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Ausgabe:

1961 Nr. 1

Spalte:

55-56

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Die Briefe 1961

Rezensent:

Althaus, Paul

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Seite 1

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55

Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 1

56

H ö k, Gösta: Augustin und die antike Tugendlehre.

Kerygma und Dogma 6, 1960 S. 104—130.
Hornschuh, Manfred: Das Leben des Origenes und die Entstehung

der alexandrinischen Schule (Schluß).

Zeitschrift für Kirchengeschichte LXXL 1960 S. 193-214.
Hyldahl, Niels: Hegesipps Hypomnemata.

Studia Theologica XIV, 1960 S. 70-113.
Latourelle, Rene: L'idee de Revelation chez les Peres de l'Eglise.

Sciences Ecclesiastiques 11, 1959 S. 297—344.
Mars hall, John S.: The Christology of Chalcedon.

Anglican Theological Review 42, 1960 S. 117—125.
M a y. Georg: Anklage- und Zeugnisfähigkeit nach der zweiten Sitzung

des Konzils zu Karthago vom Jahre 419.

Tübinger Theologische Quartalschrift 140, 1960 S. 163—205.
Schumacher, Walter Nikolaus: „Dominus legem dat".

Römische Quartalschrift 54, 19 59 S. 1—39.
Schwärt z, Jaques: Du Testament de Levi au Discours veritable de

Celse.

Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 40, 1960 S. 126—14 5.
Wojtacha, E.: Der Begriff der Subsistenz beim Diakon Rusticus.

Zeitschrift für katholische Theologie 82, 1960 S. 212—217.
Wucherer-Huldenfeld, A.: Mönchtum und kirchlicher Dienst

bei Augustinus nach dem Bilde des Neubekehrten und des Bischofs.

Zeitschrift für katholische Theologie 82, 1960 S. 182—211.

KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

Luther, Martin: Die Briefe. Stuttgart: Ehrenfried Klotz 1959.
440 S. 8° = Luther Deutsch. Die Werke Martin Luthers in neuer
Auswahl für die Gegenwart, hrsg. von Kurt Aland. Bd. 10. Lw.
DM 19.20.

„Die Briefe Luthers stellen einen bisher (oft auch von den
Fachleuten) bei weitem nicht genügend ausgewerteten Schatz
dar" (6). Von dieser Überzeugung geleitet, hat Kurt Aland an
den Briefband seiner Luther-Ausgabe sichtlich besondere Liebe
gewandt. Ihn zusammenzustellen hat ihm freilich auch, wie das
Vorwort bekennt, „besondere Schwierigkeiten bereitet". Das lag
an seiner Zielsetzung bei diesem Bande: die Auswahl aus den
11 Bänden der Weimarer Ausgabe sollte „nicht nur den Werdegang
des Reformators und sein theologisches Anliegen, sondern
auch den Menschen Luther und seinen Alltag ebenso wie die
Vielfalt seines Tagewerkes" darstellen, außerdem aber auch im
Spiegel der Briefe Luthers die Geschichte der Reformation, „ihre
Kämpfe nach außen und ihre Auseinandersetzungen nach innen"
zeigen, und das nicht nur in historischem Interesse, sondern mit
dem Blicke auf unsere Gegenwart. Auf den Alltag im Leben Luthers
ist dabei besonderer Nachdruck gelegt (7).

Mit dieser Zielsetzung hat der Herausgeber 349 Briefe
(aus den 258 5, welche die Weimarer Ausgabe bietet) ausgewählt
und sie ganz oder im Ausschnitt wiedergegeben. Die Zahl ist also
fast genau die gleiche wie in dem von Hanns Rückert besorgten
Briefbande der Clemenschen Ausgabe (Luthers Werke in Auswahl
, Band 6), wie denn auch beide Bände nahezu den gleichen
Umfang haben. Aber die Auswahl ist hier und dort eine ganz
andere. So bringt Aland sehr viel mehr Briefe aus der Frühzeit
Luthers: der Brief an Staupitz vom 14. Januar 1521, der bei
Rückert erst die Ziffer 15 hat, ist bei Aland schon der 60. in der
Reihe. Oder: aus dem Jahre 1520 bringt Rückert keinen einzigen
Brief, Aland dagegen nicht weniger als 13, außer zweien alle
an Spalatin. Die jeweils verschiedene Zielsetzung bestimmt die
Auswahl. Das hat sein gutes Recht.

Aland hat für die deutsche Wiedergabe der lateinischen
Briefe z. T. alte Übersetzungen mit herangezogen, „um womöglich
wenigstens etwas vom Sprachkolorit der Lutherzeit zu retten
". Die deutschen Briefe sind, gemäß den Grundsätzen füT die
Gesamtausgabe, an das heutige Deutsch leicht angeglichen. In den
meisten Fällen werden die Briefe nicht im vollen Wortlaut gebracht
, sondern gekürzt um Anrede (die in Schreiben an Amtspersonen
oft langatmig ist) und Schlußgruß, soweit beide nicht,
wie etwa in den Briefen an Käthe, „besonders wichtig oder interessant
sind"; auch alles Nebensächliche ist fortgelassen. Im Anhang
wird jeweils mitgeteilt, wenn ein Brief vollständig oder fast
vollständig abgedruckt ist.

