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Ausgabe:

1961 Nr. 8

Spalte:

591-593

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Volk, Paulus

Titel/Untertitel:

Die Generalkapitels-Rezesse der Bursfelder Kongregation; 3.1654 - 1780 1961

Rezensent:

Sprengler-Ruppenthal, Anneliese

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 8

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KIRCHEN GESCHICHTE: ALLGEMEINES

Walker. Williston, Prof. D.D.: A History of the Christian Church.

1 Revised by C. C. Ridiardson, W. Paudc, R.T.Handy. Edinburgh:
Clark [1959]. XV, 585 S. m. 7 Ktn. gr. 8°. Lw. 42 s.

Das von dem früheren Professor für Kirchengeschichte in
Yale vor nahezu einem halben Jahrhundert vorgelegte Werk
wurde von drei Fachkollegen am Union Theological Seminary
New York überarbeitet. Cyril C. Ridiardson zeichnet für die alte
Kirche und das frühe Mittelalter, Wilhelm Paudc für die Reformationszeit
und Robert T. Handy für die Neuzeit verantwortlich
. Der Charakter der Erstausgabe ist in den ersten beiden
Hauptteilen der vorliegenden Ausgabe verhältnismäßig treu bewahrt
worden. Der Verfasser verdankte 6eine Schulung der
deutschen historischen Wissenschaft um die Jahrhundertwende.
Der große Vorzug des Werkes besteht in klarem Aufbau und
einfacher Sprache, sein Nachteil in der 6ehr sparsamen Anführung
von Primärquellen, Die vorausgesetzte Fachliteratur entstammt
ganz überwiegend dem angloamerikani6chen Raum. Besonders
bei der Würdigung des Pietismus verstimmt die einseitige
Berücksichtigung Heppes und A. Ritschis. Gleichfalls beruht
die Darstellung der neueren Geistes- und Theologiegeschichte
noch auf Dorner (englische Übersetzung von dessen Theologiegeschichte
18711) und Pfleiderer (1890). Unzureichend ist die
Basis der Ausführungen über den römisdien Katholizismus und
die Orthodoxie, dagegen sind die neueren Standardwerke zur
Ökumenischen Bewegung mit Nutzen herangezogen worden. —
Der theologische Standpunkt des Verfassers tritt hinter einem
sachlichen Referat über die wichtigsten Kontroversen der alten
Kirche zurück. Harnack und Loofs verschwiegen ihre Meinung,
etwa zum Chalcedonense, nicht. Es war ihr Recht, es theologisch
zu begründen. Walker bleibt bei seiner Stellungnahme
im Formalen stecken. Es sei leicht, das Chalcedonense zu kritisieren
, es 6ei in die kirchenpoliti6chen Auseinandersetzungen
verflochten, andererseits sei seine Formulierung doch „glücklich"
und seine Konsequenzen „nützlich". Es habe eine Glaubensnorm
auf einem Gebiet gesetzt, auf dem große Verwirrung geherrscht
habe (139). Würden sich solche Urteile nicht besser erübrigen?
Recht ansprechend ist die Darstellung der fränkischen und
karolingischen Periode, dasselbe gilt von der Reformationsgeschichte
. Selbstverständlich verdankt der deutsche Leser den
Kapiteln über die englische und amerikanische Kirchengeschichte
ein schönes Gesamtbild. Freilich stellt 6ich zugleich — etwa in
Kapitel 16 — die Frage, ob die Gesamtdispo6ition des Werkes
sidi im dritten Teil nicht unzulässig verschiebt, so 6ehr zugestanden
werden muß, daß die kontinentale Kirchengeschichte
hier zur Auswanderung aus dem alten Lande der beati possiden-
tes gerufen 6ein könnte. Dem Methodismus gegenüber kommt
die sonstige europäische Erweckungsbewegung zu knapp weg.
Das Kapitel über den Protestantismus im Deutschland des
19. Jahrhunderts endet bei Ritsehl, Harnack, Troeltsch mit der
Feststellung, daß der Relativismus der Religionsgeschichtler zur
Krisis des Liberalismus beitrug. Der Verfasser schließt mit einem
Ausblick auf die Zukunft der Kirche, deren Geschichte er
„a panorama of lights and shadows, of achievement and failure,
of conquests and divisions" nennt. Er sieht diese Geschichte
unter die große Hand Gottes gestellt. Trotz mancher kritischen
Bemerkung halten wir Walkers Buch für ein Handbuch, das nodi
heute einen notwendigen Dienst tun kann.

Neuendettelsau Friedridi Wilhelm Kantzenbach

Volk, Paulus, P. Dr.: Die Generalkapitels- Rezesse der Bursfelder
Kongregation. III. Band: 1654—1780. Siegburg: Respublica-Verlag
1959. XIX, 423 S. gr. 8°. Kart. DM 29.-; Lw. DM 32.—.

Mit dem vorliegenden Band ist die Edition der Generalkapitels
-Rezesse der Bursfelder Kongregation, deren vorangehende
Bände, umfassend die Jahre 1458—1530 und 1531—1653,
der Benediktinergelehrte P.Volk in den Jahren 1955 und 1957
vorlegte (vgl. ThLZ 1958, Sp. 33 ff., 771 ff.), zum Abschluß gelangt
. Nur die Register zu dem Gesamtwerk, die zunächst als

Abschluß des dritten Bandes geplant waren, stehen noch aus;
dafür ist nun ein vierter Band in Aussicht gestellt, der das Gesamtregister
der Tagungsjahre und Tagungsorte sowie ein
Namen- und Sachverzeichnis bringen soll.

