Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1961 Nr. 3 |
Spalte: | 223 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Allgemeines |
Autor/Hrsg.: | Steffes, Johann Peter |
Titel/Untertitel: | Glaubensbegründung 1961 |
Rezensent: | Schott, Erdmann |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
223
Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 3
224
des Lesers. Es wird so zu einem echten Dokument protestantischer
Glaubenshaltung. Da es außerdem in einer sehr einfachen und
schlichten Sprache geschrieben ist, wird es nicht nur den Theologen
, sondern auch den Laien eine wertvolle Hilfe sein in ihrem
Suchen nach der Wirklichkeit des Glaubens.
Kiel Werner Schultz
Steffes, Johann Peter: Glaubensbegründung. Christlicher Gottesglaube
in Grundlegung und Abwehr, hrsg. v. L. D e i m e 1. [.: Methodische
und geschichtliche Einführung, anthropologische Grundlegung,
Religionsphilosophie. Mainz: Matthias - Grünewald - Verlag 1958.
XXIV, 639 S. gr. 8°. Lw. DM 44.50.
St. unternimmt den groß angelegten Versuch einer Begründung
des christlichen (katholischen) Glaubens in Grundlegung
und Abwehr angesichts der tiefgehenden Wandlung, die sich im
Geistes- und Seelenleben der europäischen Menschheit in der
Neuzeit vollzogen hat. Das Programm, das er entwirft und im
vorliegenden Band teilweise verwirklicht, ist folgendes: Auf eine
methodische und geschichtliche Einführung, in der grundsätzliche
Erwägungen zur Begründung und Verteidigung des christlichen
Glaubens 60wie eine Geschichte der Glaubensreditferti-
gung geboten werden (3—110), folgen fünf weitere Teile, nämlich
eine anthropologische Grundlegung, welche die „religiöse
Anthropologie", den Ursprung des Menschen, insbesondere die
Abstammungslehre, und die Religionen der Menschheit behandelt
, wobei der Katholizismus als Synthese und „absolute Religion
" herauskommt, (113—427) — der Aufweis der Wahrheit des
christlichen Glaubens vor dem Forum der Philosophie (431—639)
— eine Theorie der Offenbarung — eine Erörterung der christlichen
Offenbarung, „ihrer Tatsächlichkeit und Erweisbarkeit,
ihrer Einzigartigkeit und Bedeutung", — eine Rechtfertigung der
(römisch-katholischen) Kirche als einer göttlichen Stiftung, um
die Erhaltung und Auswirkung der Offenbarung zu sichern.
Bewunderungswürdig ist die Gelehrsamkeit und Versiertheit des
Verfs., der es zudem versteht, große Massen disparaten Stoffes
übersichtlich anzuordnen und eingängig darzustellen. Überall gewinnt
man den Eindruck, daß sich St. mit dem neuesten Stand
der Forschung vertraut gemacht hat und eine voreilige und kurzschlüssige
Apologetik zu vermeiden bestrebt ist. Auch wer den
Standpunkt des Verfs. nicht teilt, wird weite Partien seines Buches
mit Gewinn lesen und aus ihnen reiche Belehrung empfangen
.
St. ist sich darüber klar, daß es unmöglich ist, dem Nicht-
glaubenden den Glauben anzudemonstrieren. Was er will, ist
„mancherlei Hemmnisse und Schwierigkeiten, die dem Glauben
entgegenstehen, beseitigen; . . . Gedanken und Einsichten entwickeln
, die das religiöse Suchen wecken und lenken und eine
gewisse Glaubenswilligkeit und Bereitschaft herzustellen vermögen
" (6 f.). Auch die Gottesbeweise können nach St. nicht als
Beweise im mathematischen Sinne angesehen werden. St. spricht
daher lieber vom „Aufweis" der Existenz Gottes, der zwar „einen
auch logisch denkbar hohen GewißheitsgTad" erreiche, ohne
eigentlich zwingend zu sein (560). Den betreffenden Passu6 im
Antimodemisteneid interpretiert er dementsprechend (559). Ein
Gesamturteil wird man erst abgeben können, wenn der 2. Band
vorliegt.
Berichtigungen: S. 89, Z. 16 lies „Zezschwitz" statt „Zesch-
witz"; Z. 17: lies „Ebrard" statt „Ehrard"; S. 454, Z. 7 lies
„Holbach" statt „Holbein"; S. 559 Z. 4 lies „prineipiorum"
statt „prineiporum".
Halle/Saale Erdmann Schott
Thielicke, Helmut: Die Lebensangst und ihre Uberwindung.
Gütersloh: Bertelsmann 1954. 23 5 S. 8°. DM 12.—.
Der vorliegende Band enthält Reden, Predigten und Briefe
von Thielicke aus zehn seiner (und unsererl) bewegtesten Jahre
(1942—1951). Dr. H. Walter Bähr hat sie in „eigener Initiative"
aus Mappen, Briefen, Manuskripten und vor allem den „fliegenden
Blättern" jener Zeit ausgewählt und vereint (9). Der Inhalt
ist in mannigfacher Sicht die Durchleuchtung der furchtbaren
Spannungen jener Jahre, umgreift aber eben damit alles, was ein
Menschenherz erschüttern oder lähmen kann, um es aus den
Hexenkesseln der Existenz hinauszuführen in die unmittelbare
Erfahrung der Glaubenswirklichkeit. Zentrales Anliegen ist dabei
die Konkretisierung der Christologie als Mitte einer Entschlüsselung
des „Dogmas" überhaupt für Fernstehende und Gewohnte.
