Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1960

Spalte:

119-120

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Broutin, Paul

Titel/Untertitel:

La réforme pastorale en France au XVIIe siècle 1960

Rezensent:

Schmidt, Kurt Dietrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

119

120

besteht von dem Gedanken des Bundes her für die Auslegung
nicht mehr. Die hellere Bezeugung des Christus im NT erfüllt
die dunklere im AT und verhilft ihr so zu derselben Klarheit
und Verbindlichkeit" (S. 167).

Mir scheint die Skepsis des Verf., der sich fragt, „ob aus
diesen Gedanken über das Verhältnis von Altem und Neuem
Testament für unsere gegenwärtige theologische Diskussion sehr
viel zu gewinnen sein wird" (Vorwort), nicht notwendig zu sein.
Zumindest wird man bei allen hermeneutischen Überlegungen
gut tun, nicht allzu schnell das, was C. gesehen und was W.s
Buch so gut herausgearbeitet hat, zu übersehen,

T.ückcndorf Werner K rusehe

Lortz, Joseph: Um das Konzil von Trient.

Theologische Revue 55, 1959 Sp. 151—160.
Neumann, Gerhard J.: Eschatologische und chiliastische Gedanken

in der Reformationszeit, besonders bei den Täufern.

Die Welt als Geschichte XIX, 1959 S. 58—66.
ö r y, Nfkolaus: Suarez in Rom. Seine römische Lehrtätigkeit auf Grund

handschriftlicher Überlieferung.

Zeitschrift für katholische Theologie 81, 1959 S. 133—162.
Stadlhube r, Josef: Die tridentinische Priesterbildung unter dem
Brixner Fürstbischof Johann Thomas von Spaur (1578—1591).
Zeitschrift für katholische Theologie 81, 1959 S. 351—368.

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

B r o u t i n, Paul, S. J.: La Reforme Pastorale en France an XVIIC siicle.

Rechcrches sur Ia tradition pastorale apres le concilc de Trente.
I. u. II. Tournai'Belg.: Desclee & Co. [1956]. IX, 372 S. u. IV, 567 S.
gT. 8° = Bibliothequc de Theologie. Serie II: Theologie Morale
Vol. II.

An diesem Werk kann einem der große Umschwung in der
geistigen Situation der Forschung, der in einem Menschenalter
vor sich gegangen ist, geradezu greifbar deutlich werden. Als ich
vor reichlich dreißig Jahren meine Arbeiten über das Tridentinum
begann, war es ein Axiom der Forschung, daß dies in Frankreich
nicht hatte durchgeführt werden können, weil der Staat sich dem
widersetzte. Man blickte allein auf diese staatskirchenrechtlichc
Situation. Wa6 der Episkopat mit den Trienter Anregungen und
Beschlüssen machte, wie er sie aufnahm und durchführte, das lag
außhalb des Blickfeldes. Hier hat der Verfasser des anzuzeigenden
Werkes einen glücklichen Griff getan, indem er die Reform der
ecclesiae particulares in Frankreich zu schildern unternahm, nicht
ohne zu zeigen, w i e stark auch hier die Reform vonnöten war.
Die großen geistigen Bewegungen werden dabei bewußt außer
acht gelassen, die Renaissance so gut wie der Gallikanismus, der
Quietismus wie der Jansenismus. Auch die Reform der Orden
interessiert den Verf. nicht; er beschränkt sich streng auf den
Bereich der Diözesen. Aber gerade so hat er einen fruchtbaren
Beitrag zur Kirchengeschichte Frankreichs geliefert. Es zeigt 6ich
freilich, daß die einzelnen Bischöfe die Trienter Anregungen sehr
verschieden aufgenommen und deshalb sehr verschiedene Dinge
in den Vordergrund gerückt haben. Der Verfasser suchte diese
Verschiedenheit in einem ersten Teil, der sich mit den „Personen
" befaßt, einigermaßen zu ordnen, indem er z. B. unterschied:
,,in den Bahnen der borromäischen Heiligkeit" (Francois de la
Rochefoucauld u. Francois de Sales), „auf administratischen Wegen
", zwischen dem „Strahlenkreis des Oratoriums" und den
„engen Wegen von Port Royal" oder den „Methoden von Saint
Sulpice". Ein zweiter Teil untersucht die „Institutionen", die zur
Erneuerung des Seelsorgeklerus beitrugen: Diözesansynoden --
nur wenige —, Erneuerung des „kanonischen" Lebens, die Organisation
der Priesterseminare usw. Ein dritter Teil behandelt die
.Ideen" und die „Bücher", d. h. die Bücher, die 6ich mit deT Erneuerung
des Pfarrklerus befassen. Man wird dankbar urteilen
müssen, daß alle Reformversuche, die abseits der großen geistigen
Bewegungen des Jahrhunderts (und auch in Zusammenhang mit
ihnen) in den ecclesiae particulares Frankreichs unternommen
sind, hier ihre zusammenfassende Darstellung gefunden haben.
Der Verfasser landet bei demselben Ergebnis, das der deutsche
Darsteller des Tridentinums, Hubert Jedin, als dessen Ergebnis

proklamiert hat: Wiederaufbau der Kirche von der Pfarrei bzw.
Diözese her, als seelsorgerliche Größe.

