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Ausgabe: | 1960 Nr. 1 |
Spalte: | 31-34 |
Kategorie: | Allgemeines |
Titel/Untertitel: | A-Baronius 1960 |
Rezensent: | Schneemelcher, Wilhelm |
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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 1
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abgeleitet sind und wieder darauf zurückgeführt und daran bewährt
werden müssen ... Ich will, daß die Schrift allein Königin
sei"00.
Wenn wir zurückblicken, dann ergibt sich aus unserer Untersuchung
, daß Schrift und Tradition nicht grundsätzlich in Spannung
oder Gegensatz zueinander 6tehen müssen. Jede nachbiblische
Tradition der Kirche ist der Heiligen Schrift grundsätz-
^ Sint ergo Christianorum prima principia non nisi verba divina.
omnium autem hominum vcrba conclusiones hinc eductae et rursus illuc
reducendae et probandae. .. Quod si non ita est, cur Augustinus et
saneti patres, quotius vel pugnant vel docent, ad sacras Iitcras ceu prima
principia veritatis recurrunt . . . Nolo omnium doctior iactari, sed solam
scripturam regnare nec eam meo spiritu aut ullorum hominum interpre-
tari, sed per seipsam et suo spiritu intelligi volo. Assertio omnium arti-
culorum M. Lutheri per bullam Leonis X. novissimam damnatorum. 1520.
WA 7, 98, 4 ff.
lieh vielmehr positiv zugeordnet, sofern sie nichts anderes ist
als eine getreue Übersetzung des Evangeliums in die Sprache
und in die Probleme hinein, die der Kirche in ihrer Gegenwart
jeweils gestellt werden, und als eine Gestaltwerdung der Führung
durch den Geist Christi. Mit diesem Ergebnis gehen wir über die
Anrtithese der altprotestantischen Haltung hinaus, die jedoch
ein relatives Recht und eine gewisse Aktualität durch die ständige
Gefahr behält, daß die Kirche das ihr überlieferte Evangelium
in ihrer Verkündigung nicht rein weitertradiert und so in
Lehre, Bekenntnis und Leben eine Tradition schafft, die zu der
Tradition der Urgemeinde in Spannung oder Gegensatz steht.
Darum ist die Kirche zu jeder Zeit ihrer Geschichte unter die
Schrift als die Norm zu stellen, vor der sie ihre Verkündigung und
ihre dogmatischen wie ethischen Entscheidungen zu verantworten
hat.
ALLGEMEINES: FESTSCHRIFTEN
Lexikon für Theologie und Kirche. Begründet von Dr. Michael
Buchb erger. 2., völlig neu bearb. Aufl. unter dem Protektorat
von Erzbischof Dr. M. Buchberger und Erzbischof Dr. E. Seiteridi hrsg.
v.Josef H ö f e r u. Karl R a h n e r. 1. Band: A-Baronius. Freiburg Br.:
Herder 1957. VIII, 49'S., 1272 Sp. m. Abb. u. Ktn. 4°. - II. Band:
Barontus-Cölestiner. Ebda. 1958. IX S., 1256 Sp. m. Abb. u. Ktn. 4°.
— III. Band: Colet — Faistenberger. Ebda. 1959. 13* S., 1344 Sp. m.
Abb. u. Ktn. 4°.
Linter den vielen Nachschlagewerken, die in den letzten
Jahrzehnten herausgekommen sind, hat sich das Lexikon für
Theologie und Kirche, 1930—1938 von M. Buchberger herausgegeben
, sehr schnell seinen festen Platz erobert. Es ist für die
katholische Seite das Nachschlagewerk in deutscher Sprache
geworden und hat der Theologie aller Konfessionen stets gute
Dienste geleistet. Seit langer Zeit ist das Werk vergriffen, und
es ist daher zu begrüßen, daß jetzt eine neue Bearbeitung zu erscheinen
beginnt, von der bisher drei Bände vorliegen. Der Begründer
des Werkes und Herausgeber der ersten Auflage hat zusammen
mit dem (inzwischen verstorbenen) Erzbischof Schäufele
(Freiburg) das Protektorat über das Unternehmen übernommen.
Herausgeber sind Joseph Höfer und Karl Rahner, denen 45 Bearbeiter
für die 50 Fachgruppen zur Seite stehen. Unter den ca.
700 Mitarbeitern jedes Bandes fehlt kaum ein bekannter Name
der katholischen Theologie und der im Lexikon berücksichtigten
Gebiete. Auch einige evangelische Mitarbeiter sind an dem Werk
beteiligt. Fürwahr ein respektvolles Aufgebot von Gelehrten des
In- und Auslandest
Die Herausgeber betonen in ihrem Vorwort zu Band I, daß
die Neuauflage die Zielsetzung und Einrichtung der ersten in
allen Grundzügen beibehalten hat: das Lexikon soll wieder „ein
Nachschlagewerk für alle Gebiete der Theologie und des kirchlichen
Lebens sein; es behält die Methode der Aufgliederung des
Stoffes in eine sehr große Anzahl von Stichworten bei". Es wird
weiter angekündigt, daß die Bandzahl des Werkes beibehalten,
der Umfang jedes einzelnen Bandes aber stark vergrößert werden
soll. Dadurch soll ermöglicht werden, „daß sowohl in den systematischen
Fächern wie auch (durch eine gewisse Änderung der
Raumverteilung) in den historischen Zweigen der Theologie den
zentralen Themen der Theologie soviel Raum gewährt werden
kann, daß mehr als eine bloße erste Information über sie möglich
ist". Es soll also (an einigen Punkten wenigstens) mehr erreicht
werden „als eine bloße getreue Inventarisierung der schon fertigen
Ergebnisse in der katholischen Theologie".
