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Ausgabe:

1961 Nr. 10

Spalte:

746-748

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Purdy, A. C.

Titel/Untertitel:

New Testament sidelights 1961

Rezensent:

Haenchen, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 10

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ALLGEMEINES

i [Bauer, J.:] Ein Leben für die Kirche. Zum dankbaren Gedächtnis an
D. Johannes Bauer von seinen Schülern und Freunden zum 100. Geburtstag
, hrsg. v. Fritz Hauss u. Erich R o t h. Karlsruhe: Hans
Thoma Verlag [i960]. 247 S. 8°. Lw. DM 13.80.

Joh. Bauer, bis 1931 Praktischer Theologe in Heidelberg,
am 10. Januar 1933 verstorben, ist vor allem durch Studien zu
Schleiermachers Predigttätigkeit und zur Badischen Kirchengeschichte
literarisch hervorgetreten. Einen ungleich stärkeren
Einfluß hat er jedoch durch seine Mitarbeit in der Leitung seiner
Badischen Heimatkirche und auf seine Schüler, die Mitglieder des
Heidelberger Predigerseminars, ausgeübt. Ein Beweis dafür ist
die vorliegende Veröffentlichung. Sie enthält neben biographischen
Notizen (E. Roth und O. L ö f f 1 e r) persönliche Erinnerungen
an den verehrten Lehrer und Freund aus der Feder von H. Neu,
R. H u p f e 1 d und Frau G. Weidinger-Jaeckle sowie
ein Verzeichnis der Veröffentlichungen von und über J. B. Dazu
kommen eine Anzahl von Abhandlungen aus der Geschichte der
Theologie und Kirche sowie im Blick auf die Arbeit in Pfarramt
und Gemeinde, die oft nur in einem losen Zusammenhang mit
dem Anlaß dieser Veröffentlichung stehen. W. Kümmel
(Marburg) berichtet in kritischer Auseinandersetzung mit den
jüngsten Veröffentlichungen von E. Stauffer über die „Diakritik
zwischen Jesus von Nazareth und dem Christusbild der Urkirche"
und kommt zu dem Ergebnis: „Die Forderung einer konsequenten
Diakritik zwischen Jesus von Nazareth und der Christusbotschaft
der Urkirche kann auf Grund der Quellenlage nur sehr
unvollkommen erfüllt werden und würde, auch wenn die Quellenlage
anders beschaffen wäre, das erstrebte Ziel einer reformatorischen
Selbstkritik der Kirche notwendigerweise verfehlen"
(S. 67). O. H o f (Karlsruhe) interpretiert den letzten Abschnitt
von Luthers „Freiheit eines Christenmenschen". J. Bender
(Karlsruhe) stellt auf Grund der das Schriftprinzip behandelnden
Konzilsakten (IV. Sess.) und insbesondere einer im Wortlaut
mitgeteilten Predigt des Servitengenerals Aug. Bonucio (vom
8. 4. 1546) „Spuren der Reformation auf dem Tridentinischen
Konzil" fest: „Die Ausstrahlungen der Reformation haben bis in
die römische Kirche selbst hineingereicht" (S. 79). A. Duhm
(Heidelberg) steuert einige Bemerkungen zur Frage des volkstümlichen
Christentums in der Reformationszeit unter dem Titel
„Reformation und Volkssingen" bei. G. B i u n d o (Mainz) bemüht
sich, die nach seiner Ansicht heute übersehene .-.Religiöse
Volkskunde im Zusammenhang der evangelischen Theologie"
wieder zu Ehren zu bringen, ohne allerdings zu berücksichtigen,
daß der gleiche Problemkreis heutigen Tages unter dem Stichwort
„Kirchensoziologie" in den Arbeiten von T. Rendtorff, J. Freytag,
R. Köster, D. Goldschmidt u. a. ausführlich dargestellt wird;
