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1960 Nr. 7

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Neues Testament

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Theologische Literaturzeitung 1960 Nr. 7

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von Au. R. Glover (New Testament Studies 5 [1958] 12—29) die
These, daß die Didache noch keine Zitate aus den Synoptikern
enthalte. Vgl. auch H. Köster, Synoptische Überlieferung bei
den Apostolischen Vätern (TU 65 [1957] 159-241).

Für die Entstehungszeit der Didache schlägt Au. eine
vormatthäische Periode, den Zeitraum zwischen 50 und 70, vor.
Die neun Begründungen, die er dafür gibt, beruhen zum Teil auf
den erwähnten hypothetischen Voraussetzungen; zusammengenommen
dürften sie wenigstens richtig aufzeigen, daß die
Schrift noch dem ersten Jahrhundert angehört. Als Entstehungsgebiet
wird Syrien oder Palästina genannt; Au. neigt zu der Annahme
, daß die Didache in Antiochien entstanden sei. Kurz vorher
hatte A. Adam in seinen Erwägungen zur Herkunft der Didache
(ZKG 68 [1957] 22. 44), die Au. zwar anführt, aber kaum
berücksichtigte, letztere Möglichkeit abgelehnt; immerhin schlägt
Adam bekanntlich Ostsyrien als Bestimmungslan(d der Schrift
vor, die zwischen 70 und 90/100 entstanden 6ein könnte, vielleicht
in Pella.

Im Schlußkapitel des ersten Teiles gelangt die alte Geschichte
der Didache zur Darstellung. Auch sie erbringt kein greifbares
Zeugnis für eine sehr frühe Bekanntschaft der Schrift in Antiochien
(Paulusbriefc [(], Ignatiusbriefe).

Im zweiten Teil 6eines Werkes bietet Au. eine neue Textrezension
und Übersetzung der Apostellehre.

Zum Text sei folgendes herausgegriffen. Richtig dürfte die
Korrektur in 1,3b ipiXrjre zovq (plXovvxn? nach CA gegen H
sein (vgl. 1, 3d). Das 'A^irjv zum Abschluß der Doxologien 9,2.
3-4; 10,2.4.5.6 ist zwar sachlich, aber textkritisch nicht hinreichend
gerechtfertigt (vgl. S. 401 f.), ebenso nicht das vlol?
rwv äv&Q(fmwv in 10, 3. 10, 6 (S. 236, Z. 10) lies ton 6tatt
toxi. Den Zusatz zu 10, 7 in c läßt Au. als unmöglich ursprüngliches
Ölwcihegebet weg; dies wäre richtig, hätten nicht L.-Th.
Lefort und Adam (a. a. O. 8—11) gezeigt, daß der koptische Ausdruck
nicht mit „Salböl", sondern mit „Erquickung" zu übersetzen
ist (im Hinblick auf die vorhergegangene Mahlfeier); das
in c angefügte und von CA umgedeutete Gebet schloß die Mahlfeier
ab. 11,4 hätte das dl: mit c gegen H wegbleiben dürfen
(vgl. P. Nautin, VigChrist 13 [1959] 118). 16,4 lies (S. 242,
Z. 4) r/iav/jnnai. Beipflichten darf man der Annahme, daß 16,8
der griechische Text in H unvollendet erhalten ist. — Andere Lesarten
des Herausgebers, meist durch seine Grundthesen bestimmt,
lassen im Zweifel (z.B. 7,Ii 10,6; 11,2; 14,1).

Dem Text ist ein doppelter Apparat beigegeben. — Der Hinweis
auf Bibeltextc entspricht der Hypothese Au.s von der Entstehungszeit
der Schrift; e6 wird in erster Linie auf atl. Stellen
verwiesen, bei den nt.lichen ist stets ein „Cf." vorangesetzt. —
Im textkritischen Apparat sind die Varianten von H, O, c, e so
gut wie vollständig notiert; hinzu kommen die bedeutenderen
j-esarten von g und CA. S. 228 müßte es statt (Z.) 12 (Z.) 11
"C'ßen, S. 234 statt (Z.) 26 (Z.) 27. Zu 4,6 wäre auch die Lesart
<5oW«c <«fc) in Betracht zu ziehen (vgl. H. Lietzmann, Die
D'dache, Berlin 1948", 7 Z. 7). Das ek S. 236, Z. 3 (statt xal)
,st im Apparat nicht belegt.

