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Ausgabe:

1960 Nr. 10

Spalte:

766

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Smallman, Basil

Titel/Untertitel:

The background of Passion music 1960

Rezensent:

Blankenburg, Walter

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 10

766

sprengen. Immerhin zeigt dieser Hinweis, welche Fragen auftauchen
können, wenn erst einmal Literatur und Kunst des
Ostens angesprochen werden.

Diese Ausführungen des Rez. wollen, wie bereits mehrmals
betont, den Dank für die Arbeit des Verf.s (und seiner Gattin!)
in keiner Weise schmälern. Unsere Zeitschrift wird den nachfolgenden
Lieferungen seines Lexikons die größte Aufmerksamkeit
widmen.

Halle/Saale Konrad Onasch

B a m irl, Peter: Welten des Glaubens. Aus den Frühzeiten des Christentums
. München-Zürich: Knaur [1959]. 368 S. m. 365 Abb., 18 Farb-
taf. gr. 8°. Lw. DM 24.50.

Peter Bamm, der im Kösel-Verlag München das ausgezeichnete
, sehr gängige Reisebuch „Frühe Stätten der Christenheit" erscheinen
ließ, hat nunmehr einen noch umfänglicheren, ganz hervorragend
ausgestatteten „Bildband" herausgebracht mit dem
Titel „Welten des Glaubens", Au6 den Frühzeiten des Christentums
. Die Disposition des Werkes erhellt am besten, wenn wir
die Überschriften der Kapitel nennen. Nach einer Einleitung: „Da
aber die Zeit erfüllet ward" — gewissermaßen ein Präludium
literarischer Art, ähnlich dem in den „Frühen Stätten der
Christenheit": „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde" —
überschreiben sich die folgenden Kapitel: 1. Geheimnisse des Anfangs
; 2. Die schweigenden Jahrhunderte; 3. Roma Aeterna;
4. Das goldene Byzanz; 5. Am Rande der Antike; 6. Zwischen
Orient und Okzident; 7. Heilige und Eroberer; 8. Im Herzen
Europas; und als Postludium: „Gehet hin in alle Welt". Ein
Nachwort, die beiden Quellenverzeichnisse der Farbtafeln und der
Abbildungen, ein Verzeichnis der Orientierungskarten und ein
Register schließen sich an. Schon der Überblick über das Gebotene
zeigt uns eine Arbeit über ein Gebiet, das bisher in so
überschaubarem Text noch nicht dargeboten worden ist. Wenn
der Verfasser in bescheidener Weise von dem außerordentlichen
Werk sagt, „es sollte nichts weiter versucht werden, als eine
Vorstellung zu geben von der Größe eines Geschehens, das seit
2000 Jahren die Geschichte Europas bestimmt", so weiß doch
jeder Kenner, was in diesem „nichts weiter" beschlossen liegt,
nämlich eine Fülle von Stoff nicht nur zu überschauen, sondern
auch einzuordnen, ohne daß der Leser von der Masse des Mitgeteilten
erdrückt wird. Eine umfängliche Korrespondenz mit
einem Stabe sachkundiger Gelehrter und Mitarbeiter, eine Auswahl
hochinteressanter, bisher nur den Spezialforschern bekannter
Abbildungen und die Bearbeitung von subtilen gelehrten Anmerkungen
erfordert von dem Herausgeber — und er ist mehr als
das — nicht nur empfindliche Aufmerksamkeit, sondern immer
neue Stellungnahmen zu den aktuellen wissenschaftlichen Problemen
.

Ob das Resultat in jedem Einzelfall die Befriedigung der
Spezialforscher findet, mögen diese selbst beurteilen. Der für das
frühe Christentum Interessierte wird in diesem Sammelwerk soviel
Aktuelles finden, daß ihm Bamms Buch zu einer Ausgangs-
Position für neue Fragen werden kann. Der Verfasser legt es
darauf an, eine Darstellung der Welten des Glaubens zu bieten,
die in jedem Fall uns erkennen läßt, wie nahe wir Heutigen jenen
zeitlich fernen Perioden stehen. Gerade durch dieses In-Bezic-
hung-6etzen wird das Buch füT uns 6pannend und lesenswert.
Hierbei entfaltet Bamm sein bekanntes schriftstellerisches Talent.
Für den Verkünder der christlichen Botschaft, für den Unterrichtenden
finden 6ich in Bamms außerordentlich kenntnisreichem
Buch viele Materialien. Die saubere Trennung zwischen den Gebieten
, die der Vernunft zugänglich 6ind, und den Welten des
Glaubens, in die wir als Bekenner Christi hineingezogen werden,
bildet einen besonderen Vorzug der Bammschen Darstellung.
Der Verlag hat alles getan, um das Buch reich zu bebildern.
Fotos, Zeichnungen, Dokumente, Wiedergaben seltener Kunstschätze
sind uns optisch zugänglich gemacht. Die Einbandgestaltung
durch Han6-Hermann Hagedorn und die typographische Gestaltung
durch Jan Mackenzic Kerr verdienen besondere Anerkennung
. Das Druckbild ist sehr sauber.

Uelzen Ernst St rassei

Poscharsky, Peter: Kurze Entwicklungsgeschichte der Kanzel.

Kunst und Kirche 23, 1960 S. 51—64.
R o b o 1 d, Karl: Raum der Geborgenheit.

Kunst und Kirche 23, 1960 S. 84—87.

