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Ausgabe:

1960

Spalte:

613-614

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Schauf, Heribert

Titel/Untertitel:

De corpore Christi mystico sive de ecclesia Christi theses 1960

Rezensent:

Semmelroth, Otto

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Seite 1

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Referent im Deutschen Evangelischen Missionsrat hat H. einen
umfassenden Einblick in außereuropäische kirchliche Verhältnisse,
der seinem Buch merklich zugute kommt. Durch ausreichende
Literaturhinweise ist dafür gesorgt, daß der Leser sich gegebenenfalls
noch eingehender orientieren kann. H. vereinigt in glücklicher
Weise hohes wissenschaftliches Niveau, 60 daß ihn auch
der Fachmann s;crn und mit Gewinn liest, mit einem knappen und
leicht verständlichen Stil.

Corrigenda: S. 47 unten: Die Ketzerverbrennung kann schwerlich
als „Ergebnis der Lynchjustiz des Volkes" hingestellt werden; S. 57,
Z. 27 lies: Kappel statt Kappen; S. 71, Z. 15 lies dritter statt zweiter;
S. 85, Z. 18 lies laos statt laso; S. 107: Die Wendung „Firmung mit der
Erstkommunion, dem ersten Abendmahlsempfang" erweckt den Eindruck,
als finde der erste Abendmahlsgang im Zusammenhang mit der Firmung
statt. Seit Pius X. wird aber die Frühkommunion propagiert, der in der
Regel die Firmung in zeitlichem Abstand folgt. S. 107 f.: Die Bezeichnung
des feierlichen Eheversprechens vor dem Priester als „Voraussetzung
" des Ehesakraments ist ungenau. Der vor dem Priester zustande
kommende Ehevertrag ist bereits das Ehesakrament, das allerdings während
der ganzen Dauer des Ehebandes aus sich wirksam ist. Statt „Voraussetzung
" wäre daher besser „Beginn" zu sagen. S. 146, Z. 7 lies
statuiere statt konstatiere.

Halle/Saale Erdmann Schott

S c h a u f, Heribert: De Corpore Christi Mystico sive de Ecclcsia
Christi Theses. Die Ekklcsiologie des Konzilsthcologcn Clemens
Schräder S. J. an Hand seines veröffentlichten und unveröffentlichten
Schrifttums zusammengestellt, hrsg., kommentiert u. mit dem 1. Schema
de Ecclcsia Christi verglichen. Freiburg: Herder 1959. XII, 483 S.
£r. 8°. Lw. DM 38.50.

Clemens Sdirader, dessen Ekklesiologie hier vorgelegt und
kommentiert wird, hat in mehr als einer Hinsicht Anspruch auf
das Interesse der Theologiegeschichte. Der 1820 in der Nähe von
Hildesheim Geborene erhielt seine theologische Ausbildung am
Römischen Kolleg (der jetzigen Päpstlichen Universität Gregori-
ana) in Rom. Jesuit geworden, dozierte er seit 1850 in Rom
Exegese und Dogmatik. In Wien, wo er seit 1857 an der Universität
dozierte, erschienen 1869 seine Theses de Ecclesia. In den
theologischen Beratungen zum Vatikanischen Konzil, zu dessen
Konsultor er 1867 bestellt wurde, spielte er eine nicht unbedeutende
Rolle. Nach dem Konzil blieb er — vielleicht im Zusammenhang
mit seiner umstrittenen Stellung unter den deutschen Theologen
— noch zwei Jahre als Professor in Rom, um dann einer
Berufung des Bischofs von Poitiers an die neu eingerichtete theologische
Fakultät seiner Diözese zu folgen. In Poitiers ist er
5 5-jährig gestorben.

Interesse weckt seine theologische Arbeit einmal deswegen,
■weil sie in der Vorbereitung und theologischen Diskussion der
«kklesiologischcn Fragen auf dem Vatikanischen Konzil einen bestimmenden
Einfluß hatte, vor allem wohl auch auf das erste
Schema, das den Konzilsvätern zur Entscheidung vorgelegt werden
sollte, aber wegen des vorzeitigen Abbruchs des Konzils
nicht mehr erledigt werden konnte. Ferner bietet das Studium
der Schradcrschcn Arbeiten einen Einblick in Denken und Methode
, aber auch die Grenzen der neuscholastischen Richtung des
vorigen Jahrhunderts im Raum der katholischen Theologie. Und
schließlich ist es überraschend, an diesen Thesen Schräders eindrucksvoll
manifestiert zu sehen, wie weit auch damals die katholische
Ekklcsiologie von den Gedanken bestimmt war, die man
5? °ft als Wiederentdeckung dem Kirchenbewußtsein unserer
Zeit zueignen will. Wenn man im katholischen Raum die Kirchenenzyklika
Pius' XII. „Mystici Corporis" vom Jahre 194?, die
das Wesen und die Wirklichkeit der Kirche vom Gedanken des
Mystischen Herrenleibcs her entwickelt, bisweilen als Neu-
aufbruch einer biblisch orientierten und weniger apologetisch
ausgcrichtctcn Ekklcsiologie zu werten sucht, so zeigen Arbeiten

die hier vorliegende, wie sehr auch das oft so verschriene
'9- Jahrhundert die Kirchentheologie in diesem Licht gesehen hat.
uas ist in einer 60 sehr vom apologetischen Gesichtspunkt bestimmten
Zeit immerhin bemerkenswert, wenn man dabei auch
mjt der stärker als heute dogmatisch bestimmten Bibelexegese
technen muß. Diese Thesen Schräders, die gemeinsam mit «einem
Lehrer, Kollegen und Freund Passaglia erarbeitet wurden, zeigen,
«aß in der damaligen Behandlung des Kirchenthemas keineswegs

der rein apologetische Gesichtspunkt bestimmend war. Unverkennbar
ist allerdings, wie stark die systematisch-dogmatische
Behandlung immer auch apologetisch abgesichert wird.

