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Ausgabe:

1961 Nr. 8

Spalte:

596-598

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Michiels, Aemilius

Titel/Untertitel:

Index verborvm 1961

Rezensent:

Refoulé, François

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 8

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die fast immer dazu gehörige Symbolik. Übersehen ist eine christliche
Symbolik, die der „Epheu" wenigstens bei Augustin gewinnt: er gilt
serm. 304, 2 neben den Rosen der Märtyrer, den Lilien der Jungfrauen
und den Veilchen der Witwen als Schmuck der Eheleute. Vorwiegend
— nicht nur — ikonographische Fragen behandelt Kl. Wessel unter
den Stichworten Durchzug durch das Rote Meer, Elias und Elisa. Dagegen
bietet K o 11 w i t z unter dem unscheinbaren Stichwort „Elfenbein
" eine vollständige Übersicht über ein besonders wichtiges Gebiet
der spätantiken Kunstübung. Als letztes Stichwort erörtert Deich-
m a n n mit gewohnter Sachkunde die „Empore". In den christlichen
Kirchen ist sie nicht von den palästinensischen Synagogen, sondern von
den profanen Basiliken herzuleiten.

Im engeren Sinne kirchengeschichtlich ist der große, vorzügliche
Aufsatz F r e n d s über den Donatismus — ein Gebiet, auf dem auch
seitdem viel gearbeitet worden ist. Frend betont, die Thesen seines
Buches (1952) fortführend, anregend, aber vielleicht doch etwas einseitig
die Kontinuität mit den heidnischen Kulten und geht auch auf
kunstgeschichtliche Fragen ein. Wunderlich ist der Hinweis (Sp. 142),
Cyprian schiene nach Ausweis seiner Schriften keine Literatur außer
der Bibel gekannt zu haben. Es genügt dagegen auf Hugo Kochs
„Cyprianische Untersuchungen" (1926) zu verweisen. Strecker
bespricht unter „Ebioniten" das gesamte Judenchristentum einschließlich
der Pseudoklementinen und in dem besonders nützlichen Artikel
„Elkesai" auch die Frage des Zusammenhangs mit den verwandten
jüdischen „Sekten". Der 6toffreiche Artikel „Dogma II (sachlich)" von
Fase her wird hinsichtlich der grundsätzlichen Bestimmungen z.T.
Widerspruch finden. L i n t o n, „Ekklesia" behandelt nur den Wortgebrauch
und die Bedeutung des Stichworts mit einer bei diesem heiklen
Thema doppelt anerkennenswerten Zurückhaltung in der Äußerung der
eigenen Meinung.

Wir stehen damit schon im Übergang zu den allgemeinen religions-
und geistesgeschichtlichen Begriffs-Artikeln (in Wirklichkeit ist das
„Reallexikon" ja mindestens ebenso sehr auch als Begriffslexikon zu
werten): Doxologie (und ihre Typen, wobei Klaus er besonders die
Bedeutung des I. Klemensbriefes in neuer Weise herausstellt), Drohung,
Dualismus (mit einer allzu vereinfachten Kennzeichnung Markions),
Dunkelheit, Durst (auch der Toten!), Dynamis, Ebenbildlichkeit und
Eikon — eine Ergänzung zum früheren Artikel „Bild" (aber K o 11-
witzens und meine Beiträge im „Gottesbild der Gegenwart",
19592, sind auch hier nicht genannt —, Effeminatus, Eileithyia, Einfalt,
Elementum (= oxoi%üa), Emanation (ein zunächst gnostischer Begriff,
gegen dessen materialistische Bestimmtheit die verwandten „christlichen"
Vorstellungen späterer Zeit wohl zu scharf abgehoben werden), Embryologie
und Empfängnis (auch Mariens). Als unzureichend empfinde ich
nur trotz seines Umfangs Fr. P f i s t e r s Ausführungen über die
„Ekstase". Auf Einzelheiten wie die Auslegung einiger Jesusworte
(Sp. 980), die Verwirrung des Pneumatischen und Ekstatischen bei
Paulus (981 f.),die Beurteilung Augustins als eines Visionärs (Sp. 986)
will ich nicht eingehen. Aber verhängnisvoll ist die Preisgabe der bewährten
Gliederung nach dem heidnischen, jüdischen und christlichen
Bereich. Es mag sein, daß sich „eine Geschichte der Ekstase nicht geben"
läßt (Sp. 983); aber zum mindesten für die Begriffe und Lehren von der
Ekstase wäre sie wohl möglich gewesen. Jetzt erhalten wir nur eine
äußerliche, phänomenologische Sammlung von Stoff, die alle historischen
Besonderungen verwischt. Von den Vorstellungen über die Ekstase
, und deren Verarbeitung, ihrer Schätzung und Kritik in der Kirche
— etwa im Zusammenhang mit dem Montanismus — kann sich auf
Grund dieses Artikels niemand ein Bild machen.

