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Ausgabe: | 1960 Nr. 12 |
Spalte: | 946 |
Kategorie: | Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift |
Autor/Hrsg.: | Winkelmann, F. W. |
Titel/Untertitel: | Die Vita Constantinii des Euseb. Ihre Authentizität, ihre Textbezeugung 1960 |
Rezensent: | Winkelmann, Friedrich Wilhelm |
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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 12
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ten Christus, die bisher zurücktrat, wird jetzt durch die Begriffe der
Stiftung und der Gesamtheit hervorgehoben, doch erkennt Eiert nur den
zweiten als adaequate Beschreibung des Wesens der Kirche an. Neu ist
in der letzten Periode der Gedanke, daß die Bruderschaft der Glaubenden
für di'c Kirche von Bedeutung sei, da Eiert die Verbundenheit der
Glieder bis dahin als belanglos für das Wesen der Kirche ansah.
Der zweite Teil stellt nach systematischen Gesichtspunkten die
wesentlichen Züge in Elerts Lehre von der Kirche dar. Als konstitutives
Element der Kirche erscheint bei Eiert die Verkündigung des Wortes,
deren Verhältnis zur Verwaltung der Sakramente, zur Predigt von Gesetz
und Evangelium und zu den Aufgaben des kirchlichen Amtes anschließend
untersucht wird. Eiert bezeichnet sowohl das gepredigte
Kerygma als auch das formulierte Dogma als Lehre, doch ist die zweite
Bedeutung vorherrschend. Die Kirchengemeinschaft ist an die Übereinstimmung
in der Lehre — im zweiten Sinn — gebunden, aber Eiert scheint
daneben mit einer „weiteren" Kirchengemeinschaft zu rechnen, die in
der Gemeinsamkeit des Taufvollzuges begründet ist und es erlaubt, vom
Hinüberrcidien der una saneta catholica über die Grenzen der lutherischen
Kirche zu sprechen. Die wesentliche Bedeutung der Lehre wirkt
sich auch auf das Verständnis der Kontinuität der Kirche aus. Da die
Lehre 6ich in einem kontinuierlichen Prozeß entfaltet, gibt es eine
Kontinuität der Kirche über die Zeiten hinweg; die „historische Gemeinschaft
" mit den „Vätern der Kirche" ist für Eiert daher wichtiger
als die „ahistorische" Gemeinschaft mit anderen Kirchen in der Gegenwart
.
Mit der Anschauung der Kirche als einer Gesamtheit nimmt Eiert
die Organismus-Vorstellung wieder auf, doch fehlt nun das Moment
des Wachstümlichen, und es kommt klarer zum Ausdruck, daß die
Kirche allein von außen begründet und erhalten wird. Einerseits steht
Christus mit seinem Willen der Gesamtheit der Kirche gegenüber,
andererseits nähert 6ich Eiert durch die organische Verwendung des
Leib-Christi-Bildes der Identifikation von Kirche und Christus. Indem
Eiert die Kirche als eine von Gott gesetzte Ordnung beschreibt, wird
auch in seiner Lehre von der Kirche deutlich, wie das Ordnungsdenken
als Denkstruktur seine Theologie prägt. In einem letzten Abschnitt
werden Eicrts Aussagen über die Sichtbarkeit der Kirche, die in der
konstitutiven Bedeutung von Wort und Sakrament begründet ist, und
über das objektive Ethos der Kirche, dessen wichtigste Äußerung die
Bruderschaft der Glaubenden ist, erörtert.
Der Einfluß der lutherischen Tradition auf Elerts Lehre von der
Kirche und seine Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Theologie
werden im dritten Teil der Arbeit untersucht. Die Vielfalt der
Gedanken Luthers über die Kirche reduziert Eiert auf einen einzigen
Aspekt: Luthers Aussagen über die Sichtbarkeit der durch das Wort
konstituierten Kirche hebt er hervor, diejenigen über die Spiritualität
und Verborgenheit der Kirche betrachtet er als zeitbedingte Polemik.
Zu einem ähnlichen Ergebnis führt der Vergleich mit den lutherischen
Bekenntnisschriften; Elerts Interesse richtet sich allein auf die „externa
societas signorum ecelesiae", und die Erläuterung der Apologie, daß die
Kirche eine Gemeinschaft derer sei, die den Glauben und Heiligen Geist
im Herzen haben, bleibt unberücksichtigt. Die engen Beziehungen zwischen
der konfessionell-lutherischen Theologie des 19. Jahrhunderts
und den Gedanken Eicrts werden vor allem in der Übernahme des anstaltlichen
Denkens, das 6ich in der Gleichgültigkeit gegenüber dem Moment
der Gemeinde und in der Gesamtheitsvorstellung äußert, und der
organischen Betrachtung des Bekenntnisses deutlich. Von der Auseinandersetzung
mit der zeitgenössischen Theologie wird besonders das
Verhältnis zu dem Kirchenbegriff Karl Barths in den zwanziger Jahren
und zu der Barmcr Theologischen Erklärung untersucht. Für Eiert geht
es um die Frage nach Ereignischarakter oder Kontinuität der Kirche;
seine Ablehnung der Barmer Thesen ist nicht in der Abwehr jeder neuen
Bekenntnisbildung begründet, sondern in der ausschließlichen Betonung
des Lehrkonsensus.
