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Ausgabe: | 1961 Nr. 9 |
Kategorie: | Religionspädagogik, Katechetik |
Titel/Untertitel: | Neuerscheinungen |
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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 9
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Ein besonderer Paragraph (§ 6) beschäftigt sich mit dem
„Gespräch unter dem Wort" (S. 160ff.), da die ev. Unterweisung
deT höheren Schule ,,im allgemeinen in der Form des Unterrichtsgespräches
geschieht". A. weist nach, wie das Gespräch „eine
theologisch notwendige Form der Begegnung mit dem Wort"
ist (Gott begegnet dem Menschen als Fragender — Gott ruft in
die auch durch das Gespräch verwirklichte Gemeinschaft usf.)
(S. 162 f.). Die verschiedenen didaktischen Möglichkeiten (Lehrgespräch
— Debatte — Erfahrungsaustausch — Gruppenarblrt —
Seelsorgegespräch — Rundgespräch) werden aufgewiesen und ihre
Brauchbarkeit für die Unterweisung geprüft (S. 166 ff.).
Da die ev. Unterweisung „die Wirklichkeit der Gemeinde
zur Voraussetzung hat und zur lebendigen Gemeinde hinführen
will" (S. 216), sind Lehrer und Schüler als Glieder der Gemeinde
im Unterricht anzusprechen. Was das für das Schulgeschehen, für
die Unterrichtsgestaltung und für den Religionslehrer selbst
bedeutet, wird in § 8 („Die Gemeinde") und § 9 („Der Religionslehrer
") entfaltet. Summa : Mag man hier und da Fragen an
den Verf. haben — Angermeyers Buch ist eine wichtige Stimme
in dem Gespräch über die Grundlegung und Methode der ev.
Unterweisung an höheren Schulen, die auch der Lehrer der ev.
Unterweisung an Volks- und Mittelschulen nicht überhören
sollte.
Darmstadt Friedridi Hah n
Pestalozzi, Heinrich: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Hrsg. v.
Emilie Bosshart, Emanuel Dejung, Lothar Kempter, Hans Stettbadier.
Bd. l—io. Zürich: Rascher 1944—47. S° = Schweizerische Klassikerausgabe
. Bd. l—io. Lw. sfr. 110.—.
1. Lienhard und Gertrud I. u. II. Ein Buch für das Volk. Mit 2 Abb.,
1 Faks. Untersdir., Erläuterungen zur gesamten Ausgabe u. e.
Nachwort zum 1. Bd. 1945. XVI, 527 S. Lw. sfr. 11.—.
2. Lienhard und Gertrud III u. IV. Mit 2 Abb., 1 Faks. Untersdir.
u. e. Nachwort zum 2. Bd. 1945. XVI, 656 S. Lw. sfr. 11.60.
3. Christoph und Else. Mein zweites Volksbuch. Mit 3 Abb., 1 Faks.
Untersdir. u. einem Nachwort. 1944. VIII, 390 S. Lw. sfr. 8.70.
4. Die Fabeln. Dichterisches aus dem Schweizerblatt. Sieben Tag bei
Pfarrer Samuel. Mit 2 Abb., 1 Faks. Untrschr. u. e. Nachwort.
1946. XXIV, 632 S. Lw. sfr. 13.60.
5. Politische Schriften bis 1798. Mit 2 Abb., 1 Faks. Untersdir. u. e.
Nachwort. 1946. VII, 448 S. Lw. sfr. 10.—.
6. Politische Schriften seit 1798. Mit 2 Abb., 1 Faks. Untersdir. u. e.
Nachwort. 1946. VII, 558 S. Lw. sfr. 12.—.
7. Wirtschaftliche und soziale Schriften. Mit 2 Abb., 1 Faks. Untersdir.
u. e. Nachwort. 1946. VII, 490 S. Lw. sfr. 12.—.
8. Die Abendstunde eines Einsiedlers. Meine Nachforschungen über
den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts.
Reden an mein Haus. Mit 3 Abb., 1 Faks. Untersdir. u. e. Nachwort
. 1946. VIII, 464 S. Lw. 6fr. 11.50.
9. Stanser Brief. Wie Gertrud ihre Kinder lehrt. Geist und Herz in
der Methode. Mit 2 Abb., 1 Faks. Untersdir. u. e. Nachwort. 1944.
VIII, 367 S. Lw. sfr. 7.80.
10. Lenzburger Rede. Schriften zur körperlichen Erziehung. Schwancn-
gesang. Mit 2 Abb., 1 Faks. Untersdir., einem Nachwort z. 10. Bd.
u. e. Register zur gesamten Ausgabe. 1947. VIII, 624 S. Lw.
sfr. 15.50.
Die vorliegende Ausgabe der „Gesammelten Werke" von
Pestalozzi in zehn Bänden ist nicht zu verwechseln mit der zunächst
im Verlag de Gruyter, nach 1945 im Verlag Orell Füssli,
Zürich, herausgegebenen in neunzehn Bänden, für die A. Buchenau
, E. Spranger und H. Stettbacher verantwortlich zeichnen.
Die Schweizer Klassiker-Ausgabe, die uns zur Durchsicht vorlag
und zehn Bände umfaßt, ist im Rascher Verlag, Zürich, erschienen
unter der Verantwortung von E. Bosshart, E. Dejung,
L. Kempter und H. Stettbacher. Die Verkürzung auf zehn Bände
ist bei der sachlich fundierten Auswahl der Herausgeber zu verantworten
und gibt eine brauchbare Darstellung der wichtigsten
Veröffentlichungen P.s. Es scheint eine dringende Notwendigkeit
vorzuliegen, wenn gleichzeitig zwei Ausgaben sich mit P.s literarischem
Werk beschäftigen. Mit der billigen Erklärung, daß Klassiker
, insbesondere für öffentliche Bibliotheken, immer gefragt
und schon zu Studienzwecken unentbehrlich seien, wird man den
Aufwand dieser beiden Unternehmungen nicht begründen können.
