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Ausgabe: | 1961 Nr. 8 |
Spalte: | 600 |
Kategorie: | Christliche Kunst und Literatur |
Autor/Hrsg.: | Grillmeier, Alois |
Titel/Untertitel: | Der Logos am Kreuz 1961 |
Rezensent: | Thulin, Oskar |
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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 8
600
Gavigan, J.-J.: Vita Monastica in Africa Desiitne cum Invasione
Wandalorum?
Augustinianum 1, 1961 S. 7—49.
Hendrikx, E.: Die Bedeutung von Augustinus „De Civitate Dei"
für Kirche und Staat.
Augustinianum 1, 1961 S. 79—93.
Karpp, Heinrich: Lateinische Patristik (Fortsetzung).
Theologische Rundschau N. F. 26, 1960 S. 33 5-3 54.
N a u t i n, P.: 'O/ioovotog unius esse (Jeröme, Ep. XCIII).
Vigiliae Christianae XV, 1961 S. 40—44.
Racle, P. G.: A la source d'un passage de la Vlle catechese bapti6-
male de Saint Jean Chry60Stome?
Vigiliae Christianae XV, 1961 S. 45-51.
GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST
Beckmann, Josef Hermann, u. Ingeborg Schroth (Hrsg.): Deutsche
Bilderbibel aus dem späten Mittelalter. Handschrift 3 34 der
Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. und M. 719—720 der Pierpont
Morgan Library New York. Konstanz: Thorbecke [i960]. 120 S. m.
210 Miniaturen, davon 45 S. Faks. u. 61 S. zweifarb., Textbeilage
30 S. m. 18 Abb., 2 Taf. 4°. Hperg. DM 68.50.
Zu der Bilderbibel Handschrift 343 der Universitäts-Biblio-
thek Freiburg i. Br. gehörte ursprünglich das Manuskript 719
— 720 der Pierpont Morgan Library New York, wohin diese
Miniaturen über England kamen. Dieser Teil der Bilderbibel in
Amerika reicht von der Verkündigung an Anna bis zu den
Wundertaten Christi, die mit der Heilung des Blinden enden,
und enthält 33 Darstellungen. Dann setzt mit der Predigt Jesu
und der Berufung des Petru6 und des Andreas die sehr viel umfassendere
Bibel in Freiburg ein, die zur einen Hälfte in zweifarbiger
, zur anderen Hälfte in vielfarbiger Faksimile-Wiedergabe
im Ganzen 177 Bilder enthält.
Es wst ein guter Gedanke, diese Freiburger Bilderbibel
einem weiten Interessentenkreis zugänglich zu machen, da sie
gleichermaßen für das mittelalterliche religiöse Leben und die
Geschichte der Frömmigkeit wie für die Kunstgeschichte und
Ikonographie aufschlußreich ist. Die knappe, aber gehaltvolle
Einführung Beckmanns gibt eine klare Übersicht über Herkunft
und Geschichte der Handschrift und schildert in kurzen Zügen,
wie im ßpäten Mittelalter durch bildhafte Darstellungen die
Bibel zu einem Geschichtenbuch für das Volk werden konnte.
Es sind die Vorläufer für die Erstlinge des Buchdrucks. Besonders
am Oberrhein und im Elsaß wurden solche Volkshandschriften
wohl unter Leitung einzelner Künstler in Schreibwerkstätten
hergestellt. Beckmann ordnet die verschiedenen Gruppen zusammen
, deren bedeutendste die der Nikolaus von Lyra-Handschriften
in Basel ist, weist aber auch darauf hin, daß über die verschiedenen
Zentren dieser Schreiberwerkstätten im südwestdeutschen
Raum noch keine Klarheit besteht. Doch nimmt Beckmann
wohl mit Recht Straßburg als Herstellungsort der Freiburger
Bilderbibel an.
Das Reizvolle dieser Bilderhandschriften entspringt aus der
leicht quellenden Fabulierlust: Alles soll natürlich, drastisch vor
das Auge gebracht werden. Es gibt erstaunlich sprechende Einzelszenen
dabei, wie etwa auf der Verleugnung Petri die Geste der
Magd und das scheue Sichverstecken Petri. Der Text ist überall
nur ergänzender Hinweis und daher auch ganz eindeutig erst
nach den Bildern hinzugefügt worden. Anregungen durch das
geistliche Schauspiel sind gewiß vorhanden. In den Texten finden
sich Elemente des Sprachschatzes der Mystik, von der aber
bei den Bildern nichts zu finden ist. So könnte man annehmen,
daß die Texte von einem älteren Mönch hinzugefügt worden sind,
während die Bilder in ihrer Mischung von hergebrachten ikono-
graphischen Fassungen mit originellen Einzelzügen auf einen
Maler schließen lassen, der dem werdenden Naturalismus nahestand
.
Die kunstgeschichtliche Untersuchung, die Ingeborg Schroth
vorgenommen hat, geht mit Sorgfalt vor, weist darauf, wie
Mensch und Umwelt nicht nach natürlichen Größenverhältnissen,
sondern jeweils nach der Wichtigkeit der Szene bestimmt werden.
