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Ausgabe:

1960 Nr. 9

Spalte:

667-669

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Kragerud, Alv

Titel/Untertitel:

Der Lieblingsjünger im Johannesevangelium 1960

Rezensent:

Michaelis, Wilhelm

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667

Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 9

668

K 1 i n e, Meredith G.: The Two Tables of the Covenant.

The Westminster Theological Journal 22, 1960 S. 133—146.
Kraus, Hans-Joachim: Archäologische und topographische Probleme

Jerusalems im Lichte der Psalmenexegese.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 75, 1959 S. 125—140.
Lacocque, Andre: La Tradition dans le Bas-Judai'sme.

Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 40, 1960 S. 2—19.
Lifshitz, Baruch: Fonctions et titres honorifiques dans les com-

munautes juives. Notes d'epigraphie palestinienne.

Revue Biblique 67, 1960 S. 58—64.
Macdonald, J.: Samaritan Doctrine of Moses.

Scottish Journal of Theology 13, 1960 S. 149—162.
M a r s h a 11, Robert J.: Sounding in the Grounds of the School in

Jerusalem: December, 1958 — April, 1959.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research Nr. 156, 1959
S. 9—15.

North, R.: Ap(h)eq(a) and 'Azeqa.

Biblica 41, 1960 S. 41—63.
Noth, Martin: Dura-Europos und seine Synagoge.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 75, 1959 S. 164—181.
Rabinowitz, Jacob J.: More on Grecisms in Aramaic Documents.

Biblica 41, 1960 S. 72—74.
Reicke, Bo: Official and Pietistic Elements of Jewish Apocalypti-

cism.

Journal of Biblical Literature LXXIX, 1960 S. 137—150.
Sarna, Nahum M.: The Interchange of the Prepositions Beth and
Min in Biblical Hebrew.

Journal of Biblical Literature 78, 1959 S. 310-316.
Sick, Hansjörg: Kirche und Staat im Alten Testament.

Pastoralblätter 100, 1960 S. 337—340.
Speiser, E. A.: „People" and „Nation" of Israel.

Journal of Biblical Literature LXXIX, 1960 S. 157—163.
Sutclif f e, Edmund F.: A Note on Milhamah 9 : 1 and 16 : 8.

•trbbrQ V^DTlb dt -btr

Biblica 41, 1960 S. 66—69.
— Sacred Meals at Qumran?

The Heythrop Journal 1, 1960 S. 48—65.
T o u r n a y, R.: Le Psaume CX.

Revue Biblique 67, 1960 S. 5—41.
Vogt, E.: Der Aufbau von Ps 29.

Biblica 41, 1960 S. 17—24.
Zimmerli, Walter: Die landwirtschaftliche Bearbeitung des Negeb

im Altertum.

Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 75, 1959 S. 141—154.

NEUES TESTAMENT

Kragerud, Alv: Der Lieblingsjünger im Johannesevangelium. Ein

exegetischer Versuch. Oslo: Universitätsverlag u. Hamburg: Grosso-
haus Wegner 1959. 150 S. 8°. DM 9.50.

Es ist nicht zu ersehen, ob es sich, bei dieser Monographie
etwa um die Buchausgabe einer Dissertation handelt; auch habe
ich nicht in Erfahrung bringen können, um wen es sich bei dem
Verf. handelt. Der Eindruck, den die Arbeit hinterläßt, ist zwiespältig
.

