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Ausgabe:

1961 Nr. 4

Spalte:

270

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Cramer, Karl

Titel/Untertitel:

Genesis 1-11: Urgeschichte? 1961

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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269

Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 4

270

Teilen — auch im Hinblick auf die neutestamentlichen Geburtsgeschichten
— das Geburtshaus gehört, vollenden möge.

Tübingen Hellmut Brunner

Aalders, H. Wzn., G. J. D.: Le Triangle comme Symbole du Soleil
diez les Manicheens.

Vigiliae Christianae XIV, 1960 S. 250—252.

ALTES TESTAMENT

Ahl ström, G. W.: Psalm 89. Eine Liturgie aus dem Ritual des leidenden
Königs. Übersetzt von H.-K. Hacker u. R. Zeitler.
Lund: Gleerup [1959]. 228 S. gr. 8°. Schw. Kr. 25.—.

Die von Engnell inspirierte Arbeit ist eine sehr breit angelegte
, gründlich durchgeführte Untersuchung. Nach einigen einleitenden
Bemerkungen zur Psalmenüberschrift (b"DTO2 bezieht
sich „auf einen Jahresfestpsalm, der zu den Riten der Lebenserneuerung
gehörte"), wird in einer Synopse der hebräische Text
samt der griechischen, syrischen und lateinischen Übersetzung gegeben
. S. 40—162 bringen einen ausführlichen Kommentar, der
abschnittweise die Abweichungen der dargebotenen Übersetzungen
angibt und gelegentlich das Targum heranzieht, und dann
wird ziemlich jedes einzelne Wort sorgfältig und gründlich untersucht
. Zum Schluß wird jeweils der Sinn des Abschnittes dargelegt
und der behandelte Ausschnitt in den Gesamtgedankengang
des Psalmes eingeordnet.

Darauf folgt auf S. 163—173 eine Untersuchung über Dwd-
David, mit dem Ziel, zu zeigen, daß die Klage, die der König in
V. 39 ff. ausspricht, „in seiner kultischen Funktion als der Gott
Dwd" erhoben werde. „Der 89. Psalm hat also zu den Dwd-
Zeremonien gehört und ist ein Beleg dafür, daß Vegetationsriten
eine große Rolle in der israelitischen Religion gespielt haben"
(S. 172). S. 174 ff. bringen anschließende Bemerkungen 1. zur
Metrik, 2. zum Verhältnis von TM und Versiones, 3. zum Verhältnis
der Propheten zu den Psalmen, 4. Psalm 89 und
2. Sam. 7; S. 186—192 folgen Spezialanmerkungen zu Tabor,
Hermon, zur Übernahme kanaanäischer Motive in Israel, und zur
Funktion der „Tempora" in Israel.

Ein Verzeichnis der behandelten Bibelstellen, ein Personenregister
und ein umfangreiches Literaturregister 6amt Abkürzungs-
verzeichnis bilden den Schluß der ursprünglich schwedisch geschriebenen
Abhandlung. Die Übersetzung ist gut, wenn sich auch
gelegentlich zeigt, daß die beiden Übersetzer offenbar keine
Spezialkenntnisse auf dem Gebiete des Alten Testaments hatten.

Die textkritischen Vorarbeiten werden zwar geleistet, aber
im Großen und Ganzen nicht näher ausgewertet. Sinn haben sie
doch nur, wenn ein besserer Text erzielt wird oder wenn eine
Übersetzung eine vom Text abweichende Interpretation bietet,
der sich nachzugehen lohnt. Der Verfasser ist überzeugt, daß
keine der Varianten MT vorzuziehen ist; und er unterläßt es,
Abweichungen von MT zu erklären. Dafür aber bietet er eine
Fülle von oft weiterführenden Einzeluntersuchungen der Begriffe,
so daß man wünschte, er hätte auch noch ein hebräisches Wortregister
beigegeben; denn hier liegt der wertvollste Teil der
Arbeit vor.

Die Gesamtauffassung des Psalms geht dahin, daß er die
Wiedergabe einer Liturgie ist, die zum Jahresfest gehöre, an dem
der König als Sterbender und Auferstehender fungiert. Dabei
wird die Vermutung ausgesprochen, daß es sich um ein wahrscheinlich
schon von David übernommenes Ritual handelt, in
dessen Mittelpunkt vor ihm der jebusitische Stadtkönig von
Jerusalem gestanden habe. Diese These könnte freilich das Nebeneinander
der einzelnen Aussagen besser erklären, wenn die
Motive in anderer Reihenfolge angeordnet wären. So scheint es
mir näher zu liegen, daß der Psalm in eine Zeit nationalen Unglücks
gehört, in der auf die Nathansweissagungen zurückgeschaut
wird als eine einst gegebene Zusage, an die Gott nun
erinnert werden soll, um dadurch zur Hilfe für seinen geschmähten
und in Not gestürzten König veranlaßt zu werden.

Man wird dem Verfasser danken, daß er viel brauchbares
Material beigebracht hat und sich um eine Gesamtschau des
Psalms gemüht hat, auch wenn man ihm nicht überall zu folgen
vermag.

