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Ausgabe:

1961 Nr. 7

Spalte:

516

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Laag, Heinrich

Titel/Untertitel:

Wörterbuch der altchristlichen Kunst 1961

Rezensent:

Jursch, Hanna

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515

Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 7

516

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Gieselmann, Reinhard, u. Werner Aebli: Kirchenbau. Zürich:
Girsberger 1960. 151 S. m. 150 Photos u. Plänen, 8° Lw. sfr. 28.50.

Man legt das Buch, dessen Grundlage eine bei der Technischen
Hochschule in Aachen eingereichte Dissertation von Reinhard
Gieselmann „Der Kirchenbau unserer Zeit" aus dem Jahre 195 5
ist, mit gemischten Empfindungen aus der Hand. Es versucht, die
Entwicklung des Kirchenbaus in den letzten eineinhalb Jahrhunderten
, vom Klassizismus Friedrich Weinbrenners angefangen bis
zur Gegenwart, in fünf Schüben darzustellen, und man bekennt
dankbar, aus dieser Darstellung mancherlei gelernt zu haben: das
umfangreiche Anschauungsmaterial ist gut ausgewählt und beschränkt
sich nicht auf die üblichen Beispiele — die Schweiz,
Frankreich, Finnland und die Vereinigten Staaten 6ind mit z. T.
wenig bekannten, meist wirklich charakteristischen Bauten in die
Zusammenschau einbezogen, — Druck und Wiedergabe sind vorzüglich
, der Begleittext ist klug, konzentriert und immer substantiell
, und selbst an dem klaren, gepflegten Stil hat man seine
Freude (bis auf den unmöglichen Komparativ S. 34: stilbildendere
Kräfte). Die Verfasser gehen die Geschichte des Kirchenbaus auch
keineswegs nur von der künstlerischen Seite an; Antriebskraft
ihrer Darstellung ist die beunruhigende Tatsache, daß der Bau von
Gotteshäusern seit der Zeit des Klassizismus kein stilbildender
Faktor mehr ist (S. 21). Aber nicht nur, daß die geschichtliche
Betrachtung der städtebaulichen Eingliederung, zumal in den
ersten Kapiteln, immer wieder die Linie der wechselnden Sinngebung
des Gotteshauses als solchen durchkreuzt, fehlen den Verfassern
auch in weitgehendem Maß die theologischen Voraussetzungen
, um diese Entwicklung wirklich erhellen zu können. In
dem Literaturverzeichnis findet man weder Günter Bandmanns
„Mittelalterliche Architektur als Bedeutungsträger" (1951), noch
Gerhard Kunzes „Lehre, Gottesdienst, Kirchenbau in ihren gegenseitigen
Beziehungen" (1949), Otto Bartnings „Vom neuen
Kirchbau" (1919) ist den Verfassern ebenso unbekannt geblieben,
wie die nun schon stattliche Reihe der Berichte über die Evangelischen
Kirchenbautagungen in den letzten 14 Jahren mit ihrer
Fülle von wichtigen Referaten (z.B. Gerhard Langmaacks Rummels-
berger Vortrag „Der Kirchenbau der letzten dreißig Jahre nach
seinen geistlichen und architektonischen Grundlagen"). Wir weisen
gerade auf diese Lücken hin, weil wir der Überzeugung sind,
daß das vorliegende Buch in weiten Partien anders aussehen
würde, wenn sich die Verfasser mit den genannten Arbeiten vertraut
gemacht hätten. Die theologischen Experten, die sie für
einen vierseitigen theologischen Exkurs heranzogen, haben sich
leider als schwache Nothelfer erwiesen; vor allem was über Lehre
und Gottesdienst der „protestantischen" Kirche angemerkt ist,
streift bisweilen die Grenze der Karikatur. Seltsamerweise steht
der theologische Exkurs auch nicht gleich am Eingang des Buches,
sondern ist dem letzten, fünften Lösungsversuch vorgeschaltet, —
als ob nicht auch die vorhergehenden vier Anläufe zur Lösung des
Kirchenbauproblems sich an den theologischen Grundforderungen
orientieren und messen lassen müßten. Dieser fünfte Lösungsversuch
, wie ihn die Verfasser sehen, ist durch die Ablösung des
„ästhetischen Rationalismus" der vierten Epoche gekennzeichnet
(deren geschichtliches Verdienst in der Überwindung der leergewordenen
heteronomen Stilformen und in der reinen Anwendung
alter und neuer Konstruktionen lag). Die „gemeinschaftbildenden
Konstanten" treten in den Vordergrund: „Die scheinbare
Raumdualität zwischen der Altarzone mit statischem und dem
Gemeinderaum mit dynamischem Charakter wird zum Raumdialog
zwischen Gott und Menschen" (S. 78). Historische Prototypen
solcher „aktiver" Kirchenräume glauben die Verfasser bei Leonhard
Sturm (1711) entdecken zu können, — wo doch die ganze
Geschichte des evangelischen Kirchenbaus nichts anderes als die
Bemühung um einen solchen „aktiven" Kirchenraum darstellt und
Otto Bartning schon vor Jahrzehnten den Begriff der Raumspannungen
entwickelte, die den vielfältigen Spannungselementen
des gottesdienstlichen Geschehens entsprechen sollen. Die von
den Verfassern wohl registrierte, aber in ihrer Zwangsläufigkeit
offenbar nicht begriffene Folge ist, daß, während bisher vorwiegend
katholische Bauten gezeigt wurden, in der fünften Epoche

