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Ausgabe:

1960 Nr. 1

Spalte:

39-41

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Hebräisch-deutsche Präparation zu Genesis 1 - 25 1960

Rezensent:

Herrmann, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 1

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sammenhang des Textes mit der 43, 8—13 und 44, 6—8 bezeugten Vor'
Stellung vom Gericht Jahwes über die Völker. — Auch der Versuch,
Mal. l,ll für diesen Propheten zu retten, hat mich nicht überzeugt.
Die lediglich antithetische Interpretation der Stelle scheint mir der folgenden
Argumentation das Rückgrat zu brechen. Unter Berücksichtigung
der partikularistischen Aussagen Mal. 1, 2 f. und 2, 11 ff. dürfte es
immer noch befriedigender sein, Mal. 1, 11—14 als Zusatz auszuscheiden
, der in einer Linie mit Dtn. 4, 19 steht und den heidnischen Kulten
ihr relatives Recht zugesteht. (Vgl. dazu Bousset-Greßmann, HNT 21s,
S. 304.) — Ob man die universalistischen Aussagen des Psalters nur in
einem derart liturgischen Sinn werten darf, erscheint mir durchaus
zweifelhaft. Sie blieben doch mindest programmatisch, 60 daß eben in
dem Augenblick, in dem der Bruch zwischen kultischer und außerkultischer
Wirklichkeit bewußt wurde, die Heilsprophetie auf ihre Gedanken
zurückgreifen konnte, was M. an dem Beispiel von Jes. 2, 2—4 schön
gezeigt hat. Die Zuweisung dieses Abschnittes an den ersten Jesaja erscheint
mir trotz der hilfreichen Untersuchung von Wildberger VT 7,
19 57, S. 62 ff., der sich M. anschließt, nicht so sicher zu sein. Die Aufnahme
des Zion- und des Völkerkampfmotives an unbestreitbar oder
mit großer Wahrscheinlichkeit jesajanischen Stellen wie Jes. 10, 28—34:
14,24—27; 17,12—14; 29,1—8; 30,27—33; 31,4—5 und 8—9 scheint
mir dagegen zu sprechen. — Beim Blick auf das Ganze wird man es vielleicht
doch bedauern, daß der geschichtstheologi6che und auch der
traditionsgeschichtliche Hintergrund bei Stellen wie Gen. 12, 3 und
Jes. 19, 21 ff. nicht mit untersucht worden ist. Doch wäre der Verfasser
dabei wahrscheinlich entgegen seiner Absicht zu sehr auf da6 Geleis
einer Geschichte des Missionsgedankens geführt worden, was seiner
Absicht widerspricht.

Trotz dieser sich auf Einzelheiten beziehenden Einwände
stimmt der Rezensent dem abschließenden Ergebnis uneingeschränkt
zu, daß dem alttestamentlichen Schrifttum ein eigentlicher
Missionsgedanke in unserem Sinne fehlt und daß die Aufgabe
, Gott i n alleT Welt zu verkündigen, der Kirche als dem
eschatologischen Gottesvolk vorbehalten ist. Die Schrift verdient
nicht nur das Interesse des Alt- und Neutestamentiers, sondern
auch des Missionswissenschaftlers sowie aller derer, die sich über
Ursprung und Ziel christlicher Missionstätigkeit Rechenschaft
geben wollen. Ihnen wird das alttestamentliche Zeugnis nachdrücklich
sagen, daß es in aller Mission nicht um die Ausbreitung
europäischer Zivilisation, sondern um die Bezeugung der Gottheit
Gottes geht.

Tubingen Otto Kaiser

Edel, Reiner-Friedemann: Hebräisch-Deutsche Präparation zu Genesis
1-25. Marburg/Lahn: Verlag R. F. Edel [1959]. 71 S. 8°. Kart.
DM 6.80.

