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Ausgabe: | 1961 Nr. 4 |
Spalte: | 279-280 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie |
Autor/Hrsg.: | Finé, Heinz |
Titel/Untertitel: | Die Terminologie der Jenseitsvorstellungen bei Tertullian 1961 |
Rezensent: | Adam, Alfred |
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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 4
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Brüder vom gemeinsamen Leben farbig aufleuchten und verknüpft
damit einen reichen Einblick in die 6ich entfaltenden
theologischen Richtungen von den beziehungsreichen Augustinermönchen
an (Gerhard Hecker, Johann Westermann, Gottschalk
Kropp) bis zu den gelehrten Verfassern der Kirchenordnungen
von Minden, Herford, Münster, Soest u. a. m. (Nicolaus Krage,
Johannes Deyer, Gert Oemeken, Bernt Rothmann, Theodor
Fabricius, Hermann Wilken) und Gemeindekatechismen oder
theologischen Kampfschriften (Antonius Corvinus, Johannes Busmann
). Interessant ist für die frühe nachreformatorische Zeit ein
gewisses vermittelndes Luthertum und eine humanistisch-spiri-
tualistische Tendenz um das Archigymasium in Dortmund herum
(Rektor Lambach und Beurhaus) mit deutlicher Beziehung nach
Straßburg (Sturm) und Basel (Castellio).
In einem zweiten nachreformatorischen Teil ist eindrücklich
die kurze, aber klare Schilderung der Kette bedeutsamer Theologen
, die Westfalen hervorgebracht oder denen es den Hauptwirkungskreis
gestellt hat (Hermann Hamelmann, Philipp Nicolai,
Johannes Buxtorf, Joh. Jak. Fabricius, Joh. Gerh. Hasenkamp,
Gottfr. Dan. und Fr. W. Krummacher, Friedrich v. Bodelschwingh,
Th. Disselhoff, J. C. L. Gieseler, E. W. Hengstenberg, Hermann
Cremer). Die Entstehung der Theologischen Schule in Bethel als
Frucht eines ursprünglichen Planes einer ,,Kirchlichen Fakultät"
und das Werden der Evang. Theol. Fakultät in Münster entrollt
6ich vor unseren Augen und erläutert so die Wirkung der Lebensarbeit
von Theologen der jüngsten Zeit (Karl Heim, Karl Barth,
Otto Schmitz, Johannes Herrmann, Georg Grützmacher, Johannes
Smend, Wilhelm Stählin). Biographisch und theologiegeschichtlich
wichtige Angaben, die zu einem intensiveren Kennenlernen der
westfälischen Kirchengeschichte anreizen, sind im Apparat beigegeben
.
Das schmale, inhaltsreiche Bändchen ist eine Fundgrube zu
vielfacher Belehrung und ein nützliches Korrektiv einer von
Geschichtlichkeit problematisierend redenden, aber traditionsarmen
Zeit.
Wuppertal - Barmen Walter Klaas
KIRCHEN GESCHICHTE: ALTE KIRCHE
F i n e, Heinz, S. J.: Die Terminologie der Jenseitsvorstcllungen bei
Tertullian. Ein semasiologischer Beitrag zur Dogmengeschichte des
Zwischenzustandes. Bonn: Hanstein 1958. 252 S. 4° = Theophaneia.
Beiträge zur Religions- und Kirchengeschichte des Altertums 12.
DM 29.80; Lw. DM 34.50.
Die vorliegende Untersuchung hat Tertullians Terminologie
des sog. Zwischenzustandes zwischen Tod und Auferstehung zum
Thema; damit ist eine Frage aufgegriffen, deren genaue Beantwortung
einen Festpunkt für die Geschichte der eschatologischen
Begrifflichkeit zu geben in der Lage ist. Dem Zurücktreten der
Naherwartung wird ein geringeres Gewicht beizumessen sein, als
man im allgemeinen anzunehmen geneigt ist; dringlich aber wurde
am Ende des 2. Jahrhunderts das Problem, welcher Ort den
vollkommenen Christen, die nicht als Märtyrer starben, in der
Ewigkeit gehöre.
