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1961

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Kirchengeschichte: Neuzeit

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Neuerscheinungen

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Theologisdie Literaturzeitung 1961 Nr. 10

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menden geistig-seelischen Kräfte. Mit Hilfe von zum Teil noch
ungedruckten Quellen skizziert er ein vielfarbiges Lebensbild
dessen, der einerseits „als Sänger des Hohenliedes der Kirche"
im Räume des Luthertums nicht seinesgleichen hatte, und für den
andererseits ,,ein einsamer Weg unvermeidlich" war (S. 55 f.).
Vielleicht liegt hier ein wichtiger Grund für die ablehnende Haltung
, die maßgebliche Zeitgenossen Löhes gegen ihn einnahmen?
Ihre Stimmen werden von K. nicht verschwiegen; die kritische
Überprüfung der möglichen Berechtigung ihrer Ablehnung aber
bleibt weiter der Löheforschung als Aufgabe gestellt, die gleichwohl
durch das von K. analysierte Charakterbild Löhes wesentliche
Förderung erfährt.

Die liebevoll erarbeitete Darstellung wird durch eine Fülle
biographischer Einzelheiten illustriert, durch eindringliche Aufrufe
an das Luthertum der Gegenwart aktualisiert und, wofür
dem Verf. besonders gedankt sei, um eine sorgfältig zusammengestellte
Bibliographie der ungedruckten und gedruckten Quellen,
sowie der Schriften über Löhe, bereichert.

Erlaagcn Bernhard Klaus

B a 1 m a s, Enea: Ginevra e Thalia.

Protestantesimo XVI, 1961 S. 81—91.
Barnikol, Ernst: Das idecngeschichtliche Erbe Hegels bei und seit

Strauss und Baur im 19. Jahrhundert.

W Z der .Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ges.-Sprachw.
Reihe X, 1961 S. 281-328.

B a r t o n, Peter F.: Zur Lehre vom kirchlichen Amte in der lutherischen
Frühorthodoxie: Das Amtsverständnis Tilemann Heshusens.
Kerygma und Dogma 7, 1961 S. 115—127.

Beyreuther, Erich: Evangelische Mi6sionstheologie im 16. und 17.
Jahrhundert (Forts, und Sdiluß).
Evangelische Missions - Zeitschrift 18, 1961 S. 33—43.

Chadwick, Henry, Prof., D.D., F. B. A.: The Vindication of
Christianity in Westcott's Thought. The Bishop Westcott Memorial
Lecture 1960. London: Cambridge Univereity Press [1961]. 28 S. 8°.
3 s. 6 d.

Dietzfelbinger, Hermann: Ein Mann, der den lebendigen Gott
fürchtete. Zum 100. Geburtstag Hermann Bezzels (18. Mai).
Die Zeichen der Zeit 15, 1961 S. 178—180.

Fries, Heinrich: John Henry Newman. Ein Wegbereiter der christlichen
Einheit.

Catholica 15, 1961 S. 60—70.
G e i ß 1 e r, Bruno: Der Patentstreit in Ungarn. Zur Vorgeschichte des

Protestantenpatents für Österreich 1861.

Die evangelische Dia6pora 32, 1961 S. 46—54.
G r a e w e, Richard: August Hermann Francke kämpft um seine zu

Stade beschlagnahmten Bücher.

Zeitschrift für Kirchengeschichte LXXII, 1961 S. 117—119.
Holstein, Henri: Lcssius a-t-il ete condamne au Concile du Vatican?

Recherches de science religieuse XLIX, 1961 S. 219—226.
1 n t o r p, Leonhard: Paderborner Liboriuspredigten aus dem Jahre 1736.

Theologie und Glaube 51, 1961 S. 294—299.
Je an es, W. P.: Jonathan Edwards' Conception of Freedom of the

Will.

Scottish Journal of Theology 14, 1961 S. 1—14.

Kleef, B. A. van: Aegidius de Witte 1648—1721.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 51, 1961 S. 30—56 u. 95—127.

Kruska, Harald: Paul Blau als Seelsorger der Diaspora.
Die evangelische Diaspora 32, 1961 S. 13—19.

Loewenich, Walther von: Luther und Lessing. Tübingen: Mohr
1960. 3 5 S. gr. 8° = Sammlung gemeinverständl. Vorträge u. Schriften
a. d. Gebiet d. Theologie u. Religionsgeschichte, 232. DM 2.40.

Pf ist er, Rudolf: ,.Bernische Kirchengeschichte".
Zwingliana XI, 1961 S. 335-345.

R i e g c r, Julius: Wie A. F. C. Vilmar beinahe reformierter Pfarrer in
London geworden wäre.
Die evangelische Diaspora 32, 1961 S. 27—30.

Schmidt, Kurt Dietrich: Probleme und Ergebnisse der Forschungsarbeit
über den Kirchenkampf in Deutschland (Sammelbericht).
Zeitschrift für Kirchengeschichte LXXII, 1961 S. 120—133.

Schmölze, Gerhard: Bemühungen um das Bild Hermann von Bezzels.
Deutsches Pfarrerblatt 61, 1961 S. 247—249.

Stella, Pietro: Alle fonti dcl Catechismo di San Pio X, il Catechismo
di Möns.

