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1961 Nr. 3

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Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 3

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kundliche Schlüssel vermehren die vielseitige Brauchbarkeit der
sehr gediegenen Arbeit.

Meehan kommt audi wiederholt auf die nur reichlich ein Menschenalter
jüngere, nämlich für 723/29 anzusetzende Palästinafahrt des Angelsachsen
Wilbald (ed. Oswald Holder-Egger: MG. SS. XV l, 1887,
S. 80/117) zu sprechen, auf das beiderseitige Beobachten ebengleicher
Dinge. Hier offenbart sich ein merkwürdiges Nebeneinander wie in der
damaligen irisch-angelsächsischen Kirchengeschichte schlechthin, zumal
in der Missionsgeschichte. Und noch mit dieser besonderen Einzelheit:
wie Adamnan für den Pilger Arkulf die Feder führte, so hat die „Nonne
von Heidenheim" (sie hieß Hugeburg, wie Bernhard Bischoff-Studien
und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 49, 1931,
S. 387 f., entdeckte) die Palästinaerlebnisse Wilbalds schriftlich verankert
.

Wiedenbrück i. Westf. F. Flaskamp

Danielou, Jean: Bulletin d'Histoire des Origines chretiennes.

Recherches de Science Religieuse XLVIII, 1960 S. 588—645.
Dupre la Tour, Augustin: La Doxe du Christ dans les oeuvres

exegetiques de Saint Cyrille d'Alexandrie.

Recherches de Science Religieuse XLVIII, 1960 S. 521—543.
Lavalette, Henri de: L'interpretation du Psaume 1,5 chez les Peres

„misericordieux" latins.

Recherches de Science Religieuse XLVIII, 1960 S. 544—563.
P o q u e, Suzanne: Christus Mercator. Notes Augustiniennes.

Recherches de Science Religieuse XLVIII, 1960 S. 564—577.
Riedinger, Utto: Neue Hypotyposen-Fragmente bei Pseudo-Caesa-

rius und Isidor von Pelu6ium.

Zeitschrift f. d. neutestamentliche Wissenschaft 51, 1960 S. 154—196.

KIRCHEIS GESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

Hirsch, Emanuel: Lutherstudien. Bd. I u. II. Gütersloh: Bertelsmann
[1954]. 232 U. 273 S. gr. 8°. Lw. je DM 25.—.

All the essays in these two volumes may be read with
profit, for they are the work of a distinguished theologian whose
knowledge of the writings of Luther has long been famous. But
all the essays which have been reprinted in these volume6 have
not the same survival value. This is particularly true of the second
volume where the essays on Nietzsche and Luther, and on Luthers
Berufung and Luther 1517—21 are rather „dated". The first
volume is a broken monument-three parts of what was intended
to be, and might have been a massive appraisal of Luther's doc-
trine of the conscience. Again this particular angle suggests Karl
Holl's description of Luther's religion as a "religion of conscience
", and suggests Luther scholarship in the 1920's both in
its approach and in its method, the discussion of mediaeval
theologians, rather one sidedly chosen and not quite abreast of
the best modern study of the mediaeval theologians (especially
of French scholarship). The discussion of Luther's doctrine of the
"synteresis", and what he made of the doctrine he inherited is
always interesting but he dismisses far too brusquely the discussion
and evidence of L. Pinomaa whose writing he evidently
met long after he had made up his own mind how the evidence
should be interpreted. But the long examination of Tauler in this
volume is timely and still important. To read Ernst Bizer on
the late mediaeval theologians alongside Hirsch is to realise how
Luther and 15th Century studies have changed. The first essay
in the second volume "Initium Theologiae Lutheri" i6 a classic
essay and one is grateful to have it easily available — too many
valuable essays in Luther studies have been buried in the ceme-
tery of Festschriften. The e6say on Schwenckfeld und Luther is
cool and informative, and an accurate appreciation of the tension
between Schwenckfeld and Bucer, and at a time when Reformation
studies are paying much attention to the spiritualists, this
essay 6till deserves careful attention. The closing studies in
Luther's German Bible are much more ephemeral and the two
volumes do tail off rather badly. There is a great deal of
useful and thought provoking material still to be found in
these essays which were well worth printing and reprinting.
Nor is the comparison with recent Luther studies all in favour
of the last two decades. It is refreshing to have some scores of
quotations from Luther which strike freshly into the appalling
amount of repetition among modern Luther 6cholars.

Manchester Gordon Rupp

L u t h e r - Jahrbuch 1960. Jahrbuch der Luther-Gesellschaft, hrsg. v.
Franz Lau. Jahrgang XXVII. Berlin: Luth. Verlagshaus [i960].
VII, 151 S. 8°. Lw. DM 14.-.