Elerts Gedanken geben der gegenwärtigen Ekklesiologie in zwei
Richtungen Anstöße: einmal zwingen sie dazu, die Frage nach der
Kontinuität der Kirche zu durchdenken, zum andern bleibt problematisch
, ob das Wesen der Kirche hinreichend beschrieben werden kann,
ohne den Glauben und die neue Gemeinschaft der Glieder dabei zu
berücksichtigen. Elerts späte Wendung zum Bruderschaftsgedanken zeigt,
wie er die Anfechtbarkeit seines bisherigen Verständnisses der Kirche
selbst empfunden hat.
W i n k e 1 m a n n, F. W.: Die Vita Constantini des Euseb. Ihre Authentizität
, ihre Textbezeugung. Diss. Halle 1959. VIII, 398 S.
Die Arbeit untersucht in ihrem ersten Teil da6 Problem der Verfasserschaft
der unter dem Namen Eusebs von Cäsarea überlieferten
V(ita) C(onstantini). Die vielgestaltige Debatte, die gerade diese
Frage hervorgerufen hat, machte eine Darstellung der Vorgeschichte
und Entstehung des Problems der eusebischen Authentizität der VC
notwendig, um die Motive der heutigen Diskussion deutlicher erkennen
und ihre Argumente gerechter beurteilen zu können. Ein zweites
Kapitel behandelt dann die noch bis heute akuten Hauptprobleme, wobei
zugleich ein kritischer Überblick über die komplizierte Forschungslage
gegeben wird, mit dem Versuch einer Abgrenzung der eigenen
Stellung. Verf. glaubt, daß Gregoires Thesen in den entscheidenden
Punkten vor allem durch J. Vogt, Franchi de'Cavalieri und Vittinghoff
widerlegt sind, doch kann anderseits auch nicht die totale Echtheit der
VC in der uns vorliegenden Form erwiesen werden. Das dritte Kapitel
untersucht Zuverlässigkeit und Wert der VC-Testimonia (die nach-
eusebischen Kirchenhistoriker; Photius; spätere Testimonien; die wörtlichen
Übereinstimmungen und inhaltlichen Parallelen zwischen der VC,
der Historia Ecclesiastica und der Laus Constantini des Euseb; Hieronymus
und die späteren Literarhistoriker). Sie bieten ein gewichtiges
Argument für die Annahme der Echtheit der VC.
Der zweite Teil der Arbeit will die für alle Forschungen an der
VC wichtige Neuauflage der Textedition in „Die Griechischen Christlichen
Schriftsteller" Bd. 7 (1902) vorbereiten helfen. Das erste Kapitel
bietet Untersuchungen, Nachträge und Verbesserungen zu den
Textzeugen (Handschriften und indirekte Überlieferung: der Pap.
Lond. 878, die Parallelstellen zu der VC bei den nacheusebischen
Kirchenhistorikern und in den echteusebianischen Schriften). Die Haupthandschriften
wurden neu kollationiert (Mikrofilme). Dabei ergab sich,
daß die Edition in GCS 7 über die Lesarten der Codd. Paris, gr. 1432,
Paris. 1437 und besonders Mosq. 50 oftmals unzureichende, irreführende
und falsche Angaben bietet. Die drei von Heikel noch nicht untersuchten
Codd. Vatic. gr. 2205, Sinait. 1183, Dresd. A 135 ergeben
nichts für die Konstituierung des Textes der VC. Der Text des P. Lond.
878 läßt eine recht zuverlässige Beurteilung des Wertes der handschriftlichen
Überlieferung zu. Das zweite Kapitel versucht dann, diese Ergebnisse
für die Bewertung der Haupthandschriften der VC auszuwerten.
Dabei erscheint die Bevorzugung des Cod. Vatic. gr. 149 und die De-
klassierung des Cod. Mosq. 50 durch I. A. Heikel als übertrieben und in
diesem Maße nicht gerechtfertigt.
Der zweite Teil wird in stark erweiterter Form in „Texte und
Untersuchungen" erscheinen.
VON PERSONEN
Bibliographie Georg Merz
(In Auswahl)
(Zuitmmenjestellt von Eva Bauer)
1919
'■ Religiöse Ansätze im modernen Sozialismus. München: Kaiser
19 19. Christentum u. soz. Frage H. 1.
2- Dass. 2. Aufl. 1919.
3. Thesen zum Thema der Pastoralkonferenz 1919. Die religiösen Ansätze
im modernen Sozialismus. Korrespondenzblatt f. d. ev.-luth.
Geistlichen i. Bayern 44, 1919, 176.
4- Das religiöse Erwachen der proletarischen Jugend. Christentum u.
Wirklichkeit 10, 1919, 94.
1920
5. Pazifismus, Schwarmgeisterei, Karnevalismus. Ein kleiner Beitrag
zur theologischen Polemik. Korrespondenzbl. f. d. ev.-luth. Gefell,
i. Bayern 45, 1920, 154-155.
6. Rez.: Karl Barth: Römerbrief. Bern: Bäschlin 1919; für Deutschland
München: Kaiser. Christentum u. Wirklichkeit 11, 1920, 48.
1921
7. Anthroposophie und Christentum. Ev. Gemeindeblatt f. München
30, 1921, 53-54.
Dass. (Münchener Brief) Christentum u. Gegenwart 12, 1921, 57-62.