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Ausgabe:

1961 Nr. 8

Spalte:

607-612

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Hubbeling, Hubertus G.

Titel/Untertitel:

Natuur en genade bij Emil Brunner 1961

Rezensent:

Benktson, Benkt-Erik

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 8

608

ihm klar werden, was in der evangelischen Theologie seit
A. Ritsehl oft nicht klar ist, daß es formal und material betrachtet
eine Theologie ohne ein philosophisches Fundament nicht
gibt und nicht geben kann.

Haldensleben Erik Schmidt

Boezio : Philosophiae Consolatio. Testo con Introduzione e Traduzi-
one di Emanuele Rapisarda. Catania: Universitä, Centro di Studi
eull'antico Cristianesimo 1961. XXXIX, 222 S., 2 Taf. gr. 8°.

Buber, Martin: Ich und Du — Von der Wechsekeitigkeit in den
Ordnungen des Seins.
Universitas 16, 1961 S. 465—474.

Chung-Hwan Chen: Plato's Theistic Teleology.
Anglican Theological Review 43, 1961 S. 71—87.

J ü n g e 1, Eberhard: Der Schritt zurück — Eine Auseinandersetzung mit
der Heidegger-Deutung Heinrich Otts.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 58, 1961 S. 104—122.
Kwant, R.: II Marxismo di Sartre.

Augustinianum 1, 1961 S. 94—119.
Müller-Schwefe, Hans-Rudolf: Aufstand gegen das Sein. Der

Nihilismus bei Heidegger, Sartre, Jaspers und Marcel.

Zeitwende XXXII, 1961 S. 308—318.
S i e g m u n d, Georg: Sein oder nicht 6ein?

Theologie und Glaube 51, 1961 S. 194—215.
Skinner, John E.: Rational Faith in Kant's Philosophy.

Anglican Theological Review 43, 1961 S. 178—185.
Trillhaas, Wolfgang: Zum Problem „Metaphysische und religiöse

Ordnung".

Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 3, 1961 S. 112—128.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Hubbeling, H. G, Dr.: Natuur en Genade bij Emil Brunner. Een

Beoordeling van het conflict Barth - Brunner. A6Sen: van Gorcum
1956. X, 163 S. gr. 8° = Philosophia Religionis VII. hfl. 8.75:
geb. 10.50.

Hubbeling hat ohne Zweifel recht, wenn er in seiner Studie
über den Konflikt zwischen Barth und Brunner geltend macht,
daß die Fragen, die diesen 1934 auslösten, ihre Aktualität nicht
verloren haben (Vorwort). In der Tat sind die mit dem Problem
einer natürlichen Gotteserkenntnis zusammenhängenden Fragen
ständig aktuell für die Theologie.

In seiner Arbeit bringt Hubbeling zunächst eine rein deskriptive
Darstellung von Brunners Standpunkt (S. 4—48) und
hat dabei Gelegenheit, verschiedene Mißverständnisse hinsichtlich
dessen Einstellung zu korrigieren. U. a. kritisiert Hubbeling
mit Recht die summarische Beschuldigung gegen Brunner, er falle
dem Kontinuitätsdenken zum Opfer (S. 40). Zu Hubbelings Belegstellen
kann folgender Pas6us aus „Philosophie und Offenbarung
" (S. 19, vgl. S. 24) hinzugefügt werden: „Gott ist Gott und
die Welt ist Welt. Gott ist allein Gott, und der Mensch ist
durchaus und in keiner Beziehung auch Gott. Zwischen beiden
gibt es keine stetigen Übergänge. Die Grenze ist keine fließende,
sondern eine absolute, eherne Schranke". Um Brunner besser zu
verstehen, muß man nach dem Verfasser seine Anschauung mit
derjenigen Barths konfrontieren, und eine solche Konfrontation
wird im zweiten Hauptteil der Arbeit durchgeführt (S. 49—108),
wo auch die biblische Grundlage für die Theologie beider geprüft
wird. Wegen dieser Anlage der Arbeit kommt z. B. die Frage
des Anknüpfungspunktes in zwei Etappen zur Behandlung, zuerst
in dem Referat über Brunner (I, § 8) und dann in der späteren
Diskussion Gl, §7. Dieser Paragraph ist disponiert: 1. K.Barth.
2. Die Bibel. 3. Konklusion.). Abschließend bringt Verf. (S. 109
—114) einige zusammenfassende Gesichtspunkte (es folgt noch
ein inhaltsreicher Anmerkungsapparat, S. 115—157, und eine
Zusammenfassung in deutscher Sprache, S. 159—163), wo er hervorhebt
, seine Absicht sei nicht gewesen, „ein flaches Kompromiß
zwischen Barth und Brunner" zustandezubringen. Hubbelings
ehrliches Bestreben, beiden gerecht zu werden, ist sehr schätzenswert
. Sympathisch berührt auch seine Anspruchslosigkeit, die
sich im Schlußwort der Zusammenfassung widerspiegelt: „Ich
wollte nur als dankbarer Schüler der beiden großen Theologen
(und anderer!) neue Möglichkeiten für die festgelaufene Diskussion
zeigen" (S. 163).