Das vorliegende Heft ist das erste einer geplanten Reihe von
Präparationsheften zu allen Büchern des Alten Testaments, wie
aus der Verlagsankündigung hervorgeht. Im Vorwort wird es als
„sprachlicher Schlüssel" bezeichnet, der „nicht nur eine Hilfe zu
zügiger kursorischer Lektüre", „sondern auch eine Art Einübung
ins Hebräische, in Wortschatz und Grammatik" sein soll. Durch
häufige Wiederholung der Wortbedeutungen und grammatischer
Erklärungen soll das Einprägen gefördert werden. Der Text der
3. Auflage der Kitteischen Biblia Hebraica (Ausgabe 1943) ist
zugrunde gelegt. Nach Aussage des Vorwortes „wurde vor allein
das Lexikon von L. Köhler-Baumgartner, Leiden 1955 u. 58,
unter Heranziehung des Wörterbuches von Gesenius-Buhl u. a."
benutzt. Die ausführliche Ausarbeitung der Präparationen will
den Gebrauch eines Wörterbuches auch für weniger Kundige erübrigen
. „Es ist all das mit angeführt, was man bei kursorischer
Lektüre in Lexikon und Grammatik nachschlagen sollte."

Über Wert oder Unwert solcher Präparationshefte läßt sich
streiten. Den Streit auszufechten, ist nicht Aufgabe dieser Rezension
. Individuelle Voraussetzungen spielen beim Erlernen von
Sprachen eine große Rolle; darum sollte nicht in Abrede gestellt
werden, daß auch Präparationshefte manchem Anfänger hilfreidi
sein können. Daß Wissenschaft im strengen Sinn jenseits aller
Vorbereitungshefte liegt, bedarf keiner Worte. Aber es ist eine
ernste Frage, ob nicht Hefte der vorliegenden Art der wissenschaftlichen
Behandlung der Texte in noch höherem Grade vorarbeiten
könnten, als es hier geschehen ist. Vor allem im Blick
auf die Fortsetzung des Unternehmens erlaubt sich deshalb der
Rez. einige grundsätzliche Bemerkungen.

Veröffentlichungen, die fast ausschließlich für die Hand des

Anfängers bestimmt sind, müssen mit äußerster Sorgfalt hergestellt
werden. Das Vorwort des vorliegenden Heftes spricht
vorsorglich von „eventuell eingeschlichenen Fehlern", deren Berichtigung
der Verlag gern entgegennimmt. Der Rez. zählte auf
den 65 in Betracht kommenden Seiten 127 Druckfehler. Die Prä-
parationen zu nicht einem der 25 Genesis-Kapitel sind fehlerfrei!

Im Grunde ist das Ganze ein gedrucktes Vokabelheft. Die
Ableitungen schwieriger Formen 6ind dankenswert, die zahlreich
mitgeteilten Wortbedeutungen 6ind oft aufschlußreich, die versuchten
Übersetzungen der Eigennamen aber meist problematisch
und ungenügend. Leider ist die Syntax nur recht spärlich berücksichtigt
; in schwierigen Fällen sind meist 60gleich Übersetzungsvorschläge
ohne Erläuterungen gemacht. Zu fragen wäre nun, ob
nicht dadurch das Ganze gewinnen würde und im Niveau um eine
Stufe gehoben werden könnte, daß Hinweise auf die neueren
Grammatiken und andere grundlegende Werke eingefügt werden.
Dabei wären nicht nur die Schulgrammatiken von Hollenberg,
Grether und Bertsch zu berücksichtigen, sondern vor allem auch
die Syntax von Brockelmann und die Neubearbeitung der Beer-
schen Grammatik durch Rudolf Meyer. Für die Personennamen
wäre auf Noths umfassende Arbeit von 1928 zu verweisen. Würden
dazu noch wichtige Zeitschriftenaufsätze, wie z. B. zum Problem
des Gottesnamens, zitiert, so wäre das ein Idealzustand von
außerordentlichem Wert. Diese erweiterte Form der Präparationen
, wie sie hier vorgeschlagen ist, wird keinen Kommentar zu
den betreffenden biblischen Büchern ersetzen können und wollen,
aber sie wird über das Anfängerstadium des Sprachschülers hinaus
den einzelnen Heften ihren Wert als kleiner Nachschlagebücher
erhalten, sie wird vielleidit sogar einen größeren Interessentenkreis
anziehen und auch den Prediger im Amt rasch und zuverlässig
über neuere Literatur zu einzelnen Stellen und Problemen
informieren. Obwohl die Präparationshefte alles enthalten wollen
, was man in Lexikon und Grammatik nachschlagen 6ollte,
wird die parallele Benutzung einer wissensdiaftlichen Grammatik
auf die Dauer nicht zu umgehen sein, verweist doch Verf. selbst
bei Gelegenheit der Zahlen Gen. 5,3 und Gen. 11, 10—27,auf die
Grammatiken!

