Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1961 Nr. 5

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

341

Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 5

342

19, 18; Ps. 24, 1 (S. 27), Ps. 4, 7 f. (S. 28), Lev. 19, 1 (S. 30)
neben den prophetischen Stimmen gleichberechtigt zu Worte, um
nur einige zu nennen. Auf solche Weise werden alle Aussagen
des Alten Testaments auf die gleiche Ebene erhoben, die
überdies ohne Abgrenzung in die der neutestamentlichen Verkündigung
übergeht. Von der Endzeithoffnung des Alten Testaments
nämlich, „die im Siege Christi über Tod und Hölle zur Gewißheit
wurde, lebt die Kirche in jeder Zeit, und diese Hoffnung
soll und muß sie aller Welt zurufen" (S. 31). Endlich wird dann
das Volk selbst, die Kirche, zum Gegenstand der Betrachtung,
der Gott ,,die ewige Heimat errungen hat", und die er „nicht
mehr nur aus dem Sklavenhaus, sondern aus Todesbanden" erlöst
hat (S. 35). „Hier offenbart sich die Einheit von Altem und
Neuem Testament, indem das Alte Testament im Neuen Testament
seine Vollendung findet, und es beweist sich, wie von Anfang
an Gott alles vorbereitete und zu seinem Ziele führte" (ebd.).

Alle diese meist nur skizzenhaften Ausführungen sind ein
Bekenntnis zum Gott des Alten und des Neuen Testaments. Und
als solche sind sie durchaus ernst zu nehmen. Dennoch bleibt zu
fragen, ob auf diese Weise das hermeneutische Problem des
Alten Testaments seine Lösung finden kann. Einmal gelangt
Verf. zu den dargestellten Ergebnissen weithin auf Grund einer
geschickten Auswahl von Texten, die die Vergegenwärtigung
leichtfallen lassen, zum anderen 6ieht er in den prophetischen
Aussagen allzuschnell die überzeitliche Offenbarung. Von da her
kann er dann auch den Versuch, aus den Prophetenbüchern die
ipsissima verba ausfindig zu machen, „theologisch als höchst
fragwürdig" (S. 19) ansehen. Bedeutet dies aber nicht einen Verzicht
der Auslegung auf die feste innere Bindung der alttesta-
mentlichen Aussagen an ihre Zeit? Gewiß verlangt das Prophetenamt
wahre Entsagung, ja Entäußerung, dennoch waren auch
die Propheten Menschen von Fleisch und Bein, wenngleich sie
„Sprachrohr Gottes" (ebd.) waren. Führt nicht der von B. be-
schrittene Weg auf einen alttestamentlichen Doketismus hin?
Können wir heute diesen Weg noch beschreiten? Dies sind Fragen
, die einen bei der Lektüre dieses Büchleins nicht loslassen.

Bei allen diesen Erwägungen kann der von B. vorgelegte
Versuch einer Hermeneutik des Alten Testaments als ein
bemerkenswerter Beitrag zur augenblicklichen Diskussion um
dieses Problem angesehen werden, und als solcher verdient er
auch volle Beachtung.

Halle/Saalo Gerha rd W a 11 i s

Bernhardt, Karl-Heinz: Beobachtungen zur Identifizierung moabitischer
Ortslagen.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 76, 1960 S. 136—158.
G 1 u e c k, Nelson: Archaeological Exploration of the Negev in 1959.
Bulletin of the American Schools of Oriental Research Nr. 159, 1960
S. 3-14.

G r e i f f, Günther: Was war ein elön?

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 76, 1960 S. 161—170.
Hentschke, Richard: Ammonitische Grenzfestungen südwestlich

von Amman.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 76, 1960 S. 103—123.
H o 11 a d a y, William L.: Prototype and Copies: A New Approach to

the Poetry-Prose Problem in the Book of Jeremiah.

Journal of Biblical Literature LXXIX, 1960 S. 351—367.
Jochims, Uwe: Thirza und die Ausgrabungen auf dem teil el-far'a.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 76, 1960 S. 73—96.
Kapelrud, Arvid S.: Baals kamp med havets fyrste i Ras Sjamra-

tekstene.

Norsk Teologisk Tidsskrift 61, 1960 S. 241-251.
Kaplan, J.: The Relation of the Chalcolithic Pottery of Palestine
to Halafian Ware.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research Nr. 159, 1960
S. 32—36.

Kraft, Robert A.: Barnabas' Isaiah Text and the „Testimony Book"
Hypothesis.

Journal of Biblical Literature LXXIX, 1960 S. 336-350.
M e e k, Theophile J.: Translating the Hebrew Bible.

Journal of Biblical Literature LXXIX, 1960 S. 328—335.
Metzger. Martin: Lodebar und der teil el-mghannije.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 76, 1960 S. 97—102.
Rendtorff, Rolf: Gene6is 8, 21 und die Urgeschichte des Jahwisten.

Kcrygma und Dogma 7, 1961 S. 69—78.

Rendtorff, Rolf: Zur Lage von Jaser.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 76, 1960 S. 124—135.
R o e h r s, Walter R.: The Conquest of Canaan According to Joshua

and Judges.

Concordia Theological Monthly XXXI, 1960 S. 746—760.
Rosenthal, Franz: Notes on the Third Aramaic Inscriptions from
Sefire-Süjin.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research Nr. 158, 1960
S. 28—31.