Dem Textteil folgen zunächst Anmerkungen zu den einzelnen
Briefen: sie geben den Fundort in der Weimarer Ausgabe
an und bieten knappe Hilfen zum Verständnis einzelner Wendungen
und Beziehungen in den Briefen. Es schließt sich an eine
umfangreiche, fast 40 Seiten umfassende Übersicht über die Briefempfänger
; sie enthält biographische Notizen mit besonderer
Betonung der Beziehungen Luthers zu dem betr. Empfänger; je
nach der verschiedenen Bedeutung der Personen und dem, was
wir von ihnen wissen, sind die Notizen länger oder kürzer —
nicht wenige, über die wichtigsten Empfänger, sind ausführlicher
als die betr. Artikel in der RGG — sie lesen sich gut und helfen
wesentlich zum Verständnis der einzelnen Briefe. Endlich folgt
ein chronologisches Verzeichnis der Briefe.

Man kann sich dieses schönen Bandes nur sehr freuen. Die
Mühe und Liebe, die der Herausgeber an ihn wandte, hat sich
gelohnt.

An Druckfehlern habe ich einen einzigen bemerkt: S. 399, Z. 13
lies ..Antinomer".

Erlangen Paul Althaus

Götze, Ruth: Wie Luther Kirchenzucht übte. Eine kritische Untersuchung
von Luthers Bannsprüchen und ihrer exegetischen Grundlegung
aus der Sicht unsrer Zeit. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt
[1959]. 147 S. 8° = Theologisdie Arbeiten, hrsg. v. H. Umer, Bd. 11.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1959]. 147 S. 8°.

Schon 1521 hat Luther in der Schrift „Von der Beicht, ob
die der Bapst macht habe zu gebieten" eine evangelische Gemeindezucht
nicht nur als notwendig erklärt, sondern auch ihre
Grundzüge angedeutet (WA 8, 173 f.). In seiner „Deutschen
Messe" vom Jahre 1526 spricht er zwar wiederum von einer
Gemeindeordnung, die auch eine Strafordnung enthalten sollte,
bemerkt jedoch: „Aber ich kan und mag noch nicht eyne solche
gemeyne odder versamlunge orden odder anrichten. . ." (WA 19,
75, 19 ff.). Im „Unterricht der Visitatoren an die Pfarrherrn im
Kurfürstentum Sachsen" von 1 528 wird der Bann bei bestimmten
öffentlichen Sünden nach vorheriger Ermahnung den Pfarrherrn
empfohlen (WA 26, 200, 10 f.), doch drückt Luther sich sehr vorsichtig
aus: „Es were auch gut, da« man die straffe des rechten
und Christens Banns, davon geschrieben stehet Matthei am achtzehnten
nicht gantz ließe abgehen. . . Danach, 60 sie sich nicht
bessern, mag man sie ynn Bann verkündigen" (WA 26, 2 3 3,
25 ff.). In einem Brief vom Jahre 1531 scheint Luther endlich bereit
, eine evangelische Bannordnung einzuführen: „Haec fortassis
erit via restituenda exeommunicationis et interdicti" (WBr 6, 79,
96 f.). In der ersten evangelischen Kirchenordnung für Wittenberg
, die zwei Jahre später (1 533) und sicherlich unter Mitwirkung
Luthers zustandegekommen war, vermißt man jedoch
jede Art von einer Büß-, Beicht- oder Bannordnung.

Auf die Frage, weshalb Luther, der somit zwar mit dem
Problem der Kirchenzucht rang, ja sogar selbst mehrere Leute
exkommuniziert hat, dennoch nie zu einer kirchenrechtlichen
Fixierung der rechten Ausübung der Kirchenzucht selbst gekommen
ist, hat nun Ruth Götze eine Antwort zu geben versucht.
Da6 Buch enthält eine Menge von interessanten Detailbeobachtungen
und Einblicke in die Reformationsgeschichte. Verf. konzentriert
die Darstellung auf die Erhebung des rein historischen
Tatbestandes, d. h. Luthers eigene Kirchenzuchtpraxis steht im
Vordergrund. Die systematische Analyse und exegetische Überprüfung
fehlt nicht ganz, aber nur die rein historischen Partien
sind von größerem Wert. In dieser Hinsicht füllt das Buch sogar
eine große Lücke in der Lutherliteratur. Die exegetischen Partien
dagegen sind in der Argumentation weniger scharfsinnig und
halten nicht ganz Schritt mit dem neuesten Stand der Wissenschaft.
In der systematischen Argumentation wird Luthers theologische
Grundanschauung zu wenig berücksichtigt, wenn es sich darum
handelt, situationsgebundene Äußerungen Luthers erklärend zu
verstehen.

Die Untersuchung hat zwei Hauptteile, die je drei Kapitel
enthalten, in denen Luthers Bann-Androhungen, Bann-Empfehlungen
und Exkommunikationen dargestellt werden und dann die
systematische Bedeutung der Bannpraxis Luthers und ihre Problematik
, Luthers Schriftbegründung des Bannes und schließlich
seine kritische Schau der Kirchenzuchtordnung samt deren Problematik
für heute behandelt wird.