Unter solchen Voraussetzungen erweiterter Fassung und
Benutzumgsfähigkeit der Präparationshefte wird auch der Rez.
sein vivant sequentes! vorbehaltlos ausrufen können.

Einzelheiten: Formenbestimmunpcn sollten lückenlos sein, also
z.B. 3. pers. masc. sing. perf. kal c. suff. 1. pers. comm. sing. — Zu Gen.
1,29: Wenn schon eine Form gedruckt wird, sollte sie mit dem

üblichen Stern versehen werden, noch besser aber in Umschrift erscheinen
. — Zu 2,5: Die Erklärungen zum Tetragramm sind nicht ganz atisreichend
. Auf das Kere NHEJ. hätte hingewiesen werden sollen. Die
übliche Schreibweise ist weder „Jahweh" noch „Jahwä", sondern
Jahwe. Sooft der Gottesname hebräisch zitiert wird, sollte man ihn
seiner Problematik wegen nicht schreiben, sondern lediglich STlfP

ohne Vokalisation.-Zu 2,22: Die Ableitung von wäre besser

unterblieben! — Zu 15, 1: Die Erklärung zu ^S1?^ ^5'"" ist mißverständlich
. Was heißt hier „plene geschrieben"? Die Abfolge von inf.
abs. + verbum finitum wird syntaktisch als die Konstruktion durch
Infinitivus absolutus zur Verstärkung des Verbum finitum bezeichnet.
Das aber ist kein Fall von Piene-Schreibung des inf. abs.; scriptio plena
ist kein syntaktischer Begriff! — Zu Gen. 17,5: Gegenüber Abram „erhabener
Vater" wird Abraham als „Vater der Menge (aus dem Arab.)"
erklärt. Doch dürfte noch immer die alte Annahme Greßmanns. daß es
sich bei „Abraham" um eine (aramäische) Zcrdehnung aus G~as handelt
, im Recht sein (vgl. auch Noth, Personennamen. S. 145 und
G.V.Rad zu Gen. 17, 5 in Altes Testament Deutsch, Bd. 2—4 (1955),
S. 169). Dies ist ein Beispiel für die Problematik der vom Verf. gebotenen
Namenerklärungen. — Zu 8,17: Statt ,,Q'ri" sollte es „Q're"
heißen. — Zitierte Pausalformen wären nicht durch Silluk, sondern durch
Athnach eindeutig markiert. — Grundsätzlich ist zu fragen, ob so häufige
Worte wie -pa. rtT. 2&>, "ib-1, 131, NS"1 immer wieder mit allen
ihren möglichen Bedeutungen aufgeführt werden müssen. — Ein vollständiges
Druckfehlerverzeichnis ist hier nicht möglich. Es handelt sich
in den meisten Fällen um Vokalisationsfehler, zuweilen auch um falsche
Konsonanten. He und Cheth werden gern verwechselt, vielfach sind
Finalbuchstaben nicht gesetzt. Ich gebe hier die Verse an, in deren Erläuterungen
sich Fehler finden: Gen. 1,2.6 (2 Fehler). 9. 16. 22. 26.
29.31; Gen. 2, 7. 14. 17. 19. 20; Gen. 3, 9. 14. 16. 17. 20; Gen. 4,
3. 7. 14. 17. 18. 22; Gen. 5, 2. 24. 29; Gen. 6, 3. 9. 11 (2 Fehler).