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1960 Nr. 8

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Systematische Theologie: Ethik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 8

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bezeichnenderweise seinen Schwerpunkt in den Prinzipienfragen
und deutet es eben damit doch die Problematik der eigenen Position
an.

Zu Fragen und kritischen Einzelanmerkungen wäre natürlich
viel Gelegenheit. Marx und Nietzsche etwa unter dem Stichwort
„Irrationalismus" zusammenzuordnen, hat gewiß seine Bedenken
(67). Am wenigsten verständlich ist die Einordnung Barths
und Brunners in die Schule der Existentialisten, wie denn überhaupt
Barth und Brunner (auch in dem erstgenannten Büchlein;
in mehr als einem Punkte mißverstanden werden. Wer Barths
Ethik in reinen Aktualismus auflöst und sie an die Seite etwa
der Sartreschen stellt (es kommt nicht darauf an, welche Entscheidung
ich treffe, sondern d a ß ich mich entscheide), kann die
Kirchliche Dogmatik (ich denke bes. an III/4) nicht kennen. Es
zeigt 6ich übrigens, daß H. fast ausschließlich Literatur in englischer
Sprache zitiert und Barth, wenn nicht alles täuscht, nur
aus den frühen — zugegebenermaßen existentialistisch beeinflußten
— Veröffentlichungen kennengelernt hat. Auch sonst spürt
man natürlich, daß das Buch jenseits des großen Ozeans entstanden
ist. Viele uns bewegenden Probleme — ich denke an das des
tertius usus, an das der Grenzen materialer Ethik u. a. — spielen
drüben nicht die Rolle, die ihnen bei uns zukommt, ja, 6ie werden
geradezu ignoriert. Diese Feststellung soll kein Tadel sein. Es ist
ja auf alle Fälle tröstlich festzustellen, daß es in anderem — z. B.
in der Erkenntnis des eschatologischen Horizonts aller Ethik! —
erstaunliche Gemeinsamkeiten gibt; unter allen wohl dürfte d i e
Gemeinsamkeit uns besonders wichtig sein, daß das ethische Fragen
und Forschen aus der tiefen Unruhe kommt, die die Gesamtlage
der Welt uns bereiten muß.

Dölzig/Leipzig Gottfried Voigt

Benckert, Heinrich: Gottesglaube und politische Verantwortung.
Communio Viatorum II, 1959 S. 143—162.

Fiebiger, H.: Der irdische Besitz und das Geben der Christen im
Lichte der Worte Jesu.
Igreja Lutcrana XXI, 1960 S. 5—12.

Giesen, Dieter: Die künstliche Insemination als ethisches und rechtliches
Problem (II).

Trierer Theologische Zeitschrift 1960 S. 86—110.
Janssen, Karl: Die Unterbrechung der aufgezwungenen Schwangerschaft
als theologisches und rechtliches Problem.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1960 S. 65—72.
Marsch, Wolf-Dieter: Kirche als Institution in der Gesellschaft. Zur

Grundlegung einer Soziologie der Kirche.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1960 S. 73—92.
Rommen, Heinrich: Church and State: A Catholic View.

The Princeton Seminary Bulletin 53, 1959 S. 16—22.
Schott, Erdmann: Richard Rothes These vom Aufgehen der Kirche

im Staat.

Communio Viatorum II, 1959 S. 257—270.
»ogel, Heinrich: Die Verantwortung des Christen für die Zukunft

des Menschen im technischen Zeitalter.

Communio Viatorum II, 1959 S. 295—304.
Wiese, Leopold von: Ethik und Lebenssituation.

Univereita« 15, 1960 S. 487—494.

RELIGIONSPÄDAGOGIK

Fror, Kurt (Hrsg.): Das Zeichnen im kirchlichen Unterricht. Ein Arbeitsbuch
. 3., verm. Aufl. München: Kaiser 1958. 240 S. m. 104 Abb.,
16 färb. Taf., I Falttaf. 8° = Hilfsbücher für den kirchlichen Unterricht
, 3. Hlw. DM 14.80.

In Zusammenarbeit einer Arbeitsgemeinschaft von Theologen
, Katecheten und Kunstpädagogen entstand dieses praktische
Werkbuch, das der Methodik der christlichen Unterweisung wert-
Volle Anregungen und Hinweise vermittelt. Die bildhafte Ein-
Prägung und Vertiefung des biblischen Stoffes ist als Möglichkeit
der Christenlehre in den letzten zehn Jahren eingesehen und praktiziert
worden. Dem Buche liegt die Erkenntnis zugrunde, daß für
das Kind das Auge das Einfallstor der biblischen Erkenntnis ist
""d daher die bildhafte Einprägung nicht nur eine zusätzliche
Nilfe christlicher Unterweisung, sondern ihr wesensgemäß ist.
Gegenüber einer rein verbalen Unterweisung, die aus einem einseitig
intellektualistischen Verständnis christlicher Unterweisung
kommt, wird hier erfrischend deutlich, daß das Wort der Schrift
ganzheitlich ist und den ganzen Menschen „mit Leib und Seele,
Vernunft und allen Sinnen" ergreifen möchte, ihn ebenso zum
Nachdenken wie zum Nachvollzug anregen will. Der schöpferischen
Einprägung und Verarbeitung kann gerade bei dem Kinde
das Bild in besonderer Weise dienen.

