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1960 Nr. 8

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 8

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Leben und Denken Konstantin Leontjews, Regensburg 1948,
S. 244). Was Dostojevskij im 6. Buch darstellte, war in der Tat
nicht das asketische Leben der Ostkirche, sondern jene Humanität
, auf die hin „das ewige, von Ewigkeit gesetzte Ideal, auf das
hin der Mensch tendierte", nämlich Christus das große und letzte
Ideal der Menschheit („Meditationen an der Bahre" vom 16.
April 1864).

Mit diesen wenigen Hinweisen mag die Bedeutung des IV.
Bandes der Briefe Dostojevskijs genügend herausgestellt sein.

Halle/Saale Konrad O nasch

Cesbron, Gilbert: Albert Schweitzer, Begegnungen. Ins Deutsche
übertr. v. Karl Rauch. Berlin: Union Verlag [1957]. (Lizenzausgabe
des Verlags F. H. Kerle, Heidelberg.) 61 S. 8°. DM 2.-.

Albert Schweitzer ist bereits zu Lebzeiten auch Gegenstand
der Dichtung geworden. Der französische Verfasser hat ein
Bühnenstück mit der Bezeichnung „Es ist Mitternacht, Doktor
Schweitzer" verfaßt. Die vorliegende Broschüre ist ein Essay aus
dem im genannten Heidelberger Verlag herausgekommenen
Sammelband de6 Verfassers unter dem Titel „Unser Jahrhundert
ruft um Hilfe". Die Betrachtungen 6etzen die Kenntnis von Leben
und Werk des großen Mannes voraus. Auch dem eingehenden
Kenner bieten sie in ihrer Gedrängtheit eine Fülle wertvoller
Beobachtungen zur vertieften Kenntnis des Weseiregefüges Albert
Schweitzers.

Leipzig Rudolf Grabs

Beckmann, Heinz: Camus oder die glühenden Christen.

Zeitwende XXXI, 1960 S. 183—187.
Epting, Karl: Das Lächeln Christi. Die Gedanken der Simone Weil

über die Schönheit der Welt.

Zeitwende XXX, 1959 S. 813—822.
Fornacon, Siegfried: Johann Heermann und Heinrich von Rantzau.

Monatsdirift für Pastoraltheologie 49, 1960 S. 24—27.
H e 1 m e r s, Hermann: Das Groteske bei Wilhelm Raabe.

Die Sammlung 15, 1960 S. 199—212.
Kohlschmidt, Werner: C. F. Meyer und die Reformation.

Die Sammlung 15, 1960 S. 126—137.
Krüger, Horst: Dichtung im technischen Zeitalter.

Eckart 28, 1959 S. 131—143.
Pfeiffer, Johannes: Matthias Claudius als geistlicher Lyriker.

Die Sammlung 15, 1960 S. 61—66.
Vogel, Ella: „Ich sang Menschengeschicke und Gott." Prophetie und

Glaube in der Dichtung Franz Werfeis.

Die Zeichen der Zeit 13, 1959 S. 455—462.

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Tlllich, Paul: Theology of Culture. Ed. by R. C. Kimball.
New York: Oxford University Press 1959. IX, 213 S. 8°. Lw. 18 s.

Diese Essaysammlung gehört Paul Tillich, den schon in den
zwanziger Jahren Erich Seeberg als Nachfolger von Titius auf
einen Berliner systematischen Lehrstuhl wünschte. Seit 10 Jahren
kehrt er mit 6cinem Altersschrifttum nach Europa zurück. Band I
und II seiner großen „Systemaric Theology" 1951, erschienen
deutsch 1955 und 1957. Drei kennzeichnende kleinere Schriften
„Love, Power, and Justice" 1954, „Biblical Religion and the
Search for Ultimate Reality" 1955, „Das neue Sein. Religiöse Reden
" kamen an verschiedenen Stellen 1955—57 deutsch heraus.
Auch gab es eine Einführung in Tillichs philosophische und theologische
Gedankenwelt von Christoph Rhein 1957 (vgl. ThLZ
i,957, Sp. 622ff.; 1959, 218ff; 1958, 222ff.; 1958, Sp. 796ff.).
'•"ich, der ursprünglich von einem spätidealistischen Neuschellin-
8'anismus her die Totalität einer Sinnphilo6ophie und -Theologie
"es Heiligen, des Dämonischen und des Kairos anstrebte, hat für
seine Altcrsperiode sehr breite Einflüsse des Existentialismus aufgenommen
und dadurch seinen Gedanken eine neue harmatiolo-
Kjfiche Tiefe gegeben. Er ist daher jungen und etwas ratlosen
hcologen von heute als Systematiker sehr willkommen.

