Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1961 Nr. 7

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

497

Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 7

498

Beschränkung ist seine Arbeit vorbildlich; denn hmier ihr steht
ein starkes Gefühl für die Verantwortlichkeit, das jedem voreiligen
Vergleichen wehrt. Er weiß, daß die alttestamentlich-
jüdische Religion und vollends das Christentum in einer anderen
Ebene liegen und wir daher „von der Wirkungskraft Ägyptens
nicht zu viel erwarten dürfen". Um so nachdrücklicher weist er
auf Einzelbeziehungen hin, die sich vornehmlich auf literarischem
Gebiet in gattungsmäßigen Zusammenhängen wie in Einzelmotiven
, aber auch in der Formensprache dartun und bis in die
frühchristliche Theologie hineinwirken können. Mit aller Behutsamkeit
deutet er dabei auf Fäden hin, die das Trinitätsdogma,
nicht in seiner Substanz, aber doch in seinem theologischen Ausbau
, mit Vorstellungen verbinden, die in der ägyptischen Religion
in dem Phänomen der Verbindung dreier Gottheiten zu einer
Einheit ins Licht treten. Sehr wesentlich und ungemein fördernd
ist dabei die mit allem Nachdruck vertretene Einsicht, daß die
Einwirkungen Ägyptens nicht in unmittelbaren Berührungen gesucht
werden dürfen, sondern über das Sammelbecken des Hellenismus
einfließen, an dessen Formenwelt Ägypten an seinem Teil
mitschuf.

So klingt das Buch in Problemstellungen aus, die nicht zum
wenigsten den Theologen zur Mitarbeit aufrufen. Daß das geschieht
, kennzeichnet seine Weite wie die Fruchtbarkeit einer
Betrachtungsweise, die über die in den bisherigen Darstellungen
der ägyptischen Religion vorherrschende rationalistische Religionsinterpretation
hinausdrängt und von einem inneren Verständnis
für die spezifische Eigenart des Gegenstandes getragen
ist.

Bonn Hans B on n e t

Brei ich, Angelo: Gli ultimi appunti die Raffaele Pettazzoni.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXXI, 1960 S. 23—5 5.
— Quirinus. Una divinitä romana alla luce della comparazione storica.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXXI, 1960 S. 63—119.
Majewski, Kazimierz: La „facade sacree" egeenne et la genese du

proskenion grec.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXXI, 1960 S. 57—62.
[Pettazzoni, R.:] In memoria di Raffaele Pettazzoni. Discorsi

pronunciati il 18 dicembre 1959 dal Sindaco Armando Marzocchi a

da Mario Gandini in apertura della seduta del Consiglio Comunale.

Bologna: Biblioteca comunale „Guilio Cesare Croce" San Giov. in

Persiceto 1960. 31 S. gr. 8°.
Die Wiederverkörperung der Seele.

Materialdienst 23, 1960 S. 176 ff. in 8 Fortsetzungen.

ALTES TESTAMENT

Renckens, Henricu6: Urgeschichte und Heilsgeschichte. Israels Schau
in die Vergangenheit nach Gen. 1—3. Aus dem Niederländischen
übers, v. Hugo Zulauf. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag [1959].
268 S. 8°. Lw. DM 13.80.

Diese Auslegung von Genesis 1—3, von einem katholischen
niederländischen Exegeten (Professor für Exegese am Canisianum
in Maastricht) für einen breiteren Leserkreis geschrieben1, ist ein
schönes Zeichen für eine weitgehende Übereinstimmung, die
zwischen den beiden Konfessionen in dem Bereich der Bibelauslegung
heute möglich ist. Vergleicht man Zug für Zug dieses Buch
mit den Auslegungen der Urgeschichte durch G. von Rad (AT
Deutsch) und W. Zimmerli (Prophezei), so kann nur festgestellt
werden, daß die Differenzen hinter der Übereinstimmung in wesentlichen
Punkten zurücktreten.

„Der Untertitel (.Israels Schau in die Vergangenheit') enthält
schon ein gutes Stück Exegese" sagt der erste Satz des Buches
. Und das wird erläutert: „Wir begreifen Gott nicht, wenn
wir nicht zuvor Israel begriffen haben; denn . . . Israel ist unter
Gottes Wirksamkeit ganz es selbst geblieben." „Israel ist ganz
und gar Kind seiner Zeit." Für die Exegese hat das zur Folge die
Notwendigkeit „der Erforschung der literarischen Gattung und

') Die Originalausgabe dieses Werkes von Drs H. Renckens SJ.
ist unter dem Titel „Israels Visie Of Het Verleden" bei Lannoo,
Tielt/Den Haag 1957 erschienen.

des literarischen Prozesses, dem z. B. das Buch Genesis als Ganzes
wie in seinen größeren und kleineren Teilen seine Entstehung
verdankt". Das Verstehen der Urgeschichte muß von der Mitte
der Geschichte Israels, der Königszeit ausgehen, in der die historische
Literatur entstand. R. zeigt, von da in einem kurzen
Durchblick bis zu den Anfängen Israels eine Linie ziehend, wie
das Berichten von Geschehenem in diesen Stadien einen ganz
verschiedenen Charakter hat, wobei auch der jeweilige Abstand
zwischen der Erzählung und den erzählten Fakten zu bedenken
ist. Zusammengehalten wird das Ganze durch das starke Geschichtsbewußtsein
Israels: „Wie kein anderes Volk hat Israel
von der Zukunft gezehrt . . . Gerade deshalb nimmt Israel die
Vergangenheit so ernst."