Der 27. Jahrgang des Luther-Jahrbuches steht im Melanchthonjahr
1960 mit seinem ersten Artikel im Dienst dieses bedeutendsten Mitarbeiters
Luthers. Nicht um die Zusammenarbeit dieser beiden Männer,
sondern um Melanchthons eigene Konzeption bei der Abfassung seiner
Loci geht es W. M a u r e r in seinem Aufsatz: „Melanchthons Loci com-
munes von 1521 als wissenschaftliche Programmschrift" (S. 1—50). Bereits
im Luther-Jahrbuch 1958 (S. 146—180) analysiert M. die Loci, um
so einen Schritt zu tun zur notwendigen dogmenhistorischen Untersuchung
dieser ersten protestantischen Dogmatik. Hier liefert M. jetzt
einen Beitrag zur Hermeneutik der Reformationszeit. An P. Joachim-
sen (Luther-Jahrbuch 1926, S. 27—97) anknüpfend, unterteilt M. in
zwei große Komplexe: Die Vorarbeiten und Melanchthons Stellung
innerhalb der rhetorischen Tradition. Als Vorarbeiten untersucht M. die
Summa der Theologica Institutio von 1519, die Theologica Institutio
und die Capita von 1520, die Anmerkungen zu den Sentenzen des Lombarden
enthält. Hier hat sich Melanchthon seine exegetisdie Grundlage
geschaffen, die sich mit Luthers begrifflichen Kategorien deckt. Über
Luther hinaus benutzt Melanchthon ein vom Humanismus aus der antiken
Rhetorik übernommenes Denkschema. Hiermit werden aus der
Fülle biblischen Begriffsmaterials die Leitbegriffe, die Loci, herauskristallisiert
. So wird z. B. in der Summa der Theol. Institutio der
Römerbrief als eine nach den Vorschriften antiker Rhetorik aufgebaute
Rede verstanden. In der Konsequenz zeigt sich bei Melanchthon die
Überwindung der Loci-Lehre durch die Unterordnung des pädagogischen
Interesses unter das theologische. Damit erhebt sich die Frage, ob der
antiken Rhetorik tatsächlich die Bedeutung zukommt, die man ihr bei
der bisherigen Einschätzung Melanchthons zumaß. Abzulehnen ist nach
M. die absolute Abhängigkeit Melanchthons von Rudolf Agricola, wie
dies von Joachimsen betont wurde. Zu Agricola muß das Verhältnis
Melanchthons zu Cicero genau so führen wie das zu Erasmus. Während
er die rhetorische Schulung durch Cicero gegenwartsnah anwendet — also
Anwendung der rhetorischen Loci-Lehre auf die reformatorische Theologie
(S. 31) —, bleibt die erasmische Loci-Lehre der mittelalterlichen
Exegese und damit einer mangelhaften Geschichtsbezogenheit zu sehr
verhaftet. Eine Abhängigkeit Melanchthons ist natürlich nicht ganz zu
leugnen, wenn auch der Begriff der Loci von Melanchthon verschiedenartig
gebraucht wird. M. untersucht, in welcher Weise und unter welchen
Voraussetzungen Melanchthon die Dialektik in die Rhetorik einbezieht
(S. 37), hängt doch hiervon das Verständnis der Loci communes
ab (S. 41). Die Entwicklung hat die „Loci-Lehre zu einem exegetischen
Grundprinzip werden lassen, mit dessen Hilfe das Ganze der biblischen
Heilsoffenbarung in seinem geschichtlichen Zusammenhang begriffen
werden konnte. In dieser Exegese, die die antiken Stilformen in der
Schrift wiederfindet, sie aber mit den Inhalten des paulinisch-reformato-
rischen Evangeliums gefüllt sieht, liegt die wissenschaftliche Bedeutung
der Loci communes von 1521" (S. 50). —

An Hand der christologischen Aussagen der Ablaßschriften untersucht
B. Lohse „Luthers Christologie im Ablaßstreit" (S. 51—63).
Die späteren Kernstücke der Christologie Luthers will L. bereits in den
Resolutionen von 1518 wenigstens sinngemäß finden. Gegen Seeberg ist
er der Meinung, daß bereits hier und nicht erst in der Auseinandersetzung
mit den Schwärmern der Begriff des .exemplar' zurücktritt gegen
den der ,imago Dei', der einmal biblischer ist, zum anderen jedes
Mißverständnis von .exemplar' im Sinne von .exemplum' ausschließt
(S. 57). Christi Herrechaftsanspruch als legislator divinus und als Herr
der Theologie des Kreuzes sind weitere Zentralpunkte bereits der frühen
Christologie Luthers. Im Gegensatz dazu hat die Christologie für die
literarischen Gegner Luthers nur konstitutive Bedeutung, jedoch keine
kritische, da Christus nach katholischer Ansicht auf Erden durch einen
Stellvertreter repräsentiert wird. L. weist in seiner Darstellung nach,
daß Luther im Ablaßstreit von seinem Christusverständnis her argumentiert
und zeigt damit ein Motiv auf, das bisher vielleicht noch nicht
genügend beachtet worden ist. Dieses Motiv begegnet also nicht erst
beim älteren Luther, sondern es muß bereits vor der Ablaßauseinandersetzung
vorhanden gewesen sein, da es gleich beim Beginn des Streites
als entscheidend in den Vordergrund tritt. Weitere Untersuchungen der
Luther-Forscher dürften folgen, wird doch mit dieser Beweisführung L.s
die Frage nach der Christologie des jungen Luther neu und weit umfassender
als bisher gestellt.

Im umfangreichsten Aufsatz des Jahrganges setzt sich F. L a u mit
drei Schriften des Franziskanerpaters Reinhold Weijenborg über Luther
auseinander (S. 64—122). Mit großer Akribie widerlegt L. auf äußerst
vornehme Art die unhaltbaren, ja, zum Teil lächerlichen „Beweisführungen
" Weijenborgs. Wenn auch die katholische Herder-Korre6pondenz
sich von Weijenborg distanziert, so sollte man seine Thesen doch nicht
auf die leichte Schulter nehmen. Hier liegt eine große Gefahr, auf die
L. in tiefem Ernst hinweist, die dem gemeinsamen Gespräch der Konfessionen
droht. Weijenborg ist nidit irgendein unwissenschaftlicher
Pamphletist, sondern Doktor der Theologie und Professor in Rom. In