LITURGIEWISSEISSCHAFT V. KIRCHENMUSIK

S mall man, Basil: The Background of Passion Music. J. S. Bach and
his predecessors. London: SCM Press [1957]. 125 S. kl. 8°. 8 s. 6 d.

Der Verfasser gibt zunächst eine gute Übersicht über die
Entwicklung der Passionskompositionen vom Mittelalter bis zum
Zeitalter J. S. Bachs, wobei die verschiedenen Typen der Choralbzw
, dramatischen sowie der motettischen und oratorischen Passion
in ihren Besonderheiten deutlich gekennzeichnet werden.
Berücksichtigt der Verfasser vom Untertitel seiner Abhandlung
her naturgemäß in erster Linie die deutschen protestantischen
Passionskompositionen, 60 sind doch auch die nachtridentinischen
lateinischen sowie die englische von W. Byrd nicht außer acht gelassen
. Das Hauptgewicht liegt sodann in der Betrachtung der
Bach'schen Passionen, deren oratorische Formelemente (Chor,
Rezitativ, Accompagnato- Rezitativ, Arie und Choralsatz) sowohl
im geschichtlichen Zusammenhang sowie nach ihrer Bedeutung
für die Struktur der oratorischen Passion behandelt werden.
Dabei ergeben sich neben musikgeschichtlichen Aspekten auch
kirchengeschichtliche im Hinblick auf Luthertum, Calvini6mus,
Orthodoxie und Pietismus. Es gibt in Deutschland heute z. Z.
keine derartige gesonderte Darstellung dieses wichtigen kirchenmusikalischen
Gebiets, wie sie Smallmans Buch enthält; denn die
grundlegende Arbeit von Otto Kade „Die ältere Passionskomposition
bis zum Jahre 1631" (Gütersloh 1893) behandelt nicht nur
bloß ein Teilgebiet, sondern ist naturgemäß inzwischen auch in
manchen Punkten revisionsbedürftig.

In der am Ende beigefügten „List of Passions available in modern
Editicms" fehlen folgende, dem Verfasser z. T. unbekannte Werke:
Christoph Schultze „Lukas-Passion" (Leipzig 1653), herausgegeben von
P. Epstein (Berlin 1930, M. Breslauer), ferner vor allem die Wiedergaben
verschiedener Passionen im „Handbuch der deutschen evangelischen
Kirchenmusik III, 3 und 4" (Göttingen. Vandenhocck & Ruprecht,
noch nicht abgeschlossen). Von diesen liegen folgende in Separatausgaben
vor: Die Matthäus-Passion von lohann Walter (um 1 530),
desgl. in der Bearbeitung von Samuel Besler (1612), die erwähnte
Lukas-Passion von Christoph Schultze, die lohannes-Passion von
Bartholomäus Gesius (1 588) und die anonyme sog. Glashütter Passion
(um 16 50). Offenbar wurde dem Verfasser auch die wichtige, von Arnold
Schmitz besorgte Publikation „Oberitalienische Figuralpassionen des
16. Jahrhunderts" (Mainz 1955, B. Schotts Söhne) nicht bekannt. Die
Johannes-Passion von Balthasar Rcsinarius ist seit 195 5 auch noch durch
den Neudruck von Rcsinarius' 80 Responsoricnbearbeitungen, in deren
Rahmen sie 1 543 erschien, zugänglich (herausgegeben von Inge-Maria
Schröder, Bärenreiter). Nach 1957 erschien noch die bis dahin nicht
vollständig zugänglich gewesene Markus-Passion von Ambrosius Beber
(1610), herausgegeben von Simone Wallon als Heft 66 von „Das Chorwerk
" (Wolfenbüttel 1958, Möseler) sowie die Matthäus-Passion von
Johannes Herold (gest. 1604), herausgegeben von Hans Joachim Moser
(Wiesbaden, Breitkopf & Härtel). Erwähnt sei schließlich die praktische
Neuausgabe der Johannes - Passion von G. Fr. Händel von Harald Heilmann
(Berlin 1957, Merseburger).

Schlüchtern Walter Blankenburg

Reimann, Hannes: Die Einführung des Kirchengesangs in der Zürcher
Kirche nach der Reformation. Zürich: Zwingli - Verlag [1959].
127 S., 4 Taf. gr. 8°. Pp. sfr./DM 13.-.

Es ist dankenswert, daß in dieser Monographie, einer
Dissertation der Züricher Philosophischen Fakultät, dieser Frage
nachgegangen wird. Dabei bleibt es offen, ob das Thema nicht
richtiger von einer „Wiedereinführung" gesprochen hätte. Denn
- vorweggesagt - Zwingli werden die „Leisen" nicht weniger
bekannt gewesen sein als Luther. Die eingehende und uberzeugende
Untersuchung hat zum Mittelpunkt die Persönlichkeit
Raphael Eglis und zeitlich den Pfingstsonntag 1598, an dem „in
den Zürcher Gottesdiensten erstmals gesungen" wurde (S. 88).
Bei dieser Gelegenheit darf ich einen eigenen Irrtum berichtigen:
In meinem „Zwingli als Liturgiker" (S. 84) habe ich behauptet,
daß i. J. 1598 die Orgel im Züricher Großmünster wiedererrichtet
wurde. 1598 wurde wieder gesungen. Die Orgel wurde erst 1876
wiedererrichtet! —