Salesianum XXIII, 1961 S. 43-66.
Torr eil, J. P.: L'infaillibilite pontificale cst-elle un priviUge „per-
sonnel"? Une controverse au premier concile du Vatican.
Revue des Sciences Philosophiques et Theologiques 45, 1961 S. 229
- 245.

Tschol, Helmut: Gottfried Philipp Spannagel und der Geschichtsunterricht
Maria Theresias. Ein Beitrag zur Klärung ihrer kirchenpolitischen
Haltung.

Zeitschrift für katholische Theologie 83, 1961 S. 208—221.
Vinay, Valdo: II Nuovo Testamento della Republica Romana 1849.
La copia della Biblioteca del Museo Britannico.
Protestantesimo XVI, 1961 S. 98—104.

PHILOSOPHIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE

M e r c i e r, Andre, Prof.: Thought and Being. An Inquiry into the
Nature of Knowledge. Final Text rendered by A. Bloch. Basel: Verlag
für Recht und Gesellschaft 1959. IX, 156 S. gr. 8° = Studia Phi-
losophica. Jahrbuch d. Schweiz. Philos. Gesellschaft. Supplementum 9.
Lw. 6fr./DM 18.50.

Mit der Formulierung seines Themas kündigt dieses Buch
an, eines der bedeutendsten Grundprobleme der Philosophie
behandeln zu wollen. Es ist in englischer Sprache geschrieben,
und sein Verfasser ist Professor für theoretische Physik an der
Universität Bern. Diese drei Umstände, die aus dem Titelblatt
zu entnehmen sind, weisen schon auf den Zusammenhang hin,
in dem die Theorie steht, die auf den folgenden Seiten entwickelt
wird: Die Situation der neueren Naturwissenschaft ist
von einer Art, die jeden Forscher, der seinen Blick auf das
Grundsätzliche und Methodische richtet, dazu nötigt, sein Fach
auch vom Standpunkt der Philosophie aus in Frage zu stellen.
Deshalb besitzen wir neben den physikalischen Theorien, die
noch immer nicht zur Einheit gebracht sind, eine noch größere
Zahl von Interpretationen von der Hand derer, die zu ihrer Entwicklung
beigetragen haben.

Auch dieses Buch gehört in ihre Reihe. Da es englisch geschrieben
ist, wendet es sich vor allem an die Philosophen der
Länder, die in den letzten Jahrzehnten die meisten und wohl auch
die gewichtigsten Beiträge zur physikalischen Grundlagenforschung
gegeben haben. Es hat aber die Absicht, der in der
angelsächsischen Philosophie dominierenden Methode der philosophischen
Analyse von Sprachbedeutungen und -Systemen entgegenzutreten
, der der Verfasser zu früherer Zeit selbst einmal
den Vorzug gegeben hat (vgl. S. 49). Mercier will zeigen, daß
auch die logischen Probleme der Wissenschaften nicht gelöst,
werden können, solange man sich auf die Mittel der Erkenntnistheorie
beschränkt, sei es der klassischen oder der modernen.

Auf diesem Hintergrund gewinnen der Titel und die These
des Buches über .Denken und Sein' ihren besonderen Sinn: Die
Strukturen und Gesetze der Erkenntnis 6ind aus einem auf sich
isolierten Akt des Erkennens nicht verständlich zu machen. Zu
ihrem Wesen gehört vielmehr eine Beziehung auf .Sein', und
zwar auf ,Sein' in dem strikten Sinn einer Einheit, die aller
Wirklichkeit in ein und demselben Sinn zukommt (vgl. S. 97).
Dieses Sein ist nun nicht als solches, sondern immer nur in Aspekten
und innerhalb dieser Aspekte immer nur in einem Teil
der Mannigfaltigkeit zu erfassen, als die es sich uns jeweils in
geschichtlichen Situationen zeigt. Solche Aspekte von gleichem
Rang sind die drei Wissensformen: Erkenntnis, Kunst und Sittlichkeit
. Jede von ihnen hat eine formale Struktur, die sich durchhält
(mathematische Form, aesthetische Form, Gemeinschaft);
ihren Gehalt gewinnen sie aber nur in einer niemals abzuschließenden
Entwicklung, in der physikalische Theorien, Kunststile und
sittliche Ideale einander folgen, ohne jemals das Ganze dessen
zu erreichen, was überhaupt ist. Mercier nennt diese Konzeption
,ontologischen Transzendentalismus' (vgl. S. 131).

Auf ihr als Grundlage gibt er eine Analyse der Lage der
gegenwärtigen Physik: Es ist nicht sinnvoll, zu hoffen, daß sie
jemals in einer letzten Theorie der Natur ihr Ende finden könnte.
Diese Theorie wird immer wieder zu überfragen sein und ihre
Grenze an unbewältigter Wirklichkeit finden. Immer wenn solche
Grenzen bewußt werden, kommt es zur .Entdeckung' neuer
Kategorien, wie in der neuesten Zeit zu der der Komplementarität
, der Mercier wegen ihrer universalen Verwendung den
Charakter einer Kategorie zuspricht. Nur eine mystische Erfahrung
kann aber die Schranken übersteigen, welche für alle
Wissensformen zugleich Einschränkung und Garantie der Möglichkeit
des Fortschreitens sind in der Beziehung von Denken