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Ausgabe:

1960 Nr. 12

Spalte:

913-915

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Faith and Order - Hannibaldis 1960

Rezensent:

Schneemelcher, Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 12

914

17 Tagen nach heftigem und harten Strauß sanft und stille und
der Geist der Anfechtung, der sie im Leben und Sterben plagte,
hatte keine Macht mehr über sie. Sie hat überwunden.

Friede sei mit ihrl
Ihr bleibt ihre berufliche Tüchtigkeit und ihre glaubenstreue Redlichkeit
zum beständigen Lobe. Man konnte fragen, warum nicht
auch sie eine Sdiwester sein und Diakonissenehre haben sollte.
Die Diakonissenanstalt freut und rühmt sich immerdar ihrer
frommen, treuen und jungfräulichen Schwester Viehmagd, welcher
zum großen Teile der Ruhm und gute Ruf zu danken ist, den der
Viehstand und der Stall des Diakonissenhauses in der ganzen
Umgebung genießt.

Das Gedächtnis der Gerechten bleibe im Segen und das ewige
Licht leuchte ihrl"

Diese Darstellung scheint nach Sprache und Gegenstand ein
kurioser Beitrag zu sein. Nach ihrer theologischen Qualität
untersucht, erhält sie aber starkes Gewicht. Hier wird Luthers
Berufsordnung konsequent in die Verkündigung einbezogen. Die
Ehrung der Dienenden wird zur Ehrung der Diakonie. Deutlich
tritt an dieser Tafel wiederum die Kunst der Differenzierung
, die eine Hauptaufgabe kasueller Verkündigung ist, hervor
. Neben der beruflichen Tüchtigkeit der Schwester wird die
glaubensstarke Redlichkeit hervorgehoben, die uns schon
vorher in der Wendung vom „Geist der Anfechtung, der sie im
Leben und Sterben plagte", begegnete. Wie nuanciert ist diese
Formulierung von der „glaubensstarken Redlichkeit". Weil diese
Spannungsmomente erhalten bleiben, erhält die Verkündigung
die Stimme überzeugender, gewinnender Wahrhaftigkeit.

V- „Schwester

Käthe Zantncr

geb. am 7. Okt. 1849 in Altdorf,

gest. am 20. Nov. 1922 dahier.
Zum Rechnen geschickt und dabei ganz dem Glauben zugewandt,
der Gott allein vertraut, nüchternen Sinnes und warmen Herzen6,
Irdisches ins Licht der Ewigkeit stellend, in der Stille eine Säule
unseres Hauses, eine Beraterin vieler Einsamen war sie als Kassenschwester
und Vertreterin der Oberin uns eine edle Gabe Gottes.
Das Gedächtnis der Gerechten bleibt im Segen".

An dieser Gedächtnistafel gewinnt die Verkündigung tröstliche
Kraft durch die Gegenüberstellung von öffentlicher
und verborgener Wirksamkeit. Die seelsorgerlichen

Dienste vollziehen sich mitten in verantwortlichen und leitenden
Funktionen.

VI. „Am 13. Juli 1954 wurde in diesem Hause

Diakonisse Elisabeth Kiefer
unerwartet im Augenblick der Heimkehr von einer Reise in die
ewige Heimat gerufen. Geboren am 11. 4. 1889 in Speyer, eingesegnet
am 21. 4. 1925, war sie, die vierte Oberin des Mutterhauses
von 1950—1954, schon vorher lange die tatkräftige Mitarbeiterin
der Vorstände in der Leitung des Werkes. Ausgerüstet
mit besonderen Gaben des Geistes, durfte sie'als Schülerin Bczzels
im hiesigen Lehrerinnenseminar und als Mitarbeiterin D. Lauerers
hier in Neuendettelsau in besonderer Klarheit die nüchterne lutherische
Sicht der Welt, der Menschen und des eigenen Herzens
gewinnen. Sie war auch stark im Wollen, aber bereit für den
Willen Gottes, von raschem Entschluß, aber das Warten lernend;
groß in der Arbeit, noch größer, als es galt die Arbeit niederzulegen
.

PS. 32, 8:

„Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln
sollst. Ich will dich mit meinen Augen leiten."

Die zeitlich jüngste Gedächnistafel ist die der vierten
Oberin, der Diakonisse Elisabeth Kiefer, gewidmete. Es werden
Gaben und Segnungen dieses Lebens herausgestellt. In abgewogener
Diktion werden aber auch die Grenzübergänge sichtbar
, in denen Charakterstärke zu Charakterschwierigkeit werden
kann: Vgl.: „Sie war auch stark im Wollen, aber bereit für den
Willen Gottes, von raschem Entschluß, aber das Warten lernend".
In diesen Gegenüberstellungen bleibt etwas erhalten vom
Wachstum und von der Reifung eines Christenlebens in den
Zeiten, der Bewährung.

