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Ausgabe:

1960 Nr. 8

Spalte:

627-628

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Inman, Denis

Titel/Untertitel:

Die Erqählungslehre in der gegenwärtigen Theologie. Eine kritische Darstellung 1960

Rezensent:

Inman, Denis

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 8

628

und Möglichkeiten selbständigen, bildnerischen Gestaltens des
Kindes. Hierbei werden wesentliche Erkenntnisse der Kunstpädagogik
(Britsch) leichtverständlich vermittelt. Praktische Hinweise
über das Anlegen des Schulheftes, zur Werkarbeit und
zur Bildbetrachtung im kirchlichen Unterricht runden das Werkbuch
ab. Die Fülle der beigefügten Abbildungen, besonders die
vorzüglichen Farbbilder, machen das Buch ebenso wie die lehrreichen
Hinweise zu einer unentbehrlichen Anleitung für jeden
Pfarrer, Religionslehrer und Katecheten. Auf die Bedeutung und
den Einfluß illustrierter Glaubensfibeln wird leider überhaupt
nicht eingegangen, obwohl doch in den meisten Landeskirchen

mit Bildern ausgestattete Christenlehrebücher auch für die Anfangsstufe
eingeführt 6ind und kaum anzunehmen ist, daß die
Kinder bei der Selb6tgestaltung ganz unberührt davon bleiben.
Es ist vorauszusehen, daß dieses Buch noch weitere Auflagen
erleben und an ihm weiter gearbeitet wird.

Radebeul Christian R i e t s c h e 1

Hoffmann, Erika: Gruppenpädagogik.

Die Sammlung 15, 1960 S. 51—53.
Möller, Hugo: Das Praktikum als Studienelement der Pädagogik.

Die Sammlung 15, 1960 S. 24—33.

Referate über theologische Dis

In man, Denis: Die Erwählungslehre in der gegenwärtigen Theologie.
Eine kritische Darstellung. Diss. Mainz 1957. 208 S.