„protestantische" Kirchen (von Otto Bartning, Frank Lloyd
Wright, O. H. Senn, Alvar Aalto) im Vordergrund der Darstellung
stehen: „Doch nehmen sie nicht nur auf Kirchen ihres eigenen
Bekenntnisses, sondern auch auf katholische Einfluß" (S. 82).
„Der gemeinsame Versuch der Verwirklichung eines Raumes für
Gott und Menschen" (S. 133) hat in der Tat eine weitgehende
Annäherung des katholischen Kirchenbaus an die Konzeption der
evangelischen Gemeindekirche herbeigeführt. Allerdings wird es
der Entwicklung eines differenzierten Gespürs und einer Nomenklatur
für die Verschiedenartigkeit der Raumsprache bedürfen, um
nicht so viele und unterschiedliche Bauten auf den geineinsamen
Nenner des „aktiven" Kirchenraumes zu bringen, wie die Verfasser
das tun; hier erst werden die Dinge interessant und
brennend.

Es bleiben zwei Wünsche. Einmal, daß die kundigen und
sympathischen Verfasser das Buch bei der zweiten Auflage neu
schreiben möchten. Dabei dürften auch nicht mehr solche Schnitzer
unterlaufen, daß das Gemeindezentrum mit der „Veranstaltung
kultureller Ereignisse, wie Theateraufführungen und Vorträge"
(S. 48) erklärt wird, und daß die „phantasievollen Emporenbauten
" vieler protestantischer Kirchen nur am Rande erwähnt
werden (S. 82); ebensowenig kann man die Problematik der
Relation Altar-Kanzel übergehen. Daraus würden sich zweifellos
auch Rückwirkungen auf die jetzige, sehr schematische Gliederung
der Entwicklung ergeben. (Ob den Verfassern nicht selbst aufgefallen
ist, wie widersinnig es ist, die wichtigsten Bauten des
Mannes, der von Anfang an am leidenschaftlichsten um die Erneuerung
des Gemeindegedankens im katholischen Kirchenbau
gerungen hat, Rudolf Schwarz, ausgerechnet in die Epoche des
„ästhetischen Rationalismus" einzureihen?)

Der zweite Wunsch richtet sich an die Technischen Hochschulen
und Hochschulen für bildende Kunst. Das vorliegende
Werk bestätigt erneut, daß es nicht möglich ist, „richtig" vom
Kirchenbau zu reden und zu handeln, wenn nicht auch Vorlesungen
und Übungen über die theologisch-liturgischen Grundlagen des
Kirchenbaus eingerichtet werden. Der Arbeitsausschuß des Evangelischen
Kirchbautages hat diese Forderung schon vor Jahr und
Tag erhoben. An einigen Instituten sind auch bereits entsprechende
Regelungen getroffen worden. Aber es ist eine Lebensfrage
für die Zukunft des in beiden Bereichen, der Kunst und der
Kirche, beheimateten Kirchenbaues, daß der Spannung zwischen
den künstlerischen und den liturgischen Forderungen nicht nur
standgehalten, sondern diese zugleich schöpferisch fruchtbar gemacht
wird.

Berlin Oskar Söhn gen

L a a g, Heinrich, D.: Wörterbuch der altchristlichen Kunst. Mit 133 Abbildungen
von Christiane von der Hey de. Kassel: Stauda 1959.
VII, 167 S. m. 133 Abb. 8°. Lw. DM 9.-.

Das kleine Lexikon für altchristliche Kunst ist aus dem Bemühen
erwachsen, Laien bei ihrer Betrachtung spätantiker Denkmäler
Hilfestellung zu leisten. Der Verf. hat Studenten aller
Fakultäten in seinem Kolleg, denen die spezielle Terminologie
weithin unbekannt ist. All denen, die die Fachliteratur nicht zur
Hand haben, ist dieses Buch zugedacht. Es enthält ca. 3000 Fachausdrücke
, die so kurz wie möglich erklärt werden. In Anbetracht
dessen, daß die großen Lexika für spätantike Kunst nur in den
Bibliotheken einzusehen sind und die kunstgeschichtlichen Lexika
viele für das Verständnis der Spätantike notwendigen Ausdrücke
nicht enthalten, ist hier für den Laien eine Lücke ausgefüllt
. Als Anhang ist eine Verdeutschung griechischer Fachausdrücke
beigegeben. Ein kurzer Literaturhinweis nennt Nachschlagewerke
für weitere Vertiefung. Kleine Zeichnungen erleichtern
das Verständnis.

Jena Hanna J u r s ch

Freund, Elmar: Zeichnungen zum Alten Testament mit einer Einführung
von Gerd Gaiser. Lahr: Kaufmann [1959]. 32 S. m. 10
Abb. u. 2 Farbtaf. 8° = Moderne christliche Kunst. Pp. DM 5.80.

Unter Mitarbeit der Evangelischen Frauenhilfe gibt der
Kaufmann - Verlag in Lahr eine Reihe kleiner monografischer
Darstellungen lebender Künstler heraus, die sich mit kirchlicher