Erlangen Leonhard R o s t

C r a m e r, Karl: Genesis 1 — 11: Urgeschichte? Zum Problem der Geschichte
im Alten Testament. Tübingen: Mohr 1959. 61 S. gr. s" =
Sammlung gemeinverständlicher Vorträge und Schriften aus dem Gebiet
der Theologie und Religionsgeschichte, 224/225. DM 3.80.

Wie der Untertitel der vorliegenden Schrift andeutet, will
sie einen Beitrag „Zum Problem der Geschichte im Alten Testament
" bringen und die hierher gehörigen Darlegungen am Beispiel
von Gen 1—11 veranschaulichen. So haben es die auf Kap. 1
„Deutungsversuche und Ansatzpunkt" (S. 5—10), das die geistesgeschichtliche
Betrachtung von Gen 1—11, wie sie G u n k e 1 und
— bei ihm in Theologumena gekleidet — von Rad geübt haben
, ablehnt, für den Abschnitt die Anerkennung „existentialer
Tatbestände" fordert und ihn „als unabtrennbares Stück der Geschichte
, die von Gen. 1, 1 bis 2. Könige 25, 30 reicht", betrachtet
wissen will, folgenden Kapitel 2. „Die Gesamtgeschichte Israels
und ihr Charakter" (S. 10—25), 3. „Ein zweites Gesicht der
Geschichte Israels" (S. 26—33), 4. „Echte und unechte Geschichte"
(S. 34—43), 5. „Grundelemente der Geschichtsschreibung Israels"
(S. 43—47) mit dem im Lintertitel genannten Problem zu tun, und
erst 6. „Inhalt und Genus von Genesis 1—11" (S. 47—59) und
7. „Zusammenfassung" (S. 60—61) wenden 6ich wieder im besonderen
Gen 1—11 zu und begründen die Ablehnung der ihre
Abtrennung von Gen 12 — 2. Kön. 25,30 bedeutenden Benennung
dieser Kapitel als „Urgeschichte" damit, daß sie wie Gen 12 —
2. Kön 25, 30 eine auf die letzten Kräfte des Glaubenslebens
zurückgreifende Glaubensaussage darstellen, eine an echter
Geschichte teilnehmendes Standhalten bezeugen und erst als
Teil eines Ganzen, mit dem sie eine gemeinsame Struktur verbindet
, verständlich werden.

Halle/Saale Otto Eiflfeldt

Meysels, Theodor F.: Israel. Düsseldorf: Schwann [1959]. 204 S.
m. Abb.. 1 Kte. kl. 8° = Schwann Reiseführer, Sonderausgabe. Lw.
DM 9.80.

Der Verfasser hat ein dreibändiges Israel-Handbuch in englischer
Sprache veröffentlicht und bietet in der vorliegenden
deutschen Ausgabe einen Auszug daraus, der sich auf die Bodenaltertümer
, die Gelände und geographischen Gegebenheiten beschränkt
und das moderne Israel nur in besonderen Bauten, den
Kibbutzim und den Denkmälern der nationalen Verteidigung
und der Geschichte des Zionismus berücksichtigt. Es ist selbstverständlich
, daß bei dem Umfang von 204 Oktavseiten sehr
vieles nur angedeutet werden kann, so daß das Büchfein für den
nicht fachlich orientierten Touristen, in dessen Reisegepäck freilich
der Verfasser die Bibel und den Flavius Josephus voraussetzt
, ausreichen mag." Weiterführende Literaturangaben, die sich
mit Leichtigkeit in eine neue Auflage einstellen lassen würden,
fehlen völlig. Das Buch läßt den Touristen, der sich weiter orientieren
möchte, hierin ohne Hilfe. Die ganz kurze geschichtliche
Einleitung bringt wirklich nur die wichtigsten Daten, und es
mangelt ebenfalls an Hinweisen auf weitere Unterrichtungsmittel.
Die Anordnung des Stoffes folgt den größeren Orten und
Geländeabsdinitten wie Haifa, Nazareth, Tiberias, Safed, Tel-
Aviv-Jaffa, Jerusalem, Beerscheba, Negeb und dem reizvollen
Elath am Roten Meer. Die Form der Darstellung ist die der verschiedenen
Ausflüge und Tagestouren, sehr schwungvoll und
interessierend geschrieben mit viel Wissensstoff in anziehender
Form, so daß das Büchlein für den gedachten Zweck hervorragend
geeignet ist. Alle Illustrationen sind gezeichnet, keine
Photographien, für die Erlebnisweise des Touristen sicher sehr geeignet
, für wissenschaftliche Zwecke wären einige gute Photos
erwünscht gewesen. Die Grundrisse dienen ebenfalls nur der
ersten Orientierung an Ort und Stelle. Maßstabangaben fehlen.
In dieser Form kann das Büchlein für wissenschaftliche Zwecke
leider nicht verwendet werden, als Hilfsmittel zu einer ersten
Orientierung im Lande selbst ist es für den Nichtfachmann sehr
wohl brauchbar. Die Herausgabe eines größeren Reisewerkes,
etwa die deutsche Übersetzung des englischen Werkes vom gleichen
Autor bleibt wünschenswert. Literaturangaben und landeskundliche
Orientierung sollten dann nicht fehlen.

Leipzig HansBardtke

Auvray, P.: Ezechiel I—III. Essai d'analyee litteraire.
Revue Biblique 67, 1960 S. 481—502.