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1961

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Altes Testament

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Theologieche Literaturzeitung 1961 Nr. 10

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das Ben Ascher-Manuskript schlechthin und erweise sich schon
von rein textlicher Betrachtung her als allen uns sonst aus dieser
Schule bekannten Handschriften überlegen, und Loewinger's
These, daß der Vergleich von A mit ihm verwandten Handschriften
und massoretischen Werken A als das älteste Stück mit der
größten Konzentration tiberiensischer Kriteria ausweise, wie
denn Loewinger selbst dieser Erklärung hinzufügt, daß alle
Besonderheiten von A noch genauester Untersuchung bedürften.
Von den anderen vier Aufsätzen legt der Diiver's überzeugend
dar, daß Abkürzungen von Wörtern bereits in dem vor der
Septuaginta liegenden hebräischen Text eine große Rolle gespielt
haben und daß ihre Beachtung zum Verständnis und zur
Heilung des uns vorliegenden hebräischen Textes wesentlich beitragen
kann, während der Talmon's von Doppellesarten Ähnliches
feststellt, etwa bei Jes 37,9 das tFisb» nr.in aitFl ymo^
der vollständigen Jesaja-Handschrift aus Qumrän als Kombination
von n^sb» nVcn JWfi"1! im masoretischen Text der Stelle
und von B"Ot*bn nbttJ,i awiin der Parallele 2. Kön 19, 9 erklärt
und die Septuaginta-Lesart von Jes 37, 9 xal ay.ovaa? ome-
otQEipev xal aneazeilev ayyehov? auf der durch die Qumrän-
Lesart bezeugten Kombination zweier hebräischer Lesarten beruhen
läßt, also nicht, wie es sonst wohl geschieht, aus interner
griechischer Konflation ableitet. Diez-Macho's Beitrag gilt
dem 16 Folios umfassenden, sich jetzt im Jewish Theological Semi-
nary, New York, befindlichen Fragment einer aus dem 12. Jahrhundert
n. Chr. stammenden Handschrift mit dem hebräischen,
aramäischen und arabischen Text von Stücken aus Jes 35—43, das
darum besondere Beachtung verdient, weil sein hebräischer und
sein aramäischer Text eine doppelte, von zwei verschiedenen
Händen herrührende Vokalisation aufweist, die babylonische
und die jemenitische. Der mit den babylonischen Vokalzeichen
versehene hebräische Text des Fragments wird hier abgedruckt,
während die Vokalisation zweiter Hand im Apparat unter Ver-
gleichung mit dem Text der Kitteischen Biblia Hebraica mitgeteilt
wird. Y e i v i n veröffentlicht in seinem Aufsatz das
Genizah-Fragment No. 3118, fol. 8 des Jewish Theological Se-
minary, New York, das Noten zu Versen aus 1—2 Sam und 1 Kön
enthält, und vergleicht sie mit dem Text des Aleppo-Kodex, des
Manuskripts British Museum Or. 4445 und des Kairoer Prophetenkodex
, während er in seiner Mitteilung das merkwürdige,
zwei Accente, Qadma und Mahpäkh, aufweisende D'Wpüp von
Hes 20, 31, behandelt.

Halle/Saale Otto E i flf ei d t

Ungern-Sternberg, Rolf Freiherr von, u. Helmut L a m p a r -
t e r : Der Tag des Gerichtes Gottes. Die Propheten Habakuk, Ze-
phanja, Jona, Nahum übers, u. ausgelegt. Stuttgart: Calwer Verlag
[i960]. 240 S. 8° = Die Botschaft des Alten Testaments. Erläuterungen
alttestamentl. Schriften, Bd. 23/IV. Lw. DM 12.80.

Das Buch umfaßt vier Bücher aus dem Dodekapropheton,
deren erste drei durch Rolf v. Ungern-Sternberg bearbeitet worden
sind, das letzte durch H. Lamparter. Den Anfang macht das
Buch Habakuk. Dieser Prophet „gehört eher den Betern als
den Propheten zu" (13). Doch legt die Auslegung Wert darauf,
1, 5—11 als göttliche Antwort auf die Klage 1, 2—4 und 2, 1—5
als „Gottes öffentliche Entgegnung" auf den Protest — „ein erneutes
Klagegebet" (23) — von 1, 12—17 erscheinen zu lassen.
Die fünf Wehe 2, 6—20 werden als „Stimmen aus der Tiefe" gedeutet
. Das „Gebetslied" 3, 1 ff. beschreibt „das ungeduldig erwartete
Einschreiten Gottes auf Erden" (52). Angesichts dieses
Aufrisses kann der Verf. von einem „dramatischen Fortgang der
Handlung" (66) reden; „die hohe Kunst der Komposition des
Buches läßt das Ganze wie aus einem Guß erscheinen" (68). Aber
es gibt Nahtstellen; daher muß man die einzelnen formal abhebbaren
Teile je für sich betrachten. So kommt der Verf. dahin,
anzunehmen, daß sich die Abfassung des Buches über einen
längeren Zeitraum erstreckt hat, etwa von 630 bis kurz vor der
Zerstörung Jerusalems. Das erste Klagelied (1, 2—4) meint dabei
die Assyrernot, das zweite (1, 12—17) die durch die angesagten
Chaldäer herbeigeführte Situation. Als spätere Zusätze werden
nur die Überschriften in 1, 1; 3, 1 und die Unterschrift angesehen
. Die Erklärung ist durch Lebendigkeit ausgezeichnet, so daß
man einen Eindruck von dem Manne Habakuk erhält.

