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Ausgabe:

1960 Nr. 7

Spalte:

527-528

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Zur Geschichte des Athanasius 1960

Rezensent:

Adam, Alfred

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527

Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 7

528

Lyonnet, Stanislas: L'Hymne christologique de l'fipitre aux Colos-
siens et la fete juive de Nouvel An (Saint Paul, Coloss. 1,20, et Phi-
lon, De spec. leg. 192).

Recherches de Science Religieuse XLV1II, 1960 S. 93—100.
Malevez, Leopold: Nouveau Testament et Theologie fonctionelle.

Recherdies de Science Religieuse XLVI1I, 1960 S. 258—290.
M o e h r i n g, Horst R.: The Persecution of the Jews and the Adherents

of the Isis Cult at Rome A. D. 19.

Novum Testamentum III, 1959 S. 293—304.
Reumann, John: Oikonomia-„Covenant"; Terms for Heilsgeschichte

in Early Christian Usage.

Novum Testamentum III, 1959 S. 282—292.
Sundberg jr., Albert C.: On Testimonies.

Novum Testamentum III, 1959 S. 268—281.
Tyson, Joseph B.: The Lukan Version of the Trial of Jesus.

Novum Testamentum III, 1959 S. 249—258.
W a 1 k e r, Norbert: Concerning the Jaubertian Chronology of the

Passion.

Novum Testamentum III, 1959 S. 317—320.
Walls, A. F.: „In the Presence of the Angels" (Luke XV 10).

Novum Testamentum III, 1959 S. 314—316.
Y o d e r, James D.: The Language of the Greek Variants of Codex

Bezae.

Novum Testamentum III, 1959 S. 241—248.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

Schwartz, Eduard: Gesammelte Schriften. 3. Band: Zur Geschichte
des Athanasius, hrsg. v. W. El fester und H.-D. A 1 t e n d o r f.
Berlin: W. de Gruyter & Co. 1959. XI, 334 S. Lw. DM 42.-.

E. Schwartz hat sich in seinen Untersuchungen zur Geschichte
der alten Kirche so stark mit der Persönlichkeit des
Athanasius beschäftigt, daß ein ganzer Band der gesammelten
Schriften mit Aufsätzen zu diesem Thema gefüllt werden konnte;
dabei mußte das Buch „Kaiser Konstantin und die christliche
Kirche" ebenso wie die Vorarbeit dazu „Konstantins Aufstieg zur
Alleinherrschaft" (als Nr. 4 im Inhaltsverzeichnis aufgeführt)
weggelassen werden.

Der Band, der sich als Grundlage kirchengeschichtlicher Übungen
eignet, enthält folgende Aufsätze: 1. Die Osterbriefe; 2. Die Sammlung
des Theodosius Diaconus; 3. Die Aktenbeilagen in den Athanasiushandschriften
; 5. Die Quellen über den melitianischen Streit; 6. Die
Dokumente des arianischen Streites bis 325; 7. Das antiochenischc
Synodalschreiben von 325; 8. Von Nicäa bis zu Konstantins Tod;
9. Von Konstantins Tod bis Sardika 342.

Ein eindrucksvolles Bild historischer Arbeit entrollt sich und
zeigt uns, worauf die Stärke des großen Gelehrten beruhte: auf
der unablässigen Analyse der Quellen und der selbständigen Verbindung
aller Einzelergebnisse zur Gesamtschau. Dort, wo es den
Gang der Untersuchung zu erhellen vermag, sind Einzelschilderungen
insbesondere der handelnden Personen eingestreut, die
ihre Leuchtkraft bis heute nicht verloren haben: des großen Kaisers
Konstantin, der als Staatsmann und als Kirchenpolitiker gewürdigt
wird; des Arius, dessen schwankende Gestalt mit vornehmem
Bedauern gezeichnet ist; des Athanasius, dessen gewaltige
Persönlichkeit in einer Art Haßliebe zu fast dämonischer
Größe gesteigert wird; des Euseb von Nikomedien, dessen adeliger
Erscheinung die volle Sympathie des Verfassers gehört. Was
über die Eigenart der altkirchlichen Synoden gesagt ist (S. 251 f.),
bleibt gültige Erkenntnis: Die Synoden waren keine Parlamente,
und die anwesenden Bischöfe hatten kein Mandat ihrer Gemeinden
, vielmehr setzten sich die Synoden aus Trägern des Charisma
zusammen und faßten daher nur in der Einheit des heiligen Geistes
ihre Beschlüsse; darum wurde nicht abgestimmt, sondern es
gab am Schluß nur die Feststellung der Einmütigkeit.

