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Ausgabe:

1960 Nr. 12

Spalte:

918-919

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Walker, Winifred

Titel/Untertitel:

All the plants of the Bible 1960

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 12

918

Stüde nicht vom Propheten 6elbst komponiert sei, sondern aus
den Händen eines Sammlers oder Redaktors stamme, der die einzelnen
Abschnitte oft nach 6ehr äußerlichen Gesichtspunkten
zusammenstelle, so daß die zeitliche Aufeinanderfolge nur auf
Grund innerer Indizien festgestellt werden könne. Er kommt zu
dem Ergebnis, daß der ganze Abschnitt in die Zeit des syrisch-
ephraimitischen Krieges und kurz darnach gehöre, daß er aber
sachlich in zwei verschiedene Gruppen zerfalle (abgesehen von
dem völlig redaktionellen V. 8,23), in die deT Anfangszeit, wo
Jesaja Heil verkünde (Rettung vor Ephraim und Aram: 7, 3—9.
10—17; 8,1—4. 9/l0; 9,1—6) und in die der Folgezeit, wo er Unheil
ansage (assyrische Katastrophe: 7,18—25; 8,5—8. 11—22).
Der Umschlag in der Verkündigung des Propheten sei durch das
Bündnis des Ahas mit Assyrien veranlaßt.

Es ist eine Freude, an der Hand eines bewährten Exegeten
das vielbeackerte Feld zu durchschreiten. Vieles ist naturgemäß
nicht neu, aber immer interessiert die Auswahl, die der Exeget
aus den vorhandenen Möglichkeiten trifft. Vieles liest man mit
Zustimmung, anderes erregt Widerspruch. Meine Haupteinwände
richten sich gegen die Behandlung der beiden Hauptabschnitte
7, 10-17 und 9, 1-6.

Nach L. epielt 7, 10—17 nicht mehr draußen am Walkerfeld,
sondern im Königspalast; die alma sei die schwangere junge Königin
; der Immanuel sei nur Heilszeichen, auch V. 17 sei positiv
zu verstehen („den König von Assur" also falsche Glosse), denn
das Immanuelzeichen diene dazu, den Glauben des Königs zu
stärken (S. 24. 38). Aber das stimmt nicht. Denn diese Absicht
Jesajas ist durch die Weigerung des Königs (V. 12) zunichte gemacht
, die erregte Antwort des Propheten in V. 13 verlangt als
Konsequenz eine Drohung. Andererseits wird durch den Unglauben
des Königs nichts davon abgebrochen, daß die beiden derzeitigen
Feinde keinen Erfolg haben werden (V. 4 ff.). Also haben
wir es notwendig mit einem doppelten Zeichen zu tun: in
Bälde, wenn das Kind der jetzt schwangeren Frau zur Welt
kommt, wird der ganze Spuk verflogen sein, der Juda jetzt
ängstigt, 60 daß die Mutter ihr Kind „Gott ist mit uns"
nennen kann; wenn dieses aber in die Unterscheidungsjahre
kommt, erfolgt die große Katastrophe. V. 14 b und 15 einerseits
, V. 16 und 17 andererseits sind jeweils Gegensätze, d.h.
V. 15 und V. 17 verkünden Unheil. Daß V. 17 keine Heilsaussage
sein kann, ergibt sich auch aus der Zeitbestimmung:
„6eit dem Tage, da Ephraim von Juda wich", die man unmöglich
als „ganz neutral" (S. 26) bezeichnen kann. Der Prophet
verkündigt also gleichzeitig Heil und Unheil.
Das adversative wäw (LXX &IM), das man vor V. 17 erwartet,
wird ja jetzt durch die neue Jesajahandschrift geliefert. Im übrigen
greift der Immanuel nirgends in die Ereignisse ein, er spielt nur
sozusagen die Rolle des Zeitmessers: bei seiner Geburt ist die
augenblickliche Not behoben; wenn er aber einige Jahre älter ist,
kommt die neue größere Not. (Auch auf seine Mutter kommt
nichts an; m. E. ist sie eine zufällig dastehende schwangere junge
Frau, da die Situation von V. 10 ff. sehr wohl dieselbe sein kann
wie die von V. 3 ff.)

Wenn das richtig ist, dann ist das für Lindbloms Auffassung
von 9, 1-6 nicht günstig. Er faßt die Perfecta von V. 1—6 a als
historische Tempora: der Sohn von V. 5 f. ist der jetzt geborene
Sohn der Königin, mit dem sie in 7,14 schwanger ging, so daß die
Gleichung Immanuel = Hiskia entsteht. Aber L. übergeht nicht
nur die futurische Form von V. 4b, sondern vor allem 6b: „der
Eifer Jahwes der Heerscharen wird das tun", wodurch alles Vorhergehende
klärlich als Weissagung bezeichnet wird. Freilich nennt
er diese in jeder Beziehung vorbildliche mit Hiskia einsetzende
Ära nur ein Zwischenspiel („interregnum" 39, „interval" 41),
weil ja Jesaja seit seiner Berufung die assyrische Katastrophe für
unvermeidlich halte. Aber begänne wirklich mit Hiskia „an era
of new conditions, in which the Davidic kingdom will be esta-
blished in ideal forms under the government of an ideal king"
(S. 39), dann würde doch nach prophetischer Auffassung jeder
Grund dahinfallen, warum die Katastrophe noch kommen müßte.
Nim meint ja L. allerdings (s. o.), durch die Unterwerfung des
Ahas unter Assur 6ei diese ganze Heilsweissagung zunichte geworden
. Aber das Bündnisangebot dc6 Königs an Assur erfolgte
doch sicher in den Monaten zwischen 7, 14 (Schwangerschaft) und

