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1960 Nr. 2

Kategorie:

Kirchenfragen der Gegenwart

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Neuerscheinungen

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133 Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 2 134

Wi

Vissenschaft und Glaube in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts
. Mit Beiträgen von G. Gusdorf, J.-P. Reuss, G. Malecot,
H. Friedel, B. Morel. Übers, von R. Pfisterer. Wuppertal-Bannen:
Jugenddienst-Verlag [1958]. 12öS. 8°. Kart. DM 4.50.

Das Buch enthält Referate und Diskussionsbeiträge von
französischen Professoren, deren spezielle Provenienz uns das
fehlende Vorwort leider nicht verrät. Den gewichtigsten Beitrag
hat Gusdorf geleistet. Er gibt zunächst einen wohlinformierenden
und weitgespannten Überblick über die Geschichte der
Wissenschaft von der Mythologie der Frühzeit zur Moderne, da
der christliche Totalitarismus durch den wissenschaftlichen ersetzt
wird. Eine Übersicht über die modernen Fragestellungen zeigt,
daß die alten apologetischen Alternativen heute überholt sind.
Die Lösung sieht er darin, daß weder der Glaube die Wissenschaft
in ihrer Freiheit einschränkt, noch die Wissenschaft dem
Glauben das Daseinsrecht abspricht. Jeder bleibe in seinem Bereich
und spreche die ihm eigene Sprache, dann kann man gegenseitige
Einmischungen und Mißverständnisse vermeiden, die
früher so sorgfältig gepflegt wurden. So kann es zur Wiederherstellung
eines Humanismus kommen, zu einem neuen Einvernehmen
zwischen der Wissenschaft als der Erkenntnis der
Welt und dem Glauben als der Aussage über den Menschen in
dieser Welt. J.-P. Reuss aus Valence sieht das Problem insofern
noch komplizierter als Gusdorf, als er von den Christen verlangt
, daß sie ihren Glauben neu durchdenken und den wissenschaftlichen
Errungenschaften Rechnung tragen. Er trennt Wissenschaft
und Menschsein nicht in der Weise wie Gusdorf, denn
auch schon in den außermenschlichen Wissenschaften meldet sich
das Problem des Menschen an. H. Friedel, Paris, sieht in den
Christen und den Männern der Wissenschaft die einzigen, die an
keine selbsterfundencn Götter glauben, und es erscheint ihm
schließlich nicht als Zufall, daß die Wissenschaft ihren Aufschwung
in den Ländern der Christenheit genommen hat. B. Morel dringt
darauf, daß sich Christen und Wissenschaftler auf eine gemeinsame
Erkenntnistheorie einigen, denn dann wäre eine große Zahl von
Mißverständnissen aus der Welt geschafft. Der Begriff der Information
scheint ihm ein wichtiger Mittelbegriff zu sein, bei dem
es allenthalben um das Dringen auf Eindeutigkeit geht. Auch die
Theologie lebt von der Information, die Gott gibt und dringt
auf Eindeutigkeit im Verstehen der Offenbarung.

Der Band gibt einen schönen Einblick in den Stand der Diskussion
in Frankreich, dadurch noch besonders belebt, weil jedem
Beitrag die Diskussionsvoten der Versammlung beigegeben sind,
die diese Referate zuerst gehört hat. Es ist verdienstlich vom
Verlag, daß er durch diese — übrigens gute! — Übersetzung auch
die deutschen Leser an dieser für uns genau so aktuellen Diskussion
teilnehmen läßt, wenngleich ich glaube, daß das Niveau
der meisten Beiträge für den ,,Dienst an der Jugend" zu
hoch ist.

Berlin Heinz-Horst Sch r e y

Crem er. Marlies: Partielle Partnersdiaft — Rolle und Aufgabe der

berufstätigen Frau in Kirche und Gesellschaft

Monatechrift für Pastoraltheologie 48, 1959 S. 3 56—363.
D i n k 1 c r. Erich: Max Planck und die Religion.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 56, 1959 S. 201—223.
Fischer, Jochen: Der aus dem Gleichgewicht geworfene Mensch. Ein

Beitrag zum Freizeitproblcm.

Zeitschrift für evangelische Ethik 19 59 S. 257—262.
Fuchs, Emil: Christlicher Glaube — Wissenschaftliches Denken —

gesellschaftliche Zielsetzungen.
F >-°mmunio Viatorum 2. 1959 S. 9-16.

"n. r' Diaspora-Kirche — die Kirche der Zukunft.

^ une evangelische Diaspora 30. 1959 S. 46-51.

nÜS Te i,r*c, in der Zerstreuung - Not und Segen.
Die Zechen der Zeit 13. 1959 S. 1-3.
u a y, Rita: Risvcoli« j i i •

n' .__, "^"o del laicato c sue prospettive.

Protestanten««, XIII. 1958 S. 22<_232F

n-rg-7u i A ",°dlen: Angenommen, die Volkskirche zerbröckelt.
Die Zeichen der Zeit 13, 19|9 s. 243-248.
Müller, Eberhard D. Dr.: Die Erneu der KjrAe Überlegungen

im zwanzigsten Jahrhundert. Hamburg: Furche-Verlag [1959]. 24 S.