Diese Erkenntnis wird durch eine weitere gestützt, die den
methodisch richtigen Ansatz für das Zeichnen im kirchlichen
Unterricht bietet. Zu diesem Ergriffenwerden durch das Wort
kommt es nur dadurch, daß das Kind selbst beteiligt wird, daß
es nicht nur passiv hört und lernt, sondern ihm auch Gelegenheit
gegeben wird zur selbständigen und eigenen Bildgestaltung. Das
ist eine wichtige, methodische Erkenntnis. Das Zeichnen im kirchlichen
Unterricht bezieht sich nicht in erster Linie auf fertige
Bildzeichnungen der Lehrer, Katecheten oder Künstler, sondern
auf die Kinderzeichnung im Unterricht. Allzuleicht und zu schnell
wird es überfremdet von den ihm nicht gemäßen Vorstellungen
der Erwachsenen. Es gilt zunächst, die ihm eigenen schöpferischen
Fähigkeiten zu erwecken und zu entfalten. Das aber setzt ein bedeutendes
Einfühlungsvermögen und konkrete Kenntnisse kindlicher
Bildäußerung auf der Seite der Lehrer und Katecheten voraus
. Der Wert des Buches liegt vor allem darin, daß es ausführlich
in die Welt kindlichen Gestaltens einführt und auch dem mit der
Materie wenig vertrauten Lehrer Wege zeigt, dem Kinde beim
eigenen Schaffen Hilfe und Anregungen zu geben. Es will zugleich
mit diesen Anregungen tiefsitzende Vorurteile zerstören,
die die Methodik der kirchlichen Unterweisung belasten. Im
Schatten der Unterrichtsvorstellung der Schule bestehen Bedenken
und ängstliche Zurückhaltung, das Zeichnen intensiv im
kirchlichen Unterricht einzusetzen. Sie sind weder von der Sache
noch vom Kinde her gerechtfertigt. Das liegt eindeutig allein bei
Lehrern und Katecheten. In überzeugender Weise wird deutlich gemacht
, daß das Zeichnen im kirchlichen Unterricht nichts Abwegiges
bedeutet, sondern als Gedächtnisstütze und Spannungsmittel
zu Konzentration, Belebung der Mitarbeit und des Unterrichtsgespräches
führt und die stille Beschäftigung und die Verbindung
mit den Eltern fördert.

Das Buch ist aus der Praxis der kirchlichen Unterweisung
entstanden und auf diese Praxis gerichtet. Es verzichtet auf umfangreiche
, kritische, systematische Erörterungen, die das Spannungsverhältnis
des Bildes und der Anschauung zu den Glaubensinhalten
zum Gegenstand haben müßten. Unbefangen und wenig
belastet von solchen Fragen, Grenzen und Gefahren der Bildgestaltung
biblischer Inhalte wird, von der Bildhaftigkeit der
biblischen Sprache und der kindlichen Vorstellung ausgehend,
das Feld der Möglichkeiten abgeschritten. Die kritische Wertung
und Sichtung der Bildgestaltung erscheint denn auch an mehr als
einer Stelle unzureichend. So sehr es zu begrüßen ist, daß eine
Übersicht über kirchliche Zeichen und deren Bedeutung geboten
wird, so fraglich ist es, ob man mit christlichen Sinnzeichen in
der Art einer willkürlichen und fast spielerischen Zeichenschrift
verfahren kann und ob sie nicht gerade dadurch ihren symbolischen
Charakter verlieren. Bei allen Vorbehalten, die auch in
dem Buch gemacht werden, muß gefragt werden, ob nicht in der
Art einer neuen Arkandisziplin christliche Sinnzeichen verbindlich
und zurückhaltender angewandt werden sollten. Selbst die
wertvollen Hinweise auf die Methode des „Sprechzeichnens"
(H. Uhrig) sind nicht frei von dieser Gefahr der Entwertung
christlicher Zeichen. Es ist bedauerlich, daß einiges aus dem wertvollen
Abschnitt, den Professor Arnold Rickert zur ersten Auflage
zugesteuert hatte, wieder ausgelassen worden ist.

Die von Kurt Fror zusammengestellten verschiedenen Beiträge
sind naturgemäß von verschiedenem Wert und nicht
immer ausgeglichen. Dadurch aber, daß der Fachmann auf diese
Wei6e zu Worte kommt, gewinnt das Werkbuch an Lebendigkeit
durch die unmittelbare Erfahrungsnähe. Das Zu6ammenspiel von
Zeichen- und Religionslehrer erweist sich als besonders fruchtbar,
wie es auch die beglückende Ausstellung von Kinderzeichnungen
auf dem Münchner Kirchentag bewiesen hat. In der zweiten, bereits
erheblich erweiterten Auflage waren Abschnitte über das
Sprechzeichnen und Beiträge über Werkarbeiten hinzugekommen.
In der dritten Auflage liegt das Schwergewicht eindeutig auf Art