9, 5 (Geburt), 60 daß Jesaja bei der angeblichen Geburt des
Königssohns schon im Bilde sein müßte, daß Ahas seinem Unglauben
die Tat hatte folgen lassen, d. h.: die ganze Weissagung
9, 1—6 kam dann zu spät. Man mag die Sache drehen wie man
will, die Geburt des an sich ganz gleichgültigen Kindes von
7, 14 ff., bei dem es nur auf den Namen ankommt, hat mit
dem Wunderkind von 9, 1—6, das nur der Messias 6ein kann,
nichts zu tun. Einen Messias „in a relative sense" (S. 57) gibt es
nicht. (Einen Hinweis auf die entsprechende messianische Weissagung
von 11, 1—9 unterbindet L. durch die Behauptung, daß
diese Stelle nicht von Jesaja stamme: S. 56, Anm. 1.)

Trotz alledem müssen wir L. dankbar sein, daß er uns zwingt,
dieses wichtige Stück des Jesaja-Buches erneut durchzudenken.

„denunciation" S. 16, Z. 10 v.u. ist wohl ein Schreibfehler für
„denouncement".

MUnster/Westf. Wilhelm Rudolph

Walker, Winifred: All the Plants of the Bible. Text and Illustration
. New York: Harper & Brothers [1957]. 244 S. m. 114 Abb.,
1 Farbtaf. gr. 8°. Lw. $ 4.95.

Das vorliegende Tafelwerk will die im AT erwähnten
hauptsächlichen Pflanzen bildlich darstellen und beschreiben.
Zur Einleitung werden die 114 Pflanzennamen in einer Liste aufgeführt
und mit den Seiten- und Tafelzahlen versehen. Dann
folgen nach einem kurzem Vorwort, in dem der Verfasser über
das Zustandekommen seiner Arbeit berichtet, auf S. 10 bis 237
je 114 Tafeln in Schwarzweiß-Druck mit je einer links neben
der Tafel 6tehenden Erklärungsseite. Diese bringt in großen
Lettern als Überschrift den englischen Pflanzennamen, bei dem
gelegentlich in Klammern OT oder NT steht. Dann folgt etwas
tiefer im Kursivdruck die einschlägige Bibelstelle, die den betreffenden
Pflanzennamen enthält. Die Bibeltexte werden in englischer
Übersetzung aufgeführt. Danach wird die eigentliche Beschreibung
der Pflanze gegeben in knapper, aber doch zahlreiche
Gesichtspunkte berücksichtigender Weise, also Aussehen, Herkunftsland
, Verbreitungsgebiet, Früchte, Verwendung der pflanzlichen
Bestandteile und der Früchte. Antike Quellen werden oft
genannt, aber leider nicht nach ihren Fundorten zitiert. Lediglich
Bibelstellen, in denen ebenfalls der Pflanzenname vorkommt,
werden genannt, aber auch nicht vollständig. Am unteren Rand
der Tafeln werden außer dem englischen Namen noch die lateinische
und hebräische bzw. griechische Bezeichnung aufgeführt
sowie im Kursivdruck ein Auszug aus der Bibelstelle, die schon
auf der Erklärungsseite erschien.

Die Tafeln machen den Hauptwert des Buches aus. Vom
Verfasser mit wenigen Ausnahmen nach der Natur gezeichnet,
stellen 6ie — jede für sich — ein kleines Kunstwerk dar, das eine
zuverlässige Anschauung der betreffenden Pflanze gibt. Bei
Bäumen beschränkt sich der Verfasser auf Wiedergabe eines
Zweiges mit den charakteristischen Blättern und Blüten bzw.
Früchten. Diese Tafeln vermitteln eine rasche Hilfe für den,
der etwa von der Exegese her sich eine Anschauung der genannten
Pflanze verschaffen will. Der Band ist daher ein hervorragendes
Anschauungsmittel für alle, die sich mit der Bibel
beschäftigen.

Der Verfasser hat seine Arbeit begrenzt. Die großen Gruppen
der Algen, Schwämme, Flechten, Moose und Farne hat er
nicht berücksichtigt. Zur Vervollständigung hat er auf S. 239
-243 noch eine Reihe von Pflanzengruppen aufgeführt und beschrieben
.

Man würde es sich gewünscht haben, daß die Tafeln im
Farbdruck wiedergegeben worden wären. Sicher haben die hohen
Herstellungskosten, die den Preis des Buches wesentlich erhöht
haben würden, davon abgehalten. So ist nur eine Farbtafel an den
Anfang gestellt worden, die einen Eindruck von den Pflanzenfarben
gibt. Hier werden ein Zweig des Granatapfelbaumes sowie
ein Feigenbaumzweig, beide mit Früchten, farblich hervorragend
reproduziert. Einen Ersatz für die fehlenden Farbtafeln hat
der Verfasser in den Farbbeschreibungen der Erklärungsseiten zu
geben versucht.

Hinsichtlich der wissenschaftlichen Benutzbarkeit hätte mehr
geschehen können. Die Bibelstellen härten in einem Verzeichnis