Die Bemerkung, daß der Meister mit seinen Bildern das Wort
•verkörpern wolle, trifft den Nagel auf den Kopf. Gerade durch
die naive Eindringlichkeit erhalten diese flotten Zeichnungen
ihre Wirkung. Dabei war der Zeichner die Hauptperson, neben
dem doch wohl ein Ausmaler dann die Blätter kolorierte. Da6
möchte ich aus der Sicherheit schließen, mit der die Zeichnungen
in ihren Umrissen, in den Falten der Gewandung usw. gegeben
sind, während die kolorierende Hand etwa das Rot der Münder
sichtlich mit Schnelligkeit, aber dafür auch mit Flüchtigkeit und
Ungenauigkeit hingesetzt hat. Für die gesamte Büderbibel hat
Ingeborg Schroth einleuchtend zwei Meister getrennt, die je
einen Teil dieser Bibel anfertigten. Eine Untersuchung der Quellen
für die künstlerische Herkunft der Zeichnungen nennt
kenntnisreich etliche Vorstufen in Südwestdeutschland und spricht
die Vermutung aus, daß nicht Freiburg, sondern, wie auch Beckmann
bemerkte, Straßburg der Entstehungsort war.
Der Verlag Jan Thorbecke in Konstanz hat Ko6ten und
Mühe nicht gescheut, diese Bilderbibel in ihrer Eigenart für Bibelwissenschaft
und Kunstgeschichte durch schöne Faksimile-Wiedergaben
für Forscher und Sammler zu erschließen.
Würzburg Kurt Ge r s t en be r g
C r i 11 m e i e r, Aloys S. J.: Der Logos am Kreuz. Zur christologischen
fSymbolik der älteren Kreuzigungsdarstellung. München: Hueber 1956.
XII, 151 S., 4 Abb. auf Taf. u. 1 färb. Titelbild. 8°. Lw. DM 12.80.
Es geht um das Verständnis der frühen Kreuzigungsdarstellungen
, wie sie der Rabulaskodex in Florenz (a. 5 86) und ihm
verwandt die Malerei auf dem Holzkästchen der Kapelle Sancta
Sanctorum in Rom (jetzt Vatikan), der Codex Rossanensis und
andere Bildwerke des frühen Mittelalters haben: Christus am
Kreuz, mit Darstellung des Lanzenstichs, also tot, und doch mit
weit offenen Augen geradeaus schauend. Realismus einerseits und
offensichtlich Symbolismus andererseits auf demselben Kreuzigungsbild
. Eine Übersicht über Äußerungen in der patristischen
Literatur bringt da und dort gewisse ähnliche Texte, die beides
zusammen sehen wollen im Blick auf die menschliche und göttliche
Natur Christi. Aber die Deutungsversuche moderner Zeit,
die entweder von einem interpolierten Matthäustext sprechen, der
erst den Lanzenstich und danach den Tod Christi erwähnt, oder
die letzte Sekunde vor dem Tode Christi meint, als Gottheit und
Menschheit noch in ihm vereint gewesen seien, lehnt Verf. ab.
Er 6ieht eine Verbindung von Symbolismus und Realismus darin:
der Herr 6ei körperlich tot dargestellt, aber die geöffneten Augen
seien Zeichen 6einer untrennbaren Gottheit. Im Pseudonymen
apokryphen Vulgärschrifttum sucht und findet er die Bereitschaft
zu solch symbolischer Deutung der Gottheit Christi in den
offenen Augen, die nicht Maria oder sonst jemand szenisch-realistisch
anschauen, und im Physiologus und seiner Löwenfabel-
deutung die besondere literarische Quelle für die „im Schlafe
(Tode) offenen Augen".
Weniger in solchen literarischen Parallelen oder Ähnlichkeiten
als vielmehr in dem grundsätzlichen Verständnis für die Art,
wie die christliche Kunst in ihrer Begegnung mit dem Hellenismus
die kosmische Symbolwelt verwertet, aber dem heilsgeschichtlichen
Kern des Christentums untergeordnet hat, scheint mir die
Bedeutung dieser Arbeit zu liegen und der Verf. sehr Wesentliches
zu sagen. Gerade die6e Seite nehmen wir meist nicht genug
ernst, und doch ist sie — schon im Neuen Testament, nicht erst
in der bildenden Kunst — untrennbar mit den Aussagen über
Jesus Christus, über Schöpfung und Erlösung, über die Gegenwärtigkeit
des Herrn verbunden. „Die Theologie, die Mystik,
Christus-Auffassung und Christus-Erlebnis müssen hier der Symbolik
die Führung überlassen. Aus symbolischem Denken heraus
wurde die frühe christliche Kreuzigungsdarstellung geschaffen,
und allein das Verständnis für das Sinnbild konnte ihr einen
dauernden Platz in der Geschichte der christlichen Kunst sichern"
(S. 109).
Lutherstadt W ittenberg Oskar T h u 1 i n
Cremona, Carlo: Note sur l'Arte Sacra Contemporanea.
Augustinianum 1, 1961 S. 131—135.
K r o 1 z i g, Günter: Auch die Kirche auf dem Lande muß sich neuen
Formen öffnen.
Kunst und Kirche XXIV, 1961 S. 61— 62.