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Ausgabe:

1961

Spalte:

59

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Propheten, Apostel

Titel/Untertitel:

Evangelisten 1961

Rezensent:

Jahn, Johannes

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litz des Menschen steht dort in Einklang mit entsprechenden Gebilden
aus früheren und frühsten Zeitaltern der bildenden Kunst,
etwa den frühen Zeugnissen der abendländischen Miniaturmalerei
und Elfenbeinplastik oder der archaischen Plastik der Griechen.
Auch das Antlitz des Menschen in der bildenden Kunst der Gotik,
der Renaissance und des Barock, besonders bei den führenden
Persönlichkeiten wie Leonardo, Michelangelo und Rembrandt
steht noch dazu in schöpferischen Beziehungen. Man hat einmal
auf sehr überzeugende Weise das Lächeln der Mona Lisa mit dem
der archaischen Apollo- und Mädchenstatuen verglichen. Daß
auch die jüngste Entfaltung der bildenden Kunst zu dem sogenannten
surrealistischen planetaren Stil in ähnlichem Sinn wie im
Zeitalter der Romanik Praefigurationen für eine künftige Stilprägung
sind, halte ich nur in einzelnen Fällen für wahrscheinlich.
In den meisten Fällen bewegen sie sich in mehr oder weniger
sinnvollen Experimenten eines impressionistischen Positivismus,
den sie gleichwohl überwunden zu haben meinen, von dem auch
der Verfasser feststellt, daß damals eine Verflüchtigung der Persönlichkeit
begann. Bald darauf begannen auch jene durch den
Psychologismus begünstigten Mißverhältnisse zwischen Fühlen
und Denken und der Bruch mit der Vergangenheit, der Tradition,
in der v/ir nun doch wie in einem Strom stehen. Man steigt nie
wieder in denselben Fluß; aber der Strom, in dem wir hier oder
dort stehen, kommt von den Quellen, und das Wasser, das mich
hier und dort umspült, ist das Wasser, <las aus den Quellen
kommt. Goethe hat einmal ein sehr tiefes Wort über das Vergangene
gesagt, in dem das Tüchtige gegenwärtig ist und aus der
Vergangenheit durch Folg' um Folge lebendig in die Zukunft
trägt. Joseph Gantner sieht sehr deutlich diese Perspektiven, und
man möchte die Gesinnung, die in diesem Buch offenbar wird,
unter diesem Wort Goethes zu fassen versuchen.

Düsseldorf Heinrich Schm i d t

E c k e n e r, Lotte: Propheten, Apostel, Evangelisten. Bildwerke und
Miniaturen. Aufnahmen der Bildwerke von Lotte Eckener. Miniaturen
aus alten Handschriften d. badischen Landesbibliothek Karlsruhe.
Text von Manfred Hausmann. Konstanz: Simon & Koch [1959].
92 S. m. 75 Abb., z.T. färb. 4°. Lw. DM 17.80.

Der Bildteil bringt in eindrucksvollen Großaufnahmen plastische
Werke des 12.— 18. Jahrhunderts fast ausschließlich aus
süddeutschen Sammlungen mit dazwischen geschalteten, farbig
reproduzierten Miniaturen. Im angehängten Text setzt der Verf.
auseinander, was unter dem „Apostelsein" zu verstehen ist und
wie sich die „Überwältigung durch Gott" in Antlitz, Gestus und
Haltung dieser Propheten, Apostel und Evangelisten widerspiegelt
. Dabei bezieht er sich allerdings nur in wenigen Fällen
unmittelbar auf das eine oder andere der abgebildeten Werke.
Das Künstlerische gilt ihm als das Sekundäre, und so enthält er
sich aller ästhetischen und kunstgeschichtlichen Erörterungen.
Auch Qualitätsfragen interessieren ihn nicht, doch muß zugegeben
werden, daß überwiegend qualitätvolle Werke abgebildet
sind. Die Auswahl der Miniaturen freilich vermag dem Vorhaben
wenig zu dienen und erklärt sich wohl mehr aus äußeren Gründen
der Auflockerung und Abwechslung. Sie gehören einer Zeit
an, in der die deutsche Malerei an Ausdruckskraft weit hinter der
Plastik zurückgeblieben ist. Erst in der Epoche Dürers hat sie
diesen Vorsprung eingeholt und Werke hervorgebracht, die durch
religiöse Spannung und Aussagekraft etwa einem Evangelisten
Riemenschneiders hätten an die Seite gestellt werden können.
Im ganzen handelt es sich hier um die moderne Form eines
Erbauungsbuches, das zugleich durch das Bild und das Wort
wirken will.

Leipzig Johannes Jahn

B a g a 11 i, B.: Note 6ul contenuto dottrinale dei musaici di Aquileia.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIV, 1958 S. 119—135.
Bracco, Vittorio: Marcellianum e il suo battisterio.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIV, 1958 S. 193—207.
Bruyne, L. de: Refrigerium Interim.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIV, 1958 S. 87—118.
F e r r u a, Antonio: Scoperta di una nuova regione della catacomba di

Commodilla (II).

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIV, 1958 S. 5—56.
Josi, E., Kraut heim er, R„ C o r b e 11, S.: Note Lateranensi.
Rivista di Archeologia Cristiana XXXIV, 1958 S. 59—72.