Ich möchte im folgenden versuchen, die Frage des Anknüpfungspunktes
vom lutherischen Gesichtspunkt aus zu beleuchten
. Hierbei steht der Fragestellung, welche nur eine
Dimension in der Auffassung des Gottesverhältnisses kennt und
daher genötigt ist, den Gedanken eineT Kontinuität zwischen
Gott und Mensch anzunehmen oder abzulehnen, eine zweidimensionale
Betrachtungsweise gegenüber, für die die Frage nach Kontaktpunkten
zwischen Menschlichem und Göttlichem jede Relevanz
verliert.

Wir können von einigen Thesen ausgehen, in die Hubbeling
seine Untersuchung ausmünden läßt. Die eine lautet: „Es gibt
einen unendlich qualitativen Unterschied zwischen Gott und
Mensch. Wir dürfen Gott also den Heilsweg nicht vorschreiben"
(S. 161, vgl. S. 106). Die andere ist so formuliert: „Der Anknüpfungspunkt
für die Erlösungsgnade ist nicht notwendig; er
ist aber in Gottes Hand möglich . . ." (S. 162, vgl. 79 ff.).

In seiner Interpretation der Frage des Anknüpfungspunktes
will Hubbeling von Barth ausgehen, aber dessen Auffassung doch
so modifizieren, daß auch Brunners Anliegen zu seinem Recht
kommt (S. 99). Hubbeling macht allerdings ebenso wie die
meisten anderen Teilnehmer an der Debatte über die Meinungsverschiedenheit
zwischen Barth und Brunner den Unterschied
zwischen den beiden allzu groß, wenn er (S. 110) deren Standpunkte
folgendermaßen wiedergibt:

Brunner Barth
(dialektisch) notwendiger kein Anknüpfungspunkt

Anknüpfungspunkt

Nach Hubbeling gebraucht BaTth zwar da6 Wort Anknüpfungspunkt
, aber es nimmt keinen zentralen Platz in seiner
Theologie ein (S. 96). In meinem Buch „Den naturliga teologiens
problem hos Karl Barth" (Lund 1948, S. 97 ff.) habe ich jedoch
gezeigt, daß der Gedanke eines vonGott geschaffenen
Anknüpfungspunktes bei Barth eine außerordentlich
große Rolle spielt. Sein „Nein" zu Brunner gilt nur relativ und
betrifft allein dessen Antwort auf die Frage nach der Möglichkeit
des Menschen, mit Gott Kontakt aufzunehmen. Die Fragestellung
selbst wird gutgeheißen: „Das Problem selbst aber
können wir nicht ablehnen" (Die kirchliche Dogmatik Uli,
S 142). Hubbeling macht einen Versuch, aus der Problemstellung
herauszukommen, in der die Frage des Anknüpfungspunktes unbedingt
gelöst werden muß, wenn er feststellt: „Gott kann von
einem Anknüpfungspunkt Gebrauch machen, aber Er braucht es
nicht" (S. 98). Nach Barth ist es so, daß der Heilige Geist „keines
Anknüpfungspunktes als dessen, den er selber setzt", bedarf
(Nein!, S. 56), aber seine gesamte Theologie zeigt, daß dieser von
Gott geschaffene Anknüpfungspunkt für ihn notwendig ist.
Wenn man nun mit Hubbeling der Meinung ist, daß Gott sich
eines Anknüpfungspunktes bedienen kann, abernichtmuß,
dann bleibt die Frage danach nicht länger ein Problem ersten
Ranges für die Theologie: Das Problem selbst können wir
ablehnen!

Zu demselben Resultat kommt man, wenn man die Bedeutung
der ersten These Hubbelings entfaltet, welche ja mit Barths Position
in der Vorrede zur zweiten Auflage des „Römerbrief" übereinstimmt
: „Wenn ich ein .System' habe, so besteht es darin, daß
ich das, was Kierkegaard den .unendlichen qualitativen Unterschied
' von Zeit und Ewigkeit genannt hat, in seiner negativen
und positiven Bedeutung möglichst beharrlich im Auge behalte,
,Gott ist im Himmel und du auf Erden'".

Im folgenden sei untersucht, welche Konsequenzen es für
den theologischen Ansatz hat, wenn die Relation zwischen Gott
und Mensch als eine qualitative bestimmt wird und nicht als eine
quantitative.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen qualitativer und
quantitativer Verhältnisbestimmung ist, daß die erste mit mehreren
Dimensionen zugleich operiert, während die andere nur jeweils
eine Dimension in Betracht zieht (vgl. Gösta E k m a n,
Differentiell psykologi, Stockholm 1952, S. 95 ff.). Je nachdem,
ob das Gottesverhältnis nun der einen oder der anderen Betrachtungsweise
unterliegt, erhält es eine zweidimensionale (qualitative
) oder eindimensionale (quantitative) Struktur.

Mit großer Zielbewußtheit geht Barth an die Aufgabe heran,
in seiner Theologie den unendlichen qualitativen Unterschied