Die Pädagogik hatte unter den antihumanistischen Zielsetzungen
des Nationalsozialismus ihr Menschenbild und ihr
Erziehungsziel verloren und war fremden Zweckbestimmungen
unterworfen. In der Stunde der Besinnung und Neugestaltung
mußte die Wiedergewinnung eines humanistischen Menschenbildes
Hauptaufgabe werden. Die Beschäftigung mit P. könnte so etwas
wie eine Heimkehr zu den Vätern bedeuten. P. ist nicht zu kopieren
, aber zu befragen. Seine tiefe Menschenliebe kann aus
keiner Erziehungslehre mehr verbannt, seine sittliche Volkserziehung
aus keinem Erziehungssystem mehr ausgeklammert
werden. Mögen manche der Ansichten P.s sich nicht als realistisch
genug erwiesen haben, mag auch ein gewisser schwärmerischer Zug
der Bewertung unserer Zeit nicht mehr standhalten, eins bleibt
verpflichtend: Der liebende, wagende Einsatz des Erziehers, die
dienende Hilfe zur Gemeinschaftsbildung. P. hat uns gelehrt,
das ganze Leben als Erziehungsfeld zu 6ehen.
Die Theologie wird P. im Rahmen ihrer Katechetik begegnen
müssen. Dies wird nicht ohne kritische Stellungnahme abgehen.
Martin Doerne urteilt in seiner heute noch unentbehrlichen
„Bildungslehre der evangelischen Theologie" (1933): „Es fehlt
nicht an Verbindungslinien zwischen seinem (P.s) Werke und der
evangelischen Erziehungsarbeit des 19. Jahrhunderts, auch an der
religiösen Begründung seines Werkes ist kein Zweifel. Die Synthese
zwischen seinen Erziehungsgedanken und der Idee der christlichen
Volksschule schien nicht schwer herstellbar. Aber es bleibt
dabei, daß P., auf das bewegende Zentrum dieses erzieherischen
Wollens gesehen, außerhalb des Kreises der evangelischen Erziehung
zu stehen kommt" (24). Dieses sachliche, wohl überlegte
Urteil könnte an Hand der vorliegenden Ausgabe überprüft werden
. Wichtig erscheint uns — das konnte die Aussage Doernes
1933 noch nicht umfassen — eine Würdigung P.s durch die evangelische
Pädagogik nach zwei Seiten hin:
1. ) P. liebt dienend den Menschen:
Unsere Katechetik muß bei aller Sachlichkeit der Unterweisung
diesen „Herzton", der etwas anderes ist als „Erlebnis", wiedergewinnen
. Kinder sollen unter dem Evangelium froh werden,
Kinder dürfen Kinder sein. P. ist ein lebendiger Mahner gegenüber
der Verschulung und gegenüber dem Zweckdenken und
-handeln der Erwachsenen. Mit ihm ist der Gefahr der Verfremdung
des Kindes zu begegnen.
2. ) P. lehrt uns, Erziehungszusammenhänge zu erkennen:
Er lebt in den Räumen der Familie und Gesellschaft und weiß um
Bindung und Verhaftung des Einzelnen in seinem Lebensraum.
Da die Katechetik sich auch in der „Pädagogischen Provinz" befindet
, muß sie immer wieder diese Weite gewinnen. Sie darf nicht
zu einer engbrüstigen „Unterrichtslehre" der Kirche zusammenschrumpfen
.
Wem sind die in gutem Druck mit Abbildungen versehenen
Bände zu empfehlen? Unsern theologischen und pädagogischen
Lehrern, vor allem aber unseren Studenten. Am liebsten würden
wir sie in der Hand der Katecheten und Religionslehrer sehen, die
immer wieder diese Weitung des Blickes, diese Erneuerung der
Liebe, diese Gesamtschau des Lebens brauchen. Wenn auch der
Abstand zu der noch (?) geschlossenen Welt P.s uns heute deutlich
wird, erkennen wir aber auch 6chon bei ihm eine rapid einsetzende
Auflösung der Rahmenverbindungen. Dieser pädagogische Charis-
matiker bewegt uns nicht nur wegen seiner Ideen und Methoden,
er ergreift un6 durch die Hingabe im Opfer und im Gehorsam.
Es lohnt sich, P. zu lesen, auch heute und heute wieder.
Leipzig Heinz Wagner
Baldermann, Ingo: Biblische Sprache und kindliches Verstehen —
Zur Frage der Stoffauswahl im biblischen Unterricht.
Neue Sammlung — Göttinger Blätter für Kultur und Erziehung 1,
1961 S. 57—64.
Horn, Hermann: Über die Zusammenarbeit von Theologen und
Pädagogen in der Erziehung.
Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 118-123.
Tamminen, Kalevi: Der Konfirmandenunterricht in der Kirche
Finnlands.
Die Kirche Finnlands 6, 1960 Nr. 2 u. 7, 1961 Nr. 1 S. 1—4.
Uhsadel, Walter: Was bedeutet die heutige Pädagogik für den Erziehungsauftrag
der Gemeinde?
Deutsches Pfarrerblatt 61, 1961 S. 1—8.