Obgleich nur ein einziger Schriftsteller, nämlich der Dichter Dra-
contius (von L a n g 1 o i s), in diesem Bande behandelt wird, ist die
Ausbeute für die Literaturgeschichte wieder sehr reich. Musterhaft
klar und auch lesbar ist der Artikel über die „Doxographie" und ihre
Nachwirkung bis ins Mittelalter (Wyss) und die „Ekphrasis"
(D o w n e y) mit viel entlegener Literatur (überholt ist Sp. 936 die Einordnung
der „Makarios"-Homilien). Unter „Elegie" (Alfonsi/
Wolfg. Schmidt) werden auch die Rezeptionsmotive, die Umdeu-
tungen, Topoi usw. eindringlich erörtert. K. Th. Schäfer ordnet im
Artikel „Eisagoge " eine ganze Reihe theologischer Schriften in diese
„als eigenes Genus bis jetzt wenig beachtete Literatur" ein, wobei im
einzelnen (z.B. hinsichtlich der Didache) natürlich Zweifel möglich sind.
Warum unter den Einführungen in den Priesterstand neben Gregor v.
Nyssa, Augustin, Gregor v. Nazianz, Johannes Chrysostomus, Gregor
d. Gr. und Hieronymus (in dieser Reihenfolge!) die bekannte Schrift
des Ambrosius nicht genannt wird, verstehe ich nicht. Zum interessanten
Beitrag über die „Editionstechnik", die auch das Problem der
2. Auflage behandelt (V. Burr), wäre jetzt vor allem noch auf
Frz. Wieacker, Textstufen klassischer Juristen (1960) 72—92 hinzuweisen
.

Anläßlich des Abschlusses des 4. Bandes hat der Herausgeber
als „Veröffentlichung des Franz Joseph Dölger-Instituts"
ein Heft „Berichte und Erwägungen" über das RAC 1941—1960

vorgelegt. Hier erhalten wir einen höchst instruktiven Einblick
in die Art, wie Aufgabe und Anlage, Organisation und Durchführung
der Arbeit im einzelnen angelegt und entwickelt worden
sind, und zugleich eine ebenso besonnene wie aufgeschlossene
und bestimmte Auseinandersetzung mit der Kritik. Die kleine
Schrift sollte nicht nur von Mitarbeitern und Kritikern gelesen
werden; denn sie gibt von We6en und Technik eines der bedeutendsten
geisteswissenschaftlichen Unternehmungen, die wir im
gegenwärtigen Deutschland haben, ein anschauliches und erfreuendes
Bild.

Druckfehler: Sp. 93,9: „bekleidete"; 569,14 lies „Judentum"
statt „Christentum"; 776,1 5: „anthropomorphistische" (oder „anthro-
pomorphe"); 986,26: „Schepelern"; 1179,16: „Häreseologen".
Heidelberg Hans v. Ca n p e n h a u s e n

Michiels, Aemilius, Dr., O. F. M.: Index Verborum omnium quae
sunt in Q. Septimii Florentis Tertulliani tractatu De Praescriptione
Haereticorum addita lucubratione De Praepositionibus in tractatu De
Praescriptione Haereticorum occurrentibus. Steenbrugge: Abbatia
Sancti Petri; Den Haag: Nijhoff i. Komm. 1959. 150 S. gr. 8° ="
Instrumenta Patristica I.