P. Volk hat auch diesem Band eine Einleitung beigegeben,
die ergänzendes Quellenmaterial zur Geschichte und zur Struktur
der Kongregation bietet. Bereits die Einleitung zum ersten
Band enthält eine „Agenda ante Capitulum Annale" vom Anfang
des 17. Jhdts., die genau über den Verlauf des Generalkapitels,
über die Aufgaben des Präsidenten und seiner Offizialen unterrichtet
. Die Ordnung ist dort nach einer Akte aus dem Präsidialarchiv
zu Werden, jetzt im Staatsarchiv Düsseldorf, abgedruckt.
Im dritten Band teilt Volk nunmehr einen Anhang zu dieser
Ordnung nach zwei Handschriften mit, die sich in der Abteibibliothek
zu Beuron und in der Stadtbibliothek zu Trier befinden
. Es handelt sich um eine Speiseordnung für die Tage des
Generalkapitels — „Sabbato" bis „quarta feria si tarn diu dura-
ret, quod tarnen ne contingat, quoad fieri potest, cavebitur"
(in der Regel dauerten die Kapitel drei Tage) —, die für das Gastkloster
eine Erleichterung bedeuten mochte (S. XIII f.). — Daran
schließt 6ich eine Kontributionsliste und ein Ausgabenverzeichnis
der Kongregation für die Jahre 1680 bis 1690 an aus der bereits
erwähnten Handschrift in der Stadtbibliothek Trier. Man erhält
hier einen Einblick in die finanziellen Fähigkeiten und Belastungen
der Kongregation (S. XIV—XVII). Wie schon in der Taxa von
1605 (Band II, S. XXXI) erscheinen hier neben den Männerklö-
stern auch die Frauenklöster in der Liste der Kontributionspflichtigen
.

Der Edition der Rezesse dieses Bandes sind fünf Handschriften
zugrundegelegt, die aus der Stadtbibliothek in Trier, aus
dem Staatsarchiv Hannover, aus dem Pfarrarchiv Schönau und
aus dem Staatsarchiv Münster stammen und teilweise verschiedene
Zeitabschnitte umfassen. Weitere Handschriften sind zum
Vergleich herangezogen.

Die Rezesse, die der dritte Band enthält, wurden auf insgesamt
44 Generalkapiteln verabschiedet, die an 15 verschiedenen
Tagungsorten stattfanden. Werden mit insgesamt sieben Generalkapiteln
ist dabei der bevorzugteste Tagungsort; an zweiter
Stelle steht Brauweiler mit insgesamt fünf Generalkapiteln.
Vier Generalkapitel fanden je in Deutz und in St. Pantaleon zu
Köln, drei je in Corvey, Laach, Gladbach, St. Matthias in Trier,
St. Martin in Köln und in Liesborn statt, während in Abdinghof
zweimal und in Grafschaft, Seligenstadt, St. Trond und St. Michael
in Hildesheim nur je einmal Generalkapitel abgehalten wurde.
Die Rezesse der einzelnen Generalkapitel 6ind in 6ich deutlich
nach den Tagen, die das Kapitel dauerte, gegliedert; teilweise
findet sich noch der Untertitel „Post prandium". Auf diese
Weise tritt der Verlauf des Generalkapitels noch plastischer vor
Augen als im allgemeinen nach den Rezessen der ersten beiden
Bände. Die späteren Rezesse des zweiten Bandes hatten unter
dem Zeichen des Wirkens des rührigen Abtes Leonard Colchon
von Seligenstadt gestanden. Im ersten Rezeß des neuen Bandes,
verabschiedet auf dem Generalkapitel zu Werden vom 30. August
bis 1. September 1654, erscheint Colchon, Abt zu Seligenstadt
,,et Unionis nostrae Bursfeldensis annis amplius 12 meritissimus
Praeses principalis" als erster in der Liste der Verstorbenen
(S. 5). Sein Tod hat eine Zäsur in der Geschichte der Kongregation
gesetzt, die durch die Bandeinteilung unterstrichen wird.
Unter Colchons Wirksamkeit hatte sich die Kongregation nach
den Verlusten durch die Reformation wieder gefestigt. Der vorliegende
Band umfaßt eine Zeit letzter Blüte, der durch die gegen
Schluß des 18. Jhdts. einsetzende Säkularisation der Klö6ter ein
Ende bereitet wurde. Freilich war in der Zeit der Gegenreformation
und der Festigung der Kongregation auch die Reformation
nicht zum Stillstand gekommen. Der Rezeß des Generalkapitels
zu Gladbach vom 9.— 11. Mai 168 3 nennt unter den verstorbenen
Schwestern Catharina Ahmans conversa zu Altkloster in
der Diözese Bremen (S. 105). Dies bei Buxtehude gelegene
Benediktinerinnenkloster, das St. Laurentius und Maria geweiht
war und ursprünglich zur Diözese Verden gehörte, war bei der
Einführung der Reformation in Buxtehude und im Erzstift Bre-