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1960 Nr. 10

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 10

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Fremdvölkerorakeln 46—49 ist Verf. geneigt, einen jeremianisdien
Kern anzuerkennen. Bei Jer. 50. 51 verneint er es mit Recht, will aber
die Kapitel als Weissagung auf den Fall von Babel, nicht als ein vati-
cinium ex eventu verstehen. Eine Verbindungslinie zwischen dem
jeremianischen Fremdvölkerorakelkorpus und 50. 51, wie sie in deutlich
wahrnehmbaren Spuren einer einheitlichen Überarbeitung beider
Größen gegeben ist, erkennt er nicht an. Demnach bezieht er 51, 30—32
auf Babel, nicht, wie es m. E. mit Recht seinerzeit Schwenzner tat, auf
die Eroberungskämpfe bei Opis-Upi (Schwenzner, Gobryas-Gubaru,
Klio XVIII 1922, S. 232, Anm. 2). — Drei kleine Versehen seien noch
notiert. S. 14, Anm. 1 ist wohl Wisenau Druckfehler für Wiseman.
S. 96 muß es 622 für 722 heißen. S. 113 in den Anmerkungen zum
Text lahcm statt lehem.

Im Ganzen darf geurteilt werden, daß durch die hier vorgelegte
Jeremiaauslegung die Kommentarreihe des Verlages um
ein wertvolles Stück bereichert ist. Verfasser hat sich ein
eigenes Jeremiabild erarbeitet und es in einer Weise dargestellt,
die wohl geeignet ist, den Propheten sprechend und den modernen
Leser hörend zu machen.

Leipzig HansBardtke

Gottwald, NormanK., Prof.: A Light to the Nations. An Introduc-
tion to the Old Testament. New York: Harper & Brothers [1959].
XXIV. 615 S. m. 49 Abb. u. 33 Ktn.-Skizzen. gr. 8°. Lw. $ 6.50.

Der Autor kennzeichnet sein Werk im Untertitel als „intro-
duetion". Was er jedoch bietet und bieten will, ist eigentlich
nicht eine Einleitung im üblichen Sinne, auch nicht eine Geschichte
Israels, noch eine Theologie des Alten Testamentes, vielmehr
eine Synthese aus allen dreien. Seine Absicht ist es nach eigenen
Äußerungen, eine Literaturgeschichte zu schreiben. Aber auch
diese Bezeichnung faßt nicht Techt den gesamten Umfang seiner
Darstellung. Die Ausführungen stehen wohl dem am nächsten,
was — auf das Alte Testament übertragen — als Gegenstand der
Kirchengcschichte betrachtet werden kann. Es geht um den von
Gott bestimmten und geleiteten Gang Israels durch Zeit und Geschichte
, wie er in der Interpretation der alttestamentlichen Autoren
seinen Niederschlag findet. Aus diesem Grunde gibt G. auch
seinem Werk den aus Jes. 49, 6 zitierten Titel „Ein Licht für die
Völker".

Methodisch geht G. in der Regel in der Weise vor, daß er den
Sachverhalt so bietet, wie ihn die Autoren des Alten Testaments
dartun. Von hier aus versucht er dann, tiefer zu gehen und den
historischen Tatbestand aufzudecken, der hinter den im Alten
Testament erwähnten Ereignissen steht. Es versteht sich, daß
diese Methode besonders für die Frühzeit Israels erhebliche
Schwierigkeiten birgt, insofern, als man hier eben fast ausschließlich
auf die — zudem weithin sagenhaften — Darstellungen des
Alten Testamentes selbst angewiesen ist. Außerisraelitische Korrektive
stehen nur in äußerst geringem Maße zur Verfügung. Dies
gilt vornehmlich für die Zeit und Gestalt Moses, die Anfänge
des Jahwismus wie auch für die Patriarchenzeit. G. beantwortet
die hier entstehenden Fragen mit zurückhaltender Umsicht und
Sachkenntnis. Aufschlußreich ist bei der oben charakterisierten
Arbeitsmethode der frappierende Unterschied zwischen der Tradition
über Said und Salomo und der historischen Gestalt und
Bedeutung dieser Könige.

G. setzt bei seiner Darstellung mit den Ausdrucksformen
des Alten Testamentes ein, den Liedern, Sprüchen und der Prosa.
Er bespricht die Kanonisierung des Textes, die Versionen und
Ubersetzungen. Zum Verständnis des Alten Testamentes muß
auch die geographische Lage Palästinas und seiner Nachbarländer
erörtert werden. G. dehnt seinen Aufriß auf die Länder des gesamten
Fruchtbaren Halbmonds aus.