Diese Arbeit ist die erste aus einer neuen, von Dom Dekkers
redigierten Buchreihe: „Instrumenta Patristica", ein gutes Omen
für diese, welches auch berufen ist, den Philologen und Dogmenhistorikern
zahlreiche Dienste zu leisten.

Angesichts der komplexen Probleme der handschriftlichen
Tradition der Schriften Tertullians werden es deren Herausgeber
begrüßen, über einen neuen Index zu verfügen, solange wir kein
vollständiges, alle Schriften dieses Autors umfassendes Wörterbuch
haben. Als Grundlage für die Zusammenstellung dieser
Ausgabe hat P. Michiels drei Ausgaben benutzt: die von Kroy-
mann im Wiener Corpus, die von P. de Labriolle und meine
eigene, die im „Corpus Christianorum" erschienen ist. Vielleicht
wäre es einfacher gewesen, den Index nach einer einzigen
Ausgabe auszuarbeiten und nur in wichtigen Fällen die Meinung
der anderen Herausgeber anzugeben. Besonders war der Hinweis
auf die Ausgabe von P. de Labriolle unnötig, da diese auf derjenigen
von G. Rauschen beruht. Die Arbeit von J. Martin,
Welche im Florilegium Patristicum die von Rauschen ersetzt hat,
Wäre besser angebracht gewesen.

Der Verfasser gibt nicht nur die Lesarten meiner Ausgabe
von 1954 im C. C. an, sondern auch diejenigen, welche ich
zurückgezogen, und diejenigen, die ich korrigiert dem Autor in
Briefen zugesandt habe. Es wäre einfacher gewesen, nur meinen
1957 in der „Collcction Sources Chreriennes" veröffentlichten
Text anzugeben, eine Ausgabe, welche übrigens vom Autor nirgends
erwähnt wird, auch nicht in seiner Bibliographie.

Trotz der vom Verfasser angewandten Sorgfalt besteht die
Gefahr von Schwierigkeiten beim Gebrauch dieses Index für
jeden, der nicht mit den speziellen Problemen der Handschriften-
Tradition der Schriften Tertullians vertraut ist. Der Autor weist
auf alle textkritischen Varianten hin, sogar auf die offensichtlich
falschen Lesarten. Gerade auf Grund dieser Fülle wird es dem
Leser zweifellos schwer fallen, den Wert der verschiedenen Lesarten
einzuschätzen.

In vielen Fällen ist es unmöglich, ohne im Apparat nachzuschlagen
, zu erraten, ob die betreffende vom Index aufgenommene
Lesart sich auf die handschriftliche Tradition gründet oder
ob es sich um eine bloße Vermutung handelt, z.B. 4, 13: „nova-
rum". Michiels nimmt diese Lesart aus Kr. und aus meiner Ausgabe
. Aber die Zuhilfenahme von Ultraviolettstrahlen hat das
Ausfüllen eines Teiles der Textlücke im Agobardinus erlaubt,
und in diesem Falle Kr.'s Mutmaßung bestätigt. Aber in 22, 4
,,Ad infirmandam hanc praescriptionem", nimmt M. nicht nur
die von Kr. im Text verwendete Konjektur, „nostram hanc . . ."
auf, sondern auch die internem Apparat angeführte Mutmaßung,
daß der Agobardinus ,,nra" gehabt habe. Es war zumindest nutzlos
, diese letztere Mutmaßung aufzunehmen, die den Leser nur
irreführen kann. Eine Prüfung des A. mit Hilfe von Ultraviolettstrahlen
hat den Buchstaben C und den Anfang p[raescriptionem
erscheinen lassen und bewiesen, daß A. denselben Text wie die
andern Manuskripte hatte.