1 7, r l7(, ?f ?U «ozUlethüchen Grundfragen in Wirtschaft
, Gesellschaft und K,rche. H. 12. Kart. DM 1 80

Oppen, Dietrich von: Die unbewältigte Freiheit.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 65—77.
S o u i e k, J. B.: Gibt es Gemeinsamkeiten des christlichen Erbes und
der christlichen Verantwortung für die Kirchen Europas?
Communio Viatorum 2, 1959 S. 35—41.
Tarifverträge mit der Evangelischen Kirche?

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 48—51.
W e i s s e n f e 1 s, Ulf: Studie zur „skeptischen Generation".

Zeitschrift für evangelische Ethik 1959 S. 166—174.
W i 1 m, Ernst: Das eine Evangelium im geteilten Europa.
Die Zeichen der Zeit 13, 1959 S. 16—20.

KIRCHEJSBECHT

E ' c h m a n n, Eduard t: Lehrbuch des Kirchenrechts auf Grund des
Codex Iuris Canonici. Neu bearb. und hrsg. von Klaus Mörsdorf.
'■: Einleitung, Allgemeiner Teil und Personenrecht. 9., verb. Aufl.
München-Paderborn-Wien: Schöningh [1959]. 569 S. gr. 8° = Wissenschaft
!. Handbibliothek. DM 22.-; Lw. DM 26.—.

Die rasche Folge, in der Neuauflagen dieses Standardwerke«,
der römischen Kanonistik erscheinen, bestätigt die Beobachtung
Mörsdorfs, daß die nun über 40 Jahre in Geltung stehende Neu
Kodifikation des katholischen Kirchenrechts „die systematische
Forschung mächtig belebt" habe, so daß man „von einer Neugeburt
der kanonistischen Rechtssystematik sprechen" dürfe. So
heißt es im Vorwort zur 9. Auflage des I. Bandes. Mit gutem
Grund wird man aussprechen können: daß dem so ist, daran hat
der ausgezeichnete Kanonist Klaus Mörsdorf — längst zum
eigentlichen Verfasser des Lehrbuchs in seiner heutigen Gestalt
geworden — das Hauptverdienst.

Vermehrte Herausarbeitung der rechtstheologischen Grundlagen
und selbständiges Urteil gegenüber Mängeln der Formulierung
des Gesetzgebers zeichnen (z. B. bei der vertieften Darstellung
des kirchlichen Amtsbegriffs, S. 281 f.) neben vervollständigter
Einarbeitung von Literatur und Judikatur die Neuauflage
aus.

Wenn es trotzdem noch nicht zu Übersetzungen des auch
außerhalb Deutschlands sehr geschätzten und in seiner Art Schwerfen
zu überbietenden, mindestens in deutschsprachigen Auslands-
Diözesen viel benutzten Werkes gekommen ist, liegt das offenbar
m dem traditionellen Sachverhalt begründet, daß in den Kerngebieten
des römischen Katholizismus: den Mittelmeerländern,
die kommentatorische Darstellungsmcthode des Kirchenrechts der
systematischen gegenüber immer noch (wesentlich aus praktischen
Gründen) den Vorrang genießt.

Der zuletzt (1955) in dieser Zeitschrift erfolgten Anzeige
des „Eichmann-Mörsdorf" wäre (hinsichtlich des I. Bandes) sonst
nichts hinzuzufügen, als der Ausdruck des Bedauerns, daß der damals
geäußerte, sachlich begründete Wunsch nach Beachtung der
heute in der reformatorischen Kanonistik allgemein zur Durchsetzung
gekommenen Abkehr von den Thesen R. Sohms — wenn
überhaupt die stark vereinfachte Wiedergabe dieser Thetik noch
in die Neuauflage wörtlich übernommen und antithetisch ausgewertet
werden sollte — keine Berücksichtigung fand.

Freiburg/Br. Erik Wolf

Geiger, Max: Wesen und Aufgabe kirchlicher Ordnung. Zollikon-
Zürich: Evang. Verlag 1954. 54 S. 8° = Theologische Studien, hrsg.
v. K. Barth, H. 42. DM 3.80.

Verfasser gibt einen „theologischen Rechenschaftsbericht"
über die der neuen Kirchenordnung der reformierten Kirche des
Kantons Basel-Land zugrunde liegenden Erwägungen.

In großer Ausgewogenheit wird in sieben Abschnitten mit
einem jeweils vorangestellten Leitsatz dargelegt, wie die Kirchenordnung
dem Neuen Testament entsprechen muß und es doch
nicht gesetzlich gebrauchen darf, wie sie Zeichen des göttlichen
Erbarmens für die Welt sein möchte. Kirchliche Ordnung ist nicht
weltlichem Recht entsprechend, sondern ihre geistliche Kraft
ruht in der Gewalt des verkündigten Wortes. So wird das Verhältnis
von Einzelgemeinde und Gesamtkirche gesehen in freiwilliger
, geistbestimmter Einwilligung, das Amt als ein in Ordnung
sich vollziehendes Dienen. Dabei entspricht kirchliche Ordnung
in ihrer Hnvollkommenheit der Armut der Kirche.