Nach einleitender Erörterung der Inhalts- und Methodenfragen
gliedert sidi diese Studie in 2 Hauptteile. Mit Ausnahme des Abschnitts
über die Auflösung der Erwählungslehre seit der Orthodoxie beschränkt
sich die Ausführung im 1. historisch-kritischen Teil
streng auf einen Bericht über die neuere protestantische Erwählungslehre
auf deutschem Sprachgebiet. Die Haupttheologen der Neuzeit
(Barth, Brunner, Eiert, Vogel, Bultmann etc.) werden in ihren jeweiligen
Grundanliegen und ihrer inneren Problematik, in ihrer Übereinstimmung
und Verschiedenheit behandelt. Insbesondere wird Barths
Neuverständnis dieses Locus historisch-theologisch aufgezeigt und von
seiner immer konsequenter christologischen Entwicklung — den Veränderungen
wie den Verklammerungen — eine Übersicht gegeben. —
Auf den historischen Erkenntnisgang folgt der 2. systematische
, das sachliche Schwergewicht tragende Teil. Von der Grundthese
dieser Dissertation her (echte Erwählungslehre nur mittels der
evangelisch formulierten Paradoxie möglich) werden prüfend und weiterführend
8 Hauptprobleme besprochen und die falschen Aporien der
überlieferten Theorien herausgeschält. Dieser Teil setzt ein mit einem
Kapitel über des Verfs. eigene Position. Vom Ansatz her, dem Evangelium
als dem in der Schrift bezeugten Erwählungswort Gottes und der
mich heute anredenden Christusbotschaft wird die 3 fache Partikularität
der Gnadenwahl Gottes bezeugt, die als christologisch (extra Christum
nulla electio), personal (persevereantia im Christus pro me) und ekkle-
siologisch (extra corpus Christi nulla salus) bestimmt wurde. Anschließend
wird nach der echten Begründung der Erwählungslehre gefragt. Die
philosophischen Ansätze von Althaus (Idealismus) und Bultmann
(Existentialismus), sowie Barths Begründung in der Christologie und
der arminianische Ansatz von Brunner und Eiert wurden schriftgemäß
geprüft und vom Evangelium her dogmatisch abgelehnt. Das 3. Kapitel
widmet der Verf. der Gotteslehre: Erwählung und Trinität. Mit Barth
wird betont, daß der Deus eligens der dreieinige Gott ist, dessen opera
ad extra, 6amt seiner Erwählung, indivisa sind. Zugleich grenzt sich
der Verf. von Barth ab, indem er dessen Christomonismus ablehnt. Es
folgt ein das Grundproblem von Universalismus und Partikularismus
im Evangelium erläuterndes Kapitel. Hier wird gezeigt, wie die moderne
Theologie das alte Dilemma, bedingte Erwählung im lutherischen
Sinn (Brunner und Eiert) oder unbedingte Prädestination (Barth
und Althaus), nicht überwunden hat, sondern es mutatis mutandis
bestehen läßt. Positiv wird die logische Unvereinbarkeit von universalem
Angebot und partikularer Zueignung bezeugt mit sachlicher
Einheit in Christus, dem Heil der Welt, in dem ich erwählt bin. Das
5. Kapitel behandelt die Frage von Zeit und Ewigkeit im Erwählungs-
geschehen. Echt heilsökonomische Theologie schließt für den Verf.
zweierlei ein: Negativ, daß der christologische Supralapsarismus Barths,
der statische Idealismus Althaus', die existentiale „Eschatologie" Bultmanns
, bedenklich sind; positiv, daß Erwählungsgeschehen Geschehen
sui generis ist und man beim Glaubensparadox — Gottes ewiger Er-
wählungsratschluß als jetzt erlassenes Dekret — haltmachen muß. Die
kontrovers-theologische Auseinandersetzung mit dem „Freiheitsproblem
" (Kapitel 6) zeigt zunächst das Gefälle zur Allbeseligung bei
Barth und Althaus, bezeugt dann positiv die hier vorliegende Paradoxie
, daß meine Entscheidung für Christus Gottes Entscheidung
über mich ist. Daran knüpft sich eine kritische Besprechung von Barths
„Erklärung" des mysterium iniquitatis, sowie des Juda6problems:
Nicht-Christen ontologisch ,,in Christus" erwählt, nur funktionell
(als „Zeugen" göttlichen Gerichts) verworfen. — Das 7. Kapitel gilt
der eschatologischen Frage: electio und reprobatio. Alles Theoreti-
«ieren über praedestinatio gemina wird abgewiesen und das „solo
Christo" der Erwählungsbotschaft als res agenda bezeugt: In Christus,
dem einen Heiland, entscheidet Gott ewig gültig über Heil und Unheil.
Das 8. Kapitel behandelt Ekloge und Ekklesiologie: Communio elec-
torum als ecclesia apostolica. Insbesondere wird Barths Nivellierung

ertationen in Maschinenschrift

von Kirche und Welt (Christus Haupt aller Menschen; Kirche Repräsentantin
aller Erwählten), 60wie seine Preisgabe des Kerygmas
(nur Erkenntnismitteilung) kritisiert. Im Zusammenhang mit der vernachlässigten
Frage der personalen Partikularität der Erwählung (Kapitel
9) wird mit Althaus, aber ohne dessen lutherische Angst vor Werken
, zwischen certitudo und 6ecuritas streng unterschieden und die den
Determinismus ausschließende Paradoxie der Verantwortung des von
Gott Erwählten vor seinem ihn erlösenden Herrn betont. Das Schlußkapitel
faßt die Hauptthesen dieser Studie nochmals zusammen.

Konrath, Friedrich: Exegese und Inspiration bei J. Ch. K. v. Hofmann
. Diss. Leipzig 1959. 330 S.

