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1961 Nr. 9

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 9

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nur wenig beigetragen. Und dann ist es vielleicht kein Gewinn,
daß der Verfasser mit Problemen fertig geworden ist, die die von
ihm kritisierten Forscher noch quälen. Dasselbe möchte ich von
den Ausführungen des Verfassers zu dem Begriff .pröfectio' bei
Luther sagen. Sehr richtig betont er, daß die ,profectio' nach
Luther darin besteht, daß der Glaube zunimmt. Aber der Glaube
ist ja nach Luther nicht ohne weiteres eine vorfindliche Gläubigkeit
, die meßbar ist und von deren „Zunehmen" man daher
direkt und unproblematisch sprechen kann. Der Glaube ist ja
Christusglaube und als solcher Geschenk Gottes durch seine Verheißung
. Als Vertrauen auf die Verheißung ist der Glaube entweder
da oder nicht da. „Glaubstu so hastu, glaub6tu nit so hastu
nit." Es geht dagegen nicht zu 6agen, daß man auch dann glaubt,
wenn man der Verheißung Gottes nur wenig Zutrauen schenkt, in
dem Falle jedoch nur mit einem „kleineren" Glauben glaubt, der
dann „größer" wird, sobald man Gottes Verheißung mehr Vertrauen
schenkt! Die Unmöglichkeit, sich etwas bei einer solchen
Denkweise Luthers vorzustellen, zeigt, daß es nun keineswegs
von selbst geht, von einem Zunehmen des Glaubens zu
sprechen, obschon Luther das zweifelsohne oft tut. Was meint
er aber, wenn er es tut? Wenn man, wie der Verfasser es versucht
, antwortet, daß das Fortschreiten des Menschen in der
Heiligung, ja im Wachsen des Glaubens besteht, und dieses Zunehmen
des Glaubens im neuen Gehorsam und im täglichen
Kampf gegen die Sünde konstatierbar i6t, vergißt man,
daß der Glaube anfechtbar ist und daß die Anfechtung des Glaubens
unter anderem darin besteht, daß es dem Glaubenden unmöglich
gemacht wird, seinen neuen Gehorsam und seinen Kampf
gegen die Sünde festzustellen! Denn in der Anfechtung steht es
ihm nur fest, daß er Ungehorsam und keinen neuen Gehorsam
in 6ich findet und daß sein Kampf gegen die Sünde durch eine
endgültige Niederlage zum Aufhören gebracht worden ist. Würde
er es nicht s o erleben, wäre seine Anfechtung nicht die wirkliche
Anfechtung, die Luther so oft beschrieben hat. Nun ist es
aber eben so klar, daß Luther gerade die Anfechtung als eine
heilsame Übung des Glaubens betrachtet hat, wodurch der Glaube
gestärkt wird, mithin wächst. Deshalb geht e6 nicht, das
Wachsen des Glaubens dadurch zu erklären, daß man die K-on-
statierbarkeit des Fortschreitens durch den neuen Gehorsam und
den Kampf gegen die Sünde betont (S. 360 f.). Dadurch wird
wiederum Luther zu „leicht" verständlich gemacht, wo er eben
nicht leicht verstanden werden durfte.

Das sind aber Einzelheiten, worüber man immer weitersprechen
kann. Im ganzen muß ich das Buch sehr hoch einschätzen.
Und es ist nur zu bedauern, daß es wegen der Sprache außerhalb
Skandinaviens wahrscheinlich nur wenig gelesen wird —, wenn
es dem Verfasser nicht eines Tages gelingen wird, eine deutsche
Ausgabe seines Werkes vorzulegen. Es wäre es gewiß wert.

Aarhus Regin Prenter

Barth, Karl: Einführung in den Heidelberger Katechismus. Zürich:

EVZ-Verlag [i960]. 23 S. 8° = Theologische Studien, hrsg. v. K.

Barth u. M. Geiger. H. 63. DM 2.40.
Cuestiones actuales dobre el pecado.

Ciencia y Fe XVI, 1960 S. 413—423.
Dan t ine, Wilhelm: Geßchiditsproblematik und Pneumatologie.

Evangelische Theologie 21, 1961 S. 241—263.
Deegan, Dan L.: The Christological Determinant in Barth's Doc-

trine of Creation.

Scottish Journal of Theology 14, 1961 S. 119—13 5.
Foley, Grover E.: The Catholic Critics of Karl Barth in Outline and
Analysis.

Scottish Journal of Theology 14, 1961 S. 136—155.
F ü 11 i n g, Erich: Geschichtlichkeit und Christentum in der Theologie
der Gegenwart.

Studien der Luther-Akademie. Neue Folge Heft 6 (1958) S. 5—16.
H e y w o o d, Thomas, J.: Some Comments on Tillich's Doctrine of
Creation.

Scottish Journal of Theology 14, 1961 S. 113—118.
Hulsbosch, A.: Biblisches und scholastisches Denken.

Trierer Theologische Zeitschrift 70, 1961 S. 129—155.
Joest, Wilfried: Offenbarungsdiarakter und Autorität der Heiligen

Schrift.

Die Zeichen der Zeit 15, 1961 S. 201—208.

