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1961 Nr. 8

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Neues Testament

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 8

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Daß die in ThLZ Jahrg. 1959, Sp. 243—250 von Schenke gebotene
Übersetzung der Schrift „Vom Ursprung der Welt" nicht ebenfalls
Aufnahme gefunden hat, wird man verständlich finden. Das Interesse
der meisten Leser wird sich ohnehin besonders den beiden „Evangelien"
zuwenden. Auch der Herausgeber der Schriftenreihe weist in 6einem
Vorwort vor allem auf diese beiden Texte hin. Ihre Bedeutung sieht er
„in der Bestätigung der Vermutung, daß in der frühen Geschichte der
christlichen Literatur neben den Evangelien mit erzählenden Perikopen
solche standen, die reine Spruchsammlungen sind und auf erzählende
Stoffe völlig verzichten" (S. 5). Demgegenüber möchte ich der Überzeugung
Ausdruck geben, daß reine Spruchsammlungen doch wohl eher ein
gegenüber den eigentlichen Evangelien späteres Stadium darstellen
werden. Denn: nicht nur dürfte nach allem, was das NT hierüber erkennen
läßt, das älteste Kerygma von Anfang an Worte und Taten Jesu
gerade in ihrem Miteinander gleichmäßig wichtig genommen haben; es
wird auch die hinter Matth, und Luk. stehende Logien- Quelle nicht
ganz ohne erzählenden Stoff gewesen sein, und nicht einmal bei Papias
ist zudem sicher, daß er in seiner Matth.-Notiz wirklich an eine reine
Spruchsammlung gedacht hat. Doch auch in diesem Fall bleibt der hohe
Wert der beiden gnostischen Texte auch für die Evangelienforschung
bestehen. Es ist zu hoffen, daß gerade die vorliegende Veröffentlichung
ihrer Einzeluntereuchung neue Möglichkeiten und zuverlässige Grundlagen
gibt.

Bern Wilhelm Michaelis

Gran t, R. M.: Gnosticism and Early Christianity. New York: Columbia
University Press 1959. IX, 227 S. 8° = Lectirres on the Hi6tory
of Religions, sponsored by the American Council of Learned Socie-
ties, N. S., 5. Lw. $ 4.50.

In diesem aus Vorlesungen erwachsenen und beinahe im
Plauderton geschriebenen Buche geht es um Ursprung und Geschichte
der frühen Gnosis. Rund 30 Seiten Anmerkungen und
Literaturangaben erweisen, daß der Verf. die bisher zu diesem
Thema geführte Diskussion sachkundig überschaut. Will er im
Vorwort nur seine Grundthese als selbständigen Beitrag dazu gewertet
wissen, so ist das insofern ein Understatement, als diese
Grundthese, in ihrer Konzeption einfach, konsequent festgehalten
und mit vielen einleuchtenden Argumenten gestützt, nun
doch das Ganze trägt und erhellt. Im Zuge der Zeit liegt es, daß
die durchaus als synkretistisches Phänomen erkannte Gnosis mit
ihrer Stammwurzel aus dem häretischen Judentum abgeleitet wird.
Die Katastrophe zunächst des jüdischen Krieges und endgültig
des Bar-Kochba-Aufstandes hat, wie der Verf. es sieht, in einem
Bereich dieses Judentums die apokalyptische Hoffnung und damit
das Vertrauen in die Sinnhaftigkeit der Geschichte zerschlagen,
auf diese Weise jedoch Frömmigkeit und Theologie insgesamt
alteriert. Soweit nicht völlige Resignation Platz greift, kommt es
zu einer antikosmischen Transformation des eschatologischen
Dualismus, bei welcher die Vorstellungen von der himmlischen
Welt beibehalten sind, die Frage nach der Eigentlichkeit des
Menßchen aber die Verkündigung Gottes als des Herrn der Geschichte
verdrängt. Der Umbildungsprozeß wird besonders eingehend
daran verdeutlicht, daß 6ich Spekulationen über die kosmischen
Mächte auf dem jüdischen Kalendarium aufbauen und
bestimmte Motive wie die Identifizierung Jahwes mit dem Satan
oder die vom himmlischen Auf- und Abstieg exegetisch gewonnen
werden. Nicht eine Anleihe bei der Philosophie, sondern spekulative
Exegese leitet auch die christliche Gnosis, die sich bei Paulus,
Johannes und Ignatius bereits in immer stärkerem Ausmaß meldet
und schließlich von der Kirche auf Grund des Festhaltens am AT
und seinem Schöpfungsglauben überwunden wird.

Gewicht erhält die Arbeit vor allem dadurch, daß sie entschlossen
das ebenso offene wie brennende Problem des Verhältnisses
zwischen Apokalyptik und Gnosis aufgreift. Hier ist in der
Tat eine notwendige Untersuchung miterfolgversprechenden Ergebnissen
eingeleitet. Bedauern wird man, daß das jedoch nicht in
umfassendem Zugriff geschieht. Wie das Interesse, sofern es nicht
der historischen Entwicklung gilt, an Einzelmotiven haften bleibt,
so kommt über der Kosmologie die Anthropologie, die nach der
Grundthese ja im Vordergrunde stehen sollte, und die Erlöserlehre
, die 6ich im NT doch schon der Schemata der jüdischen
Adam-Spekulation bedient, zu kurz. Unerörtert läßt der Verf.
auch die Frage, wie die von ihm etwa bei Paulus konstatierten
gno6ti6chen Tendenzen sich erklären lassen, wenn man mit ihm
die Wurzel der Gnc«is in der jüdischen Katastrophe erblicken soll.

Gerade hier ist eine apokalyptische Geschichtstheologie doch
noch keineswegs ins Wanken geraten. Die Arbeit hat darum zunächst
nur die Bedeutung eines in gleicher Weise anregenden wie
problematischen Entwurfs.

Tübingen Ernst Käseraann

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