M a t t h i a e, Guglielmo: Facciate vere e probabili di basiliche romane.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIV, 1958 S. 73—85.
Testini, P.: Aquileia e Grado.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIV, 1958 S. 169—181.
Ward Perkins, J.-B.: A new group of sixth-century mosaic from

Cyrenaica.

Rivista di Ardieologia Cristiana XXXIV, 1958 S. 183—192.
Z o v a 11 o, Paolo Lino: La pergula paleocristiana del 6acello di S. Pros-

doeimo di Padova c il ritratto del Santo titolare.

Rivista di Archeologia Cristiana XXXIV, 1958 S. 137—167.
Spoerri, Theophil, Prof. Dr.: Das Ende der Bilder. Berlin-Friedenau:

Wichern-Verlag 1960. 24 S. 8° = Erkenntnis und Glaube. Schriften

d. Evang. Forschungsakademie Ilsenburg, Bd. 17. Kart. DM 2.20.

LITURGIEWISSEN SCHAFT

Mali renholz, Christhard: Die Neuordnung der Trauung. Berlin:
Lutherisches Verlagshaus 1959. 79 S. gr. 8°. Kart. DM 5.80.

Der Vorsitzende der Lutherischen Liturgischen Konferenz
Deutschlands, OLKR Prof. D. Dr. Mahrenholz, begründet und
erläutert hier die neue Ordnung der kirchlichen Trauung, deren
„vorläufige Fassung" von der Generalsynode der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands 1958 zwecks Erprobung
in ihren Gemeinden verabschiedet worden ist. Die Ordnung
ist aus der Arbeit der Luth. Lit. Konf. Deutschlands von
1952 bis 1955 erwachsen, wurde von 1956 bis 1958 von einem
durch Vertreter anderer Landeskirchen erweiterten Trauungsausschuß
der VELKD überarbeitet und schließlich von einem Fachausschuß
der verabschiedenden Generalsynode während ihrer
Sitzung nochmals überprüft. „Die Beratungen der Generalsynode
wurden durch ein Referat des Ausschußvorsitzenden eingeleitet,
das der nachfolgenden Abhandlung zugrunde liegt. An einigen
Stellen habe ich über das auf der Generalsynode Gesagte hinaus
zu den Ausführungen der Kritiker unserer Ordnung Stellung genommen
und damit einen Beitrag zu dem begonnenen Gespräch
über die Neugestaltung der Trauung zu leisten versucht" (S. 5 f.).

Die Untersuchung bietet im I. Kap. eine kürzere Betrachtung
über Wesen und Gestalt der Ehe (7—11), in Kapp. II und III
(11—28) einen geschichtlichen Überblick („Eheschließung und
Trauung bis zum 16. Jahrhundert" und „Eheschließung und Trauung
seit der Reformation"), sodann in Kap. IV „Grundsätzliche
Überlegungen zur Trauordnung" (28—5 5) und schließt mit der
Erläuterung der einzelnen Stücke der neuen Ordnung: „Die Gestaltung
der Trauordnung" (Kap. V; 5 5—67). Es folgen noch
zwei Nachträge: „Die Hamburger Kopulationsordnung von 1528"
(68 f.) und der Abdruck der Vorläufigen Fassung der neuen Trauordnung
von 195 8 (70—79). Die folgende Inhaltsskizze übergeht
um der Kürze willen die ausführlich entwickelte Geschichte
der Eheschließung und Trauung und möchte so den spezifischen
Gehalt der Untersuchung besser zur Geltung bringen.,

Die Ehe ist eine allem staatlichen und kirdilichen Handeln vorausgegebene
Gottesordnung (7). „Der .weltliche Ehestand' bei Luther
schließt in gleicher Weise einen staatlichen Ehestand wie einen kirchlichen
oder christlichen Ehestand aus. Die Reformatoren scheiden deutlich
zwischen der einen unwandelbaren und auch durch Christus nicht
veränderten Wesenheit der Ehe als einer göttlichen Stiftung und dem
Verständnis vom Wesen der Ehe, das zu den verschiedenen Zeiten und
unter den verschiedenen Menschen untersdiiedlich gewesen ist" (10).

Die klare, nicht als Rivalität zu verstehende Aufteilung von 187 5
in standesamtlichen Konsens („Eheschließung") und kirchlichen Akt
(„Trauung") ist als sachgemäß zu bejahen. Die Neuordnung hat den
kirchlichen Akt nach dem Vorbild des ersten christlichen Jahrtausends
und nach der Intention der Reformation entschlossen als Segnung des
Ehepaares auszugestalten und nicht länger mit der nicht genuin kirchlichen
Kopulation zu belasten. So ergibt sich der folgende Hergang:

Aufgebot und Fürbitte — fak. Einholung — Eingangslied —
Friedenswunsch — fak. Votum — Eingangsgebet — Predigt —
Predigtlied — Schriftlesungen (Stiftungswort, Gebotswort,
Wort von Kreuz und Verheißung des Ehestandes) — Traufragen
und Antworten mit (fak. gegenseitigem Ringwechsel und)
Handreichung des Ehepaares unter Zuspruch von Mt. 19, 6 —
Vaterunser — Segnungsgebet — Votum als spezifische Trauformel
— Lied — Dank- und Bittgebet für alle Eheleute —
trinit. Segen.

Der kirchliche Akt ist demnach im wesentlichen eine dreigliedrige
(vgl. 53 u. ö.) Handlung: praedicatio (Predigt und Schriftlesun-