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Ausgabe:

1961 Nr. 9

Spalte:

667-670

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Schweizer, Eduard

Titel/Untertitel:

Gemeinde und Gemeindeordnung im Neuen Testament 1961

Rezensent:

Schneider, Johannes Ferdinand

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667

Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 9

66ö

D u s, Jan: Da« zweite Gebot.

Communio Viatorum 4, 1961 S. 37—50.
E i ß f e 1 d t, Otto: Die älteste Erzählung vom Sinaibund.

Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissenschaft 73, 1961 S. 137—145.
Greenfield, Jonas C: The Prepositions B ... Tahat... in Jes 57, 5.

Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissenschaft 73, 1961 S. 226—228.
Ha ran, Menahem: Studies in the Account of the Levitical Cities.

Journal of Biblical Literature LXXX, 1961 S. 156—165.
Irwin, William A.: Where shall Wisdom be Found?

Journal of Biblical Literature LXXX, 196.1 S. 133—142.
Junker, Hubert: Die Zerstreuung der Völker nach der biblischen

Urgeschichte.

Trierer Theologische Zeitschrift 70, 1961 S. 182—185.
Kelly, Balmer H.: Truth in Contradiction — A Saudy of Job 20
and 21.

Interpretation 15, 1961 S. 147—156.
Knierim, Rolf: Exodus 18 und die Neuordnung der mosaischen
Gerichtsbarkeit.

Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissenschaft 73, 1961 S. 146—171.
Michaeli, F.: A propos du Canon de l'Ancien Testament.

Etudes Theologiques et Religieuses 36, 1961 S. 61—68.
R a d, Gerhard von: The Interpretation of the Old Testament: II.

Typological Interpretation of the Old Testament.

Interpretation 15, 1961 S. 174—192.
Sandmel, Samuel: The Haggada within Scripture.

Journal of Biblical Literature LXXX, 1961 S. 105—122.
Toombs, Lawrence E. and G. Ernest Wright: The Third Campaign

at Balätah (Shechem).

Bulletin of the American Schools of Oriental Research Nr. 161, 1961
S. 11-54.

V a u x, Roland de: Die hebräischen Patriarchen und die modernen Entdeckungen
. Übers, v. E. Büsing u. E. Vilhelmson. Leipzig: St. Benno-
Verlag 1960. X, 109 S. m. 1 Taf. u. 1 Ktn.-Skizze, 2 Faltktn. gr. 8°.
Lw. DM 8.—.

V i s c h e r, Wilhelm: God's Truth and Man's Lie — A Study of the
Message of the Book of Job.

Interpretation 15, 1961 S. 131—146.
W o 1 f f, Hans Walter: Das Kerygma des deuteronomistischen Geschichtswerks
.

Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissenschaft 73, 1961 S. 171—186.
Young, Edward J.: The Interpretation of Genesis 1 : 2.
The Westminster Theological Journal 23, 1961 S. 151—178.

NEUES TESTAMENT

Schweizer, Eduard, Prof.: Gemeinde und Gemeindeordnong im
Neuen Testament. Zürich: Zwingli Verlag 19 59. 217 S. 8° = Abhandlungen
z. Theologie d. Alten u. Neuen Testaments, hrsg. v.
W.Eichrodt u. O. Cullmann, 35. Kart. sfr. 20.—.

Der Verf. behandelt zunächst die Vielgestaltigkeit, sodann
die Einheit der neutestamentlichen Gemeinde. In dem ersten Teil
werden nacheinander die Konzeptionen Jesu, der Urgemeinde,
des Paulus und des Johannes erörtert; in dem zweiten Teil die
wichtigsten Ordnungen für die Gestaltung des Gemeindelebens.
Grundlegend für die Darstellung sind zwei Sätze: 1. Die nt.
Gemeindeordnung gibt es nicht; dafür sind die Verhältnisse
schon in der Zeit des Urchristentums zu mannigfaltig; 2. Die nt.
Gemeindeordnung ist nicht als Gesetz, sondern als Evangelium
zu verstehen; als ein Stück der Verkündigung, in der sich das
Zeugnis der Gemeinde ausdrückt. Darin ist es begründet, daß die
Frage nach der Ordnung der Gemeinde die Frage nach ihrem
Wesen einschließt. Bei der Darstellung läßt der Verf. sich von
zwei methodischen Gesichtspunkten leiten: a) von der Erkenntnis
, daß der Forscher bei der Erschließung des nt. Tatbestandes
immer den jüdischen Hintergrund und die frühchristliche Weiterentwicklung
im Auge zu behalten hat, und b) von der Einsicht,
daß es eine Entwicklung der Anschauungen innerhalb des NT
gibt, wobei freilich zu beachten ist, daß sie keine kontinuierliche
ist. Schw. lehnt die Vorstellung, daß auf eine noch ungeordnete,
enthusiastische Zeit eine Periode der Konsolidierung und Ordnung
folgt, ab.