Um beim Äußerlichen anzufangen, so muß man sich bereits über
zahlreiche Druckfehler ärgern. Da die Schrift in einer Hamburger
Druckerei gedruckt ist, weiß man nicht recht, ob man es dieser oder dem
Autor zur Last legen soll, wenn Schreibungen wie Pathmos, strickte,
rethorisch, ekzeptionell, Fixion, Resonnement usw. begegnen. Auch in
den Graeca sind Versehen verhältnismäßig zahlreich. Daß Deutsch nicht
die Muttersprache des Verfs. ist, erklärt Seltsamkeiten wie „des Epi-
stels", „das Kolleg" statt „das Kollegium", Ausdrücke wie „der Busenjünger
", „das Weidenmotiv" (mit Bezug auf Joh. 21, 15 ff.) und die
Verwendung von ungewöhnlichen Fremdwörtern wie „inhabil". Doch
hat der Verf. überhaupt eine fatale Vorliebe für Fremdwörter. Als Beispiel
sei der Satz genannt: „daß die qualitative Dominanz der Tendenz
in Kap. 21 der beste Indikator für die Vitalität des Problems hinter der
Auffassung und Herausgabe des Joh.-Ev. ist". Schon ins Sachliche gleitet
es hinüber, wenn dieser bombastische Stil auch die Auseinandersetzung
mit anderen Meinungen beherrscht, etwa in dem Satz: „So lange
dieses fundamentale Problem so leichtfertig behandelt wird, daß man
immer wieder nackten Postulaten statt Verifikation begegnet, müssen
alle Theorien über L. (= den Lieblingsjünger) von dieser Seite völlig
in der Luft schweben." Ärgerlich ist auch, daß kein Literaturverzeichnis
geboten wird. Fast habe ich den Eindruck, ein solches sei vorgesehen
gewesen, aber dann aus irgendeinem Grunde ausgefallen. Denn man
kann es doch wohl dem Leser nicht überlassen, zu raten und zu suchen,
welche Werke mit den bloßen Autorennamen Spitta, Zahn, Macgregor,

Barrett, Loisy (diese Beispiele allein auf S. 11—13) gemeint sein
möchten.

Man muß also, wenn man diese Schrift liest, allerlei Ungewohntes
und Auffälliges in Kauf nehmen. Andererseits merkt
man bald, daß es sich hier um eine sehr eindringende und scharfsinnige
Arbeit eines gut unterrichteten, mit der Literatur erstaunlich
vertrauten Autors handelt, die genau zu studieren sich
durchaus lohnt. Mit einer kurzen Übersicht über den Gang der
Arbeit seien im Folgenden als Beispiel gedachte Hinweise auf
Methode und Art der Einzeluntersuchung verbunden.

Kap. I (S. 11—41) behandelt „Grundlegende Vorfragen". Es wird
zunächst der Umkreis der L.-Stellen festgelegt: außer 13, 23—26;
19,25—27; 20,2—10 werden auch 18, 15f. und 1,3 5—40 sowie 21,
1—14 und 21, 15—23 dazu gezählt. Zu 18, 15 sei erwähnt, daß Verf.
sich hierbei auf die Lesart mit dem determinierenden Artikel „der
andere Jünger" stützt. Er hält sie — „gegen alle Kommentare", wie er
S. 12, Anm. 2 strahlend verkündigt — für ursprünglich. Jedoch: weder
seine Begründung hierfür (diese Lesart sei gut bezeugt und lectio
difficilior) noch seine Begründung für die Beziehung auf L. (kein anderer
Jünger werde bei Joh. sonst anonym eingeführt; die Bezeichnung als
„der andere Jünger" auch in 20, 2 sei besonders beweiskräftig; der Anonymus
trete zusammen mit Petrus auf, was auch für die anderen L.-
stellen charakteristisch sei — „Ausnahme freilich 19, 25—27") sind
wirklich durchschlagend. Verf. allerdings urteilt: „Wer diesen Tatsachen
gegenüber gleichwohl die Identität des Anonymen mit L. bestreitet,
macht sich sofort verdächtig, unter dem Einfluß von unsachlichen Motiven
zu stehen, nämlich um dadurch irgendeine bestimmte Konzeption
aufrechterhalten zu können" (S. 12). — Anschließend werden auf S. 19 ff.
die genannten 7 Stellen der Reihe nach „einer kleinen traditions-
geschiditlichen Betrachtung" unterzogen. Deren Ergebnisse werden
S. 41 f. zusammengestellt. Erwähnt sei, daß S. 29 zu 20, 2—10 die Meinung
vertreten wird, der Vers Lk. 24, 12 setze, ob ursprünglich oder
nicht, auf keinen Fall das Joh.-Ev. voraus, sondern müsse auf alter Tradition
beruhen: „Die Genesis der joh. Erzählung ist kaum anders zu
begreifen als eine Weiterentwicklung aus diesem Kern."