Rektor Meyer hat die Aufgabe dieser „Lebensläufe", „ihren
noch pilgernden Genossinnen zu Trost und Nacheiferung dargereicht
", so verstanden: „Diese Lebensläufe sind sehr einfacher
Art, 6ie enthalten keine großen auffälligen Dinge, aber
e6 ist doch herzbeweglich und erbaulich, zu sehen, wie schlichte,
verborgene Mägde Jesu an der Hand ihres Herrn und seines
Wortes durchs Leben gegangen sind und in ihrem Dienst und in
ihrem Leiden Frucht gewirkt haben zum ewigen Leben"5. Diese
Gedächtnistafeln sollten die „Wolke der Zeugen" darstellen,
hilfreich und anspornend für die, die in der Gegenwart wandern.

"") a. a. O., Vorwort.

ALLGEMEINES: FESTSCHRIFTEN

Lexikon für Theologie und Kirche. Begründet von Dr. Michael
Buchbcrger. 2., völlig neu bearb. Aufl. Unter dem Protektorat
v. M. Buchbcrger u. H. Schäufele hrsg. v. J.Höf er u. K. Rahner.
IV. Band: Faith and Order bis Hannibaldis. Freiburg: Herder 1960.
12* S„ 13 52 Sp. m. Bildtaf. u. Ktn. 4°. Hldr. DM 86.-.

Vor kurzem wurde in dieser Zeitschrift (ThLZ 1960,
Sp. 31 ff.) eingehend über die Neubearbeitung des Lexikons für
Theologie und Kirche berichtet. Dabei ist dem Rezensenten ein
peinliches Versehen unterlaufen, das jetzt bei der Anzeige des
IV. Bandes gleich berichtigt werden «oll: Das Protektorat über
die ersten beiden Bände hatte neben Erzbischof Dr. Buchberger
der inzwischen verstorbene Erzbischof Dr. E. Seiterich. An seine
Stelle ist von Band III an sein Nachfolger in Freiburg, Erzbischof
Dr. Hermann Schäufele, getreten, der also noch — und hoffentlich
auch noch lange — zu den Lebenden gehört. Ich bitte das peinliche
Verschen zu entschuldigen.

Der IV. Band, der im vorgesehenen zeitlichen Abstand von
«en vorhergehenden Bänden erschienen ist, bestätigt das Urteil
über Verbesserungen und Erweiterungen gegenüber der vorigen
Auflage, über theologische Position und wissenschaftlichen Wert
des Werkes. Die Fülle der kleinen und größeren Personalartikel
>st wieder erstaunlich. Z. B. findet man unter Franciscus 47 Personen
behandelt, die diesen Namen in irgendeiner Form (Francesco
, Francois, Franz o.a.) tragen. Zum Vergleich: Die RGG bietet
in der Neubearbeitung unter Franz 6 Träger dieses Namens,
von denen einer, Francois de Paris, im LThK fehlt. Unter diesen
rrancisci ist Franziskus von Assisi, bei dem sich ein erstaunlich
umfangreiches, gutes Literaturverzeichnis findet, besonders zu

erwähnen. Der Art. Galilei ist charakteristisch für das wohlabgewogene
Urteil in schwierigen Fragen, das dieses Lexikon auszeichnet
. Unter dem Stichwort Gonzaga werden 16 Träger dieses
Namens aufgeführt — beinahe eine kurzgefaßte Familiengeschichte
dieses einflußreichen Geschlechtes. 17 Spalten sind den verschiedenen
Gregorii gewidmet.

Zu den Personalartikeln treten die vielfachen kurzen und oft
auch umfangreichen lokalen und geographischen Stichwörter, auch
6ie ein besonders wichtiger Faktor des Werkes, das ja den Benutzer
unterrichten will, wenn er irgendeine erste Auskunft sucht.
Abteien, Bistümer, Länder u. a. sind vertreten: z. B. Florenz,
Frankreich (mit interessanten Karten), Georgien, Griechenland
. Die biblisch-exegetischen Artikel zeichnen sich zumeist
durch gute Sachkenntnis und abgewogenes Urteil aus, auch wenn
Rezensent an manchen Stellen anders urteilen würde. So versucht
der Artikel Formgeschichtliche Methode (Schnackenburg)
wirklich diesem Problem gerecht zu werden, erkennt die Methode
als solche an, sieht aber in ihrer kritischen Haltung „vielfach ra-
tionalist. Voraussetzungen ... religionsgeschichtl. Trugschlüsse
... überkrit. Urteile". Zur Ergänzung muß der Art. Gemeindetheologie
hinzugenommen werden, der mit dem schönen und
richtigen Satz beginnt: „Obwohl in der prot. Exegese viel von G.
die Rede ist, 6ucht man vergeblich nach einer Definition des mit
diesem Ausdruck Gemeinten" — eine Mahnung an unsere Exege-
tenl Daß bei systematischen Stichwörtern wie Gericht (dazu auch
Gerichtspredigt in der Schritt), Gesetz, Gnade u. a. jeweils
auch die Aussagen der hlg. Schrift zusammengestellt und beurteilt
werden, muß besonders hervorgehoben werden.

Sowohl historische und kirchliche Phänomene wie auch
systematisch-theologische Probleme haben den ihnen zukommen-