Schwartz hatte den großen Vorteil, die syrischen Urkunden
vergleichen zu können, und ist dafür eingetreten, sie nicht ins
Deutsche, sondern ins Griechische zu übersetzen. Er selbst hat
diese Methode mit Meisterschaft gehandhabt; dennoch hat sich
dieses Vorbild nicht durchsetzen können, und heute wird kaum
jemand noch 6einen Weg gehen. Mit Recht: den schwebenden,
undogmatischen und nicht begrifflichen Charakter der syrischen
Texte wird ein Übersetzer nur in einer ihm völlig vertrauten
Sprache ausdrücken können; in den großen Editionen orientalischer
Texte wie z. B. Patrologia Orientali6 und Corpus Scriptorum
Christianorum Orientalium hat sich der Brauch bewährt, daß
jeder Herausgeber seine eigene Muttersprache bei der Übersetzung
benutzt. — Die Kenntnis der syrischen Urkunden war bei
den Kirchenhistorikern jener Tage wenig verbreitet; K. Holl hat
erst in seinem Alter mit eiserner Energie syrisch lesen gelernt,
und Harnack verstand die Sprache des östlichen Teiles der alten
Christenheit gar nicht. Ihm gegenüber hat Schwartz den Vorwurf
geäußert: „Es ist noch immer Mode, das orientalische Material
gleichmütig zu ignorieren; was nur .syrisch' erhalten ist, kann
man ungestraft verachten." In der Tat wartet hier ein weites und
weithin unerforschtes Gebiet auf die Bearbeiter, und Erkenntnisse
, die auch manches von Schwartz Gesagte verändern würden,
ließen sich hier finden. Auf manche Fragen, für die in den griechischen
Urkunden kein voll zureichendes Material vorhanden
ist, liegt hier die Möglichkeit einer Antwort bereit. Als Beispiel
sei auf die Beurteilung der konstantinischen Politik bei der Abfassung
des nieänischen Symbols hingewiesen; hier hat Schwartz.
in der Aufzwingung der Einheitsformel des 6/wovotog als letzten
Grund nur Machtpolitik erblicken können (S. 263 und 300).
Die Sachlage gewinnt jedoch ein anderes Aussehen, wenn die
älteste syrische Formulierung verglichen wird; 6ie steht in einem
Christushymnus bei Afrahat, Demonstratio 23,52: „In dir freuen
wir uns, geliebter Knabe, der du uns den Pfad bereitet hast zum
Ort, dahin wir uns sehnen. ... In dir preisen wir den aus sich
selbst Seienden, der dich aus seinem Wesen abgetrennt und dich
zu uns geschickt hat" (Patrologia Syriaca 2, Paris 1907, Sp. 100,
10—19 Parisot). Zwar ist dieser Passus zwanzig Jahre nach Nicäa
geschrieben, aber es ist allgemein anerkannt und völlig sicher,
daß sich in der Theologie Afrahats keinerlei Einflüsse griechischen
Denkens finden. Auf die Sache gesehen liegt hier deutlich die
öfxoovotoi; -Vorstellung vor; die Formel freilich ist nicht vorhanden
. Wenn nun Konstantin den Begriff 6/uoovoiog in das
Synodal-Credo einfügen ließ, konnte er der Zustimmung der
syrischen Kirche sicher sein, so daß sich ihm hier, war er erst einmal
auf diesen Tatbestand aufmerksam geworden, die sichere
Aussicht auf die Kircheneinheit eröffnete. Wir haben zwar keine
Nachrichten darüber, daß Hosius die Formel in Besprechungen mit
syrischen Bischöfen gewonnen habe; aber die Möglichkeit ist auf
Grund der Anschauungen Afrahats nicht von der Hand zu weisen
. Auf jeden Fall bietet sich hier eine wahrscheinlichere Deutung
an, als wenn für den 6/uoovaio<; -Begriff gnostische Herkunft
und bei Konstantin ein abenteuerliches Experiment angenommen
wird.

Eine kleine Unrichtigkeit, die Schwartz aus anderen Darstellungen
übernommen hat, ist auf S. 286 zu verbessern: Der Einsiedler Antonius
weilte nicht in der thebaischen Wüste, bevor er im Jahre 338 die lange
Reise nach Alexandrien unternahm, sondern auf dem Berge Kölsom in
der arabischen Wüste; am Fuße dieses mons Antonii liegt seit 530 der
justinianische Bau des Der Amba Antöni, der die vorher bestehende
Eremitenkolonie zum Antoniuskloster umwandelte. Der Weg dorthin
führt von Beni Suöf am Nil (124 km südlich von Kairo) in 36 Kamcl-
stunden ostwärts; heute fährt man meist von Suez aus die Küstenuferstraße
am Golf von Suez etwa 125 km nach Süden, bis zur Militärstation
am Wädi ez-ZaferSne, und folgt dann für etwa 50 km der
Wüstenpistc nach Westen. — Als weitere Verbesserung wäre zu vermerken
, daß S. 141 in der zweiten Zeile des griechischen Textes eis fcr
nvevfia zu übersetzen ist. Von Druckfehlern ist das Buch fast frei; eine
erstaunliche Leistung! Nur S. 141, Zeile 2 des griechischen Textes ist
ygatpal zu verbessern. Auf S. 62, Anm. 3 muß es heißen „Journ. of
Theol. Studies 3 [1902] ..." und entsprechend S. 67, Z. 12 „2 [1901]".

Bethel b. Bielefeld Alfred Adam

Voelkl, Ludwig: Der Kaiser Konstantin. Annalen einer Zeitenwende
. 306/337. München: Prestel-Vcrlag [1957]. 298 S., 92 Abb.
auf Taf., 1 Kte., Stammtaf. gr. 8°. Lw. DM 29.50.

Das Buch nimmt auf Grund seiner Methode in der Literatur
über Konstantin einen besonderen Platz ein. Seit Butckhardt, das
heißt seit dem Anfang der kritischen Konstantin-Forschung, besteht
die Arbeit des Historikers darin, das reichliche Qucllen-
material weniger auf das hin zu interpretieren, was es aussagt,
als vielmehr auf das, was es verschweigt. An und für 6ich ist nämlich
das Konstantin-Bild, das sich aus den Quellen unmittelbar
ergibt, keineswegs fragmentarisch, sondern rund und geschlossen;
nur Augustus, bei dem ähnliche Voraussetzungen bestehen, hat