbessert. Er ist auch durchaus
im Recht, von .Auslassungen' oder .Zusätzen' zu reden, wo er Abweichungen
auf den Einfluß des Kontexts (III), der Exegese (IV) oder auf
stilistische Gründe (V) zurückführt.

Andere ist es aber in Kap. I, das die schwankende Wiedergabe
häufiger Ausdrücke duTchverfolgt. Hier verfährt Sehr, gelegentlich
zu empirisch in seiner Suche nach plausibeln Erklärungen
für die Abweichungen. Dabei werden dann zum Schaden des Ergebnisses
frühere Beobachtungen übersehen.

7R wird im Verlauf seiner Entwicklung wortreicher, plero-
phorischer, als er zur Zeit der griech. Übersetzer war. Hier füllen dann
die späteren Übersetzer und Bearbeiter © nach dem gewandelten 31t
auf. In 53 läßt die alte Übersetzung beim Verb weg, die späten
holen es nach mit dem sprachwidrigen iycö eI/xi , in Unterscheidung von
ey<b = "N- Das richtet sich durch seine Künstlichkeit, und dem alten
Text darf nicht .Vereinfachung' nachgesagt werden (S. 5), oder gar
.Auslassung' (S. 6). Angesichts der Häufung der Gottesnamen
ist auch längst gesehen, daß sie nachträglich und schubweise erfolgt ist
((. irnill und Ziegler zu Ezekiel; Philo's Bible, 59 f., 152 f., in Dehn
, .ners Rezension, Mus. Helv. 7, 1950, lehrreich näher ausgeführt).
Den Anstoß gab die Scheu, den heiligen Namen auszusprechen. Das dafür
geschaffene Qere tritt dann neben das Ketib, oft mehrfach und in
wechselnder Gestalt, weil verschiedene Rezensoren ihren Beitrag lieferten
. Die Hauptbeispiele in Jdc sind 55 138 1628 213, das letzte nicht
bei Sehr. Da "»Ä« der Qere-Ersatz für tTTP ist, und für tt*^

1628 STIPP
(wo es nach PPSP auftritt), sind 2j3

tisch, nur verschiedene Mischungen von Qere und Ketib. Beide wurden
adonaj elohim ausgesprochen. Die griech. Wiedergaben zerfallen
zeitlich in zwei Gruppen: alt, einschl. Origenes, sind 6 &eög (Nom. u.
Vok.), xvqios, xvgts, spät und sporadisch bezeugt &ee, Adcovai (nur
B Jdc 138 1628 'A&mvdie, wenn ein griech. Vok., gegen Rahlfs zu akzentuieren
; in Ez. 36, 23b—38, der Ausfüllung einer — in Pap. 967
noch vorliegenden — Lücke des alten Textes, hat B mit andern Zeugen
mehrfach Adcovai) und EXcoi'. Unter Umständen kommt aus Parallelstellen
das theodotionische rcöv bvväfittov dazu.

816 möchte Sehr, xare^avev gegenüber fjXotjoev B dem
Theodotion zuweisen, für den es 87 bezeugt ist.

Es ist aber eine der vielen off Lesungen, in denen nachweisbar
oft i?' der empfangende Teil ist (vgl. ThLZ 1952, 157 unten). Da wir
weiter Hab. 312 für xata&is sicher xaral-aveTs = SJVIP lesen müssen
und die von V .. . vertretene andre Übersetzung dieses Kapitels
äXorjoeis hat, ergibt sich, daß ebenso auch in Jdc xaragatvco die alte,
dlodco die späte Wiedergabe ist. Dagegen ist Bahrdts Konjektur
(Schleusner III 237 ) xata^avsi statt xaratjtjgaveT Hos. 1315 (ÜDffi )
im Zusammenhang unmöglich.

»*Y"p im Grund iden-