In Kap. II (S. 42—52) werden „Bisherige Lösungsversuche" untersucht
und mehr oder weniger ausführlich sämtlich abgelehnt. L. könne
weder der Zebedaide Joh. sein noch Joh. Markus, weder Lazarus noch
Paulus, weder der reiche Jüngling noch Matthias noch auch ein sonst
nicht bekannter jerusalemischer Jünger. Ferner könne mit ihm auch nicht
der „Traditionsgewährsmann" des 4. Evangeliums oder der „Schutzpatron
der joh. Theologie" gemeint sein noch auch der Repräsentant der
ephesinischen Kirchenprovinz oder des Heidenchristentums, aber auch
nicht ein Vertreter der idealen Kirche oder der Typus des vollkommenen
Christen. Diese Übersicht ist sehr lehrreich, und der Kritik, die der
Verf. übt, wird man zumeist zustimmen müssen. Daß er Joh. 21,2 dahin
versteht, L. könne höchstens mit einem der beiden am Schluß ohne
Name genannten Jünger identisch sein, sei angemerkt. Aus dem negativen
Ergebnis dieses Kapitels entwickelt der Verf. S. 51 f. „Gesichtspunkte
" für „neue oder nicht hinreichend geprüfte Wege", die der weiteren
Untersuchung sodann zugrundegelegt werden.

Zunächst wird in Kap. III (S. 53—66) „Der Sinn der Petrusgestalt"
entfaltet: Petrus repräsentiere bei Joh. „ganz einfach das Gemeindeamt"
(S. 59). Damit ist die Bahn frei für Kap. IV (S. 67—83): „Der allgemeine
Sinn der L.-Gestalt". Die offensichtlidie Konkurrenz zwischen
Petrus und L. führe notwendig auf das Verhältnis zwischen Amt und
Geist. Die Beziehung, in der einerseits Petrus, andererseits L. zum Geist
bzw. zum Parakleten stünden, bildet für den Verf. eine weitere Stütze
der These, auf die er nun immer deutlicher zusteuert. Die „drei para-
kletischen Grundmotive", nämlich das „Successor-Motiv", das „Hirtenmotiv
" und das „Parallelitätsmotiv" (S. 71), lägen den ersten drei ausführlichen
L.-Texten in Kap. 13. 18. 19 zugrunde. Wie der Verf. dies
im folgenden im einzelnen nachzuweisen versucht, das ist sehr interessant
und führt auf zahlreiche Beobachtungen, die freilich sehr unterschiedlichen
Wertes sind.

Was soll man zum Beispiel dazu sagen, daß für die Charakterisierung
des L. in 13,23 die Stelle 1,18 als maßgeblich hingestellt wird?
An beiden Stellen werde „das Liebesverhältnis durch ein anschauliches
Bild unterstrichen", nämlich durch die Wendung vom Sichbefinden im
Schoß. Das bedeute: „Der, der (muß wohl heißen: den) Christus liebt,
befindet sich in derselben Beziehung zu ihm, wie seinerseits Christus,
der geliebte Sohn, zum Vater." Außerdem habe L. in Kap. 1 3 die gleiche
Funktion, wie sie in 1, 18 bei Christus hervortrete: er sei „Exeget ,
der das authentische Verständnis vermittle (S. 73). Verf. gibt zwar zu,
„daß die Analogie zwischen den beiden Szenen natürlich nicht vollständig
ist". Aber: läßt sich das „Parallelitätsmotiv" mit Bezug auf L. auf
diese Weise überhaupt beweisen? Verf. freilich meint: „L. 6teht p"r
excellence in demselben Verhältnis zu Christus wie Christus zu Gott
(S. 74). Beim „Hirtenmotiv", das 18, 15 f. beherrschen soll, macht Verf.
auf die Gleichheit des Vokabulars mit Joh. 10 aufmerksam: „nicht we-