Im Schluß untersucht der Verfasser die Gründe, warum die
Reform, die so viel Teilerfolge erzielen konnte, doch keinen
durchschlagenden Erfolg hatte. Er nennt drei: 1) die bleibende
fragwürdige Art, die großen kirchlichen Benefizien zu vergeben,
die auch das Tridentinum selbst nicht hat in der Tiefe anpacken
können, 2) die Differenzen zwischen dem Episkopat und den
Orden, 3) die jansenistische Bewegung. Außerstande, die einzelnen
Berichte über die örtlichen Vorgänge nachzuprüfen, müßte
der Rezensent an diesem letzten Punkt leider die Gegenfrage
stellen, ob nicht gerade die Niederringung der tiefen, jansenisti-
schen Bewegung ein entscheidendes Moment gewesen ist, das
verhindert hat, die vielen Einzelreformen in einem tiefen gemeinsamen
Bett zusammenzufassen. Aber er bleibt dankbar für einen
neuen fruchtbaren Aspekt, der neben den großen geistigen Bewegungen
da6 Bild der Kirchengeschichte Frankreichs im 17. Jahrhundert
bereichert und vervollständigt.

Hamburg Kurt Dietrich Schmidt

Franzen, August: Die Romberichte der Kölner Erzbisdiöfe im
17. Jahrhundert.

Römische Quartalsschrift 53, 1958 S. 185—220.
Hindahl, Bjergstein: Chartistkirkene — er eiendommelig fenomen

i cngelsk kirkehistorie i det 19. arhundre.

Norsk Teologisk Tidsskrift 60, 1959 S. 147—160.
Hromadka, J. L.: Die Theologie von J. A. Comenius im Umbruch

der Zeiten.

Communio Sanctorum 2, 1959 S. 42—49.
Schreiber, Georg: Zur österreichischen Theologie und Geschichtswissenschaft
im 19.— 20. Jahrhundert. Beziehungen zu Gesamtdeutschland
.

Theologische Revue 55, 1959 Sp. 145—152.

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Gen rieh, Paul: Die Stiftskirche in Gernrode. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
[1954]. 92 S„ 111 Abb. 8°. DM 3.80.

Vorbrodt, GünterW.: Die Stiftskirche zu Gernrode. Berlin: Union-
Verlag 1955. 32 S„ 19 Abb. kl. 8° •= Das christl. Denkmal, hrsg. v.
F. Löffler H. 16. Kart. DM 1.50*.

Im nächsten Jahr wird die ehemalige Nonnenstiftskirche
St. Cyriakus in Gernrode ein seltenes Jubiläum feiern können.
Vor tausend Jahren, im Jahre 961, wurde sie gegründet und ist
das älteste Kirchengebäude Nordo6tdeutschlands, das heute noch
gottesdienstlichen Zwecken dient. Über diese Kirche liegen bereits
zahlreiche Veröffentlichungen vor. Erst jüngst erschienen oben
genannte zwei Gesamtbeschreibungen.

Beide Arbeiten stellen die Eigentümlichkeiten der Gestalt
und der Ausstattung des Gebäudes heraus. In vielen Fragen
ergänzen sich die Schriften, obwohl die Verfasser ihre
Ausführungen niedergeschrieben haben, ohne aufeinander Bezug
zu nehmen oder voneinander abhängig zu sein. In einigen Fragen
weichen ihre Ansichten voneinander erheblich ab, insbesondere
in der Deutung der symbolischen Motive der Westwand des Heiligen
Grabes — ein Zeichen dafür, daß die Symbolik mittelalterlicher
Tier- und Pflanzenmotive trotz einer sehr reichen Literatur
bislang noch nicht eindeutig geklärt ist. In ihren Darlegungen
geben die Verfasser wertvolle Einblicke in die mittelalterliche
und neuere Kirchengeschichte. Auch hierbei werden Fragen erörtert
, die in der Wissenschaft noch nicht einmütig beantwortet
werden. Die Stiftskirche in Gernrode ist eine Basilika. Genrich
versucht die Bauform von der griechischen und der römischen
Markt- und Gerichtshalle abzuleiten, die ebenfalls Basilika genannt
wurde. Ob eine solche Ableitung dem geschichtlichen
Werdegang der Bauform gerecht wird, ist in der kunstgeschicht
liehen Literatur umstritten; man hat auch versucht, Verbindungen
zum antiken Palastbau aufzuzeigen. Jedoch ist darauf hinzuweisen
, daß die Bezeichnung „Basilika" für das christliche Kultgebäudc
in der Spätantike und im Mittelalter gar nicht an eine bestimmte
Bauform geknüpft war. Dct Name hatte seine volle Begründung

') S. auch ThLZ 1958, Sp. 369.