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Ausgabe: | 1961 |
Spalte: | 321-332 |
Autor/Hrsg.: | Prenter, Regin |
Titel/Untertitel: | Die göttliche Einsetzung des Predigtamtes und das allgemeine Priestertum bei Luther 1961 |
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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
HERAUSGEBER: PROFESSOR D.ERNST SOMMERLATH, LEIPZIG
NUMMER 5
Spalte
Die göttliche Einsetzung des Predigtamtes
und das allgemeine Pricstertum bei
Luther. Von R. Prenter.......321
Augustin: Bekenntnisse. Obertr. u. eingeleit.
v. H. Hefele (H.-J. Diesner)......353
Baumgartner, W., s. Koehler, L.....339
Beck, H.-O.: Kirche und theologische Literatur
im byzantinischen Reich (E. v. Ivänka) . . 354
Bif, M.: Die Propheten (O.Wallis) .... 340
Biedrzynski, R.: Kirchen unserer Zeit. Aufn.
v. H. Schmidt-Olaßner (S. Hirzel) .... 372
Bodenstein, W.: Neige des Historismus
(H.-H. Schrey)...........354
Carrere, J., S.Jeremias, J........342
Chenu, M.-D.: La Theologie au douzieme
siecle (W. Pannenberg)........355
Diestelman n, J : Konsekration (K. Haendler) 374
Drower, E S.: The Canonical Prayerbook
of the Mandaeans transl. (H.-M. Schenke) . 335
Fror, K. IHrsg ]: Confirmatio (H.Wagner) . 389
Grundmann, S., s. Hecke!, J......332
Hebel, J. P.: Briefe der Jahre 1784—1809 und
1810—1826. 1. und IL, hrsg. v. W. Zentner
(H. Emmel)............378
JHeckel, J.:] Für Kirche und Recht. Festschrift
f. J. Heckel z. 70. Geb., hrsg. v. S. Grundmann
(H. Liermann)............332
Hefele, H., s. Augustin........353
Heinemeyer, W. IBearb.J: Politisches Archiv
des Landgrafen Philipp des Oroßmütigen
von Hessen. IV. (R. Stupperich) .... 350
86. JAHRGANG
Spalte
Hermodsson, L.: Dat Boec van den Houte
(O. Schieb).............379
Jeremias. J.: Jesu Verheißung für die Völker
(JMunck).............342
— Jesus et les PaYens. Trad. de J. Carrere
(J. Munck).............342
Jung, W.: Zur Oeschichte des evangelischen
Gottesdienstes in der Pfalz, L (F. Merkel) . 351
Koehler, L. t, et W. Baumgartner: Sup-
Clementum ad Lexicon in Veteris Testamenti
ibros ed. (R. Meyer)........339
Kötscher-Bark, U.: Jesus — undogmatisch
(E. Schmidt)............348
Kraft, H., s. Meer, F. van der......371
Leeuw, G. van der: Sakramentales Denken.
Obers, v. E Schwarz (J- Leipoldt)..... 334
Locher, O. W.: Glaube und Dogma
(A. Peters) ............ 384
Logstrup, K. E.: Die ethische Forderung.
Obers, v. R. Logstrup (H. v. Oyen) ... 386
— R., s. L0gstrup, K. E.......... 386
Lortz,].: Einheit der Christenheit (W. Stählin) 369
Lüpsen, F.: Sao Paulo Dokumente (P.Jacobs) 367
Meer, F. van der, und Chr. Mohrmann: Bildatlas
der frühchristlichen Welt, hrsg. und
übers, v. H. Kraft (E. A. Voretzsch) ... 371
Mohrmann, Chr., s. Meer, F. van der . . 371
Murphy, J. L.: The Notion of Tradition in
John Driedo (M. Beth)........362
Nagel, W.: Probleme der Konfirmation
(L. Vischer)............391
MAI 1961
Spalte
Nürnberger Urkundenbuch. Lfg. 5
(M. Simon)............350
Röbbelen, I.: Theologie und Frömmigkeit
im deutschen ev.-luth. Oesangbuch des 17.
und 18 Jahrh. (E. Beyreuther).....365
Schaffner, O.: Christliche Demut
(H.-J. Diesner)........... 352
Schmidt-Glaßner, H., s. Biedrzynski, R. 372
Schwarz, E., s. Leeuw, O. van der . . . 334
Semmelroth, O.: Das geistliche Amt
(E Kinder)............381
Stock, H : Studien zur Auslegung der synoptischen
Evangelien im Unterricht
(W. Orundmann)..........345
Svenskt kyrkoliv i Finland. 38. Jahrg.
