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1960 Nr. 9

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 9

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Werk eines grundgütigen Mannes erweist, der nicht nur mit angelsächsischem
„Understatement" und Humor argumentiert, sondern
sich mit Liebe in den anderen hineindenkt. Und dann, daß da6
Buch von der Leidenschaft bestimmt ist, seinen Gegenstand nicht
nur denkerisch fest zu fassen, sondern meditativ in ihn einzudringen
. Es mag mancher gewisse Partien des Buches „erbaulich"
finden; aber man kann immerhin lernen, daß in dieser Sache außer
dem klaren Kopf auch ein frommes Herz vonnöten ist.

Druckfehler: S. 53, Z. 11 v.u.: „Glaubens". — S. 79, Z. 13 v.o.:
„apollinarisdie". — S. 159, Z. 19 v.o.: „Inkarnation".

Dölzig/Leipzig Gottfried Voigt

Alt haus, Paul: Die Illustration der Bibel als theologisches Problem.

Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 1, 1959 S. 314—326.
Andersen, Francis L: We speak . .. in the Words ... which the

Holy Ghost teacheth.

The Westminster Theological Journal 22, 1960 S. 113—132.

A n z, Wilhelm: Fragen der Kierkegaardinterpretation II.
Theologische Rundschau 26, 1960 S. 44—79, 168—205.

B u r i, Fritz: Die anthropologische Bedeutung der Lehre von der Person
Christi.

Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 1, 1959 S. 139—164.

Chiles, Robert E.: A Glossary of Tillich Terms.
Theology Today 17, 1960 S. 77—89.

F u e s, Erwin: Glaube und Wissen.

Kirche in der Zeit 15, 1960 S. 147—152.

Geoghegan, William D.: Should the Bible Be De-Platonized?
Theology Today 17, 1960 S. 39—52.

Graß, Hans: Die Arnoldshainer Thesen und die lutherische Abendmahlslehre
.

Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 2, 1960 S. 64—89.
Hesse, Franz: Das Alte Testament in der gegenwärtigen Dogmatik.

Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 2, 1960 S. 1—44.
Rochrs, Walter R.: The Unity of Scripture.

Concordia Theological Monthly XXXI, 1960 S. 277—302.
Schnackenburg, Rudolf: Eine Theologie der Auferstehung.

Theologische Revue 56, 1960 Sp. 49—58.
Seifert, Paul: Zur Theologie deß jungen Schleiermacher.

Neue Zeitschrift für Systematische Theologie 1, 1959 S. 184—289.
Til, Cornelius van: Karl Barth on Chalcedon.

The Westminster Theological Journal 22, 1960 S. 147—166.
Wassmer, Thomas A.: Love and Faith.

Anglican Theological Review 42, 1960 S. 125—135.

ETHIK

de Quervain, Alfred: Ruhe und Arbeit, Lohn und Eigentum.
Ethik II. 3. Band. Zollikon-Zürich: Evangelischer Verlag 1956. XI,
196 S. 8°. Lw. DM 16.80.

Mit dem vorliegenden Buch hat de Qu. sein umfangreiches
ethisches Werk zum Abschluß gebracht. Man könnte es den wirtschaftsethischen
Teil der Sozialcthik nennen, doch lehnt der Verf.
die Unterscheidung von Individualethik und Sozialethik als mißverständlich
ab; auch steht die Wirtschaft nicht eigentlich im
Mittelpunkt des Buches. Es geht in erster Linie um den Menschen
in seiner Arbeits- und Güterwelt, die immer ein Verhältnis zum
Mitmenschen einschließt. Im Blick auf den Menschen und in der
Verantwortung für den Menschen werden die Probleme durchdacht
, nicht von den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen,
Theorien und Programmen aus. Das heißt nicht, daß auf diese
Verhältnisse und Theorien nicht immer wieder Bezug genommen
wird. Das Buch zeugt von gründlicher Kenntnis der sozialen
Situation und der einschlägigen Literatur. Der Verf. warnt vor
dem Hochmut gewisser Christen und Theologen, welche meinen,
der sachlichen Erkenntnisse der Soziologen, Psychologen, Philosophen
, Sozialpolitiker und Praktiker nicht zu bedürfen und einfach
aus ihrem Christ6ein urteilen zu können (S. 11—16). Aber
er lehnt es ab, die christliche Ethik in die Botmäßigkeit dieser
Disziplinen zu geben, aus dem Bewußtsein heraus, daß der Theologe
anderes und wichtigeres zu klären habe, nämlich welches
die letzten Voraussetzungen aller Hilfe in den sozialen Fragen
sind. Er findet diese nicht in der christlichen Verantwortung — sie
kommt erst in zweiter Linie —, sondern in der Liebe und Güte
Gottes. Sie groß zu machen und anzuwenden auf den Menschen