Mit dem Titel de6 hier angezeigten Bandes greift Tillich bewußt
auf seine erste halb theologische Veröffentlichung aus der
Kantgesellschaft, „Uber die Idee einer Theologie der Kultur",

1921, zurück. Unter den Essays findet sich ein älterer größerer
Aufsatz über die Existenzphilosophie, 1944; nur drei der 14 kleineren
Essays entstanden noch vor 1950. Der existenzphilosophische
Aufsatz legt es auf eine möglichst ausgeweitete Sicht des
Existentialismus an; wer dazu neigt, wird ihn gern lesen; doch
könnte manches weit herbeigeholt erscheinen. In jedem Fall ist er
eine ausgezeichnete Übersicht, eine gute Einführung in die
tieferen Wurzeln und in die mannigfaltigen Entfaltungen der
einsamen Einzeldenker der letzten 150 Jahre, in deren sehr
allgemeine gemeinsame Grundtendenzen von einer unmittelbaren
, persönlichen Existenzerfahrung her, in ihre reichlich verschwimmenden
Grenzen. — Die übrigen 14 Essays fallen durch
ihre Einfachheit und Durchsichtigkeit auf. Dem wogenden Denker
der zwanziger Jahre hat sich deutlich eine klaTe Ausreifung
seiner Ideen geschenkt. Das gilt besonders von den „Grundbetrachtungen
" (I) und den „Konkreten Anwendungen" (II),
aber auch von den „Kulturvergleichenden Aufsätzen" (III) über
Europa und Amerika, Amerika und Rußland, Protestantismus
und Judentum (Buber), sowie vom Schlußaufsatz (IV) über die
Ausbreitung der christlichen Botschaft. Die grundlegenden Essays
behandeln: Die Religion als Dimension des Menschengeistes, Die
zwei Typen der Religionsphilosophie (ontologisch und kosmo-
logisch), Das Verhältnis von zeitlichem und räumlichem Denken,
Die Möglichkeit eines religiösen Kulturverständnisses auf der
Basis des Existentialismus. Die „konkreten Applikationen" ziehen
vorbei unter den Themen: Das religiöse Sprechen in Symbolen
, Von der Protestantischen Kunst, Der Existentialismus
und die Tiefenpsychologie, Wissenschaft und Gottesidee (Diskussion
mit Einstein), Moralsysteme und Moralität, Theologie
der Erziehung. Die späteren Aufsätze streifen öfter und interessant
amerikanische Verhältnisse.

Wir können nicht bei dieser Gelegenheit die Theologie
Tillichs ausführlich besprechen. Es begegnen immerfort seine Termini
von der ontologischen Grundsphäre und ihren existentiali-
stischen Füllseln: die Essenz und die Existenz, der absolute Seinsgrund
ak das Unbedingte und die Existenz als unerklärbare
(Selbst- und Gottes-) Entfremdung, die Seinstiefe und die ultimative
Bestimmung, der idealistische Humanismus und die
Symbolwelt der Religion, das Universum in Natur und Kultur
mit deren Autonomie in Raum und Zeit (Geschichte) und die
Theonomie einer Theologie der Kultur mit dem Wagnis des
Glaubens, Mystik und Profetismus, die augenblickliche Situation
und die Aufgabe der Kirche auf dieselbe hin, alles paradox und
im Geheimnis ineinander verschlungen. Zu einer breiteren Entfaltung
der Glaubensgedanken Tillichs kommen die Essays
themagemäß nicht. Nur das Dämonische stellt sich ein, und kurz,
beim Thema Wissenschaft und Theologie, wird über die Idee
eines persönlichen Gottes gehandelt. Freunde und Anhänger der
idealistisch-existentialistisch-christlichen Gnosis Tillichs werden
auch die Einführung dieser Essays in den deutschen Sprachkreis
wünschen.

Kleinmachnow / Berlin Wilhelm Koepp

E d w i e n, Andreas: Idekampen i det bibelske gudsbilde — Jesu for-
kynnelse i ändshistorisk lys. Oslo: J. Grundt Tanum Forlag 1958.
279 S. gr. 8°.

Vorliegende norwegische Arbeit stammt von einem „Laien",
der jedoch über ein erstaunliches Maß an theologischen Kenntnissen
verfügt. Er will mit seinem Buch einen Beitrag zur
„Entmythologisierung des biblischen Kerygmas" geben (Vorwort
). Der Verf. 6timmt Bultmanns Intentionen zu, wendet aber
gegen seine Entmythologisierung und exi6tentiale Interpretation
ein, daß sie unter Beibehaltung „der alten dogmatisch-mythologischen
Terminologie" geschieht (vgl. S. 279). Eine eingehende
Auseinandersetzung mit Bultmann erfolgt jedoch nicht. Da der
Verf. auch die altkirchliche Trinitätslehre und Christologie zu
den unhaltbaren „mythologischen Konstruktionen" rechnet,
scheint er einen umfassenderen Mythosbegriff als Bultmann zu
haben. Mit der Entmythologisierung beabsichtigt er auch eine
Entdogmatisierung.

Die Darstellung ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil
(S 1-8 8) werden die Grundzüge der Entwicklungsgeschichte