Sie wird vollzogen in der Kraft des Miterlebenden und Miterleidenden
und ist damit zugleich persönlich und allgemeingültig.
Ihr Pulsschlag ist der immer neu beleuchtete Hinweis, daß nur
im Wagnis der existenziellen Beteiligung Christus erfahren werden
kann. Wohltuend ist die Behutsamkeit, mit der der Autor
z. B. zagenden und dogmenscheuen jungen Menschen die Hand
reicht und sie, ganz neben und mit, nicht über ihnen, in die wirkliche
Tiefe der Wahrheit gütig hineinführt. Aus der Liebe kommt
ihm Hellsichtigkeit und Kraft des Trostes. Dabei ist alles durchpulst
von schlagenden Formulierungen, die oft blitzartig erhellend
schwierige Gedankengänge ersetzen. So etwa zur Ferne
des heutigen Menschen gegenüber der Lutherfrage: „Luthers
Frage ,wie kriege ich einen gnädigen Gott' kann man sich kaum
mit einer jungen Stimme gesprochen und in einer modernen
Schrift geschrieben vorstellen" (152). Eine homiletische Analyse
derartiger Stellen, die in Fülle da sind, könnte lernenden und geübten
Predigern, die in des Gedankens Blässe befangen sind,
wesentlich weiterhelfen!
Die Konkretisierung der Christologie ist, bei aller schöpferischen
Kraft, doch gelegentlich so zugespitzt, daß sie der Vielfalt
der Wirklichkeit nicht mehr gerecht wird (was sonst gerade
Thielickes Stärke ist); so z. B. die These, daß, was uns von Christus
trennt, immer „die Sünde" 6ei. Entsprechend kann die
Frage des heutigen Menschen nach „Gott überhaupt" nicht einfach
als „kurzschlüssig" abgewertet werden (157). So gewiß sie
das sein kann, ist sie doch heute zugleich die grundernste Zentralfrage
vieler zu bedingungslosem Einsatz bereiter Menschen geworden
. — Psychologie erscheint einige Male am Rande, aber nur
negativ und verkürzt, z. B. als psychologisches Gesetz im „Gegensatz
zum Geheimnis des Reiches Gottes" (27). Wir kämpfen mit
Recht gegen einen Psychologismus, der die Psychologie zum
Glaubensersatz macht. Die psychologischen Gesetze als solche
aber gehören der Schöpfungsordnung an und haben im Glaubensgeschehen
eine positive Rolle. So kommt auch nicht die Tatsache
zum Ausdrude, daß die Lebensangst und ihre Überwindung nicht
nur ein theologisches Thema ist, sondern daß echte Psychologie
da bedeutsame Hilfe sein kann und u. U. sein muß.
Eine Einzelheit als Berichtigung: Das Verszitat „Was vergangen,
kehrt nicht wieder . . ." (98) stammt nicht von Goethe, sondern von
Karl Förster (1784—1841) als Anfang seines Gedichtes „Erinnerung und
Hoffnung" (für Goethe auch eine Spur zu sentimental und nicht stark
genug).
Aber das sind Hinweise, die den Wert des Buches nicht
schmälern. Es hilft zur Klärung und Vertiefung nicht nur denen,
für die die „Lebensangst" das vordringliche Problem ist, sondern
jedem, der als Mensch von heute Zugang zur Wahrheit des Glaubens
sucht oder in ihm bestärkt werden möchte.
Berlin-Friedrichshagen Otto Haendler
B o e c k h, Jürgen: Maria Himmelfahrt.
Quatember 25, 1960/61 S. 2—7.
B r e u n i n g, Wilhelm: Erbsünde und menschliche Erfahrung.
Trierer Theologische Zeitschrift 1960 S. 355—367.
d'Ercole, Giuseppe: L'essenza del Vangelo nel tempo. II fine indi-
viduale nella costituzione dell'esse chrisrianum del credente il fine
della chiesa e della sua diseiplina. Rom: Pont.Universitä del Laterano-
Institutum utriusque Iuris 1960. XXVI, 173 S. 8° = Communio,
Collezione di ricerche nella diseiplina canonica delle origini a cura
di G. d'Ercole, Sussidi I, 2.
Der Herr der Welt. Gedanken zur Rechtfertigungslehre. Von
Hans-Rudolf Müller-Schwefe. Die Herrschaft Christi. Von
Heinz-Dietrich Wendland. Das besondere Priestertum
aller Gläubigen. Von Hans Adolf Dombois. Stuttgart: Evang.
Verlagswerk [i960]. 92 S. 8°. Kart. DM 7.80.
Kinder, Ernst: Zum Gespräch mit der römisch-katholischen Kirche.
Grundsätze und Probleme kontroverstheologischer Arbeit.
Zeitwende XXXI, 1960 S. 807—816.
Koch, Herbert: Theologie an der Grenze der Konfessionen.
Die Zeichen der Zeit 14, 1960 S. 448—453.
Marquardt. Friedrich Wilhelm: „Solidarität mit den Gottlosen"
— Zur Geschichte und Bedeutung eines Theologumenons.
Evangelische Theologie 20, 1960 S. 533—552.