Schulz, Siegfried: Chirbet kumrän, 'en feschcha und die buke'a.

Zeitschrift des Deutsdien Palästina-Vereins 76, 1960 S. 50—72.
Soggin, J. Alberto: L'Egitto e l'Antico Testamente

Protestantesimo XV, 1960 S. 222—225.

NEUES TESTAMENT

Jeremias, Joachim, Prof. D. Dr., D.D.: Jesu Verheißung für die Völker
. Stuttgart: Kohlhammer [1956]. 69 S. gr. 8° = Franz Delitzsch-
Vorlesungen 1953. Kart. DM 7.80.

— Jesus et Ies Paiens. Traduction francaise de J. Cariere. Paris/
Neuchätel: Deladiaux & Niestie [1956]. 71 S. gr. 8° = Cahiers theo-
logiques 39.

Ein Buch von Professor Joachim Jeremias ist ein wichtiges
Ereignis überall, wo in der Welt das Neue Testament historisch
und exegetisch bearbeitet wird. Gerade in einer Zeit, wo verschiedentlich
eine philosophische Interpretation die historisch-
kritische Forschung zu ersetzen droht, lauscht man von allen Seiten
auf diesen Gelehrten, der das Beste in der deutschen Vergangenheit
verkörpert und es in die jetzige Zeit zu übertragen
versteht.

Das hier zu besprechende Buch gehört einem Arbeitsbereich
an, aus dem vom Verf. schon früh bahnbrechende Beiträge stammen
, z.B. „Golgotha", 1926, und „Jesus als Weltvollender",
1930. Diese Bücher haben u.a. sehr viel für die skandinavische
Forschung bedeutet, so für Fridrichsen und Sundkler in Schweden
und für den Rezensenten in Dänemark. 1952 hat der Verf. das
Thema des vorliegenden Buches in einem Vortrag in Durham behandelt
(„The Gentile World in the Thought of Jesus", gedruckt
in Studiorum Novi Testamenti Societas, Bulletin III, 1952,
p. 18-28).

Das Werk fängt mit drei negativen Feststellungen an. Erstens fällt
Jesus ein scharfes Urteil über die jüdische Mission. Gerade zu Jesu Zeit
erlebte Israel ein Missionszeitalter wie nie zuvor und nie wieder seither.
Der Missionseifer war groß, und ihm kam in der hellenistischen Welt
eine Welle starker religiöser Sehnsucht entgegen. Die jüdische Mission
bemühte sich, den Heiden den Übertritt zu erleichtern, und die Erfolge
waren außerordentlich groß. Und doch müssen wir feststellen, schreibt
Jeremias, daß das einzige Wort, das Jesus über diese Mission äußert, ein
Wort scharfer Kritik ist (Matth. 23, 15).

Zweitens hat Jesus bei Lebzeiten seinen Jüngern untersagt, zu den
Nichtjuden zu gehen (Matth. 10, 5 f. 23). Die vorö6terlichen Missionsworte
bei allen drei Evangelisten (z.B. Mark. 14, 9par.; 13, lOpar,;
Matth. 5,13. 14; 10,18; 21,43; 22, 9 f.; Luk. 10,1; 14,23) sind
anders zu verstehen oder scheinen Umdeutungen und Erweiterungen
von Jesusworten zu sein. Diese Beschränkung auf Israel wird durch das
Verhalten der ältesten Kirdie bestätigt (Gal. 2.7 f.; Apg. 10, 1 — 11, 18).

Drittens hat Jesus seine eigene Wirksamkeit auf Israel beschränkt
(Matth. 15, 24). Zwar hat er gelegentlich Heiden geholfen (Matth. 8,
5—13par.; Mark. 7, 24—30par.; evt. auch Mark. 5, 1—20 par.), aber
diese Berichte stellen Ausnahmen dar und bestätigen, daß Jesu Wirksamkeit
allein Isreael galt.

Es läßt sich nicht behaupten, daß er diese Begrenzung auf Israel
später aufgegeben hat. als er mit den Führern des Volkes gebrochen
hatte und in das Gebiet von Tyrus zog (Mark. 7,24. 31). Zwar haben
die drei ersten Evangelien versucht. Jesus als unter den Heiden wirkend
zu schildern, aber dank der Zuverlässigkeit ihrer Überlieferung, die eine
Erfindung von Berichten über eine Tätigkeit Jesu unter den Heiden ausschloß
, ist es klar, daß sie nur über das oben genannte Material für eine
solche Schilderung verfügten. Die Angaben über die Reisen Jesu zeigen,
daß Jesus die Grenzen des jüdischen Volkstums niemals überschritten
hat. Paulus (Rom. 15, 7 ff.) und das Johannesevangelium (12, 20 ff.;
10,15—16; 14,12) bestätigen dies. Sie geben keinen Anhalt für eine
Wirksamkeit Jesu unter den Heiden. Auch der Missionsbefehl, Matth.
28,18—20, zeigt, daß erst auf Kreuz und Auferstehung die eschatolo-
gisdie Stunde folgt, wo Gott sich auch der Heidenwelt erbarmend zuwendet
.

Mit diesem ersten Hauptteil hat der Verf. mit der Problemstellung
der älteren Forschung die Frage aufgestellt: Wie stand Jesus zur Heiden-