Es würde den Rahmen einer Besprechung überschreiten,
wollten wir den Inhalt des Buches erschöpfend darstellen und zu
den Thesen des Verfs. ausführlich Stellung nehmen. Darum beschränken
wir uns auf die wichtigsten Punkte. Schw. geht davon
aus, daß Jesus keine neue Gemeinde gegründet und auch für
die Zeit nach seinem Tode nicht die Bildung einer solchen erwartet
hat; vielmehr erhebt er den Anspruch auf ganz Israel.
Auch die Urgemeinde blieb im jüdischen Volks- und
Kultusverband, da 6ie 6ich immer als Israel verstand. Sie hatte,
obwohl Petrus eine leitende Stellung in ihr einnahm, zunächst
keine eigentlich neue Ordnung. Die Gemeinde des
Matthäus ist eine Gemeinde in dem vom Judentum geprägten
Diasporagebiet (Syrien, Phönizien), in dem das Problem des
Gesetzesgehorsams die entscheidende Rolle spielt, und in der ein
Stück Gemeindeordnung (Mt. 16, 18 f.; 18, 15 ff.) erkennbar
wird. Hier ist der Bruch zwischen dem Judentum und der Gemeinde
schon „unheilbar" geworden. In der Gemeinde
-des Lukas ist kein festumrissener Gemeindebegriff festzustellen
. Das Bild von der Gemeindeordnung läßt drei Motive
erkennen: 1. Die Ordnung der Gemeinde wandelt sich entsprechend
dem Stadium ihrer Entwicklung; 2. sie macht die
Kontinuität mit dem Judentum sichtbar; 3. 6ie läßt ebenso die
Neuheit des von Gott Geschaffenen in Erscheinung treten.
Lk. habe gegen den historischen Tatbestand die „Zwölf" zu
einem Zwölferkollegium und die „Sieben" zu einer den Aposteln
untergeordneten Gruppe gemacht. Er wisse noch um die
Formlosigkeit, in der die Entwicklung in der Frühzeit vor sich
ging. Entscheidend aber ist, daß bei ihm monarchische, oligar-
chische und demokratische Elemente nebeneinander stehen. Die
Gemeinde kann alte Ordnungen übernehmen und neue schaffen.
Ein anderes Bild zeigt die Gemeinde der Pastoralbriefe
. Auch hier empfindet 6ich die Gemeinde als Fortsetzung
der jüdischen. Das zeigt sich vor allem in ihrer Ordnung.
Ihre Existenz ist eine „statische". Der Geist spielt in ihr kaum
mehr eine Rolle. Die Gemeinde des Paulus ist vor
allem durch ihr „Leib-Christi-Sein" bestimmt. Alle Glieder derselben
sind mit dem Geist begabt und von der Welt geschieden.
Es fehlen bei Paulus die „Dienste", die wir aus der jüdischen
Gemeinde kennen. Das Neue ist, daß sich die Ordnung der Gemeinde
dem „Geschehen des Geistes" anpaßt. In der Gemeinde
im Kolosser- und Ephe6erbrief zeigt
sich eine „bestimmte Fortentwicklung" von dem paulinischen
Ansatz aus. Die Gemeinde wird immer stärker als „weltweite
Einheit" gesehen. Im 1. Petrusbrief ist die Gemeinde
anders als bei Paulus „Israel". Die geordneten Dienste bekommen
eine größere Bedeutung. An der Gemeinde im
Hebräerbrief hebt Schw. hervor, daß alles Gewicht auf
der Verbundenheit der Gemeinde mit dem Erhöhten, dem himmlischen
Hohenpriester, liegt. Es gibt wohl eine Leitung der Gemeinde
, aber es fehlen alle Bezeichnungen für besondere Dienste.
„Alle Amtsordnung der Gemeinde ist in Jesus Christus erfüllt
und daher für die Gemeinde abgetan." In der Konzeption des
Johannes stehen die Worte Apostel, Israel und Gemeinde
nicht. Stärker als sonst im NT wird die unmittelbare Verbundenheit
de6 einzelnen Gläubigen mit Christus hervorgehoben. Die
Ordnung der Gemeinde ist hier „in letzter Radikalität" gesehen.
Von besonderen Diensten ist keine Rede mehr. „Amt gibt es
nur bei den Feinden Gottes, den Juden." Die Johannesbriefe
zeigen nach Schw. die Eigenheiten des joh. Gemeindegedankens
„im fortgeschrittenen Stadium". Der Verf. nennt sich
zwar den Ältesten, aber die Gemeinde wird verstanden als die
„völlig freie, aus der .Salbung' des Geistes lebende Schar".
Dagegen wird in der Offenbarung des Johannes
die Gemeinde deutlich als Israel gekennzeichnet. Sie ist nicht
mehr nur die „legitime Weiterentwicklung" Israels, sondern 6ie
ist Israel. In ihrer himmlischen Existenz ist sie repräsentiert im
„Engel", aber sie ist ohne Hierarchie. Alle Gemeindeglieder
sind Könige und Priester. Der einzig sichtbar werdende besondere
Gemeindedienst ist der der Propheten.

Ein besonderer Abschnitt ist der Konzeption des Gemeindegedankens
in den Apostolischen Vätern gewidmet.
Da Schw. hier nicht wesentlich neue Erkenntnisse gewinnt, können
wir auf eine eingehende Erörterung verzichten.

Wichtiger ist der zweite Hauptteil: Die Einheit
der nt. Gemeinde. Hier sind es zwei Gesichtspunkte, die der
Verf. hervorhebt. Der eine ist „die doppelte Sicht". Das heißt,
daß die Gemeinde des NT sich einmal als das Israel Gottes versteht
, daß sie sich aber zum anderen herausgehoben weiß aus
aller Zeit und Geschichte. Der Ton kann bald auf der einen, bald