Die ersten Aussagen finden sich bei Irenaus: Christus ist in seinem
ganzen Schicksal das Maß für den Gläubigen (3 5), ja, die ganze Schöpfung
wird am Ende der Zeit dem Sohne gleichgeformt und angegliedert
auch in leiblicher Beziehung (36 f.). Tertullian hat von hier aus weiter
gedacht, hat aber die bildlichen Vorstellungen zu Kategorien in einem
begrifflichen System verfestigt, wobei ihm die Übernahme des psychologischen
Materialismus der Stoa zunutze kam. Seine Grundlage aber
ist Luk. 16,22 gewesen, und er verlegt den Ort dieser Geschichte in
die Unterwelt. Hier liegt der Tartarus, und ihm gegenüber der sinus
Abrahae, wo die Gerechten allmählich reif werden. Audi Marcion hat
die Lukasstelle benutzt, und Tertullian übernimmt sogar eine marcio-
nitisdie Formel: apud inferos in sinu Abrahae refrigerium (119), wobei
er sinus als limbus verstanden hat. Tertullian hat mit der frühchristlichen
Eschatologie die Vorstellung gemeinsam, daß das Ende die Rückkehr
zum Anfang ist; bei ihm aber beginnen Begriffe, die den Endzustand
bezeichnen, in die Terminologie des Zwischenzustandes einzudringen
. Der Begriff locus refrigerii wird eingehend untersucht, mit
dem Ergebnis, daß mit ihm eine frühe gnostische Prägung zum Lieblingsausdruck
für den Aufenthalt der Seelen nach dem Tode geworden ist
und in der Zeit nach Tertullian schließlich zur Bezeichnung der Himmels- |
Seligkeit selbst gebraucht wird. Schwer faßbar bleibt dagegen Tertullian«
Paradiesbegriff. — Als Ergebnis ist die Systemati6ierung der eschatologischen
Vorstellungen festzustellen: „Was das theologische Talent de«
Irenaus mehr geschaut als formuliert hatte, das hat die 6pradige6taltende
und mitunter sprachschöpferische Kraft Tertullians in polemisch brauchbare
Formen gegossen und damit, wie viele von ihm abhängige Schriftsteller
der späteren Zeit beweisen, erheblich zum Werden der Orthodoxie
beigetragen" (233). »
Die Arbeit F.s ist als sichtbarer Fortschritt in der Tertul-
lianforschung zu beurteilen. In wohltuend klarem Stil werden
die einzelnen Stellen, wo die Begriffe erscheinen, sorgsam untersucht
; Sinngehalt, Reichweite und Verwendungsbreite werden
genau festgestellt. Die Stellen 6ind jeweils im vollen Wortlaut
zitiert, 60 daß der Leser nicht nachzuschlagen braucht. Die
Ergebnisse des Werkes können als fester Ertrag der Forschung
bewertet werden.
Was beanstandet werden kann, bleibt demgegenüber geringfügig
. So wird daran festgehalten werden müssen, daß Origenes
kein Gnostiker ist. Auch wird e6 als im höchsten Grade unwahrscheinlich
bezeichnet werden müssen, daß die gnostische Auffassung
vom Wesen des Mensdien auf Philons Exegese der Genesisberichte
zurückgehe (218); der Literat Philon wird vielmehr
diese Auffassung aus der Frühstufe der Gnosis übernommen
haben. Sehr beachtenswert dagegen ist F.s tiefgründige Beurteilung
der Gnosis als eines Gesamtphänomens: es wird von einer
,,providentiellen Aufgabe dieser Systeme" gesprochen.
Bethel b.Bielefeld # Alfred Adam
P e 11 e g r i n o, Michele: L'inno del Simposio di S. Metodio Martire.
Introduzione, testo critico e commento. Torino: Biblioteca della
Facoltä di Lettere e Filosofia 1958. 127 S. gr. 8° = Universitä di Torino
. Pubblicazioni della Facoltä di Lettere e Filosofia, Vol. X, 1.
Lire 1400.—.
Das Symposion des Methodios von Olympos ist die einzige
uns vollständig im griechischen Urtext erhaltene Schrift dieses
Kirchenvaters. Nach Form und Anlage stellt sie den Versuch dar,
die Erosreden des platonischen Symposion durch die Preisreden
von zehn Jungfrauen auf das Ideal der jungfräulichen Keuschheit
christlich zu überhöhen. Krönenden Abschluß des Werkes bildet
ein von Thekla, einem der zehn Mädchen, angestimmter 24-stro-
phiger, abecedarischer Hymnos auf Christus als Bräutigam und
die Kirche als seine Braut nach Art eines antiken Partheneion
bzw. Epithalamios, in den die übrigen nach einer jeden Strophe
mit einem Refrain einfallen.
Der Hymnos, dessen mehrfach bestrittene Echtheit Buchheit
jüngst mit überzeugenden Gründen gesichert hat („Studien zu
Methodios von Olympos", TU 69, Berlin 1958, S. 153 ff.), ist
in mehrfacher Hinsicht interessant und wichtig: inhaltlich stellt
er ein bedeutendes Zeugnis für die Verschmelzung profan-antiker
und biblischer Motive im geistigen Raum des frühen Christentums
(Ende des 3. Jhdts.) dar; formal ist er zunächst aufschlußreich
als eine der ältesten rein christlichen Ausprägungen eines
das ganze Altertum hindurch lebendigen literarischen Genos.
Hinzu kommt, daß er einen wichtigen Platz in der Entwicklung
vom quantitierenden zum akzentuierenden Rhythmus einnimmt.
Angesichts dieser Bedeutung ist die ausführliche monographische
Behandlung, die P. dem Hymnos hat zuteil werden lassen
, voll und ganz gerechtfertigt. Seine Arbeit behandelt in einer
Einführung Leben und Werk des Autors, das Symposion im besonderen
, die Textüberlieferung und schließlich Metrik, dichterische
Vorstellungswelt und Aufbau des Hymnos; es folgen der
Text mit kritischem Apparat, ein ausführlicher Kommentar,
Addenda und Indizes.
Der Wert des einführenden Teils liegt weniger in neuen
Ergebnissen als in der umsichtigen Benutzung der vorliegenden
Literatur. So wird zunächst die biographische Tradition kurz zusammengestellt
und im Anschluß an Quensell („Die wahre kirchliche
Stellung und Tätigkeit des fälschlich so genannten Bischofs
Methodius von Olympus", Diss. Heidelberg 1953; vgl. ThLZ 79,
1954, Sp. 175 f.) ausgeführt, daß Methodios aller Wahrscheinlichkeit
nach kein Bischofsamt bekleidet, sondern als frei lehrender
Theologe und Philosoph in einem exklusiven Schülerkreis gewirkt