Die an sich treffliche Übersetzung hätte dem griechischen
Text freil ich hier und dort noch genauer folgen dürfen, ohne
dadurch schlechter lesbar zu werden. 2,6a wird vnoxQitr^
ln einem weiteren Sinn mit „mechant" wiedergegeben, wohl zugeht
(vgl. 4, 12 u. S. 293 f. 344). Zur Übersetzung von 15,3
Vgl- nun auch P. Nautin a. a. O. 119 f. xara^ffia 16, 5 ist mit
•■tombeau" übersetzt (vgl. S. 472 f.). Das orj/iüov IxneTnaeax;
'6. 6 ist wohl nicht ,,le signe de l'ouverrure" (vgl. S. 473), sondern
nach E. Stommcl (RQ 48 [1953] 21-42) das Zeichen des
Menschensohncs, das Kreuz.

Den dritten Teil des Werkes bildet der sehr ausführliche,
v°f allem literarisch-theologische Kommentar. Die Didache ist
nach Au. keine Kirchenordnung im späteren Sinn, sondern ,.un
feeucil d'.instructions des apötre«' '* (S. 248). Die kirchenrecht-
j.chc Bedeutung der Apostellehre wird stark abgeschwächt (vgl.

e Ausführungen über die Apostel, Propheten und Lehrer einer-
*eits u"d über die Bischöfe und Diakon« andrerseits). Die Grundlagen
des Kommentars bilden die in der Einführung gebotenen
Auffassungen und Hypothesen.

Hier 6ei noch folgendes willkürlich herausgehoben. Der
mnemotechnische Aufbau der Verse 3, 1—6 läßt darauf schließen,
daß dieser Text ursprünglich vielleicht nicht literarisch fixiert,
sondern zur mündlichen Einprägung bestimmt war. — Eingehend
wird die vermutliche Entstehungsgeschichte der Zwei - Wege -
Schrift erörtert, die ihrerseits eine Sammlung darstelle. — 4, 14
kann nach Au. nicht mehr als unmittelbares Zeugnis für ein
kirchliches Sündenbekenntnis herangezogen werden. —
Die „Eucharistie" in Kap. 9 und 10 bilde einen Teil der Instruktionen
, die der Didachist (zum Abschluß von D 1) zusammenstellte
; es handle sich dabei um „benedictions" (Lobpreisungen)
im Rahmen einer Liturgie des Brotbrechens (S. 405); diese sei
weder eine Agape, noch, was volle Zustimmung verdient, die
eigentliche Eucharistiefeier, sondern eine „liturgie de vigile"
(S. 407), der letzteren vorausgehend; ihr konnten auch noch Un-
getaufte beiwohnen. 10, 6 enthalte ein „rituel de ,passage' entre
la .fraction du pain' et l'.eucharistie' majeure" (S. 415. Vgl. auch
die Ausführungen Au.s in der RevBibl 65 [1958] 393—396 und
in den TU 73 [1959] 657 ff.). Diese eigentliche (sonntägliche)
Eucharistiefeier, von der Kap. 14 handelt, gehöre dann D 2 an. —
Den „Tisch" 11,9 erklärt Au. aus seiner Auffassung von Kap. 9f.
unter Bezugnahme auf 10,7 (S. 450). — Der Deutungsversuch für
die schwierige Stelle 11, 11 verblüfft durch 6eine Unkompliziert-
heit; der Kommentator möchte an Symbolhandlungen der Propheten
als Ergänzung ihrer sonstigen, ordentlichen Lehre denken
(S. 452); aber er berücksichtigt auch hier Adams Ausführungen
(a. a. O. 6 ff. 20—30) nicht, der 6ich der Deutung Harnacks anschließt
und den Text als Anweisung für das Verhalten gegenüber
dem asketischen Enthusiasmus syrischer Propheten auffaßt. —
Die der sonntäglichen Eucharistiefeier vorhergehende Buße 14, 1
wird richtig als „confession commune et liturgique" (S. 461) bestimmt
. Mit Recht warnt Au. auch davor, den in Kap. 14 gebrauchten
r}vnla-Begriff schon im Sinn einer viel späteren Meßopfertheologie
zu verstehen; hier ist er noch weiter genommen,
der Blick richtet 6ich in der Didache weniger auf Jesu Tod als auf
seine Auferstehung. —

Wiederholt betont Au. den hypothetischen Charakter 6einer
scharfsinnigen Aufstellungen. Sie haben bereits Anerkennung
und noch mehr Widerspruch gefunden und werden dies weiter
tun. Vorläufig liegt der Sinn dieses Werkes als Ganzen darin, daß
es die Didacheforschung neuerdings angeregt hat.

Freising Joseph A. Fischer

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