Von den insgesamt 86 Schraderschen Thesen legt Schauf in
dieser Edition die ersten 28, deren Thema die Kirche als mystischer
Herrenleib und als von Christus gestiftete Gesellschaft ist,
im Wortlaut vor, ergänzt sie in den Anmerkungen aus dem übrigen
Schrifttum Schräders, das er in seinen unveröffentlichten
Teilen aus dem Archiv der päpstlichen Universität erhoben und
bearbeitet hat. Der ausführliche Kommentar will keineswegs nur
den Sinn des Thesentextes erklären, sondern führt weit darüber
hinaus bis in die heutige Diskussion um eine Fülle von einzelnen
Fragen. Dabei wird eine reiche ekklesioüogische Literatur verarbeitet
, sowohl aus dem Bereich der katholischen Theologie
wie aber auch, vor allem im Zusammenhang mit den Schraderschen
Auseinandersetzungen mit der protestantischen Lehre, aus
dem der protestantischen Bekenntnisschriften und ihrer Deutung
in der modernen protestantischen Theologie. Dieses weite Ausgreifen
gibt der Arbeit allerdings einen Zwiespalt, der auf andere
Weise vielleicht hätte vermieden werden können. Der
theologiegeschichtlichen Absicht dieser Edition wäre es wohl
dienlicher gewesen, zunächst nur die Schraderschen Schriften mit
einem auf editionstechnische Anmerkungen beschränkten Apparat
in einem Bande zu bieten. Die beschreibende Darstellung der
Ekklesiologie Schräders und ihre Beurteilung im Licht einer
weitergeführten theologischen Arbeit hätte dann, statt die Anmerkungen
des vorliegenden Bandes fast uferlos auszuweiten, in
einem eigenen Band gebracht werden können.

Vier einführende Untersuchungen sind den Thesen selbst
vorausgeschickt. Nachdem das Ziel der Arbeit dargestellt ist,
wird eine kurze Biographie Schräders gebracht. Eine dritte Einleitung
beschreibt die verschiedenen gedruckten und handschriftlichen
Arbeiten Schräders, aus denen die Ekklesiologie seiner
86 Thesen in den Anmerkungen ergänzt oder interpretiert ist.
Ein letzter Einleitungsabschnitt gibt eine Reihe interessanter
Urteile zeitgenössischer Theologen über das Werk und die
Arbeitsmethode Schräders.

Die 28 Thesen selbst gliedern sich in zwei Teile, deren
erster unter dem Thema „Der mystische Leib Christi oder die
Kirche" steht, während der zweite Teil unter der Überschrift
„Die streitende Kirche" das gesellschaftliche Moment an der von
Christus gestifteten Kirche darlegt. Diesem zweiten Abschnitt
sind 6echs Thesen als Voruntersuchung über das Wesen der
menschlichen Gesellschaft im allgemeinen vorausgeschickt.

So bietet die vorliegende sorgfältige Arbeit einerseits anhand
der Schraderschen Systematik eine schultheologische Darstellung
der katholischen Ekklesiologie und zugleich anhand der
in den Anmerkungen gegebenen Untersuchungen die den Rahmen
schultheologischer Thesen sprengenden Diskussionen und
theologischen Klärungen. Mit seinem sachlich-objektiven Bericht
über die einschlägige Literatur und der mit Sachkenntnis dargestellten
theologischen Auffassungen bedeutet dieser Band also
über seinen theologiegeschichtlichen Rahmen hinaus ein zuverlässiges
Arbeitsinstrument zum Studium der katholischen
Lehre von der Kirche.

Frankfurt/Main Otto Sc m m e I r o t h S. J.

Bartz, Wilhelm: Die Tunika des Herrn, Zeichen der ungeteilten
Christenheit.

Catholica 13, 1959 S. 304—311.
B r a t s i o t i s, Panagiotis P.: The Basic Principles and Chief Charac-

teristics of the Orthodox Church.

Anglican Thcological Review 42, 1960 S. 101—112.
Cadet, Jean: L'autorite pastorale dans la pratique de I'ßglise catho-

lique.

Verbum Caro 54 (i960) S. 115—135.
The Catholic Biblical Association of America.

Supplement to the Catholic Biblical Quarterly XXII, 1960. 68 S.
Geelj, G. J.: Einige Bemerkungen über die diakonische Arbeit in der

Niederländisch-Reformierten Kirche heute.

Die Innere Mission 50, 1960 S. 12—17.
H a r d y. E. R.: The Bounds and Pillars of the Church.

Anglican Thcological Review 42, 1960 S. 83—91.