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1961 Nr. 1

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 1

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mulierungen sind zu kurz und mehr nebenbei gegeben, um eine
ausreichende Diskussionsgrundlage bilden zu können. Doch wird
man dem Ergebnis dieses Abschnittes zustimmen, daß sich nicht
sicher entscheiden lasse, „inwieweit der Jüngerkreis am Jordan
Gedanken der Gemeinschaft aus dem nahen Qumrän aufgriff,
überdachte und korrigierte". Die Möglichkeit gemeinsamer Herkunft
aus dem AT und dem Spätjudentum bleibt bestehen. Aus
der Behandlung der synoptischen und johanneischen Tradition
über Johannes und über den Ort der Versuchung Jesu sei hier
hingewiesen auf die ausführliche Schilderung des dschebel karan-
tal und seiner Traditionen, deren Werden der Verfasser lebendig
und mit eingehenden Quellennachweisungen darstellt. Für die
archäologischen Befunde dieser Gegend müssen übrigens Nelson
Gluecks Oberflächenforschungen und Schürfungen erwähnt werden
(Explorations IV 1951, 404 ff.). Weitere Täuferstätten, die
behandelt werden, sind Bethanien, Änon, Machärus. Dazu tritt
die Grabtradition von Sebaste. Zu S. 165 bleibt mir die Frage,
ob der Bericht von Wilken wirklich so unglaubhaft erscheint,
daß er als Gedächtnisirrtum abgetan werden muß. Den Ausdruck
„Felsengräber" darf man nicht pressen, und wenn der Verfasser
für den monticulus Eliae die Möglichkeit von Höhlen zugibt,
muß auch zugestanden werden, daß Grabhöhlen dort vorhanden
sein können. Wilken spricht ja auch von Münzen aus der Zeit
des Herodes Agrippa, die er in jenen Felsengräbern aufgefunden
haben will. Die „Archaeological Map of the Hashemite Kingdom
of the Jordan" von 1949 verzeichnet für das wädi el-chärrär
keinerlei archäologische Funde. S. 216, Anm. 5 zitiert der Verfasser
, wie mir scheint, zustimmend die Schürfungsergebnisse von
Wilken an der Synagoge von Kapharnaum. — Ein weiteres gutes
Beispiel für die abwägende Art des Verfassers ist die Untersuchung
des Johannesgrabes in Sebaste. Die Ortstradition ist
historisch wertlos, aber sie hat sich so rasch und intensiv ausgebreitet
, daß sie das Entstehen anderer Lokaltraditionen über
das Johannesgrab verhinderte.

Mit S. 184 wendet sich das Werk der Untersuchung der
Jesusstätten zu, zuerst Kana und Jakobsbrunnen (S. 184—214),
dann die Stätten, die um den See Tiberias herum gruppiert sind,
Kapharnaum, Bethsaida, Chorazin, Magdala, Gennesar, ferner der
Schauplatz der Bergpredigt und der Brotvermehrung, die Erscheinung
des Auferstandenen nach Joh. 21 und die Dämonenaustreibung
zu Gerasa (S. 215—287). Letztere verlegt Verfasser in
Übereinstimmung mit der herkömmlichen Meinung nach el-kursi,
wo nach M. J. Lagrange, Evangile 6elon St. Marc, Paris 1947,
S. 136 Felsengräber in den Bergen aufgefunden worden sind. Anschließend
folgen die Orte und Gelände der Wanderungen Jesu
vom See Genezareth aus (S. 288—306), die die Lokaltraditionen
nach den Geschichten von der Syrophönizierin, vom Petrusbekenntnis
bei Caesarea-Philippi, vom Jüngling zu Nain und die
Verklärung am Tabor zum Gegenstand haben.

Das nächste Kapitel wendet 6ich der letzten Wanderung Jesu
nach Jerusalem zu (S. 307—338). Während die mittelpalästinischen
Gegenden sowie Jericho kurz und gründlich besprochen
werden, widmet der Verfasser den Lokalproblemen von Bethanien
und Bethphage größeren Raum. Die verschiedenen Möglichkeiten
für Ortslagen und Straßen des Ölberggebietes werden
eingehend erörtert. Der letzte Abschnitt bespricht die Heiligen
Stätten in und um Jerusalem (S. 339—465). Der Reihe nach werden
behandelt der Tempel, Bethesda, Siloah, der Ort des Abendmahls
, Gethsemane, ferner die mit dem Prozeß Jesu verbundenen
Stätten, sodann Golgatha und das Christusgrab, schließlich die
Erscheinungsstätten des Auferstandenen sowie die Himmelfahrtsstätte
.

Vier Register sind dem Buch beigegeben. Neben Ab-
kürzungs- und Schriftstellenverzeichnis ist am wichtigsten das
Quellenregister, das nicht nur die spätjüdischen und patristischen
Quellen, sondern auch die zahlreichen Pilgerberichte verzeichnet.
Da diese Quellennachweise in der Regel auch biographische Notizen
geben, sind sie für eine Erstorientierung über die betreffende
Quelle von größtem Wert. Das vierte (Orts-Personen und
Sach-) Register erschließt das Werk zur Benutzung in Einzelfragen.

Das Buch ist reich illustriert. In den laufenden Text sind
schwarz-weiß gezeichnete Kartenskizzen eingestreut, von Prof.
Franz Peter Rehor, Schwyz, gefertigt. Sie betreffen die Umgebung
von Jericho mit Einschluß des Jordans und der Taufstätten, das

den Jakobsbrunnen umgebende Gelände, die Umgebung des Sees
Tiberias und den Ölberg. Die anderen Skizzen dienen der Veranschaulichung
archäologischer Befunde, z. B. die Grundrisse der
Geburtskirche in Bethlehem, der Verkündigungskirche in Naza-
reth, der Grabeskirche in Jerusalem. Zwei weitere Skizzen stellen
Jerusalem und den Tempelplatz zur Zeit Jesu dar. Hinter den
Text sind 66 Schwarzweiß-Bilder gestellt, die durchweg ausgezeichnet
scharfe, im Bildausschnitt geschickt aufgenommene,
moderne Photographien sind. Die Landschaftsaufnahmen sind
z. T. von eigenartiger Schönheit, wie etwa Nr. 11 der Blick auf
Nazareth von Norden her. Zahlreiche Innenaufnahmen von selteneren
Objekten wird man dankbar begrüßen. Daß auch die
jüdischen Felsengräber hinter der Rotunde des heiligen Grabes
sowie Aufnahmen von dem Inneren der Grabeskirche geboten
werden, wird der Benutzer mit Dankbarkeit vermerken.

Das Buch wird nicht nur dem Fachmann, sondern auch dem
interessierten gebildeten Laien als zusammenfassende Orientierung
über den Forschungsstand und die vielfältigen Lokaltraditionen
die besten Dienste leisten können. Über der dankbaren
Würdigung der vielfältigen Einzelarbeit wird man nicht
vergessen dürfen, daß der Verfasser in der möglichst genauen
Festlegung der Loca Sancta zwar eine sehr wichtige Arbeit sieht,
die geleistet werden muß, ohne daß diese Arbeit doch letztlich
entscheidend ist. Dazu 6ei ihm selbst das Wort gegeben: „Die
Frage nach dem Wo des Hirtenfeldes läßt also keine sichere Entscheidung
zu, schon deswegen nicht, weil uns das Datum der Geburt
Jesu unbekannt ist" (S. 65). „Es ist nicht wichtig, wo genau
das .Gloria in Excelsis' erklang, sondern nur, wie sein Widerhall
in den Herzen ist" (S. 66).

Leipzig HansBardtke

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