unter den von ihm aufgeführten älteren Monographien zur Religiösen
Volkskunde fehlen die Abhandlungen von W. Boette.
Während W. Sattler (Kassel) einen bisher ungedruckten Brief
von Fr. Schleiermacher vom Mai 1816 erläutert, schildern
F. Hauss (Heidelberg) den Beitrag Joh. Bauers zur badischen
Kirchcngeschichtsschreibung und W. Jannasch (Mainz) seinen
Anteil an der badischen Gottesdienstreform zu Beginn des Jahrhunderts
(„Gedanken zur gottesdienstlichen Erneuerung aus der
Zeit vor fünfzig Jahren"); J. verbindet mit dieser Darstellung
den Wunsch, man möchte sich bei den heutigen liturgischen
Reformbemühungen der gleichen Nüchternheit befleißigen, die
in den Arbeiten J. Bauers zutage tritt. W. H e i n s i u s (Freiburg
) und R. Nutzinger (Hauingen) behandeln Themen aus
der badischen Kirchengeschichte: „Phil. Melanchthons Beziehungen
zu seiner Vaterstadt Bretten" und „J. P. Hebels Biennium in
Hertingen". Th. Odenwald (Dossenheim) will die „Ausbildung
und Bildung als Aufgabe und Problem der Höheren
Schule" darstellen, ohne allerdings Wesentliches zu dem Problem
beizusteuern. Die Abhandlung von E. Kühn (Mannheim) beschäftigt
sich dagegen sehr ausführlich und anschaulich mit der
„Schule unter Gottes Wort in der Gemeinde", indem er über
seine Erfahrungen in dem von ihm geleiteten „Musischen Joh.
Seb. Bach-Gymnasium" kritisch berichtet. W. Lueken (Frankfurt
) weist nach, daß der kureächsische Edelmann Anarg von
Wildenfels Verfasser des Liedes „O Herre Gott, dein göttlich
Wort" (EKG 117) ist. Von W. Hahn (Heidelberg) findet sich
eine eindrucksvolle Predigt über Apg. 1, V. 10—14. Doris Faul-
h a b e r (Mannheim) schreibt kenntnisreich und gescheit über
„Die Frau im Amt der Kirche" (mit wertvollen Literaturangaben
). Dazu bildet der Erlebnisbericht von Gertrud Weidinger
-Jaeckle „Als Pfarrfrau im Dienst der Ostasienmission
" ein gewisses Pendant. E. Roth (Mannheim) sucht den
homiletischen Ansatz Joh. Bauers herauszuarbeiten: Die Predigt
als Kultuspredigt ist „gottesdienstliche Feier der Anbetung und
Bekenntnis der Heilsgemeinschaft" (S. 231). Von Bauer selbst ist
eine Ordinationspredigt aus dem Jahr 1919 abgedruckt. — Überblickt
man diesen Gedächtnisband, so bringt er wie alle derartige
Schriften eine Fülle verschiedenartiger und in ihrem Wert verschiedener
Beiträge. Bis auf den letzten Aufsatz versucht keiner
der Autoren, die theologischen Intentionen Joh. Bauers in unsere
Zeit weiterzuführen. Man bedauert es besonders, daß keiner
seiner Schüler den Versuch unternommen hat, eine der Predigtanalysen
zu bieten, in denen Joh. Bauer offenbar ein Meister gewesen
sein muß.

Marburg Alfred N ieb er ga 11

it

[P u i d y, A. C.:] New Testament Sidelights. Essays in Honor of Alexander
Converse P u r d y, Hosmer Professor of New Testament, Dean
of the Hartford Theological Seminary, The Hartford Seminary Foundation
, ed. by Harvey K. McArthur. Hartford/Conn.: The Hartford
Seminary Foundation Press 1960. VII, 135 S., 1 Titelbild, 8°.

Um den 70. Geburtstag des Quäkers Professor Purdy zu
feiern, haben 9 Gelehrte hier Beiträge gespendet, einstige Kollegen
an der Hartford Seminary Foundation oder sonst mit ihr
verbunden.