Joest, Wilfried: Die Personalität des Glaubens (Fortsetzung und j
Schluß).

Kerygma und Dogma 7, 1961 S. 152—171.

Koch, Gerbard: Das Verhältnis von Mann und Frau nadi dem Zeugnis
der Heiligen Schrift.
Wege zum Menschen 13, 1961 S. 161—178.

M i s k o 11 e, Kornelius Heiko: Über Karl Barths Kirchliche Dogma-
tik. Kleine Präludien und Phantasien. Aus dem Holländisdien übers,
v. H. Stoevesandt. München: Kaiser 1961. 63 S. 8° = Theologische
Existenz heute, eine Schriftenreihe, hreg. v. K. G. Steck u. G. Eichholz
, N. F. Nr. 89. DM 3.50.

Nissiotis, Nikos A.: Christu«, das Licht der Welt.
Kyrios (Neue Folge) 1, 1960/61 S. 11—21.

Peters, Albrecht: Dogma und Existenz.
Kerygma und Dogma 7, 1961 S. 128—151.

Portmann, Adolf: Das Bild der Natur und der christliche Glaube
— zum Werk Teilhard de Chardins.
Universitas 16, 1961 S. 639—645.

Sasse, Hermann: Die Bedeutung der Realpräsenz.
Lutherischer Rundblick 9, 1961 S. 70—87.

S c h 1 i n k, Edmund: Die apostolische Sukzession.
Kerygma und Dogma 7, 1961 S. 79—114.

Stange, Carl; Die Eigenart des biblisdien Gottesglauben6.

Studien der Luther-Akademie, Neue Folge Heft 6 (1958) S. 17—29.

ETHIK

Staatslexikon. Recht, Wirtschaft, Gesellschaft. Hrsg. von der
Görres - Gesellschaf t. 6., völlig neu bearb. u. erweit. Aufl. V. Band:
Konsumentenkredit bis Ökumenische Bewegung. Freiburg/Br.: Herder
1960. VIII S., 1246 Sp. 4°. Lw. DM 76.-; Hldr. DM 85.-.

Den IV. Band des Staatslexikons habe ich, anschließend an
die vorausgegangenen Bände, im Jg. 1960, Sp. 459 f. angezeigt.
Was ich bei den vorausgegangenen Würdigungen über die inneren
und äußeren Vorzüge des Werkes gesagt habe, gilt fort und
bedarf keiner Wiederholung. So möchte ich mich hier auf eine
Beschreibung des Inhaltes dieses Bandes und auf einige charakterisierende
Bemerkungen beschränken.

Hat die 5. Auflage im gleichen alphabetischen Spielraum
(Konsumgenossenschaft bis Okkultismus) auf 1145 Spalten
(III. Band, Sp. 564—1709) 294 Artikel enthalten, so sind es nunmehr
entsprechend 231 Artikel auf 1246 Spalten. Wiederum
sind viele Stichworte untergegangen, neue, vor allem auch zeitgeschichtlich
bedingte, an ihre Stelle getreten. Interessanter ist
mitunter die Veränderung, die sich an den Artikeln über die
gleichen Stichworte vollzogen hat. So ist der Art. Naturrecht
von 10 auf 56 Spalten angewachsen. Wiederum erstreckt sich
die Darstellung auf materialreichc Artikel zur Zeitgeschichte und
über einzelne Länder; die biographischen Beiträge reichen unter
Betonung des sozialwissenschaftlichen Aspektes in die Philosophiegeschichte
(z. B. Locke, Nietzsche), in die Geschichte der Sozialwissenschaften
und Jurisprudenz, in die Kirchengeschichte. Was
über Luther (von Iserloh) und das Luthertum (von Zeeden) gesagt
ist, läßt den Entschluß zur historischen Objektivität deutlich
werden, wenn es natürlich auch Wünsche offen läßt. Grundlegende
Begriffe des Rechts und der Rechtsphilosophie (Körperschaft
, Meere, Meinungsfreiheit, Menschenrechte, Menschenwürde
), der Soziologie (Literatur, Manager, Masse, Meinungsfreiheit
, Milieu) und vor allem Probleme der Ethik (Krieg, Kultur
, Kunst, Lebensrecht, Macht) sind von führenden Autoren ihres
Faches in begrifflicher Dichte und historischer Gründlichkeit so
vorzüglich abgehandelt, daß die Artikel zu einem großen Teil
als selbständige wissenschaftliche Leistungen gewürdigt werden
müßten und jedenfalls bei einer Behandlung der betreffenden
Themen in der theologischen Ethik kaum mehr ignoriert werden
können. Insbesondere möchte ich den schon erwähnten Art.
über das Naturrecht hervorheben, dessen Achse zwar die katholische
NaturTechtslehre bildet, der aber durch eine breite Entfaltung
der Geschichte der Idee seit der Antike auch den Wandel
sowohl der Konzeption wie der Systeme offen legt und den
Beitrag der Protestanten zur Sache in Satz und Gegensatz in gerechter
Weise zum Tragen bringt.

Daß auch diesmal wieder um den Kreis der Beiträger keine
ausschließenden konfessionellen Grenzen gezogen sind, steigert
den Eindruck der Sachlichkeit und Qualität dieses großen