Nach diesen Vorfragen durchläuft G. die gesamte Geschichte
Israels unter folgenden Themen: Die Väter Israels und deren
Uberlieferung, das Volk des Bundes und die damit verknüpfte
Mosetradition und endlich die Landnahme (sertlement of the
an ). Dabei unterscheidet der Autor einzelne Einwanderungs-
lichPPe AUn<^ vcrscnie^enc Formen der Landnahme, von der fried-
en Ansiedlung bis zur gewaltsamen Aneignung des Landes.
T luteron°niist hingegen läßt diesen gesamten VoTgang der
Landnahme auf dem Hintergrund des religiösen Konflikts mit
lsraelrremden Religionen erscheinen. Unter diesem Gesichtswinkel
ist auch die Überlieferung der Richterzeit zu verstehen
. Weiterhin betrachtet G. das israelitische Großkönigtum
und seine literarischen Auswirkungen, insbesondere den
Jahwisten, sodann das getrennte Königtum und den aus dieser
Zeit heraus zu verstehenden Elohisten sowie die Anfänge des
Prophetentums. Daran schließt sich die Erörterung über den
Verfall Israels mit der Reifezeit des Prophetentums und der
Niedergang Judas mit seinem literarischen Ertrag, den prophetischen
Stimmen und dem Deuteronomium. Danach wendet sich
G. dem Volk im Exil und den geistes- und religionsgeschichtlichen
Folgerungen, der exilischen Prophetie, zu. Und schließlich
behandelt G. die Wiederherstellung Judas in der persischen Zeit
mitsamt der nachexilischen Prophetie, dem Priesterkodex und
der Weisheitsliteratur. Das Tritojesaia-Buch bezeichnet G. als
..Miscellany", in dem Worte Deuterojesaias Aufnahme gefunden
haben. Der Psalter findet seine Erwähnung erst in der Zeit des
Hellenismus. Nach G. sind die Psalmen, ganz abgesehen von ihrer
Entstehung, zur eigentlichen Blüte erst im nachexilischen Kult
gekommen. Das Ziel der Darstellung ist dann das Judentum
zwischen den Testamenten. Bei allem beschränkt sich der Verfasser
auf die kanonische Literatur des hebräischen Alten Testaments
. Die apokryphen Schriften werden recht kurz abgetan.

Das gesamte Werk ist ausgestattet mit einer beachtlichen
Menge von guten und sehr einprägsamen Kartenskizzen, die dem
Verständnis der berechtigterweise gerafften Darstellungen der
politischen Geographie des Alten Orients zugute kommen. Weiter
wird geschichtliches und literarisches Material in Tabellenform
dargeboten, die einen leichten Überblick gewährt. Ferner enthält
das Buch eine stattliche Anzahl von Illustrationen, auf den Text
verstreut. Häufig stehen diese jedoch nur in verhältnismäßig
losem Zusammenhang zum Kontext.

Die gesamte Anlage des Buches läßt deutlich erkennen, daß
es als Lehrbuch für Theologiebeflissene gedacht ist. G. strebt hier
nicht eine Darstellung in neuer Sicht an, sondern er bemüht sich,
das gesamte von der alttestamentlichen Wissenschaft bisher erarbeitete
Material zusammenzufassen und in gefälliger und eingängiger
Form darzubieten. In dieser Hinsicht ist das Werk eine
durchaus beachtliche Leistung. Bei dem Umfang der gestellten
Aufgabe kann und will der Autor nicht auf Einzelprobleme genauer
eingehen. Um zu einem tieferen Eindringen in den Stoff
anzuleiten, empfiehlt er abschließend die einschlägige Spezial-
literatur. Hinzu kommt in einem Anhang eine Auswahl von
außerisraelitischen Texten, die zum Verständnis des Alten Testamentes
unentbehrlich sind. Schließlich sind noch die Indizes der
Sachgebiete, Autoren und Bibelzitate zu erwähnen, die eine
schnelle Orientierung über bestimmte Themen ermöglichen.

Alles in allem, ein durchaus beachtenswertes Lehrbuch über
die Geschichte des Alten Testamentes. Allerdings ist dieses Lehrbuch
von einem Englisch-sprechenden — einem Professor für Altes
Testament an der Andover Newton Theological School — offenbar
auch nur für englisch-sprachige Leser gedacht. Es wird fast nur
englische oder ins Englische übersetzte Literatur empfohlen.
Anderssprachige Literatur wird nur in den auf ein Mindestmaß
beschränkten Fußnoten zitiert. Dennoch ist das gesamte Werk als
ein trefflicher Überblick über den gegenwärtigen Stand der alttestamentlichen
Forschungen anzusehen. Da es in geläufigem und
gut verständlichem Englisch abgefaßt ist, mag es weit über den
Kreis der englisch-sprachigen Leser hinaus Beachtung finden.

Halle/Saale Gerhard Wallis

Du 8, Jan: Die Analyse zweier Ladeerzählungen des Josuabuches
(Jos 3—4 und 6).

Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissenschaft 72, 1960 S. 107—134.
Eißfeldt, Otto: Daniels und seiner drei Gefährten Laufbahn im

babylonischen, medischen und persischen Dienst.

Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissenschaft 72, 1960 S. 134-148.
Free dma n, David N.: Ardiaic Forms in Early Hebrew Poetry.

Zeitschrift f. d. alttestamentliche Wissenschaft 72, 1960 S. 101-107.
Gunneweg, Antonius: Erwägungen zu Arnos 7,14.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 57, 1960 S. 1—16.
Hesse, Franz: Kerygma oder geschichtliche Wirklichkeit? — Kritische

Fragen zu Gerhard von Rads „Theologie des Alten Testaments,

I. Teil".

Zeitschrift für Theologie und Kirche 57, 1960 S. 17—26.