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Ausgabe:

1961 Nr. 5

Spalte:

389-391

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Frör, Heinz

Titel/Untertitel:

Confirmatio 1961

Rezensent:

Wagner, Heinz

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389

Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 5

390

Marsch, Wolf-Dieter: Evangelische Theologie vor der Frage nach
dem Recht.

Evangelische Theologie 20, 1960 S. 481—510.
O y e n, Hendrik van: Der Christ und der Luxus.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1961 S. 40—51.
Pellegrini, V.: Relacioncs de justicia en el comercio international.

Ciencia y Fe XVI, 1960 S. 157—165.
Peters, Karl: Zur ethischen Begründung der Todesstrafe.

Theologische Revue 56, 1960 Sp. 243—248.
Piper, Otto A.: Wholeness of Life.

Princeton Seminary Bulletin 54, 1960 S. 22—27.
Przywara, Erich, S. J.: Demut, Geduld, Liebe. Die drei christlichen

Tugenden. Düsseldorf: Patmos-Verlag 1960. 65 S. DM 4.80.
Rieh, Arthur: Die Verantwortung des Christen für Staat und Politik.

Evangelische Theologie 20, 1960 S. 5 53—572.
S c h a 11 e r, Klaus: Erziehung zum Beruf?

Zeitschrift für evangelische Ethik 1961 S. 5—2 5.
Spranger, Eduard: Die moralbildende Kraft in unserem Zeitalter.

Universitas 16, 1960 S. 113—130.
Stelzenberge r, Johannes: Biblisch oder romantisch ausgerichtete

Moraltheologie?

Tübinger Theologische Quartalschrift 140, 1960 S. 291—303.
T h i e 1 i c k e, Helmut: Was heißt Freiheit?

Universitas 16, 1961 S. 1—18.
Trillhaas, Wolfgang: Zum Problem des Kompromisses.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1960 S. 355—364.

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Fror, Kurt: Ccnfirmntio. Forschungen zur Geschichte und Praxis der
Konfirmation. Mit Beiträgen von W. Maurer, K. Hauschildt. K. Fror,
A. Niebergall, K.Linke, J. Heubach u. K.Witt hrsg. München: Evang.
Presseverband für Bayern [1959]. 202 S. gr. 8°. Kart. DM 11.20;
Lw. DM 13.20.

Die in diesem Sammelband vorgelegten „Forschungen zur
Geschichte und Praxis der Konfirmation" wollen die Grundlagen
und Materialien für eine sachgemäße theologische Arbeit an diesem
Problem liefern, das „in der Gegenwart mit neuer Intensität
und Dringlichkeit wieder aufgebrochen" (Vorwort, V) ist. Diese
„gemeinsame Arbeit hat dann ihre Aufgabe erfüllt, wenn sie der
orientierenden Zusammenfassung und der fruchtbaren Weiterführung
des Gesprächs . .. dient" (VI). Wir möchten unter dem
starken Eindruck von Umfang und Gewicht des Materials hinzufügen
: Der Sinn ist erfüllt, wenn sie die unumgänglichen Entscheidungen
der Kirchen sachdienlich vorbereitet und ermöglicht
. Besondere Bewertung verdient diese Bestandsaufnahme
dadurch, daß sie die Weite des Problems aufzeigt, indem auf
die Erörterungen im außerdeutschen Protestantismus, in der anglikanischen
und römisch-katholischen Kirche hingewiesen wird.
„Man kann sagen, die Konfirmationsfrage ist reif, auf ökumenischer
Ebene behandelt zu werden" (164). Das in diesem Zusammenhang
dargebotene Literaturverzeichnis (J. Heubach) verdient
die Beachtung der Forscher und Praktiker. Es ist wohl das Verdienst
des Herausgebers, auf lückenlose Information über
die Veröffentlichungen zum Thema gedrängt zu haben.

Der Aufbau des Buches ergibt sich aus dem geschichtlichen,
systematischen und praktischen Aspekt des Themas.

Die „Geschichte der Firmung und Konfirmation bis zum Ausgang
der lutherischen Orthodoxie" bietet auf 29 Seiten Wilhelm
Maurer dar. Besondere Würdigung findet ein Akzent der Firmung
, der wohl früher nicht so stark beachtet wurde. In der nach-
fconifazianischen Zeit hat (sie) „ihren positiven Sinn als Stärkung
zum Lebenskampf". „Die Firmung rüstet uns aus. den Kampf
dieser Welt zu bestehen . . . Tertullians Gedanke von der militia
Christi erwacht ... zu neuem Leben" (13). Der Gefirmte wird
gestärkt, daß er das Kreuzeszeichen „unerschrocken und kühn vor
Königen und Mächten dieser Welt tragen und den Namen Christi
mit heller Stimme bezeugen soll" (13).