Die vom gleichen Verf. gebotene Erklärung des Zephanja
ist durch klare und ruhige Darlegungen charakterisiert. Der Verf.
ist in seinem Urteil vorsichtig und legt sich nicht fest. Weder
setzt er 6ich für die These von der königlichen Abstammung des
Propheten ein noch für die Gleichsetzung des Feindes mit den
Skythen. In der Echtheitsfrage ist er kritischen Lösungen nicht abgeneigt
. 2,7 (Ende) hält er möglicherweise für einen späteren Zusatz
(121), und zu 3, 9—20 meint er, das Stück entstamme „erst dem
folgenden Jahrhundert und bildete den Abschluß der Verlesung
dieser Schrift im Gottesdienste der damaligen Gemeinde"; ähnlich
wird 2, 10 f. beurteilt (121. 111). Für das Verständnis des
Ganzen ist ihm einmal wichtig der Hintergrund der friedlichen,
aber von Religion und Kultur Assurs geprägten Zeit Manasses
und zum anderen, die innere Linie des Zephanja betreffend, das
— an Arnos 5, 15 erinnernde — „vielleicht" von 2, 3; in dem
Schlußteil 3, 9 ff. könne man dann 6ehen: „Gott hat dieses
Vielleicht bestätigt, wie es auch für Zephanja später gewisser
wurde (2,7. 9). Die Gemeinde in der Zeit der babylonischen
Gefangenschaft erkennt sich selbst als diesen heiligen Rest"
(125).

Weniger befriedigt die Auslegung des Jon a, die ebenfalls
U. darbietet. Sie ist weitschweifig und stark ins Erbauliche ausgreifend
. Auch wird an Nebendinge wie Jonas Schlaf unter Deck
(l49) und den Unterschied von daga und dag in 2, 1 f. ein zu
großes Gewicht gehängt; aus dem Worte daga wird sogar auf eine
besondere Tradition geschlossen (Abschnitt III). Bei den Hundertzwanzigtausend
in 4, 11 wird auf die Deutung „Kinder" überhaupt
nicht eingegangen, vielmehr gleich die „geistliche Unmündigkeit
der Heiden" als gemeint angenommen. Über die unrichtige
Stellung von 4, 5 fällt kein Wort. Der Psalm in Kap. 2
wird ständig mit der jeweiligen Lage Jonas in Beziehung gesetzt,
als sei er wirklich Jonas Rede; sogar ein Dankopfer Jonas in
Jerusalem wird aus ihm erschlossen. Andererseits findet sich
kaum ein Versuch, gerade dieses herrliche Buch in die Gesamtbotschaft
des Alten Testaments einzuordnen, was im Rahmen der
Sammlung und angesichts ihres Titels nahegelegen hätte. Angehängt
wird, was grundsätzlich zu begrüßen ist, eine — bibel-
stundenartige — Erklärung von Mt. 18, 38—42; die Frage, ob
V. 40 oder 41 das „Zeichen des Jona" sei, wird nicht erörtert,
vielmehr wird diskussionslos alles als ein Zusammenhang ausgelegt
.

Den Schluß des Buches bildet eine Nahum auslegung von
H. Lamparter, der schon mancherlei zu der Calwer Sammlung beigesteuert
hat. Es handelt sich immer um beachtliche Beiträge.
Seine hier vorliegende Erklärung zeichnet sich aus durch besonnenes
Urteil, treffsichere Übersetzung und selbständige Ideen.
Die These, es handele sich um eine „Liturgie für die Siegesfeier",
lehnt er ab, sondern will dem Buch den prophetischen Charakter
erhalten sehen. Bei aller Textunsicherheit: „Für mein Auge überwiegt
die Einheitlichkeit des ganzen Büchleins" (214). Dabei
sucht er manches durch Umstellungen zu verdeutlichen und
„versprengte Verse" so zusammenzuordnen, „daß sich ein gut
lesbarer, verständlicher Text ergibt" (217): 1,2—9 Hymnus (Gott
ist Rächer); 3,1; 1,10.11.14 Drohspruch; 1,12.13; 2,1.3
Heilsspruch (fürjuda); 2,2.4—14 Erste Vision (Ninives Erstürmung
); 3,2—7 Zweite Vision (Ninives Verwüstung); 3,8—17
Letzte Drohung; 3, 18. 19 Totenklage. Das ganze Buch Nahum
bringt auf diese Weise „eine Heilsbotschaft", die wirksam werden
kann, „wo immer in der Weltgeschichte Menschenhochmut
mit zügellosem Machtstreben sich paart" (216). Hier erhält der
Leser wirklich einen starken Eindruck von einem wenig bekannten
Prophetenbuch.

Kiel Hans Wilhelm Hertzberg

B e t z, Otto: Dcnnersöhne, Menschenfischer und der Davidische Messias
.

Revue de Qumrän 3, 1961 S. 41—70.
Borgen, Peder: "At the Age of Twenty" in 1 QSa.

Revue de Qumrän 3, 1961 S. 267—277.
C a r m i g n a c, Jean: Lcs affinites qumräniennes de la onzieme Ode

de Salomon.

Revue de Qumrän 3, 1961 S. 71—102.
Carmignac, Jean: Les rapports entre l'Ecclesiastique et Qumrän.
Revue de Qumrän 3, 1961 S. 209—218.