(F. Ostarhild)............370
Volkmann, A. [Bearb ]: Vierzig Jahre Hochkirchliche
Bewegung in Deutschland und in
Nachbarländern (W. Schanze) .....331
Weizsäcker, C.F v.: Christlicher Glaube und
Naturwissenschaft (A. Neuberg).....380
Werbeck, W.: Jacobus Perez von Valencia
(F. Hahn).............360
Zentner, W., s. Hebel, J. P.......378
Von Personen:
Bibliographie Erdrhann Schott zum 60. Oe-
burtstag (E. Neuß).......... 393
Neue Bücher ...........397
Die göttliche Einsetzung des Predigtamtes und das allgemeine Pricstertum bei Luther
Von Regin Prenter, Aarhus
Das Problem, das uns hier beschäftigen wird, wurde in sei- j wird, mit den anderen Aussagen, in denen die göttliche Einset-
ner ganzen Tragweite zuerst von jenen Lutheranern gesehen, die zung des Amtes behauptet wird, vereinigen können? Besteht hier
in Deutschland um die Mitte des vorigen Jahrhunderts den Ur- j ein offener Widerspruch zwischen verschiedenen Äußerungen
sprung und die Vollmacht des geistlichen Amtes nach lutherischer I Luthers? Kann man den vermeintlichen Widerspruch entwicklungs-
Auffassung so lebhaft und so tiefgehend diskutierten, Männer geschichtlich auflösen und die eine Ansicht dem jungen, die an-
wie z. B. Höfling, Kliefoth, Stahl und andere. Unter diesen so- dere dem älteren Luther zuschreiben? Oder liegt gar kein Widergenannten
„Neulutheranern" bestand nämlich eine weitgehende Spruch vor? Bilden die Gedanken Luthers von der Stiftung des
Uneinigkeit über den Ursprung des geistlichen Amtes nach luthe- Amtes und vom allgemeinen Priestertum eine widerspruchslose
rischer Lehre. Einige, vor allem Johann Wilhelm Friedrich Höfling
, vertraten die sogenannte „Übertragungstheorie", wonach
das geistliche Amt mit innerer Notwendigkeit aus dem allgemeinen
Priestertum hervorginge, indem die Menge der Gläubigen
, die ja alle das Priestertum besaßen, durch die Berufung geeigneter
Männer ins Amt um der Ordnung willen ihre eigene
Macht, die priesterlichen Funktionen auszuüben, diesen berufenen
Dienern übertrugen. Durch diese Theorie wurde die göttliche
Stiftung des geistlichen Amtes in Frage gestellt, indem man nur
das allgemeine Priestertum als eine eigentliche göttliche Stiftung
betrachtete, während das besondere Kirchenamt aus dem allgemeinen
Priestertum hergeleitet wurde und mithin nur uneigentlich
, d. h. als durch das allgemeine Priestertum hervorgehend, als
göttliche Stiftung zu gelten hatte. Die Anhänger dieser Theorie
könnten sich auf viele Lutherstellen berufen. Andere, wie z. B.
Th. Kliefoth und J. Stahl, die, im Gegensatz zu Höfling und seinen
Meinungsgenossen, die göttliche Stiftung des Amtes festzuhalten
wünschten, könnten sich aber auf viele andere, ebenso
unzweideutige Lutherstellen berufen.
Die Frage, die durch diese Debatte gestellt wurde, war diese:
wie wird man diejenigen Aussagen bei Luther, nach denen, wie
es scheint, das Amt aus dem allgemeinen Priestertum hergeleitet
Einheit? Eine endgültige Beantwortung haben diese Fragen wohl
noch nicht erhalten. In der neuesten Monographie zu Luthers
Amtslehre, Wilhelm Brunottes Buch: „Das geistliche Amt bei
Luther", wird eine Übersicht über die Stellung der neueren
Lutherforschung zu diesen Fragen geboten. Von einem vollständigen
Konsensus kann man hier nicht reden1. Die Höflingsche
und die Stahlsche Linie haben sich bis in die neueste Forschung
hinein verlängert. In den skandinavischen Ländern hat diese
Differenz in der Auffassung von dem Ursprung des Amtes neuerdings
eine nidit geringe Rolle für die Debatte über das Recht
der Frauen zur Ordination gespielt.
Ich werde nun in diesen Ausführungen versuchen, meine
eigene Antwort zu diesen Fragen zu formulieren und zu begründen
.
Zuerst möchte ich feststellen, daß es nicht möglich ist, die
beiden Gedanken bei Luther, die man als unvereinbar betrachtet
hat, seine Auffassung von dem Amt als göttliche Stiftung und
als Gemeindeordnung, auf zwei Perioden in Luthers Leben zu
verteilen. Man findet beide Gedankenreihen sowohl bei dem
*) W. Brunotte: Das geistliche Amt bei Luther, Berlin 1959,
S. 13—18 und 130 ff.
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u. s rüa