Ausgehend vom fragwürdigen Fortschritt in der pneumatischen
Schriftauslegung der letzten Jahrzehnte, wird im Interesse der Pflege
und Vertiefung dieser für die Kirche lebenswichtigen Auslegungsart die
Nützlichkeit und Notwendigkeit, auf frühere Bemühungen der Erlanger
Schule, namentlich auf die Fragestellungen und Lösungen ihres Oberhauptes
Hofmann, der zweifelsohne um den Schlüssel dieser Auslegungsart
wußte, zurückzugreifen, dargetan. — „Hofmann als Schriftausleger"
(Titel des I. Hauptteiles) weiß von zwei Wegen zur Schrift. Der erste,
der subjektive Weg geht von der persönlichen Heilserfahrung aus,
welche den Christen zum Christen macht und ihn auf die Voraussetzungen
dieses „Tatbestand"-es zurückweist. Diese für Hofmann»
ganze Theologie vielleicht am meisten charakteristische, sehr umstrittene
Position wird von manchen Kritikern durch Hinweis auf Schleicrmachers
subjektivistischen Ausgangspunkt ebenso wenig zureichend erklärt wie
durch deren Bezugnahme auf die geschichtsphilosophische Interpretation
des Christentums bei Schelling. Zutreffender ist u. E., daß hier die Erfahrung
von der Selbstgewißheit und Selbständigkeit des religiösen
Lebens, das irgendwelcher Stützen seitens der Philosophie nicht bedarf,
um einen entsprechenden Ausdruck ringt, wenn auch ohne befriedigenden
Erfolg. — Der zweite, der objektive Weg zur Schrift zeigt, daß die
geschichtliche Betrachtungsweise dem offenbarung6mäßigen Charakter
der Schrift nicht abträglich ist, wie auch der Glaube an die Offenbarung
dem Gedanken der geschichtlichen Entwicklung nicht feindselig gegenübersteht
. Denn Offenbarung und Geschichte sind korrelative Begriffe.
Das gewaltige Geschichtsbild der Bibel hat Hofmann der Theologie
zurückgewonnen. Alß Motiv und auch als Schranke für die Hofmann'sche
Theologie der Geschichte gilt der Umstand, daß sie in der Romantik
wurzelt, was u. a. ihren biblischen Realismus erklärt.

Auf diese Grundlegung hin folgen drei Prinzipien zur Erfassung
der Aufgabe des Auslegungsgeschäftes: 1. Das richtige Verhältnis zwischen
dem Ganzen und dem Einzelnen in der Hl. Schrift. 2. Was diesseits
der Heilsgeschichte steht, ist nicht maßgebend für die Auslegung.
3. Die Bibel ist Urkunde der Kirche. — Der erste Schritt zur wissenschaftlichen
SicheTstellung der pneumatischen Auslegung ist zweifels-

| ohne der ständige Rückgang auf das Schriftganze. Hingegen dem zweiten
Prinzip muß u. E. u. a. durch Hinweis auf die Bedeutung der Geschichte
der Hermeneutik (z. B. bezüglich Luthers) für die gegenwärtige
Schrifterklärung widersprochen werden. Indem nach dem dritten Prinzip
das Subjekt des Schriftverständnisses die Kirche ist, erfahren die
nachteiligen Folgen des stark subjektiven Ausgangspunktes bei Hof'
mann u. E. eine gewisse Milderung. — Auf die drei Prinzipien der
Sdiriftauslegung folgen einerseits die sprachlich-logischen und andererseits
die geschichtlich-heilsgeschichtlich-theologischen Gesichtspunkte,
unter welchen das Geschäft der Schriftauslegung steht. Die Kategorien
„Weissagung" (auch Wahrsagen) und „Erfüllung" erfahren eine genaue
Prüfung (auch mit Gegenwartsmaßstab). Anhangsweise steht auch der
Wunderbegriff zur kritischen Behandlung. — Der zweite Hauptteil der

| Arbeit klärt die Beziehungen zwischen Sdiriftauslegung und Inspiration
wie auch die Frage der Notwendigkeit des Inspirationsgedankens. Darnach
tritt der im Zeichen der Inspiration geführte Kampf vor Hofmann
und unter seiner Beteiligung ins Licht, wodurch die ausführliche Ent-