Nun, man wird zunächst feststellen dürfen, daß das Ziel,
das im Vorwort aufgezeigt wird, in den bisher vorliegenden Bänden
auch erreicht ist und daß diese zweite Auflage nicht nur völlig
neu bearbeitet, sondern - wenigstens zumeist - auch gegenüber
der ersten Auflage verbessert ist. Ein Vergleich beider Auflagen
zeigt zunächst, daß in der Neubearbeitung nur recht wenige Stichwörter
fortgefallen sind. Zumeist handelt es sich dabei um kleinere
biographische Artikel, die aus berechtigten Gründen jetzt
nicht mehr behandelt werden. Zum Teil sind aber kleinere Personalartikel
jetzt in größere Übersichten aufgenommen (z.B. fehlt
jetzt ein eigener Artikel „Arius", aber dafür ist der Artikel
„Arianismus" ausgebaut). Groß ist die Anzahl der neuen Stichwörter
, die in dem Lexikon jetzt behandelt werden. Dabei handelt
es sich zum Teil um Artikel, die durch die Entwicklung der
letzten zwanzig Jahre gefordert sind (z.B. „Abendland"; „Barth";
eine Reihe von Artikeln unter dem Stichwort Bibel: „Bibelarchiv,
Bibelbewegung" usw.; „Deutsche Christen"; „Deutscher Evangelischer
Kirchentag"; „Evangelische Kirche der Union"; „Evangelische
Kirche in Deutschland"); zum Teil sind es Artikel, die bei
der vorigen Auflage auch schon hätten berücksichtigt werden
können. Einige Beispiele für die erfreulichen Verbesserungen seien
noch genannt: „Anselm von Canterbury"; „Atheismus"; „Chri-
6tologie" (statt eine halbe Spalte jetzt neuneinhalb Spalten). Bei
manchen Artikeln ist man etwas überrascht, daß die Veränderung
gegenüber der ersten Auflage nicht als Verbesserung angesehen
werden kann (z. B. hat „Comenius", dem in der ersten Auflage
zwei Spalten gewidmet waren, sich jetzt mit dreiviertel Spalte begnügen
müssen; Comenius war zwar kein Katholik, und er ist
früher in seiner Bedeutung für die Pädagogik vielleicht etwas
überschätzt worden; aber daß er äußerst wichtig für die Entwicklung
des Erziehungswesens und auch darüber hinaus für mancherlei
andere geistige Bewegungen ist, darf man doch nicht übersehen
!).
Der Vergleich mit der ersten Auflage zeigt also zunächst
rein äußerlich einen recht erfreulichen Fortschritt. Aber dieser
Vergleich kann natürlich nicht das einzige sein. Das Werk muß
in seiner Neufassung ak eigene Leistung beurteilt werden. Diese
Leistung kann nur als ganz vorzüglich bezeichnet werden. Das
Lexikon für Theologie und Kirche hat immer auf eine möglichst
große Zahl von Artikeln besonderen Wert gelegt, d. h., es soll
dem Benutzer, der sich informieren will, eine möglichst umfassende
Hilfe geboten werden. Auch dem Kirchenhistoriker oft unbekannte
Heilige, Selige, Märtyrer, Ordensleute, Bischöfe und
Theologen erhalten eigene kurze Artikel mit den nötigen bibliographischen
Angaben. Gerade diese Art von Beiträgen, die für die
Verfasser eine äußerst entsagungsvolle Arbeit sind, machen den
Wert des Lexikons aus. Ein Beispiel: Die .Religion in Geschichte
und Gegenwart' verzeichnet s. v. „Andreas" vier Personen, das
Lexikon für Theologie und Kirche hat 35 Artikel und sieben Hinweisel
Neben den biographischen Beiträgen stehen viele andere
kleinere Informationsartikel, z. B. sehr reichlich lokale Artikel
(Klöster, Bistümer u. ä.) und vor allem die größeren Übersichtsartikel
. Hier wird man zunächst unterscheiden müssen die großen
Beiträge über historische oder kirchliche Phänomene („Altar":
„Anthropologie"; „Aristotelismus"; „Aufklärung"; die vielen
,,Bibel"-Artikel; „Bischof"; „Bußdisziplin"; „Christologic";
„Deutsche Mystik"; „Deutscher Orden"; „Deutschland"; „England
" usw.) und daneben die gewichtigen Beiträge zu systematisch
-theologischen Fragen (z.B. „Analogia entis"; „Angclolo-
gie"; „Absolutheitsanspruch des Christentums"; „Bußsakrament".
„Christentum"; „Christliche Philosophie"; „Dogmatik"; „Einheit
der Kirche"; „Ekklesiologie" u.a.; viele dieser Artikel hat
K. Rahner beigesteuert). Hier werden allerdings auch kritische
Bedenken nicht zu unterdrücken sein. Es ist ohne Zweifel ein