Die nachdrückliche, weitreichende Wirkung des Erasmus, die
erheblich zur „Konfirmationsnot" der Gegenwart beigetragen
hat, wird, wie wir das von Maurer erwarten, kräftig herausgearbeitet
. Aufschlußreich sind aber die Seitenblicke auf die „Böhmischen
Brüder", die in ihrer hohen Wertung der Konfirmation
als Sakrament auf Erasmus Eindruck gemacht haben sollen. Die

Böhmischen Brüder haben wiederum ihre Handlung aus der
Sonderform der Waldenser entwickelt. Das „Konfirmationsverständnis
der Reformation" wird prägnant dargelegt, auf Melan-
chthons zeitlebens schwankende Haltung wird verwiesen, Bucers
Konzeption mit ihren Niederschlägen in verschiedenen Kirchenordnungen
herausgearbeitet. Die Hauptthese Maurers findet sich
auf S. 37, wo er die von K 1 i e f o t h vorgeschlagenen Kategorien
: katechetische, sakramentale, kirchenrechtliche Konfirmation
als untauglich ablehnt und zur Forderung kommt: „Wir sollten
eine solche falsche Systematisierung ersetzen durch ein historisches
Einteilungsprinzip. Wir sollten die verschiedenen Formen
evangelischer Konfirmation danach beurteilen, ob sie mehr von
Erasmus oder von Luther abhängig sind. Wenn wir auf diese
Gesichtspunkte unser heutiges Urteil begründen, dann machen
wir uns frei von falschen Traditionen, dann werden wir frei zur
Neugestaltung der Konfirmation" (37).

Einen ergänzenden und akzentuierenden Beitrag (4 Seiten)
(vgl. Problem der Frühkommunion) steuert Wilhelm Sturm
unter dem Thema „Aus dem Gespräch über Ursprung und Frühgeschichte
der Konfirmation" bei.

Ausführlich führt Karl Hauschildt die Entwicklung der
Konfirmationsdebatte bis zur Gegenwart durch: „Zur Geschichte
und Diskussion der Konfirmationsfrage vom Pietismus bis zum
20. Jahrhundert" (30 Seiten). „Mit kennzeichnenden Schwer-
punktverschiebungen enthüllen sich in der zähen Grundsatzdiskussion
, in kühnen Reformvorstößen und in tastenden Unterrichtshilfen
die zu bewältigenden theologischen Themen: Taufe
und Abendmahl, Katechumenat und Eingliederung in die Kirche,
Gestalt der Kirche und Gesellschaftsstrukturen, Gelübde und
Einsegnung" (43).

Neben einer umfangreichen Quellen- und Materialangabe
werden in fast erschütternder Variationsbreite 23 Reformvorschläge
skizziert. Sie reichen vom Erlanger v. Hofmann bis ins
Jahr 1958. Bei diesem Überblick wird erst deutlich, wie komplex
die Konfirmation ist und wie je nach der theologischen Einsicht
und Entscheidung die „Entflechtung" vorgenommen wird. Alle,
die an der Lösung des Konflikts beteiligt sind, sollten vor weiteren
Angeboten sich der Pflicht eines ernsthaften Studiums dieser
„Reformvorschläge" unterziehen.

Die besondere Betonung der Ausführungen Hauschildts
liegt wohl in der Feststellung, daß nach 1945 sich ein „gegliederter
Katechumenat" (60) als notwendiig erweist. Ein Zusammenhang
der verschiedenen Unterrichts- und Übungsstufen ist nicht
vorhanden. Bei der Erörterung der Abendmahlserziehung findet
sich ein sehr hilfreicher Ausdruck: „Die Kirche . .. muß diese
getauften Kinder in der Breite zum Abendmahl führen, d.h. aber
nicht nur intellektuell belehren und formalrechtlich zulassen,
sondern sie im Geleit der Gemeinde (Sperrung vom
Rez.) führen und begleiten beim wiederholten Empfang des heiligen
Sakramentes" (63).

Der systematische Teil, gestaltet von Kurt Fror, interpretiert
die „Theologischen Grundfragen der Konfirmation" (43 Seiten
). Konfirmation und Unterweisung, Konfirmation und Taufe,
Konfirmation und Abendmahl, Konfirmation und Gliedschaft in
der Gemeinde sind die Gedankenkreise, in denen sich unter stetigem
Bezug auf die Bekenntnisschriften die Erhellung und
Radikalisierung (gegen die voreiligen Praktiker) der Sachverhalte
vollzieht. Von besonderem Gewicht ist aber die vom
Verf. ausführlich dargelegte These von der „Konfirmation als
ganzheitliches Geschehen" (108). Hier wird die Krankheit der
Diskussion aufgedeckt, die Einzelmomente werden herausgestellt
und isoliert betrachtet. Wenn überhaupt eine gemeinsame Neuordnung
gewonnen werden kann, dann nur in dieser ganzheitlichen
Betrachtungsweise. Wenn die „Strukturmitte" gefunden
ist, können die Einzelprobleme erst ihren Ort und Gewicht
erhalten, wie etwa das von Alfred Niebergall behandelte
„Konfirmationsgelübde" (34 Seiten). In seinem Beitrag ist gegenüber
dilettantisch-psychologischen Darlegungen vergangener
Jahrzehnte streng theologisch unter besonderer Berücksichtigung
der Kirchenordnungen und der Analyse der liturgischen Formulare
verfahren worden.

Die viel diskutierte „Frage des Konfirmationsalters" wird
unter verschiedenen Aspekten von Karl Linke aufgenommen