in seinen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, ist sein
oberstes Anliegen. Das Buch „möchte dazu helfen, daß der
Mensch in der Freiheit des Kindes Gottes lebe, die guten Gaben
Gottes erkenne, die Lasten seines Bruders und seines Nächsten
trage. Es möchte dazu helfen, daß der Mensch heute der Güte
Gottes froh werde und die Versuchung, diese Güte Gottes zu
übersehen, erkenne" (S. VII). Gottes gute Gaben werden nicht
in irgendwelchen Ordnungen gefunden. Ebenso wird zwischen
Gottes Gebot und den Ordnungen streng unterschieden. Gottes
Güte und Liebe offenbart sich in Christus; sie wird jedoch auch
an manchen Gaben und Gütern dieser Welt sichtbar gemacht.
Gottes Gebot aber ruft zu immer neuer Entscheidung gegenüber
bestehenden Ordnungen auf und läßt nicht zu, daß der christliche
Glaube sich mit einem bestimmten Ordnungsentwurf oder Programm
identifiziert, weder mit einem Ideal des christlichen Lebens
, auch wenn es vorgibt, aus dem AT oder NT entnommen
zu sein, noch mit einer bestimmten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung
. Auch von keiner bestimmten Ordnung der Arbeitsverhältnisse
oder des Lohnes und des Eigentums kann gesagt
werden, daß sie die schlechthin gerechte, gottwohlgefällige
Ordnung sei. Damit wird die Notwendigkeit von
Ordnungen nicht etwa verneint. Es wird zur ständigen Arbeit
und Mitarbeit an der Verbesserung der bestehenden
Ordnungen, zur Kritik und Beseitigung ihrer Schäden aufgerufen
. Es wird auch zugestanden, daß es Situationen geben
kann, in denen die christliche Gemeinde mit allem Nachdruck
vor einer Ordnung warnen und für eine andere einstehen muß
(S. 7. 173 ff.). Aber eine vorbehaltlose Bejahung dieser Ordnung
wird damit nicht vollzogen, sie kann nicht vollzogen werden,
weil keine Ordnung als solche mit dem Gebot Gottes identisch
ist. Mit einer Theologie der Ordnungen wird auch das Natur-
recht in jeder Form abgelehnt, nicht nur, weil keine Einigkeit
über die Wurzeln und den Inhalt seiner Forderungen zu erreichen
ist, sondern weil es die Freiheit des gebietenden Gottes und die
Verantwortung des geforderten Menschen beeinträchtigt (S. 8.
177. 179).

Mit Barth betont de Qu. den Vorrang der Ruhe vor der
Arbeit. Die eigentliche Ruhe findet er im Lobpreis Gottes in der
feiernden Gemeinde. Auch die eigentliche Arbeit ist der brüderliche
Dienst an den Gliedern der Gemeinde und an denen, die
nicht, noch nicht zu ihr gehören, ist der Dienst am Evangelium
(S .23 f.). Hier dient die Arbeit unmittelbar dem Menschen. Die
im Protestantismus weit verbreitete Verherrlichung der Berufsarbeit
wird abgelehnt (S. 53 f.), vollends die innerweltliche Askese
, die in fleißiger und erfolgreicher Arbeit ein Zeichen des besonderen
Wohlgefallens Gottes sehen will. Auch der Dienst am
Nächsten kann zur Werkgerechtigkeit werden (S. 55 ff.). — Von
der Arbeit, die unmittelbar dem Nächsten dient, wird die versachlichte
Arbeit unterschieden, durch die eine bestimmte Arbeitsfunktion
in Wirtschaft und Gesellschaft wahrgenommen wird
und die gegen Lohn geschieht. Dabei wird m. E. der Dienstcharakter
dieser versachlichten Arbeit zu wenig hervorgehoben.
Daß sie mit anderen Menschen zusammenführt, die einander fremd
bleiben würden, und die Möglichkeit auch zum unmittelbaren
Dienst gibt (S. 29), ist hier nicht entscheidend, zumal gegenseitige
Hilfe und gegenseitiges Sichverdrängen dicht beieinander liegen.
Der Dienst der versachlichten Arbeit besteht vielmehr darin, daß
sie — nicht immer, aber doch meistens — der Allgemeinheit
dient. Der Lohn dient nicht nur den eigenen Bedürfnissen, sondern
auch dem Unterhalt einer Familie, er entlastet die Gesellschaft
von Fürsorgepflichten und gibt die Möglichkeit, anderen zu
helfen. Daß in der versachlichten Arbeit heute, in der hochindustrialisierten
Gesellschaft, für den Arbeitenden besondere
Schwierigkeiten liegen, wird in den Abschnitten „Der Mensch und
die Technik" (S. 61 ff.) und „Der Fabrikarbeiter heute" (S. 68 ff )
kräftig hervorgehoben. Zu fragen wäre allerdings, ob nicht doch
eine positivere Wertung der Technik, die nun einmal unser
Schicksal ist, möglich ist, ohne sie zu verherrlichen. Eine romantische
Verklärung des Bauerntums scheint mir nicht immer vermieden
zu 6ein. Besonders gut ist dem Verfasser die Definition
der Freizeit gelungen. „Freizeit bedeutet ein Freiwerden von der
Notwendigkeit, eine bestimmte Arbeit zu tun" (S. 81). Freizeit
umfaßt selbstgewählte Beschäftigung und Sichausruhen, sie ist
ein Sichöffnen der Fülle des Lebens. „Nicht-ausruhen-könn«*