Die Schöpfungserzählungen der Priesterschrift (S. 43—112)
und des Jahvisten (S. 113—266) werden gesondert ausgelegt, dabei
fußt die Auslegung auf der üblichen Schichtung und der
üblichen zeitlichen Ansetzung von J und P. Für die Quellen gilt:
„Die unmittelbare Quelle der biblischen Urgeschichte ist nicht in
der Uroffenbarung zu suchen, sondern in der Israel zuteil gewordenen
Offenbarung . .." „Israel ist der einzig richtige Ausgangspunkt
." Die theologische Bedeutung dieses Ausgangspunktes ist
klar erkannt, und an dieser Stelle ist die volle Übereinstimmung
mit der neueren evangelischen Auslegung der ersten Kapitel der
Bibel besonders hervorzuheben: „Israel hat Gott erst als seinen
nationalen Gott Jahve, als seinen Befreier kennengelernt."
„Es gehört mit zum Hauptzweck der biblischen Urgeschichte...
Israel zu zeigen, daß Israels Befreier der Schöpfer Himmels und
der Erde, der Gott der Welt und Menschheit ist" (S. 58 f.). Die
ereten Seiten der Bibel sind „nicht Ausgangspunkt, sondern Krönung
". Dabei wird auch die Wandlung des Gottesbegriffes im
Gang der Geschichte Israels dargestellt: „Er ist zuerst als ein
Sippengott bekannt geworden" (damit ist Alts These vom ,Gott
der Väter' bejaht). „Er wird aus einem persönlichen Schutzgott
zum Gott einer Familie, dann zum Volkgott und schließlich zum
Weltgott. . ." (S. 66; 68).

1.) Zur priesterlichen Schöpfungsdarstellung (S. 43—112):
Das vieldiskutieTte Problem der ersten drei Verse von Gen. 1
sieht der Verfasser (übereinstimmend mit den Auslegungen von
Rads und Zimmeriis) so: V. 1: „Gott hat das geschaffen, was
jetzt besteht . . . deshalb ist Vers 2 nicht die Erklärung von
Vers 1. Die ganze Perikope ist Erklärung von Vers 1, und dazu
ist Vers 2 der notwendige logische Ausgangspunkt" (S. 50 f.).
Zu der aus diesen ersten Versen der Genesis abgeleiteten Lehre
von der creatio ex nihilo sagt er: „Die Aussage von Gen. 1 und
die Aussage unseres Dogmas sind vollkommen identisch, aber
die begriffliche Formulierung wird in alle Ewigkeit die Spuren des
theoretischen Denkens an sich tragen, die man nicht identifizieren
kann, ohne den Texten Gewalt anzutun . .. ,Aus nichts hervorbringen
' ist eine ehrwürdige Definition... (2. Makk. 7, 28). . .,
aber sie ist und bleibt ein ziemlich negatives Produkt westlicher
Logik und ist daher auch nicht allzusehr geeignet, den von positivem
Wirklichkeitsbewußtsein geladenen Genesis-Bericht an ihr
zu messen" (S. 80). — Die Diskrepanz zwischen der Zahl der
Schöpfungswerke und der Zahl der Wochentage wird so erklärt:
„Das Wochenschema ist ein gewagter Anthropomorphismu6"
(S. 87). „Es ist nicht wahr, daß der Schöpfer sechs Tage arbeitete
" (S. 89); „es wurzelt in einer schon bestehenden Sabbateinrichtung
" (S. 88), es ist nötig, da „P das Schöpfungswerk in
Phasen ablaufen lassen mußte". „Die Ruhe Gottes ist die Apotheose
des Berichtes" (S. 91).

Vom ,Bild Gottes' handelt ein besonders ausführlicher, sehr
gewichtiger Abschnitt. Auch hier stimme ich im wesentlichen zu,
sehe aber eine gewisse Unausgeglichenheit an einem Punkt. Sicher
ist die Meinung des Textes, was R. S. 96 f. sagt: „Der Mensch
ist in seiner Totalität Bild Gottes", „Durch die Tatsache, daß man
Mensch ist, ist man Bild Gottes." Oder S. 103: „Es ist dem
Hagiographen darum zu tun, den Menschen in besonderer Weise
auf Gott zu beziehen." Das ist sehr gut mit dem Bund verglichen:
„Bund und Bild Gottes bilden eine Parallele; beide drücken die
göttliche Nähe aus: wie Jahwe sich mit Israel einläßt, so der
Schöpfer mit dem Menschen." Aber kann man dann 60 sagen:
„Der ganze Mensch wird zum Bild Gottes geprägt durch das, was
den Menschen zum Menschen macht, nämlich durch seinen geisti-