Rudolf B u I t m a n n bespricht in „A Chapter in the Problem of
Demythologizing" (1—9) den Sinn seiner .Entmythologisierung' und
Einwände gegen sie. Der deutsche Leser kennt diese Gedanken: Die
existentiale Auslegung will die mythischen Begriffe nicht beseitigen,
sondern deren eigentlichen Sinn herausstellen; Gott ist kein objektiv
beobachteter Gegenstand; wir können nur von seinen Einwirkungen auf
unsere Existenz sprechen, usw. Zum Schluß bringt B. Beispiele. Christi
Präexistenz etwa besagt „daß seine Person und sein Wort nicht von
hier sind, sondern von jenseits, von der Ewigkeit" (9). Inwiefern dieses
Jenseits' seinerseits nicht mythisch ist, führt der kurze Aufsatz
nicht aus.

Der Beitrag von Bischof Gerald Kennedy, „Nothing without a
Parable" (10—26), beschreibt die Eindrücke eines Praktikers von den
Gleichnissen Jesu: Sie schildern das wirkliche Leben, mit dem der Christ
rechnen muß. Aber sie enthalten nicht nur Moral, sondern das Evangelium
(15), Einsichten in die Art, wie Gott mit den Menschen verfährt.
Sie sind zugleich konkret und universal, auf ihre Zeit zugeschnitten und
doch auch die unsere mit erfassend (17). Sie betonen die enge Verbundenheit
von Gehorsam und Heiligkeit (20 f.) und legen großes Gewicht auf
die Tat (22 ff.); sie enthalten endlich „das Rohmaterial für Theologie
und Lehre" (2 5 f.) — aber in erster Linie sind sie nicht Lehre, sondern
Prüfstein für die Theologie.

„Spirit and Holy Spirit in the Qumran Literature" behandelt
George Johnston (27—42). ,Ruach' kann erstens den Geist eines
Menschen meinen, seinen „Willen, Wunsch, Neigung oder Absicht"
(CD 4,3. 7; 1 QS 7, 18.23). In 1 QS 3, 13 — 4, 26 treffen wir die
dualistische Theorie der beiden Geister, deren Quellen weit mehr biblisch
als iranisch sind (Gen. lff.; Lev. 16,23; Jes. 11,42; Ez. 16, 32ff.;
Ps. 51, 10 f.; Jes. 63, 10—14; Test XII). Die Prädestinationslehre
Qumrans würde dem Guten und der Sünde jeden Sinn nehmen; aber die
Gnadenverkündigung der Hodajoth zeigt, daß in diesem Fall „life was
better than theology" (31). .Heiliger Geist' bezeichnet in einigen Fällen
den Geist derer, die in Qumran den mosaischen Bund erneuert (33) und
.Weisheit' gewonnen haben, nämlich beim Studium von Gesetz und
Propheten (34 ff.). Zweitens kann ,ruach' Engel oder Dämonen bezeichnen
(37), drittens aber den Gottesgeist selbst, der erschafft (1 QSb
2,24), erhält (1 QH 7, 6 f. 13 f.), und die Gemeinschaft mit Gott vermittelt
(1 QSb 2, 24), der segnet (1 QH 16, 6 ff.) und erleuchtet (1 QH
9, 32). Der .Geist der Wahrheit' läßt sich mit dem Lichtfürsten identifizieren
(1 QS 3,20; 1 QM 13,9), kann aber einfach der Geist der
Gemeinschaft von Qumran sein (1 QS 3, 6 f.; CD 2, 12; 6, 1). Endlich
wirkt der Geist Erneuerung und Reinigung (1 QH 16, 11 ff.); er wird
dereinst die Bösen vernichten und die Gerechten waschen (ebd). „Die
Waschungen Qumrans . . . waren ein Vorgeschmack der e6chatologischen